Der Holzsemmelwettbewerb.

pleistoneun

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Stichsägenwettbewerb der Spätweckenbäcker: Zahlreicher Zulauf der kleinbürgerlichen Möchtegernschnitzer und Hobbytischler zum Kurvenschneiden an Holzspanplatten. Statt nudeliger Teigware nun mal massives Bretterwerk, statt Brezel, Kipferl, Semmelteig jetzt Furnierlattenstichsägenlärm mit Staubgarantie und Asthmaschock. Der Boden fibrierte beim Start zum Stichsägenhallenmasters der Spätweckenbäcker, meterhohe Holzspanfontänen vernebelten innerhalb kürzester Zeit die schwitzenden Modellierer und der ohrenbetäubende Lärm zeugte von dem verbissenen Ehrgeiz, den jeder der Teilnehmer mitgebracht hatte, um die heiß ersehnte Trophäe zu gewinnen. Doch vorher galt es alles zu geben, die stahlharten Unterarmmuskeln jahrzehntelangem Teigwalgens trieben das heiße Stichsägenblatt durch die Fasern des flachsigen Holzes. Langsam formten sich hier und da Rundungen oder eine Kante und so nach und nach puffte das Staublungenpublikum jubelnd ihren feinen Mehlstaub aus ihren Alveolen und heizte die Stimmung weiter an. Nach 8 Stunden 12 Minuten und 2 Sekunden beinharter Schufterei unter widrigsten Bedingungen riss der erste Bäckermeister erschöpft seinen Elektrohobel in die Luft - ein klarer Sieg. Das Ende eines erbitterten Kampfes zwischen weißbeschürzten Semmelknetern, die nichts besseres zu tun hatten, als sich an diesem schönen Sonntagnachmittag im Stichsägenholzsemmelmodellieren zu messen.

Vier Männer lösten mit Mühe die noch glühende Stichsäge aus der verkrampften Umklammerung des bulligen Siegers und drückten ihm seine Trophäe in die Hand - die vielbegehrte Semmel aus weißem Teakholz. Doch nach eingehenden Recherchen des Schiedsgerichts wurde dem Holzmodellbäcker der erste Platz aberkannt, weil dieser angeblich seine Stichsäge gar nicht eingeschaltet haben soll, also stromlos stichgesägt haben soll, mit purem Kraftaufwand die Semmel aus dem Holz geformt zu haben, und das war gegen die Regeln. Er erhob klarerweise Einspruch, dieser wurde jedoch von der Kommission aufgrund der Beweiselage und mangelnder stichsägenhaltiger Beweise zurückgewiesen. Vier Tage später hatte er sich mit einem kurzen Abschiedbrief von dieser Welt verabschiedet:

"Mein Leben habt ihr jetzt zerstört,
und habt mich nicht mal angehört.
Ihr sagt, ich hab das Holz nicht richtig zugesägt,
Habe immer Sorgfalt, Akribie und Augenmerk gepflegt.
Und schwitze liebend gern für mein Gebäck,
ob jetzt aus Holz, aus Teig, aus Schinkenfleck.
Schwitzen heißt, wenn Muskeln weinen,
ja alles gab ich, wills nicht verneinen.
Und ihr? Mein Lebenswerk habt ihr verdorben,
jetzt ist die Welt für mich gestorben
drum schieb ich mich ins Backrohr rein
und schwitz dort weiter, ihr Sch**ssverein."
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hm,

eine nette kleine schmunzelgeschichte. und auch noch n gedicht am ende! gefällt mir rundherum recht gut. aber sag bitte: wird vibriert nach der neuen rechtschreibung wirklich mit f geschrieben? ich lerne ja gerne noch dazu . . . ganz lieb grüßt
 

pleistoneun

Mitglied
Hehe

Hast recht, bin da wohl gedanklich etwas abgeglitten und schreibe ein Wort, das man täglich 100 Mal braucht, komplett falsch. Ich sollte mir die Geschichten vor dem Veröffentlichen durchlesen denk ich, sollte ich, ja.
 



 
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