Der Jäger und die Baumprinzessin (gelöscht)

flammarion

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Der Jäger und die Baumprinzessin
Veröffentlicht von maerchenhexe am 11. 01. 2007 10:35
Der Jäger und die Baumprinzessin

Es war einmal ein junger Jäger, der frei durch alle Lande zog und dem jeweiligen Herrscher seine Dienste gegen Kost und Unterkunft anbot. Und weil er sich vortrefflich auf das Waidwerk verstand, säuberte er manchen Wald von gefährlichen Tieren, und manch König oder Fürst hatte nach langer Zeit wieder einen guten Braten auf dem Tisch.

Eines Tages nun war der Jäger wieder unterwegs ins nächste Königreich. Dabei durchquerte er einen großen, düsteren Wald, und als er bei Anbruch der Nacht noch immer keinen Weg nach draußen gefunden hatte, bereitete er sich sein Nachtlager unter einem hohen Baum mit mächtiger Krone. „Das dichte Blattwerk wird mich, wenn es nötig ist, selbst vor Regen und Hagel schützen“, dachte er zufrieden und war bald darauf tief und fest eingeschlafen.

Seltsame Geräusche weckten ihn um Mitternacht aus seinem Schlummer. Zunächst wusste er gar nicht, was um ihn herum geschah, als er mit einem Satz auf die Füße kam. Doch dann sah er zu seiner Verwunderung, dass der Baum(Komma) unter dem er gelegen hatte, zu schrumpfen begann. Immer kleiner wurden Äste, Blätter und Stamm, und statt des Baumes stand plötzlich ein wunderschönes Mädchen mit meergrünen Augen und langen kupferroten Locken vor ihm. „Fürchte dich nicht, lieber Jäger“, sprach es ihn an. „Ich bin eine Prinzessin, und meinem Vater gehört das Königreich hinter dem düsteren Wald. Die böse grausträhnige Hexe vom Spiegelberg, der in meines Vaters Reich liegt, hat mich verhext, weil sie neidisch ist auf meine Jugend und auf mein Haar. Und nur eine Stunde von Mitternacht an,(kein Komma) darf ich jede Nacht meine menschliche Gestalt annehmen.“

Der Jäger, der erst erschrocken zurück gewichen war, hatte sich bei der Rede sofort in die Prinzessin verliebt. „Liebste Prinzessin“, sagte er, „mich dauert dein Geschick. Ich bin nur ein armer Jäger, aber gibt es denn keine Möglichkeit, den bösen Zauber der Hexe zu lösen?“ (Absatz oder Trennstrich)„Die gibt es wohl“, antwortete die Prinzessin, „aber dann begibst du dich in höchste Gefahr. Du musst den Spiegelberg finden und diesen in einem Tag hoch(getrennt)reiten, bis du auf seine Spitze gelangst, wo die Hexe wohnt; du hast aber nur drei Tage Zeit und somit auch nur drei Versuche. Gelingt dir dein Vorhaben, zerbricht der ganze Berg in Scherben und die Hexe stirbt. Doch, ach, so viele haben schon ihr Glück versucht und sind nicht einmal auf die Hälfte des Berges[blue] gelangt[/blue] (gekommen) , weil die Pferde an der glatten Haut des Berges immer wieder abrutschten. Und am dritten Tag wurden sie von dem scharfkantigen Spiegel durchbohrt und mussten sterben.“

Schon war die Stunde um, und das schöne Mädchen verwandelte sich wieder in einen Baum. Der Jäger aber war fest entschlossen, seine geliebte Prinzessin vom Fluch der Hexe zu befreien und machte sich beim ersten Sonnenstrahl auf den Weg. Er fand auch bald einen Pfad aus dem Wald heraus und es dauerte gar nicht lange, bis er an ein großes Stadttor gelangte. Nach scharfem Mustern ließ man ihn passieren, und auf seinem Weg zum Schloss des Königs sah er, dass die ganze Stadt mit schwarzen Tüchern verhängt war. Auch die Bewohner gingen alle in Schwarz gekleidet, und es gab nicht einen, der lächelte.

Bald war er am Schloss des Königs angelangt, und auch hier herrschte nur die Farbe der Trauer. Auf sein Verlangen hin wurde er alsbald zum König geführt, der in schwarzem Gewand auf seinem Thron saß. „Was ist dein Begehr, fremder Jäger?“(Komma) fragte der Herrscher mit ernster Stimme, denn er hatte sofort an Kleidung und Flinte erkannt, mit wem er es zu tun hatte.

„Allergnädigster Herr“, antwortete der Jäger, „ich bin gekommen, um Euch meine Hilfe anzubieten, was das Schicksal Eurer Tochter angeht. Doch sagt mir zunächst, ob alle Bewohner und die ganze Stadt aus Kummer um die Prinzessin Trauer tragen.“

Laut seufzte da der König auf. „Das furchtbare Los meiner Tochter ist schon Unglück genug, aber wenn es das nur wäre! Die Hexe hat uns noch weiteren Schrecken angetan. Ein riesiger Löwe lebt jetzt vor unserer Stadt, und jeden Morgen müssen wir ihm unsere Vorräte geben; denn tun wir es nicht, frisst er unsere Kinder. Jetzt haben wir seit zwei Tagen keine Vorräte mehr, und in der letzten Nacht hat er sich die drei Kinder des Stadtschäfers geholt.“

„Nun“, rief der Jäger, „dem Burschen will ich schon beikommen. Das Untier soll morgen früh auf seinen Meister treffen!“

Am nächsten Morgen hörte man vor dem Tor schon das furchterregende Brüllen des Löwen, der auf seine Beute wartete. Der Jäger aber hatte sich in der Nacht noch eine Kugel aus reinem Silber gegossen und trat nun furchtlos vor das Tier hin. „Warte nur, ich habe für solch Hexenwerk schon die richtige Antwort parat!“, rief er; und als das Ungeheuer sein großes Maul aufriss, traf ihn der Schuss mitten in den geifernden Rachen. Wie ein gefällter Baum stürzte der Löwe zu Boden und war sofort tot.

Jubel und Dankesrufe schollen dem jungen Helden entgegen, als er kurz darauf ins Schloss zurückkam und der König schenkte ihm das Wertvollste aus seinem Besitz, das er sein eigen nannte. Es waren drei Pferde aus edelstem Geblüt, ein Brauner, ein Rappe und ein Schimmel. Dazu gab er ihm die drei besten und wertvollsten Rüstungen, die je ein Hofschmied gearbeitet hatte. Eine war aus Bronze, eine aus Silber und eine aus purem Gold.

Am nächsten Morgen trat der Jäger frisch und ausgeruht vor den König hin und sagte: „Euer Hochwohlgeboren, ich will mich nun auf den Weg zur bösen Hexe machen, um Eure wunderschöne Tochter aus ihren Klauen zu befreien. Also sagt mir an, wie ich auf kürzestem Wege zum Spiegelberg komme.“ (Absatz oder Trennstrich)„Ach, lieber Jüngling, wenn dir das doch nur gelänge“, rief der König, „mein halbes Königreich möchte ich dir geben und die Hand meiner Tochter noch dazu. Doch schon viele Tapfere haben bei diesem gefährlichen Wagnis ihr Leben gelassen, und ich habe nur noch wenig Hoffnung. Aber mein edelster Knappe soll dir bei diesem Ritt auf Leben und Tod zur Seite stehen, denn er kennt den Weg zum Spiegelberg genau.“

Der Knappe eilte herbei, und der Jäger zog die bronzene Rüstung an und bestieg das braune Pferd. Bald darauf waren sie beim Spiegelberg angekommen, der glashart und schimmernd vor ihnen lag. Während der Knappe zusah, begann der Jäger gegen den Berg anzureiten. Wieder und wieder trieb er den Braunen auf die Spiegelflächen, aber immer wieder rutschte das Pferd mit seinen Hufen ab. Es konnte keinen Halt finden, obwohl es ein außergewöhnlich starkes Tier war. Bis zum Tagesende war es dem Jäger [blue] einmal [/blue] (gerade einmal) gelungen, ein Drittel des Berges zu erklimmen, aber dann waren Ross und Reiter so erschöpft, dass der Knappe beide zum Schloss zurückbrachte.

Am nächsten Tag wählte der Jäger das schwarze Pferd und die silberne Rüstung und machte sich mit dem Knappen wieder auf den Weg. Der feurige Rappe scharrte übermütig mit den Hufen, und die silberne Rüstung glänzte wie der Mondschein selbst.

Diesmal sah ihn die Hexe von weitem kommen und musste ihre roten Augen vor dem Glanz der Rüstung ein wenig schließen. Sie wusste natürlich, dass sich der Jäger unter der Rüstung verbarg, der ihren Löwen getötet hatte, und so blickte sie voller Hass auf die Ankömmlinge. „Der Glanz der Rüstung trübt die Kraft meiner Augen“, krächzte sie ärgerlich vor sich hin, „und dabei hängt die eisige Glätte und Härte meiner Spiegel von ihnen ab. Aber du, elender Jüngling, wirst meine Kraft nicht brechen können.“ Ihre Augen[blue] wurden rotglühend[/blue] (glühten rot), als sie jetzt ihre ganze Macht in die Spiegel sandte.

Der Jäger ritt unterdessen unverdrossen gegen den Berg an, und der Rappe gehorchte jedem Zügeldruck und fand tatsächlich einzelne Tritte auf den Spiegelflächen. Dennoch [blue] gelang es ihm bis zum Abend, nur die Hälfte des Berges zu erklimmen [/blue] (konnte er bis zum Abend nur die Hälfte des Berges erklimmen) und der Knappe führte Reiter und Pferd unverrichteter Dinge zurück zum König.

Der dritte und entscheidende Tag brach an, und der Jäger ließ diesmal das weiße Pferd und die goldene Rüstung bringen. Einen so mächtigen und stolzen Schimmel gab es wohl nicht noch einmal auf der Welt. Feurige Funken sprangen aus seinen Hufen, sobald er sich bewegte, und auf seinem starken Rücken hätten wohl zwei Männer bequem Platz gefunden. Auffordernd hob das prächtige Ross den Kopf, blähte die Nüstern [red] uns [/red] stieß ein helles Wiehern aus.

Der Jäger legte nun die goldene Rüstung an, die so strahlte, dass selbst die Sonne ein wenig von ihrem Glanz einbüßte.

Die Hexe hatte die beiden Reiter natürlich [blue] lange [/blue] (längst) erspäht, als sie auf ihren Berg zuritten. Der Glanz der goldenen Rüstung stach ihr jedoch so in die Augen, dass sie sich abwenden musste und vor Entsetzen laut kreischte.

Am Fuße des Spiegelbergs aber ermunterte der Jäger seinen Schimmel: „Nimm alle Kraft zusammen, mein edles Pferd!“, rief er, „bezwing den Berg mit deinen mächtigen Hufen, denn heute geht es um Leben und Tod. Trage mich nun hoch auf die Spitze des Spiegelbergs!“

Der Schimmel hatte seinem Reiter genau zugehört. Er nahm seine ganze Kraft zusammen und begann in großen Sätzen,(kein Komma) den Berg zu erklettern. Und es war kaum zu glauben; immer wieder fanden seine starken Hufe festen Halt auf den Spiegeln, [blue] so dass [/blue] (sodass) es seinen „goldenen Reiter“ ohne Aufenthalt bis auf die Spitze des Berges trug. Als die Hexe aber jetzt aus nächster Nähe auf die Rüstung blicken musste, wurde sie von deren glänzenden Strahlen in tausend Stücke gerissen.

Im selben Moment zerbarsten und zersplitterten auch die Spiegel, die den Berg eingeschlossen hatten, und Wiesen, Bäume und Pflanzen kamen wieder zum Vorschein. Der Zauberfluch der Hexe war auf alle Zeit gebrochen.

Einige Tage später klangen Fanfaren und Posaunen durch das ganze Königreich. Die Stadt war dieses Mal mit purpurrotem Samt und goldenen Tüchern ausgeschlagen, denn der Jäger und die Prinzessin feierten ihre Vermählung. Und als Morgengabe erhielten sie vom Vater der Braut noch das halbe Königreich dazu.


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Tend the garden, that you seeded,
be a friend, where a friend is needed and you won't have to look round the other way.


Sehr nett und kindgerecht. Ein schönes Märchen.
Die Sache mit dem Spiegelberg allerdings habe ich schon als Kind in einem Märchenfilm gesehen.
lg
 

maerchenhexe

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hallo flammarion,

danke, dass du dich meiner Geschichte wieder so ausführlich angenommen hast. Das Märchen soll eines von dreien sein, das ich demnächst in einer Grundschule lesen soll. Habe deine vorgeschlagenen Änderungen übernommen, finde die Ausdrucksweise an den Stellen nun für die Kids leichter verständlich. Aber wie war das mit dem Spiegelberg? Kannst
du dich an den Film aus deiner Kinderzeit erinnern? Vielleicht hab ich den ja auch noch im Unterbewusstsein drin gehabt und ihn dann in mein Märchen eingearbeitet.

ganz lieber Gruß

maerchenhexe
 

flammarion

Foren-Redakteur
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jaja,

das gedächtnis . . .
ich seh die szene vor mir, als wäre es gestern gewesen, aber ich kann mich ums verrecken nicht an den titel des films erinnern. vielleicht Die Zauberin vom Spiegelberg? jedenfalls war s ein ausländischer film, ungarn oder so. habe einen meiner bekannten gefragt, der hat auf dem gebiet kinder und märchenfilm seinen doktortitel gemacht, aber auch er kannte den film nicht. so, nu mach wat.
in dem film waren es drei jünglinge. der erste trug eine lederrüstung, der zweite eine aus eisen und der dritte eine aus silber, das blendet mehr als gold, kannst du glauben. wie die beiden ersten aufgschlitzt wurden, sah man als silhouette, den siegreichen natürlich in voller pracht. aber auch deine fassung is n schönes märchen, unbenommen.
lg
 

maerchenhexe

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macht mich ja nun ganz wuselig. Vor allen Dingen, wenn du sagst, dass es da auch noch um drei Jünglinge geht und du meinst, dass der Film aus Ungarn oder so kommt. Meine Urgroßeltern von Vatterns Seite kommen nämlich aus Polen, ehemals deutsche Gebiete, Stellt sich mir nun die Frage, ob mir als Kleinkind tatsächlich jemand so ein Märchen erzählt hat und ich den Spiegelberg wirklich irgendwie abgespeichert hatte. Gibt es denn eigentlich im großen Berlin nicht irgendeine Institution, bei der man mal wegen solcher alten Filme nachfragen könnte? Aber danke erst mal für deine Mühe.

lg

maerchenhexe
 

flammarion

Foren-Redakteur
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yep!

meine große institution war eben der herr doktor. der kennt eigentlich jeden märchenfilm, aber den eben nicht. in seinem großen märchenlexikon hatte er zum thema spiegelberg ein märchen aus tschechien mit einer nixe als herrin des spiegelberges.
man könnte nun bestenfalls noch bei googel nachsehen.
lg
 



 
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