Der Gedanke, dass all der Wind vergebens...

Lacrima

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Der Gedanke, dass all der Wind vergebens, konnte sein Kopf gar nicht greifen.
Doch vorerst galt es sowieso ganz anderen Dingen Betrachtung zu schenken, jene zu begreifen. Sie atmete schwer, er lag noch immer heiß und verschwitzt in ihrem Schoß, noch der Anstrengung versprochen, die soeben an ihrem Höhepunkt sogleich – wie meistens – ihr nahendes Ende fand. Gedanken jedoch waren nun nicht das, was ihn plagten – nein. Er dachte nicht, soweit er dies jemals von sich zu behaupten wagte, ohne im Zuge dessen seine gesamte Existenz in Frage zu stellen, sie gar zu negieren. Sie dachte wohl auch nicht viel, dachte er sich, jedenfalls schloss er es jedesmal wenn er wieder aus ihrer Tür in die kalte Nacht Trat. Keine einzige Frage in all der Zeit war über ihre Lippen, neben dem süßlich schmeckenden Speichel an seine Ohren gekommen. Einmal sagte sie, sie stelle keine Fragen, sie interessiere sich zwar, aber sie fragt nicht. Er nahm es hin. Recht war es durchaus, aber dann auch wieder nicht. Nun denn, zurück zur Nacht, in welche es sich sogleich zu begeben galt, zurück zu allen Gedanken, Fragen von denen er jetzt noch verschont, geborgen, gleich eines Kindes im Schoße der Mutter lag. Bisweilen verfiel er auch in eine ähnlich Trance, die nach seinem Geschmack nicht lange genug sein konnte.
Früher konnte er nicht, nicht abschalten – für ein paar Minuten Kind sein. Nein, früher fühlte er sich verpflichtet, schuldig gegenüber ihr, die ihm ihren Körper geschenkt hatte, die Lust ertragen, ihn befriedigt hatte; wenn auch nur kurz.
Das war es nicht mehr was er begehrte. Es war nicht ein Orgasmus, die Haut, Die Erregung, der Körper oder gar noch Liebe. Es war einzig und alleine die absolute Stille, die Ruhe in den wenigen Minuten danach.
Schwerelosigkeit
 



 
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