Der Geier und Herr Meier

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Kai Yantiri

Mitglied
Der Geier und Herr Meier

Der Geier kreist seit Dienstag über dem Reihenhaus von Herrn Meier. Der Geier will nämlich Herr Meiers Eier.
Die liegen, fein bunt eingefärbt, in einem Körbchen. Das Körbchen steht auf dem kleinen Tisch auf dem Balkon von Herr Meiers Wohnung. Bald ist Ostern, und Herr Meier freut sich schon auf die Eier. Die will er dann essen, mit Senf und Öl, so genannte Soleier.
Wenn der Geier über Herrn Meiers Haus kreist, kann er die Eier sehen, mit seinen Geieraugen. Der Geier frisst eigentlich Aas, aber er hat schon lange nichts mehr von der Strasse gekratzt. Er kennt Eier, und er weiss, dass die schmecken. Also kreist er weiter.
Der Herr Meier macht seinen Mittagsschlaf wie jeden Tag um halb 3, denn da hat er immer einen kleinen Durchhänger. Der Geier hat das auch schon herausgefunden, weil er ja schon länger kreist.
Also, jetzt ist der Moment, denkt er sich. Er lässt sich hinabsinken, erst langsam, dann immer schneller stösst er hinab, bis er auf Herrn Meiers Balkongeländer landet. Mächtige Flügel hat er, mehr als zwei Meter Spannweite. Der Luftzug seiner Flügel schmeisst Herrn Meiers Pinguinsammlung auf der Fensterbank um, die Figuren zerplatzen auf dem Boden.
Der Geier greift sich zwei Eier, in jeder Klaue eins, und setzt zum Wegfliegen an.
In diesem Moment springt Konrad, der eigentlich sehr liebe, aber auch sehr grosse Hund von Herrn Meier durch die geöffnete Balkontür. Der Geier kreischt wie am Spiess, macht einen höllischen Lärm und versucht fortzufliegen. Im letzten Moment erwischt Konrad ihn mit der Schnauze am Fuss und springt dabei über das Balkongeländer.
Der Hund lässt den Vogel aber nicht los. Geier und Konrad fallen also aus dem ersten Stock in Frau Kollwietzens Rosenbeet. Sie machen einen Lärm, dass einem die Ohren wegfliegen. Das ist ein Gejaule, Gebelle und Gekreische!
Jetzt kommt auch noch die Kollwietz mit einem Besen und haut auf Konrad und den Geier ein, damit die ihr Rosenbeet nicht verwüsten. Und der Konrad hat noch immer den Zeh vom Geier in der Schnauze und lässt einfach nicht los!
Von dem ganzen Lärm ist der Herr Meier aufgewacht und auf den Balkon gerannt! Die Pinguine! Der Geier! Die Frau Kollwietz! Und der arme Konrad!
Doch der Herr Meier handelt schnell. Er greift sich ein Ei nach dem anderen aus dem Körbchen und bombardiert den Geier und die Kollwietz, dass es eine wahre Pracht ist! Ein Ei auf den Schnabel, eins auf das Aug\', eins auf den Hinterkopf und eins direkt aufs Ohr! Das reicht der Kollwietz - und dem Geier! Mit letzter Anstrengung reisst er sich los und fliegt davon wie einer, hinter dem der Gottseibeiuns her ist.
Der Konrad schüttelt sich und rennt durchs Treppenhaus hoch zu Herrn Meier. Der kuschelt erstmal mit ihm, weil der Konrad ganz verstört ist.
Und die Frau Kollwietz muss jetzt alles neu pflanzen. Herr Meier kocht und färbt neue Eier. Und der Geier kreist weiter.
 

hera

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Kai Yantiri, herzlich Willkommen in der Leselupe!

Schön, dass Du den Weg zu uns gefunden hast. Wir sind gespannt auf Deine weiteren Werke und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch mit Dir.

Um Dir den Einstieg zu erleichtern, haben wir im 'Forum Lupanum' (unsere Plauderecke) einen Beitrag eingestellt, der sich in besonderem Maße an neue Mitglieder richtet. http://www.leselupe.de/lw/titel-Leitfaden-fuer-neue-Mitglieder-119339.htm

Ganz besonders wollen wir Dir auch die Seite mit den häufig gestellten Fragen ans Herz legen. http://www.leselupe.de/lw/service.php?action=faq


Viele Grüße von hera

Redakteur in diesem Forum
 

molly

Mitglied
Hallo Kai Yantiri,

für welches Alter hast Du diese Geschichte denn gedacht?

Spaßig finde ich sie nicht. Hast Du schon mal ein hartes Ei an den Hinterkopf bekommen?

Du müsstest auch einiges erklären z.B.:

""denn da hat er immer einen kleinen Durchhänger.""
und
"hinter dem der Gottseibeiuns her ist".


Gruß molly
 
Hallo Kai,

ich finde deine Geschichte ämusant. Zwar bin ich mir unsicher, ob es wirklich eine Geschichte für Kinder ist, aber der Stil passt auf jeden Fall zur Handlung. Deswegen könnte es auch gut eine Kurzgeschichte sein. Es ist auch eine kunst leichte Lektüre Unterhaltsam zu gestalten, dass ist dir meiner Meinung nach auf jeden Fall gelungen.

Den von molly angespruchenen Punkt solltest du dir anschauen. Die Frau von unten ist ja kein Bösewicht, welche mit Eiern abgeworfen werden sollte, oder? Für Erwachsene find ich es in Ordnung, bei mir ist sofort ein Bild von einer nervigen, klischeehaften alten Nachbarsfrau entstanden. Aber für Kinder sind die alten Frauen in der Nachbarschaft meist sehr positiv, haben sie doch immer Kekse und warme Milch. Zumindest bei uns aufm Dorf ;-)

Grüße,

schwarze sonne
 

Kai Yantiri

Mitglied
Hi Schwarze Sonne,

danke für Dein Interesse für meinen Text! Finde konstruktives Feedback immer gut!
Herr Meier schmeisst ja nur deshalb Eier, weil die Kollwietz plötzlich auf seinen Hund
eindrischt. Die Geschichte habe ich übrigens schon meinem Sohn & allen
Kindern vorgelesen, doe ich kenne - alle waren begeistert. Und wenn die Zielgruppe
die Geschichten toll findet, dann bin ich zufrieden.

Danke nochmals & einen schönen Tag

Kai
 

Kai Yantiri

Mitglied
Hi Molly,

danke für Dein Interesse an 'Der Geier und Herr Meier'. Ich denke, dass dies
eine Kindergeschichte ist. Alle Kinder zwischen 8 & 12 waren begeistert.
Bis jetzt haben sich auch weder Kinder noch Erwachsene über die
Eierwerferei beschwert. Arbeite viel mit Kindern & teste jede Geschichte,
bevor ich sie veröffentliche. Wenn die Zielgruppe zufrieden ist, dann bin ich
es auch.

Kai
 
Hallo, dann passt das ja. In dem Alter verstehen die Kinder den Humor auch schon =) Hatte befürchtet dein Ziel wären jüngere Kinder.

Grüsse
 

Kai Yantiri

Mitglied
Du hast recht, diese Kurzgeschichte ist für ältere Kinder geschrieben.
Darüber hinaus habe ich sie auch verfasst, damit mein Sohn (11)
seine Lesefähigkeit verbessern kann. Ich habe deshalb einige Worte
mit den Lauten 'ie' oder 'ei' eingebaut. Mein Sohn ist zweisprachiger Legasteniker (Englisch/Deutsch),
und er verwechselt bei diesen Lauten gern die englische Aussprache mit der deutschen.
Deshalb auch 'Geier, Meier, Eier' etc.
 



 
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