Der Hase und der Igel

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HelenaSofie

Mitglied
Der Hase und der Igel

An einem wunderschönen Herbstmorgen öffnete der Igelvater die Haustüre. Die Vögel sangen und die Stoppelfelder glänzten in der Sonne.
"Herrliches Wetter um einen Spaziergang zu machen, während meine Frau die Igelkinder versorgt und das Frühstück vorbereitet," dachte er und tippelte los.
Zur gleichen Zeit entschloss sich auch der Hase, an diesem schönen Morgen einen Spaziergang zu machen. Eigentlich hatte er das nicht vor. So kam es, dass er für den Spaziergang zu fein angezogen war und auch noch nicht gefrühstückt hatte.
Es dauerte nicht lange, da begegneten sich Hase und Igel.
Von Weitem erkannte der Igel den Hasen an seinen langen Beinen und der prächtigen Kleidung.
Schon stand der langbeinige Hase vor ihm, schaute auf ihn herab und grinste.
Da fiel dem Igelvater die Geschichte vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel ein, an die sich die Igel gerne erinnern. Immer wieder erzählen sie, wie einer von ihnen durch seine Schlauheit damals den überheblichen und spöttischen Hasen besiegt hat.
Wollte dieser Hase ihn auch wegen seiner krummen Beine verspotten?
Der Igelvater nahm allen Mut zusammen und sagte zum Hasen: "Du kannst mich nicht wegen meiner kurzen und krummen Beine beleidigen! Die sind für mich gerade richtig. Damit kann ich mich ganz schnell zu einer Kugel einrollen, wenn mir Gefahr droht. Solche langen Beine wie deine wären für mich nur hinderlich und außerdem..."
Da unterbrach ihn der Hase und meinte: "Aber ich will dich doch gar nicht beleidigen!
Ich muss nur grinsen, weil du eine Pflaume auf deinem Rücken aufgespießt hast und diese spazieren führst."
An die Pflaume hatte der Igel nicht mehr gedacht. Er hatte sie noch unter einem Baum gefunden und wollte sie seiner Frau schenken. Er aß kein Obst, seine Frau würde sich aber darüber freuen.
Etwas beschämt schaute der Igel den Hasen an. Dann meinte er: "Komm mit mir nach Hause! Das Frühstück wird fertig sein."
Der Hase nahm die Einladung gerne an und ging mit dem Igel.
Sie frühstückten zusammen und gaben sich gegenseitig Ratschläge. Der Hase machte dem Igel vor, wie man Haken schlagen kann und der Igel zeigte, wie man seine Beine am besten einziehen kann. Selten hatte den beiden das Frühstück so gut geschmeckt.
 

Fallanda

Mitglied
Hallo HelenaSofie,

es freut mich sehr, dass du deine Lust am Schreiben offensichtlich wiederentdeckt hast.

Ich mag auch die grundlegende Idee der Geschichte.
Der Igel fühlt sich dem Hasen unterlegen und befürchtet die mögliche Arroganz des Hasen und von ihm kritisiert zu werden. Er erinnert sich an die Wettlaufgeschichte und versucht sich sogleich seiner allerdings nur augenscheinlichen Unterlegenheit zu verteidigen. Der Hase lacht ihn aber nicht aus und das Missverständnis wird aufgeklärt, was in einem fröhlichen Austausch jeweiliger Vorteile endet.

Ein paar Vorschläge bzw. Fragen zur Umsetzung:

Der Hase hatte nicht vor spazieren zu gehen, war aber 'zu fein' angezogen. Möglicherweise sehe ich das zu menschlich, aber ich hätte dann eher nicht die guten Sachen an, sondern eher Schlapperpulli und Trainingshose. :)
Vielleicht könnte er sich einfach nur deswegen vor dem Frühstück rausputzen, weil er sich an dem wunderschönen Herbstmorgen motiviert fühlt und sich auf den herrlichen Tag freut.

Bei der Wettlaufgeschichte müsste der Igel eigentlich selber grinsen und sich überlegen fühlen müssen. Immerhin war der Hase clever reingelegt worden.
Vorschlag meinerseits, ihn dann vielleicht befürchten zu lassen, der Hase wolle ihn auch herausfordern, um die legendäre Schmach vergessen zu lassen.

Die aufgespießte Pflaume finde ich sehr witzig, nur kommt sie mir ein klein wenig zu überraschend. Als der Igel losgegangen war, konnte er sie noch nicht gehabt haben, da seine Frau sie sonst schon gesehen hätte. Vielleicht kann man noch irgendetwas einbauen, wo sie plötzlich auftaucht.
So in der Art: Igel sieht den Hasen von weiten, wird nervös und rutscht unter einem Pflaumenbaum im taunassen Gras aus und spießt sie sich dabei auf.

Liebe HelenaSofie, das sind nur Vorschläge und subjektive Ansichten, wie aus der Geschichte meiner Meinung nach noch etwas mehr rauszuholen wäre.

Ganz liebe Grüße
Fallanda
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
also

ich finde die geschichte absolut entzückend und rundum gelungen. sehr gut zum vorlesen im kindergarten geeignet.
lg
 
D

Donkys Freund

Gast
Der Schreibstil ist mal wieder gelungen und die Idee anhand der "Hase-Igel"-Geschichte Vorurteile und Klischees zu thematisieren finde ich prima. (In der selben Geschichte finden die Kinder natürlich gleich das Klischee der klassischen Rollenverteilung, dass Papa sich zu Hause um nichts kümmern muss...hmm)

Ich nehme an, den Schlenker mit der feinen Kleidung benötigst Du, da der Igel Hasen nur aus der Geschichte kennt, in der der Hase so eitel daherkommt, oder? Sonst macht das ja keinen Sinn. Warum sollte er den Hasen sonst an seiner Kleidung erkennen, wenn Hasen eher selten damit rumlaufen? Vielleicht solltest Du das noch irgendwo vermerken.

Die Plaumen-Lösung ist originell. Wie spießt ein Igel eigentlich Pflaumen auf seinen Rücken? Rollt er darüber? Ich fände die einfache Lösung, dass ihm eine Pflaume auf den Rücken gefallen ist, besser. Ist aber nicht ausschlaggebend.

Viele Grüße
Donkys Freund
 

HelenaSofie

Mitglied
Der Hase und der Igel

An einem wunderschönen Herbstmorgen öffnete der Igelvater die Haustüre. Die Vögel sangen und die Stoppelfelder glänzten in der Sonne.
"Herrliches Wetter um einen Spaziergang zu machen, während meine Frau die Igelkinder versorgt und das Frühstück vorbereitet," dachte er und tippelte los.
Zur gleichen Zeit entschloss sich auch der Hase, an diesem schönen Morgen einen Spaziergang zu machen. Eigentlich hatte er das nicht vor. So kam es, dass er für den Spaziergang zu fein angezogen war und auch noch nicht gefrühstückt hatte.
Es dauerte nicht lange, da begegneten sich Hase und Igel.
Von Weitem erkannte der Igel den Hasen an seinen langen Beinen und der prächtigen Kleidung.
Schon stand der langbeinige Hase vor ihm, schaute auf ihn herab und grinste.
Da fiel dem Igelvater die Geschichte vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel ein, an die sich die Igel gerne erinnern. Immer wieder erzählen sie, wie einer von ihnen durch seine Schlauheit damals den überheblichen und spöttischen Hasen besiegt hat.
Wollte dieser Hase ihn auch wegen seiner krummen Beine verspotten?
Der Igelvater nahm allen Mut zusammen und sagte zum Hasen: "Du kannst mich nicht wegen meiner kurzen und krummen Beine beleidigen! Die sind für mich gerade richtig. Damit kann ich mich ganz schnell zu einer Kugel einrollen, wenn mir Gefahr droht. Solche langen Beine wie deine wären für mich nur hinderlich und außerdem..."
Da unterbrach ihn der Hase und meinte: "Aber ich will dich doch gar nicht beleidigen!
Ich muss nur grinsen, weil du eine Pflaume auf deinem Rücken aufgespießt hast und diese spazieren führst."
An die Pflaume hatte der Igel nicht mehr gedacht. Er hatte sie noch unter einem Baum gefunden und wollte sie seiner Frau schenken. Er aß kein Obst, seine Frau würde sich aber darüber freuen.
Etwas beschämt schaute der Igel den Hasen an. Dann meinte er: "Komm mit mir nach Hause! Das Frühstück wird fertig sein."
Der Hase nahm die Einladung gerne an und ging mit dem Igel.
Sie frühstückten zusammen und gaben sich gegenseitig Ratschläge. Der Hase machte dem Igel vor, wie man Haken schlagen kann und der Igel zeigte, wie man seine Beine am besten einziehen kann. Selten hatte den beiden das Frühstück so gut geschmeckt.


Anmerkung
Als Kind habe ich auch das Märchen der Brüder Grimm vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel kennengelernt.
Mir gefiel nicht die angeblich "gerechte Strafe" für den hochmütigen, spottlustigen Hasen, der von dem "schlauen und listigen" Igel besiegt wurde.
Ich fand das Verhalten des Igels nicht schlau und listig, sondern einfach betrügerisch. Nur durch Betrug kam er zum Ziel und dieses Verhalten wurde am Schluss sogar belohnt.
Als wir Schüler die Verfilmung des Märchens sahen, mochte ich es noch weniger. Ich hatte Mitleid mit dem Hasen, als er beim 74. Lauf nur noch torkeln konnte und dann tot zusammenbrach, während die beiden Igel sich den Golddukaten und die Flasche Branntwein schnappten und dann vergnügt nach Hause gingen. Eine solche harte Bestrafung des Hasen für sein hochmütiges und spöttisches Verhalten fand ich zu grausam und ungerecht, während der betrügerische Igel ungeschoren davonkam.
Irgendwie passt für mich dieses Märchen nicht ganz in das Schema "Der Gute wird belohnt und der Böse bestraft".
Nachdem ich jetzt das Märchen in der ungekürzten Originalfassung in Plattdeutsch gelesen habe, gefällt mir das Verhalten des Igels noch weniger. Ziemlich grob sagte er zu seiner Frau, als diese sich entsetzt zu dem geplanten Wettlauf äußerte, sie solle den Mund (das Maul) halten und sich nicht in Männergeschäfte einmischen.
 

HelenaSofie

Mitglied
Der Hase und der Igel

An einem wunderschönen Herbstmorgen öffnete der Igelvater die Haustüre. Die Vögel sangen und die Stoppelfelder glänzten in der Sonne.
"Herrliches Wetter um einen Spaziergang zu machen, während meine Frau die Igelkinder versorgt und das Frühstück vorbereitet," dachte er und tippelte los.
Zur gleichen Zeit entschloss sich auch der Hase, an diesem schönen Morgen einen Spaziergang zu machen. Eigentlich hatte er das nicht vor. So kam es, dass er für den Spaziergang über die staubigen Feldwege zu fein angezogen war und auch noch nicht gefrühstückt hatte.
Es dauerte nicht lange, da begegneten sich Hase und Igel.
Von Weitem erkannte der Igel den Hasen an seinen langen Beinen und der prächtigen Kleidung.
Schon stand der langbeinige Hase vor ihm, schaute auf ihn herab und grinste.
Da fiel dem Igelvater die Geschichte vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel ein, an die sich die Igel gerne erinnern. Immer wieder erzählen sie, wie einer von ihnen durch seine Schlauheit damals den überheblichen und spöttischen Hasen besiegt hat.
Wollte dieser Hase ihn auch wegen seiner krummen Beine verspotten?
Der Igelvater nahm allen Mut zusammen und sagte zum Hasen: "Du kannst mich nicht wegen meiner kurzen und krummen Beine beleidigen! Die sind für mich gerade richtig. Damit kann ich mich ganz schnell zu einer Kugel einrollen, wenn mir Gefahr droht. Solche langen Beine wie deine wären für mich nur hinderlich und außerdem..."
Da unterbrach ihn der Hase und meinte: "Aber ich will dich doch gar nicht beleidigen!
Ich muss nur grinsen, weil du eine Pflaume auf deinem Rücken aufgespießt hast und diese spazieren führst."
An die Pflaume hatte der Igel nicht mehr gedacht. Er hatte sie noch unter einem Baum gefunden und wollte sie seiner Frau schenken. Er aß kein Obst, seine Frau würde sich aber darüber freuen.
Etwas beschämt schaute der Igel den Hasen an. Dann meinte er: "Komm mit mir nach Hause! Das Frühstück wird fertig sein."
Der Hase nahm die Einladung gerne an und ging mit dem Igel.
Sie frühstückten zusammen und gaben sich gegenseitig Ratschläge. Der Hase machte dem Igel vor, wie man Haken schlagen kann und der Igel zeigte, wie man seine Beine am besten einziehen kann. Selten hatte den beiden das Frühstück so gut geschmeckt.


Anmerkung
Als Kind habe ich auch das Märchen der Brüder Grimm vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel kennengelernt.
Mir gefiel nicht die angeblich "gerechte Strafe" für den hochmütigen, spottlustigen Hasen, der von dem "schlauen und listigen" Igel besiegt wurde.
Ich fand das Verhalten des Igels nicht schlau und listig, sondern einfach betrügerisch. Nur durch Betrug kam er zum Ziel und dieses Verhalten wurde am Schluss sogar belohnt.
Als wir Schüler die Verfilmung des Märchens sahen, mochte ich es noch weniger. Ich hatte Mitleid mit dem Hasen, als er beim 74. Lauf nur noch torkeln konnte und dann tot zusammenbrach, während die beiden Igel sich den Golddukaten und die Flasche Branntwein schnappten und dann vergnügt nach Hause gingen. Eine solche harte Bestrafung des Hasen für sein hochmütiges und spöttisches Verhalten fand ich zu grausam und ungerecht, während der betrügerische Igel ungeschoren davonkam.
Irgendwie passt für mich dieses Märchen nicht ganz in das Schema "Der Gute wird belohnt und der Böse bestraft".
Nachdem ich jetzt das Märchen in der ungekürzten Originalfassung in Plattdeutsch gelesen habe, gefällt mir das Verhalten des Igels noch weniger. Ziemlich grob sagte er zu seiner Frau, als diese sich entsetzt zu dem geplanten Wettlauf äußerte, sie solle den Mund (das Maul) halten und sich nicht in Männergeschäfte einmischen.
 
Hallo HelenaSofie,

ganz süß, dein Geschichte.

Zu Donkey Freunds Vorschlag habe ich auch noch etwas zu sagen:

Die Plaumen-Lösung ist originell. Wie spießt ein Igel eigentlich Pflaumen auf seinen Rücken? Rollt er darüber? Ich fände die einfache Lösung, dass ihm eine Pflaume auf den Rücken gefallen ist, besser. Ist aber nicht ausschlaggebend.
Es ist eine falsche Annahme, dass die Igel sich Obst auf die Stacheln pieksen. Sie werden zwar beim Schmausen an Äpfeln oft gesehen, jedoch nur, um sich das Ungeziefer aus dem fauligen Obst herauszusuchen. Ich würde deinem Igel auch eine Pflaume auf den Rücken fallen lassen. So könnte man es den Kindern, denen die Geschichte vorgelesen wird, gleich richtig vermitteln.

Lieben Gruß,
Estrella
 

HelenaSofie

Mitglied
Hallo ihr Lieben, Fallanda, Donkys Freund und Estrella,

vielleicht hätte ich den Text besser in "Märchen" eingestellt, denn es handelt sich um ein Märchen. Und für Märchen gelten andere Gesetze als z.B. für eine wirklichkeitsnahe Geschichte. Märchen wollen kein Sachwissen vermitteln. Der kurze Inhalt meines Textes ist etwa: Der Igel begegnet dem grinsenden Hasen voreingenommen. Beide sind aber zu einem Gespräch bereit. Alles klärt sich auf und beide gewinnen am Schluss. Prächtige Kleidung, Pflaume und Frühstück sind nur eine Art Requisiten, um das Geschehen zu verdeutlichen.

@Fallanda
Der Hase konnte auch etwas weniger Staubiges vorhaben z.b. seine Freunde besuchen.
Im Laufe der Zeit ist den Hasen klar geworden, dass der Wettlauf durch Betrug verloren wurde. Deshalb ist es sicher keine Schmach mehr für sie.
Die Pflaume wollte ich nicht vorher erwähnen. Der Leser sollte sie erst als Grund für das Grinsen erfahren.

@Donkys Freund
Bei der Pflaumenlösung schwankte ich zwischen Pflaume finden und herunterfallen. Ich habe mich für das selbständige Aufspießen entschieden, weil der Igel sie als Geschenk seiner Frau mitnehmen wollte. Woher hätte er sonst auch gewusst, dass sich eine (essbare) Pflaume auf seinem Rücken befindet? "Das Klischee der klassischen Rollenverteilung" fand ich nötig,weil der Hase von einem fertigen Frühstück ausging und so erst die Einladung aussprechen konnte.

@Estrella
Du hast Recht mit dem Obst und dem Aufspießen. Sicher hast du beim Lesen an deine schönen Geschichten von den Igeln gedacht, die auch Sachwissen vermitteln sollen.Das will ich mit meinem kleinen Märchen aber nicht. Die Geschichte muss nur stimmig sein, einiges darf "märchenhaft" sein.

Euch Dreien herzlichen Dank für eure Zeit, die ihr mir geschenkt habt und mir eure Gedanken zu der Geschichte mitgeteilt habt. Irgendwie ist mir die Geschichte dadurch noch ein bisschen nähergekommen. Meine Überlegungen zu bestimmten Vorgängen wisst ihr jetzt auch.

Ganz liebe Grüße an euch
HelenaSofie
 
Liebe HelenaSofie,

Sicher hast du beim Lesen an deine schönen Geschichten von den Igeln gedacht, die auch Sachwissen vermitteln sollen.Das will ich mit meinem kleinen Märchen aber nicht. Die Geschichte muss nur stimmig sein, einiges darf "märchenhaft" sein.
Tut mir leid. Du hast natürlich recht, dass ein Märchen kein Sachwissen vermitteln muss. Da sind doch glatt meine Igel mit mir durchgegangen. Nichts für ungut.

Lieben Gruß,
Estrella
 
D

Donkys Freund

Gast
Hallo HelenaSofie,

Das stimmt natürlich, das Märchen nicht der Wirklichkeit entsprechen (Igel machen in der Regel ja auch kein Frühstück). Dennoch sollte die Logik in sich stimmig sein.

Wenn der Igel über seine kurzen, krummen Beine redet, kommt er auch im Märchen nicht an seinen Igelpanzer, um irgendetwas aufzuspießen. Da fehlt einfach die bildliche Vorstellung. Wenn der Igel den Hasen an seiner feinen Kleidung erkennt, muss dieser auch sonst damit rumlaufen (was er aber anscheinend nicht tut).

Das kann man natürlich wohlwollend überlesen, und mag auch kein Kind wirklich kümmern (wobei gerade diese schnell den Finger in die Wunde legen, wo man gar keine Wunde vermutet), aber irgendwie stört es mich ein wenig.

Liebe Grüße
Donkys Freund
 

Josi

Mitglied
Liebe Helena Sofie,

was entdecke ich heute? Eine entzückene Kindergeschichte von dir.
Am besten hat mir gefallen:

Sie frühstückten zusammen und gaben sich gegenseitig Ratschläge. Der Hase machte dem Igel vor, wie man Haken schlagen kann und der Igel zeigte, wie man seine Beine am besten einziehen kann. Selten hatte den beiden das Frühstück so gut geschmeckt.

Sie gewinnen wirklich beide und das hat auch erzieherischen Charakter, daher finde ich es auch gut, dass der Text bei den Kindergeschichten steht.
Die Geschichte zeigt an, dass es sich besser ohne Vorurteile leben lässt.Denn:
Selten hatte den beiden das Frühstück so geschmeckt und sie konnten voneinander lernen.
Und - manchmal sind lange Beine nützlich und ein anderes Mal sind kurze Beine von Vorteil.

Mir gefällt deine Geschichte auch besser als die "alte" Hase und Igel Geschichte.

Ganz liebe Grüße
von Josi
 

HelenaSofie

Mitglied
Hallo Donkys Freund,

Kinder haben viel Fantasie und finden für das Aufspießen verschiedene Möglichkeiten. Der Igel brauchte nur mit seinem Rüssel die Pflaume zum Baumstamm zu rollen und dann seinen Rücken dagegen zu drücken. Aber für die Kinder im Märchenalter stellen sich solche Fragen kaum. Sie wollen auch nicht wissen, wie der Wolf es schafft, sechs Geißlein in seinem Bauch unterzubringen. Nach der märchenhaften Phase fragen die Kinder natürlich: Ist das wahr oder kann das wahr sein?
Die Kleiderfrage sehe ich weiterhin so:
Wenn die Hasen für ihre prächtige Kleidung bekannt sind, müssen sie diese trotzdem nicht immer anziehen wie z.B. für den Spaziergang über staubige Feldwege oder zum Ernten von Kohlblättern.

Ich danke dir für deinen Kommentar und grüße dich
HelenaSofie
 

HelenaSofie

Mitglied
Hallo Josi,

herzlichen Dank! Über deine Einschätzung der Geschichte habe ich mich sehr gefreut. In manchen Situationen hört für uns Menschen leider die Geschichte beim Grinsen auf und für den Rest fehlt der Mut oder die Zeit.

Liebe Grüße
HelenaSofie
 

HelenaSofie

Mitglied
Der Hase und der Igel

An einem wunderschönen Herbstmorgen öffnete der Igelvater die Haustüre. Die Vögel sangen und die Stoppelfelder glänzten in der Sonne.
"Herrliches Wetter um einen Spaziergang zu machen, während meine Frau die Igelkinder versorgt und das Frühstück vorbereitet," dachte er und tippelte los.
Zur gleichen Zeit entschloss sich auch der Hase, an diesem schönen Morgen einen Spaziergang zu machen. Eigentlich hatte er das nicht vor. So kam es, dass er für den Spaziergang über die staubigen Feldwege zu fein angezogen war und auch noch nicht gefrühstückt hatte.
Es dauerte nicht lange, da begegneten sich Hase und Igel.
Von Weitem erkannte der Igel den Hasen an seinen langen Beinen und der prächtigen Kleidung.
Schon stand der langbeinige Hase vor ihm, schaute auf ihn herab und grinste.
Da fiel dem Igelvater die Geschichte vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel ein, an die sich die Igel gerne erinnern. Immer wieder erzählen sie, wie einer von ihnen durch seine Schlauheit damals den überheblichen und spöttischen Hasen besiegt hat.
Wollte dieser Hase ihn auch wegen seiner krummen Beine verspotten?
Der Igelvater nahm allen Mut zusammen und sagte zum Hasen: "Du kannst mich nicht wegen meiner kurzen und krummen Beine beleidigen! Die sind für mich gerade richtig. Damit kann ich mich ganz schnell zu einer Kugel einrollen, wenn mir Gefahr droht. Solche langen Beine wie deine wären für mich nur hinderlich und außerdem..."
Da unterbrach ihn der Hase und meinte: "Aber ich will dich doch gar nicht beleidigen!
Ich muss nur grinsen, weil du eine Pflaume auf deinem Rücken aufgespießt hast und diese spazieren führst."
An die Pflaume hatte der Igel nicht mehr gedacht. Er hatte sie noch unter einem Baum gefunden und wollte sie seiner Frau schenken. Er aß kein Obst, seine Frau würde sich aber darüber freuen.
Etwas beschämt schaute der Igel den Hasen an. Dann meinte er: "Komm mit mir nach Hause! Das Frühstück wird fertig sein."
Der Hase nahm die Einladung gerne an und ging mit dem Igel.
Sie frühstückten zusammen und gaben sich gegenseitig Ratschläge. Der Hase machte dem Igel vor, wie man Haken schlagen kann und der Igel zeigte, wie man seine Beine am besten einziehen kann. Selten hatte den beiden das Frühstück so gut geschmeckt.


Anmerkung
Als Kind habe ich auch das Märchen der Brüder Grimm vom Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel kennengelernt.
Mir gefiel nicht die angeblich "gerechte Strafe" für den hochmütigen, spottlustigen Hasen, der von dem "schlauen und listigen" Igel besiegt wurde.
Ich fand das Verhalten des Igels nicht schlau und listig, sondern einfach betrügerisch. Nur durch Betrug kam er zum Ziel und dieses Verhalten wurde am Schluss sogar belohnt.
Als wir Schüler die Verfilmung des Märchens sahen, mochte ich es noch weniger. Ich hatte Mitleid mit dem Hasen, als er beim 74. Lauf nur noch torkeln konnte und dann tot zusammenbrach, während die beiden Igel sich den Golddukaten und die Flasche Branntwein schnappten und dann vergnügt nach Hause gingen. Eine solche harte Bestrafung des Hasen für sein hochmütiges und spöttisches Verhalten fand ich zu grausam und ungerecht, während der betrügerische Igel ungeschoren davonkam.
Irgendwie passt für mich dieses Märchen nicht ganz in das Schema "Der Gute wird belohnt und der Böse bestraft".
 



 
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