Der Kampf der Titanen

5,00 Stern(e) 1 Stimme
Der Kampf der Titanen

oder: Eine fast alltägliche Frage




In einem Linienbus, der, voll beladen, vom Venusberge in Richtung der Innenstadt unterwegs, stand die Frau B..., eine ältere Dame von kräftiger Gestalt in der Nähe der mittleren Türen; ihr mit den Jahren erschlafftes Gesicht halb hinter den Gläsern ihrer großen Brille verborgen, die dem Blicke ihrer blauen Augen, den sie in vielen Jahren zu ernster Schärfe und strenger Durchdringlichkeit erzogen, durch die reine Vergrößerung einen bedeutungs-schweren Ausdruck verliehen; und umfasste mit kleiner, feister Hand die Haltestange.
Mürrisch ließ sie den Blick über die Menschen wandern, die meist scheu die Augen niederschlugen, wie von der geballten Kraft ihres gestrengen Auges schwer getroffen, und lauschte mit regem Desinteresse der Unterhaltung zweier vor ihr stehender junger Damen, die sich offensichtlich zum Zwecke des Studiums in der Stadt aufhielten und, wie aus ihren Worten leicht zu erschließen, soeben auf dem Heimweg von ihrem Sportkurs waren, der bedauerlicherweise aufgrund der plötzlichen Erkrankung der Kursleiterin, einer gewissen Frau S... , ausgefallen war.
Beim nächsten Halt des Busses bemerkte die Frau B..., deren scharfem Auge nichts entging, wie ein Herr, der zuvor direkt in ihrer Nähe gesessen, sich nun erhob und in Richtung der Türe drängte, durch die er elegant ins Freie entglitt. Dies blieb ihr jedoch ungesehen, richtete sich ihr Augenmerk doch vielmehr auf einen hochgewachsenen, älteren Herrn, der als Herr A... bekannt war, und der nun, im Bemühen, den eben noch besetzten Sitz zu erlangen, jedoch nicht, wie man glauben mag, für sich selbst, sondern vielmehr für seine kranke Frau, die dicht bei ihm stand, mit der ganzen Kraft seines starken Armes die Menschen zur Seite drängte, die dicht aneinander standen, ähnlich Schafen in einem zu kleinen Pferch. Jedoch war ein Kind, vielleicht auch schon eine sehr junge Dame, das zuvor neben dem Herrn gestanden, der soeben mit graziöser Eleganz den Bus verlassen, in eben diesem Moment schneller als der Herr A..., der diesen Umstand wohl bemerkte, und ließ sich, da es sich im Recht des zuerst Gekommenen glaubte, auf gerade diesem Platze nieder, den der Herr A... gerne seiner Frau gesichert hätte.
Nun war der Herr A... jedoch ein großmütiger, wohlerzogener Mann und so nahm er, gleichsam seinen guten Manieren und seiner Eitelkeit, die ihm niemals gestattete sich als alt zu betrachten, folgend, von dem Gedanken, das Kind, welches seinerseits sehr blass und schüchtern, beinahe ängstlich wirkte, um seinen Sitz zu bitten, Abstand, zumal es ihm vielleicht selbst nicht wohl sein mochte und es des Sitzens genauso bedurfte wie die Gattin des Herrn A....
Die Frau B... allerdings, die solche Scham nicht kannte und zudem sehr genau wusste, ihre herausragenden Eigenschaften um des eigenen Vorteils willen geschickt einzusetzen, richtete ihren durchdringenden, beinahe bösartigen Blick auf das Kind und sprach mit ihrer gewaltigen, an einen Donner erinnernden Stimme zu dem Herrn A..., dass das Kind ja wohl nicht zu sitzen brauche, dass es dies bestimmt nicht nötig habe, dass genügend alte und gebrechliche Menschen im Bus seien, dass dies nur eine Frage der Manieren sei, dass man ihr diese früher beigebracht habe, dass die Jugend nur auf eigenes Wohlbefinden bedacht sei, dass Rücksichtnahme generell ein Wort sei, dass allmählich aussterbe und ob er sich nicht setzen wolle.
Das Kind, dem diese feierliche Ansprache doch eigentlich gegolten, bedachte sie lediglich mit einer befehlend herrischen Geste, die es beinahe entsetzt aufspringen ließ, um sich geduckt aus der Reichweite des Blickes der Frau B... zu entfernen, was ihm allerdings nicht vergönnt war, da der Bus so angefüllt war, dass man sich kaum einen Fuß weit bewegen konnte, zumindest war dies vollkommen undenkbar, wenn man, wie eben das Kind, nicht über die körperliche Kraft verfügte die Mitfahrenden zur Seite zu schieben.
„Nicht ich“, ließ sich der Herr A... darauf vernehmen, „bedarf des Platzes, jedoch mein Weib an meiner Seite, das lange Zeit an schwerer Krankheit litt, so dass ich zu weilen in dem Glauben war, es würde mir verlustig gehen; sie soll sich setzen, die Herrliche, einst Stern meines Himmels, macht sich das Alter und die Müdigkeit in ihren Knochen, anders als in den meinigen, jetzt doch im letzten Schluss bemerkbar.
Die Frau B... jedoch, vom Triumph über das Kind noch völlig berauscht, gedachte nicht daran, die schwer erkämpfte Siegesbeute kampflos der Gattin des Herrn A... nun abzutreten, zumal dieselbe sich in dieser Angelegenheit ganz still verhielt, im völligen Vertrauen, dass der Herr A... es schon zu richten wusste, und damit die Verachtung der Frau B... auf sich beschwor, diese bedachte sie nur mit einem vernichtenden Blick und setzte sich.
Die Frau B... wurde wohl im gleichen Augenblicke der Missbilligung im Gesichte des Herrn A... gewahr, worauf sie sich jedoch schnell rechtfertigte, dass sie selbst vom Alter schwer getroffen, dass ihr Rücken ständig schmerze, dass ihre Beine ihr Gewicht kaum noch zu tragen verstünden, dass sie, zur Behebung dessen, mehrere Operationen habe über sich ergehen lassen, dass diese ihren Zweck nur mäßig erfüllt hätten, dass sie aus diesen Gründen über einen Schwerbehindertenausweis verfüge, dass sie dieses Dokument stets bei sich trage, dass sie durchaus willens sei, es seinem Blicke vorzulegen, auf dass er bemerke, dass sie nicht gelogen, und ob er es sehen wolle. Nein, erklärte der Herr A... ärgerlich, dies sei bestimmt nicht von Nöten, er schenke ihren Worten Glauben und erkenne ihren Anspruch an, erwarte jedoch von ihr dieselbe Haltung, da er seinerseits über ein ebenso geartetes Dokument verfüge, dass ihm genau wie ihr ein Recht auf freies Sitzen sichere, dass allerdings vor mehreren Jahren ausgestellt worden wäre und seine Krankheit sich seitdem verschlimmert hätte, und bat sie, aus diesen guten Gründen seinen Anspruch anzuerkennen und den von ihr in Beschlag genommenen Platz wieder frei zu geben.
Nein, erwiderte die Frau B..., wobei sie ihre gewaltige Stimme spielen ließ, dass könne sie nicht glauben, zumal ihr Dokument ebenfalls älteren Datums sei, so seien sie dazu gezwungen, ihre beiden Dokumente daraufhin zu prüfen, welches nun den älteren Anspruch erhob; dass dies jedoch nur durch eine dritte, nicht durch den Streit betroffene und somit unparteiische Person geschehen könne. Dies abgemacht, zogen der Herr A... und die Frau B... gleichsam ihre Papiere hervor und reichten sie einer der jungen Damen, die zuvor über die Krankheit der Frau S... geklagt hatte und die sie sich als Schiedsgericht auserkoren hatten, welche beide Dokumente sorgsam prüfte und alsbald zurückreichte, mit dem Urteilsspruch, dass das der Frau B... gehörende Papier wahrhaft das ältere sei.
Während die Frau B... sich nun mit einem siegessichren Lächeln zurücklehnte und der Herr A... vor Zorn errötet seinen Blick abwandte, beschloss die zweite der jungen Damen, ihm ein paar Worte zu sagen, nämlich, dass es eben auch unverschämt unerzogene Erwachsene, und genauso, wie von der Frau B... zuvor heftig abgestritten, auch gut erzogene Kinder gäbe. Der Herr A... jedoch, vom Zorn über den verlorenen Zweikampf erfüllt, blickte sie nur funkelnd an und fragte bissig, was sie sich denn erlaube, wieso sie sich denn einmische, dass er es nicht hören wolle, dass dies nicht ihre Sache sei, dass sie sich herauszuhalten habe, dass sie erst in vielen Jahren die Weisheit erlangen werde, in Fragen, die Erwachsene erörterten ihre Meinung kundzutun und dass er das jetzt nicht hören wolle.
Die junge Dame schwieg betroffen, doch war sie nicht die einzige, die das Verhalten der Frau B... empörte, denn die Dame auf dem Sitz neben jener sprach diese an, warum es denn nötig sei, so ein Gezeter anzufangen, das Kind hätte den Platz doch mit Sicherheit freigegeben und so hätte man auch höflich fragen können.
Ja, erwiderte die Frau B..., durch ihre jüngst errungenen Siege gnädig gestimmt, da habe sie durchaus recht, allerdings habe sie gar kein bösartiges Wort gesprochen, nein, diese Haltung unterstelle man ihr oft, dabei handle es sich bloß um eine unbeabsichtigte Nebenwirkung, die von ihrer Stimme und ihrem Blick herrührte, dass Kind müsse diese missverstanden haben, sie hege wirklich keinen Groll gegen es und wäre durchaus bereit, sich zu entschuldigen, wobei sie sich bereits in seine Richtung wandte.
Das Kind jedoch war aus dem Stand bereits, von jedermann unbemerkt, da aller Augen nur dem Kampf der Titanen beigewohnt, auf den Boden gesunken, da es an einer schweren Form von Atemnot, besonders in engen Räumen und in Aufregung seines Gemüts, litt – und während die Frau B... sich ungläubig zu ihm hinunterbeugte, rang es noch einmal nach Luft und verschied.

Als man es später forttrug, entdeckte man an der Stelle, wo es gelegen, direkt vor dem Sitz, den die Frau B... gegen den Herrn A... erkämpft hatte, eine Schrift, die, wie mit Feuer für immer in den Boden gebrannt, so lautete: Mögen Gerechtere über sie richten.
Der Bus, in dem sich all dies zugetragen, existiert noch, und es leben noch Männer und Frauen, die ihn mit besagter Schrift gesehen.







Ann-Kathrin Deininger, 4. 12. 2002

Inspiriert durch Heinrich von Kleist
 
A

Arno1808

Gast
Titanen

Liebe Ann-Kathrin,

die Geschichte ist sehr schwer zu lesen, weil Du unglaublich lange, verschachtelte Sätze verwendest. Allein der erste Satz erstreckt sich über 6 1/2 Zeilen.
Das ist sehr schade.
Der Leser muss sich so sehr auf diese komplizierten Sätze konzentrieren, dass dadurch die Erzählung in Einzelteile zerlegt wird und ihre Wirkung als Ganzes verloren geht.

Ich habe den Text noch nicht bewertet. Das würde ich gerne in einer überarbeiteten Version zun.

Gruß

Arno
 

Rainer

Mitglied
köstlich

liebe ann-kathrin,

auch wenn ich meinem vorredner beipflichten muss, dass es sich hier um einen nur mit vollster konzentration lesbaren text handelt, so sei doch bitte versichert, das ich mich bei der lektüre sehr amüsierte und sogar ob einiger stellen fast meine wohlgehütete contenance verlor.
jedoch liegt auch hier einiges im argen:
z.b. wieso führt eine der jungen studiosa eine konversation mit herrn a..., wo doch, wie du ein paar zeilen weiter unten sehr trefflich zu berichten weißt, der umgang von frau b... mit dem armen kinde ihr missfallen erregte?
ganz persönlich möchte ich noch anmerken, dass mein amusement schweren schaden durch das greuliche ende nahm, ich bitte um eine überarbeitete version ohne den tod des kleinen, von gott schwer gezeichneten, unschuldslammes. (manchmal ist weniger eben mehr.)

meine teuerste, ich sende ihnen zufriedene grüße aus einer provinz, in der solcherlei verstrickungen auch sehr oft beobachtbar sind, und verbleibe noch immer schmunzelnd

herzlichst
ihr rainer
 
Vielen Dank an euch beide, für eure Antowrten. Ich möchte dazu nur noch schnell eine Kleinigkeit anmerken. Die Sätze sind mit Sicherheit sehr verschachtelt und auch schwer zu lesen, dass habe ich schon beim Schreiben gemerkt. Hat einer von euch mal Kleists Erzählungen gelesen? Ich wollte in meiner Geschichte seinen Stil versuchen nachzuahmen, und bei ihm kann es schon mal vorkommen, dass sich seine Sätze über 15 oder mehr Zeilen erstrecken. Bewunderswert fand ich daran, dass er es trotz dieses aufwändigen Stils versteht, köstliche Geschichte zu erzählen, und ich habe einfach mal versucht, ein bisschen von ihm abzukupfern.

Die junge Studiosa beginnt ein Gespräch mit dem Herrn A... weil sie eigentlich seine Position unterstützen wollte, nämlich, dass sich die Frau B... unverschämt aufführt. Sie merkt jedoch etwas zu spät erst, dass er letztlich daran nur insofern Anstoss nimmt, als er den Platz nicht mehr bekommen kann. Um ehrlich zu sein, ich hab es auch nicht ganz verstanden, aber die Geschichte ist zumindest so ähnlich wirklich passiert (Man denke sich statt der ausschweifenden Reden etwas kürzere und lasse den Tod des Kindes weg)und obwohl ich sie nachher dazu befragte, konnte sie selber keine überzeugende Antwort geben, warum sie den Herrn A... ansprach. Ich persönlich hätte es nicht getan...

Ja, Rainer, mein Teurer, eine Überarbeitung wird da wohl noch fällig sein, und ich will auch gerne noch eine liefern, obwohl mir diese Version in ihrer Art doch auch gefällt, weil sie näher an meinem Vorbild, Heinrich von Kleist, liegt.

So, nun überlasse ich euch wieder diesen Text, wenn ihr noch was auf dem Herzen habt, könnt ihr es ja schreiben, nicht?

Es grüßt herzlich,
Ann-Kathrin
 

Rainer

Mitglied
liebe ann-kathrin,

da der trend bekanntlich zum zweitbuch geht, so habe auch ich vor, demnächst mal wieder meine schritte zu einem buchladen zu lenken, um dort eine käufliche erwerbung zu tätigen, und da ich ungebildeter mensch noch nie kleist gelesen habe (glaube ich zumindest), aber vermute, daß er in einem ähnlich dem von dir verwendeten, heutzutage etwas gestelzt anmutenden, stil schreibt, möchte ich dich bitten, mir doch mal einen titel zu empfehlen, um ihn dann später wohlgemut und von vorfreudvollen schauern durchdrungen, nach haus tragen und dort lesen zu können.

viele grüße

rainer
 
Alsooooooooooo...

Zu aller erst:
Du weist ja längst wie ich diese Geschichte finde, Ann-Kathrin, und wie ich mich beim Lesen fast weggeschmissen habe, das hast du schließlich hautnah miterleben können, nicht wahr?! Gerade die Länge der Sätze ist an einigen Stellen überaus belustigend.
Nun zu Nummer zwei!:
Nein, ich weiß tatsächlich nicht mehr, warum ich den Herrn A... angesprochen habe, wahrscheinlich wieder aus diesem völlig blöden Gerechtigkeitsempfinden heraus, dass ich immer in den falschen Situationen empfinde und abgesehen davon natürlich tatsächlich, weil ich erst später richtig registriert habe, dass Herr A.. genauso ein verkatzter alter Kautz ist wie Frau B...!!!!
Abgesehen davon, Reiner, sah das Mädchen so blass und dünn tatsächlich so aus, als wolle es gleich umfallen. Insofern erschien mir das Ende der Geschichte nicht einmal so abwägig zu sein.
So, nun genug gelabert! Ann-Kathrin kann dir sicher eine ganze Menge Kleisttexte empfehlen, denn die liest sie im Augenblick am laufenden Band, weil sie ein Seminar über den guten Mann besucht. Wahrscheinlich werde ich mich durch ihren Einfluss demnächst mal mit der netten "Marquise von O" beschäftigen, die ja bekanntlicher Weise ihre Problemchen mit dem Grafen von F hat! ;-)

Alles in allem kann ich nur sagen:
(Aber das hab' ich ja schon längst!) Eine absolut gelungene Geschichte, die die Realität in einem etwas überspitzten und übertriebenem Blickwinkel zweigt, die Wirklichkeit aber durchaus dadurch nicht verfälscht.
Ist doch immer wieder amüsand mit dir Bus zu fahren und danach zu sehen, was dabei deinem Kopfe entsprungen ist!
Bis dann, Melanie!!
 
Zweite Fassung

An Arno und Rainer

Hallo zum zweiten, meine Besten! Ich habe mich nach bestem bemühen mit euren Vorschlägen auseinandergesetzt und möchte euch die Ergebnisse nicht vorenthalten. Hier also ohne viele weiteren Worte die zweite Fassung. Viel Spaß!


Der Kampf der Titanen

Oder: Eine fast alltägliche Frage


(revidierte, überarbeitete Fassung für Arno und Rainer)

In einem Linienbus, der, voll beladen, vom Venusberge in Richtung der Innenstadt unterwegs, stand die Frau B..., eine ältere Dame von kräftiger Gestalt in der Nähe der mittleren Türen und umfasste mit kleiner feister Hand die Haltestange. Ihr mit den Jahren erschlafftes Gesicht war halb hinter den Gläsern ihrer großen Brille verborgen, die dem Blicke ihrer blauen Augen – den sie in vielen Jahren zu ernster Schärfe und strenger Durchdringlichkeit erzogen – einen bedeutungsschweren Ausdruck verliehen.
Mürrisch ließ sie den Blick über die Menschen wandern und bemerkte zu ihrer persönlichen Freude, wie die meisten von ihnen scheu die Augen niederschlugen, wie von der geballten Kraft ihres gestrengen Auges schwer getroffen. Mit regem Desinteresse lauschte sie der Unterhaltung zweier vor ihr stehender junger Damen, die sich offensichtlich zum Zwecke des Studiums in der Stadt aufhielten. Wie sich leicht aus ihren Worten entnehmen ließ, befanden die beiden sich auf dem Heimweg von ihrem Sportkurs, der bedauerlicherweise, aufgrund der plötzlichen Erkrankung der Kursleiterin, einer gewissen Frau S..., ausgefallen war. Beim nächsten Halt des Busses bemerkte die Frau B..., deren scharfem Auge nichts entging, wie ein Herr, der zuvor direkt in ihrer Nähe gesessen, sich nun erhob und in Richtung der Türe drängte, durch die er elegant ins Freie entglitt. Dies blieb ihr jedoch ungesehen, richtete sich doch ihr Augenmerk vielmehr auf einen hochgewachsenen, älteren Herrn, der als Herr A... bekannt war. Dieser drängte, im eifrigen Bemühen, den eben noch besetzten Sitz zu erlangen, mit der ganzen Kraft seines starken Armes die Menschen beiseite, die dicht gedrängt standen, ähnlich Schafen in einem zu kleinen Pferch. Man mag nun glauben, der Herr A... habe den Sitz für sich haben wollen, doch täte man ihm damit Unrecht, denn er wollte den Sitz für seine kranke Frau, die dicht bei ihm stand, gewinnen. Jedoch war ein Kind, vielleicht auch schon eine sehr junge Dame, in eben diesem Moment schneller als der Herr A..., da es zuvor neben dem Herrn gestanden, der soeben mit graziöser Eleganz den Bus verlassen. Es ließ sich, da es sich im Recht des zuerst Gekommenen glaubte, auf gerade diesem Platze nieder, den der Herr A... gerne seiner Frau gesichert hätte.
Nun war der Herr A... jedoch ein großmütiger, wohlerzogener Mann und so nahm er von dem Gedanken Abstand, das Kind, welches seinerseits sehr blass und schüchtern, beinahe ängstlich wirkte, um seinen Sitz zu bitten. Dabei folgte er sowohl seinen guten Manieren als auch seiner Eitelkeit, durch die es ihm verhindert war sich selbst als alt und gebrechlich zu bezeichnen, zumal er überdachte, dass es dem Kind vielleicht selbst nicht wohl sein mochte und es des Sitzens ebenso bedurfte wie die Gattin des Herrn A....
Die Frau B... allerdings, die solche Scham nicht kannte und zudem sehr genau wusste, ihre herausragenden Eigenschaften um des eigenen Vorteils willen geschickt einzusetzen, richtete ihren durchdringenden, beinahe bösartigen Blick auf das Kind. Hierauf sprach sie mit ihrer gewaltigen, an einen Donner erinnernden Stimme zu dem Herrn A..., dass das Kind ja wohl nicht zu sitzen brauche, dass es dies bestimmt nicht nötig habe, dass genügend alte und gebrechliche Menschen im Bus seien, dass dies nur eine Frage der Manieren sei, dass man ihr diese früher beigebracht habe, dass die Jugend nur auf eigenes Wohlbefinden bedacht sei, dass Rücksichtnahme generell ein Wort sei, dass allmählich aussterbe und ob er sich nicht setzen wolle.
Das Kind, dem diese feierliche Ansprache doch eigentlich gegolten, bedachte sie lediglich mit einer befehlend herrischen Geste, die es beinahe entsetzt aufspringen ließ. Vergebens bemühte es sich, sich geduckt aus der Reichweite des Blickes der Frau B... zu entfernen, was ihm allerdings nicht vergönnt war, da der Bus so angefüllt war, dass man sich kaum einen Fuß weit bewegen konnte. Zumindest war dies vollkommen undenkbar, wenn man, so wie das Kind, nicht über die körperliche Kraft verfügte, die Mitfahrenden zur Seite zu schieben.
„Nicht ich“, ließ sich der Herr A... darauf vernehmen, „bedarf des Platzes. Jedoch litt mein Weib an meiner Seite lange Zeit an schwerer Krankheit, so dass ich zu weilen in dem Glauben war, sie würde mir verlustig gehen. Sie soll sich setzen dürfen, die Herrliche, einst Stern meines Himmels, macht sich das Alter und die Müdigkeit in ihren Knochen, anders als in den meinigen, jetzt doch im letzten Schluss bemerkbar.“ Die Frau B... jedoch, vom Triumph über das Kind noch völlig berauscht, gedachte nicht daran, die schwer erkämpfte Siegesbeute kampflos der Gattin des Herrn A... nun abzutreten. Zumal verhielt sich Letztgenannte in dieser Angelegenheit völlig still, im völligen Vertrauen, dass der Herr A... es schon zu richten wusste. Damit beschwor sie die Verachtung der Frau B... auf sich herab, diese bedachte sie nur mit einem vernichtenden Blick und setzte sich.
Die Frau B... wurde wohl im gleichen Augenblicke die Missbilligung im Gesichte des Herrn A... gewahr, worauf sie sich jedoch schnell rechtfertigte. Sie erklärte, dass sie selbst vom Alter schwer getroffen, dass ihr Rücken ständig schmerze, dass ihre Beine ihr Gewicht kaum noch zu tragen verstünden, dass sie, zur Behebung dessen, mehrere Operationen habe über sich ergehen lassen, dass diese ihren Zweck nur mäßig erfüllt hätten, dass sie aus diesen Gründen über einen Schwerbehindertenausweis verfüge, dass sie dieses Dokument stets bei sich trage, dass sie durchaus willens sei, es seinem Blicke vorzulegen, auf dass er bemerke, dass sie nicht gelogen, und ob er es sehen wolle. Nein, erklärte darauf der Herr A... ärgerlich, dies sei bestimmt nicht von Nöten. Er bemerkte hierzu, er schenke ihren Worten glauben und erkenne ihren Anspruch an. Jedoch erwarte er von ihr dieselbe Haltung, da er seinerseits über ein ebenso geartetes Dokument verfüge, dass ihm genau wie ihr ein Recht auf freies Sitzen sichere, das allerdings vor mehreren Jahren ausgestellt worden wäre und seine Krankheit sich seitdem verschlimmert hätte. Aus diesen guten Gründen bitte er sie, seinen Anspruch anzuerkennen und den von ihr in Beschlag genommenen Platz wieder frei zu geben.
Nein, erwiderte die Frau B... mit all der Kraft ihrer Stimme, das könne sie nicht glauben, zumal ihr Dokument ebenfalls älteren Datums sei. So seien sie nun dazu gezwungen, ihre beiden Dokumente daraufhin zu prüfen, welches nun den älteren Anspruch erhob. Solches könne jedoch nur durch eine dritte, nicht durch den Streit betroffene und somit unparteiische Person geschehen.
Dies abgemacht, zogen der Herr A... und die Frau B... gleichsam ihre Papiere hervor und reichten sie einer der jungen Damen, die zuvor über die Krankheit der Frau S... geklagt hatte und die sie sich als Schiedsgericht auserkoren hatten. Diese prüfte beide Dokumente sorgsam und reichte sie alsbald zurück, mit dem Urteilsspruch, dass das der Frau B... gehörende Papier wahrhaft das ältere sei.
Während die Frau B... sich nun mit einem siegessichren Lächeln zurücklehnte und der Herr A... vor Zorn errötet seinen Blick abwandte, beschloss die zweite der jungen Damen, ihm ein paar Worte des Verständnisses zu sagen, da sie seine Haltung der Frau B... gegenüber teilte. So sprach sie, dass es eben auch unverschämt unerzogene Erwachsene, und genauso, wie von der Frau B... zuvor noch heftig abgestritten, auch gut erzogene Kinder gäbe. Der Herr A... jedoch, vom Zorn über den verlorenen Zweikampf erfüllt, blickte sie nur funkelnd an und fragte bissig, was sie sich denn erlaube, wieso sie sich denn einmische, dass er es nicht hören wolle, dass dies nicht ihre Sache sei, dass sie sich herauszuhalten habe, dass sie erst in vielen Jahren die Weisheit erlangen werde, in Fragen, die Erwachsee erörterten ihre Meinung kundzutun und dass er das jetzt nicht hören wolle.
Die junge Dame schwieg betroffen, doch war sie nicht die einzige, die das Verhalten der Frau B... empörte, denn die Dame auf dem Sitz neben jener sprach diese an. Warum es denn nötig gewesen sei, so ein Gezeter anzufangen? Das Kind hätte doch den Platz mit Sicherheit freigegeben, und so hätte man auch höflich fragen können!
Ja, erwiderte die Frau B... durch ihre jüngst errungenen Siege gnädig gestimmt, da habe sie durchaus recht, allerdings habe sie gar kein bösartiges Wort gesprochen, nein, diese Haltung unterstelle man ihr oft, dabei handle es sich bloß um eine unbeabsichtigte Nebenwirkung, die von ihrer Stimme und ihrem Blick herrührte, dass Kind müsse diese missverstanden haben, sie hege wirklich keinen Groll gegen es und wäre durchaus bereit, sich zu entschuldigen, wobei sie sich bereits in seine Richtung wandte.
Das Kind jedoch war aus dem Stand bereits, von jedermann unbemerkt, auf den Boden gesunken. Es litt nämlich an einer schweren Form der Atemnot, die es besonders in engen Räumen und in Aufregung seines Gemüts sehr quälte. Und während die Frau B... sich ungläubig hinunterbeugte, bemerkten die Fahrenden, dass der Bus sich seit geraumer Zeit nicht fortbewegt.
Kurz darauf erschien, von vorne dank seiner großen Körperkraft herbeigeeilt, der Busfahrer. Dieser wollte gerade wohl das Wort an die Frau B... und den Herrn A... richten, als er das Kind am Boden liegen sah. Rasch beugte er sich tief zu ihm hinab – er war von erstaunlicher Körpergröße – und hob es wie ein Spielzeug auf. Hierauf öffnete er rasch mit einer freien Hand die Türen und mit der frischen Luft wich bald die Atemnot dem Kinde. Nun gab er einem Herrn, dessen handliches Telefon er kurz zuvor gesehen, schnell die Weisung, einen Arzt zu rufen, und wandte sich dann an die Frau B... und den Herrn A...
Sie hätten es vielleicht nicht mitbekommen, da sie mit ihrem albernen Titanenkampf beschäftigt, aber er habe bereits mehrfach die Durchsage zu machen versucht, dass der Bus einen Schaden habe, dass er diesen nicht sofort beheben könne, dass er nicht weiterfahren könne, dass aber als Ersatz ein anderer Bus hinter ihnen bereitstehe, und dass er alle Fahrgäste bitte, in diesen umzusteigen.
Die Frau B... erhob sich zwar, richtete jedoch ihren gefährlichen Blick nun auf den Busfahrer, bereit, den neuen Kampf nun aufzunehmen. Auch der Herr A... begab sich daraufhin in Position. Während die Mitfahrenden bereits den Bus verließen, um in den zweiten umzusteigen, begann die Frau B... mit diesen Worten: Sie habe bei ihrem Einstieg hier den vollen Preis der Fahrt entrichten müssen, trotz ihrer offensichtlichen Schwäche und ihres Alters habe man ihr keinen Rabatt eingeräumt, obwohl ihr schon der Tritt in den Bus Schmerzen bereitet hätte, und nun solle sie in einen zweiten umsteigen, dies sei nichts weiter als Schikane, sie weigere sich entschieden und verlange, dass sie sofort zu ihrem Ziele gebracht werde. Der Herr A..., hinweisend auf sein eigenes Alter und die Krankheit seiner Frau, stimmte dem äußerst wortreich zu.
Der Busfahrer jedoch, der die Zeit über mit dem Kind im Arme auf einer Stufe saß, bedachte sie nicht eines Blickes, als er vollkommen ruhig fragte, ob sie den Verstand verloren hätten. Nie seien ihm unverschämtere Personen begegnet, als sie es wären, dass sie sich um das Datum ihrer Dokumente stritten, während ein Kind fast starb. Er finde keine Worte für das Verachten, das er für sie empfinde und während bereits der Arzt für das Kind eintraf sagte er noch, sie mögen endlich seinen Bus verlassen, bevor er sich vergesse.
Diesen Kampf wussten sie beide schließlich als verloren und stiegen nun Seite an Seite aus dem Bus und ebenso bald darauf in den bereitgestellten zweiten. So stand nun die Frau B... neben dem Herrn A... in einem Linienbus, der vom Venusberge in die Innenstadt unterwegs, und umklammerte mit kleiner, feister Hand die Haltestange...
 
P

Parsifal

Gast
Liebe Ann-Kathrin,

für mich ist Deine Geschichte eher eine Kleist-Parodie als eine Adaptation. Besonders auffallend ist die Diskrepanz zwischen Stil und Inhalt.
„Nicht ich“, ließ sich der Herr A... darauf vernehmen, „bedarf des Platzes, jedoch mein Weib an meiner Seite, das lange Zeit an schwerer Krankheit litt, so daß ich zu weilen in dem Glauben war, es würde mir verlustig gehen; sie soll sich setzen, die Herrliche, einst Stern meines Himmels, macht sich das Alter und die Müdigkeit in ihren Knochen, anders als in den meinigen, jetzt doch im letzten Schluß bemerkbar.
So spricht heute kein Mensch mehr! Wenn Du Deine Geschichte in älterer Zeit angesiedelt hättest, wäre eine solche Sprache möglich gewesen. - Was mich außerdem stört, ist das Nachklappen von Wörtern:
Nun war der Herr A... jedoch ein großmütiger, wohlerzogener Mann und so nahm er, gleichsam seinen guten Manieren und seiner Eitelkeit, die ihm niemals gestattete sich als alt zu betrachten, folgend, von dem Gedanken, das Kind, welches seinerseits sehr blaß und schüchtern, beinahe ängstlich wirkte, um seinen Sitz zu bitten, Abstand, , zumal es ihm vielleicht selbst nicht wohl sein mochte und es des Sitzens genauso bedurfte wie die Gattin des Herrn A....
So hätte es Kleist sicher nicht geschrieben.
Otto Flake schreibt, mit Blick auf den epigonalen Hans Carossa: "Wer von uns, der sein Handwerk beherrscht, könnte nicht wie Goethe schreiben?"
Was den Vorwurf langer Sätze betrifft - einer meiner Vorredner schrieb sogar, man könne sie nur mit "vollster Konzentration" (voll, voller, am vollsten) lesen -, so stellt sich mir die Frage, ob der Autor vom Leser heute keine Konzentration mehr verlangen darf. Bei den meisten hier veröffentlichten Texten genügt allerdings ein flüchtiges Überfliegen.
Um ein Beispiel kleistscher Sätze zu geben, hier den ersten Satz einer Anekdote (93 Wörter - Dein erster Satz ist "nur" 77 Wörter lang):

»In einem bei Jena liegenden Dorf, erzählte mir, auf einer Reise nach Frankfurt, der Gastwirt, daß sich mehrere Stunden nach der Schlacht, um die Zeit, da das Dorf schon ganz von der Armee des Prinzen von Hohenlohe verlassen und von Franzosen, die es für besetzt gehalten, umringt gewesen wäre, ein einzelner preußischer Reiter darin gezeigt hätte; und versicherte mir, daß wenn alle Soldaten, die an diesem Tage mitgefochten, so tapfer gewesen wären, wie dieser, die Franzosen hätten geschlagen werden müssen, wären sie auch noch dreimal stärker gewesen, als sie in der Tat waren.«

Leute mit dem Kurze-Sätze-Fimmel müßten um Thomas Mann und gar William Faulkner einen großen Bogen machen. Am besten Hemingway lesen, von dem ein Kritiker sagte, er schreibe nur Hauptsätze.

Herzlichst
Parsifal
 
Hallo Parsifal!

Deine Antwort hat mich nun doch ins Nachdenken versetzt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich beim schreiben auf Adaption oder Parodie Kleists aus war, mir gefiel einfach seine Art zu schreiben und ich habe seit jeher ein Problem damit, dass meine Texte von denen, die ich in dieser Zeit gelesen habe, beeinflusst werden.
Ich habe allerdings nicht ganz verstanden, was du über die langen Sätze gesagt hast. Ich habe gestern auch bei Kleist nachgelesen, in der Marquise von O... sind die meisten Sätze doch kürzer als meine, und vor allem nicht so kompliziert strukturiert (ich glaube, das war das, was du mit dem Nachklappen der Wörter meintest) allerdings gibt es auch hier wieder Ausnahmen, bestes Beispiel der Satz in der Rede des Grafen F... in der er über alle Geschehnisse Auskunft gibt, die seit seiner Verwundung passiert sind. (Bei Kleist mit einer Aneinanderreihung von über 10 ,dass - Sätzen)
Um noch auf was anderes zu sprechen zu kommen: Natürlich ist mir bewusst, dass kein Mensch heutzutage so redet, doch glaube ich kaum, dass die tatsächlichen Aussagen des Herrn A... und der Frau B... sich vernünftig in eine Geschichte hätte integrieren lassen. Zudem war es mir auch wichtig, gerade durch den Gebrauch dieser Sprache einen Zwiespalt bewusst herzustellen.Wenn es mir nicht gelungen ist, möge es mir vergeben werden.

Liebe Grüße, Ann-Kathrin

PS: Sagt dir die 2. Fassung eigentlich mehr zu???
 

Rainer

Mitglied
liebe ann-kathrin,

kam leider gerade erst dazu, deine zweite fassung zu lesen. ich bin ein alter meckerfritze dem niemand etwas recht machen kann, obwohl man das hauptsächlich von einzelkindern sagt, und meine gute frau mama es nach mir noch vier weiteren kindern ermöglichte, das licht der welt zu erblicken, und es also andere gründe für meine griesgrämigkeit geben muss, ich kann mich nicht entscheiden, welcher version ich den vorzug gebe, da beide, nach meinem empfinden, gleichwertig sind, vor allem weil, der gerade von mir angemahnte umbau des letzten abschnittes, der natürlich weiter vorn im text eingeleitet werden muss, nicht meinen hochgeschraubten erwartungen entspricht, und somit keine verschlimmbesserung eingetreten ist (97 worte). aber sei nicht traurig (biste bestimmt sowieso nicht), dein phantasiepotential möchte ich mal haben. es hat nur meinen geschmack nicht getroffen. vielleicht auch nur heute nicht, und morgen gefällt es mir richtig gut.
das sowieso alles geschmackssache ist, kannst du auch daran sehen, daß es genau die von parsifal kritisierten punkte sind, die mir deine geschichte zu einer köstlichkeit haben werden lassen.

gruß


rainer
 
P

Parsifal

Gast
Liebe Ann-Kathrin,

Deine überarbeitete Fassung gefällt mir tatsächlich besser als die erste, und wenn es um Einfühlen in den Stil von Kleist geht, ist es Dir gelungen. Aber für mein Gefühl klaffen Stil und Inhalt etwas auseinander. Die von mir zitierte Anekdote kannst Du unter http://gutenberg.spiegel.de/kleist/anekdote/anekdo05.htm nachlesen; aber erst wenn man sie von Heinrich George gesprochen hört, begreift man, daß die sich überschlagenden Ereignisse durch Kleists Schachtelsätze viel besser zum Ausdruck kommen als in kurzen Sätzen.

Wenn es Dir darum ging, eine Geschichte im Stil von Kleist zu schreiben, ist Dir das gelungen; trotzdem bin ich der Ansicht, daß der Stil von Thomas Mann besser dazu gepaßt hätte. Wenn Du Dich für literarische Parodien interessierst – man kann sehr viel dabei lernen -, dann möchte ich Dir „Mit fremden Federn“ und „Unter falscher Flagge“ von Robert Neumann empfehlen.

Von Siegfried Ochs gibt es köstliche Orchestervariationen über das Lied „Kommt ein Vogel geflogen“ im Stil von Bach, Haydn, Mozart, Beethoven und anderer Meister. Der Reiz dieser Parodien liegt nicht nur darin, daß Ochs die verschiedenen Stile genau getroffen hat, sondern vor allem in der Diskrepanz von Inhalt und Form.

Liebe Grüße
Parsifal
 
P

Parsifal

Gast
Siegfried Ochs

Für Ann-Kathrin und Gabi

Hier noch ein kleiner musikalischer Nachtrag

Karl Hermann Pillney: »Eskapaden eines Gassenhauers«, Orchestervariationen über "Was machst du mit dem Knie, lieber Hans?" Nicht so schön wieder Ochs, aber sehr vergnüglich zu hören.

Parsifal
 



 
Oben Unten