Der Küchenschrank

Chris

Mitglied
Handwerklich zu Arbeiten, egal ob in der Wohnung oder am Auto habe ich immer gehasst, alles was ich bisher anpackte, hat lange gedauert, war mühsam und nicht unbedingt von Erfolg gekrönt.
Das war schon in meiner Schulzeit so, zu den am meisten gehassten Fächern gehörte neben Mathe auch Werken.
Ich bin dann irgendwann dazu übergegangen, einen guten Freund zu bitten, etwas handwerkliches für mich zu erledigen, natürlich nach genauen Anweisungen von mir.
An guten Freunden, die ich für solche Aufgaben einsetzen konnte, hat es mir nie gemangelt, Früher zumindest.
Einmal jedoch musste ich selbst und alleine handwerklich aktiv werden, denn es fand sich niemand, der mir helfen konnte oder wollte.
Es ging um eine relativ einfache Sache, nämlich dem Aufhängen eines Küchenschranks.
In meiner damaligen Küche war nämlich eine Nische über dem Kühlschrank in der Wand, gerade groß genug, um dort einen Küchenschrank aufzuhängen.
„Das ist doch eigentlich kein Problem“, dachte ich mir nach langer und eingehender Betrachtung des Aufbauortes, also meiner Küche.
Wie eine solche Aktion zu bewerkstelligen sei, das wusste ich inzwischen, ich hatte schließlich oft genug dem Freund, der gerade an der Reihe war, bei solchen Umbaumaßnahmen zugesehen.
Und es war wirklich einfach: Ich musste nur zwei Löcher in der richtigen Höhe bohren, entsprechende Dübel einsetzen, dann Schraubhaken eindrehen und schließlich den Küchenschrank an diese Schrauben hängen.
Also kein Problem, auch nicht für mich, denn Löcher bohren, Dübel einsetzen und Schrauben eindrehen konnte ich auch.
So bin ich also in den nächsten Heimwerkermarkt aufgebrochen und habe mich dort mit dem notwendigen Werkzeug eingedeckt.
Richtig gefreut habe ich mich auf die Aufgabe, diesem Küchenschrank Herr zu werden.
Stutzig wurde ich erst, als mich der Verkäufer im Fachmarkt fragte, um was für Wand es sich in meiner Küche handelte, wie sie also beschaffen ist.
Schnell war alles, was ich über die Wand wusste erklärt.
"Da brauchen Sie wahrscheinlich Spezialdübel." riet mir der freundliche Verkäufer.
Ich ließ mich aber auf keine Diskussionen mit dem Herren ein und verlangte ganz normale Dübel, schließlich handelte es sich um eine ganz normale, weis getünchte Küchenwand.
Wieder zuhause angekommen ging es auch sofort los und es war auch kein Problem, es verging kaum Zeit, bis der Küchenschrank an seinem Platz hing.
Ich muss zugeben, dass ich richtig stolz auf mich war, wie ich ihn so an seinem Platz hängen sah.
Noch war er aber leer, der Schrank, und ich ging nach etwa einer Stunde dazu über, diesen Zustand zu ändern, den Schrank also mit Geschirr zu füllen.
Und er hing brav da, der Schrank, bei jedem Betreten meiner Küche freute ich mich daran.
Unter dem Küchenschrank war eine dicke Holzplatte in die Wand eingelassen, so weit unten, dass sie genug Platz für meine Kaffeemaschine bot und den Schrank aufhalten könnte, würde er wirklich fallen.
Das würde aber nie passieren, davon war ich fest überzeugt.
Am Abend habe ich mich dann ins Wohnzimmer gesetzt, um Fern zu sehen und war rundum zufrieden mit mir und meiner Leistung.
Wie lange ich allerdings so zufrieden auf dem Sofa saß, weis ich heute nicht mehr, ich weis nur noch, dass mich irgendwann ein fürchterlicher Lärm aus der Küche aufschrecken lies, ich sofort in Richtung Küche lief um zu sehen, was dort passiert war und schließlich wie Angewurzelt dastand.
Nur zu einem Fluch konnte ich mich aufraffen.
Mir bot sich ein Bild des Grauens, denn der Küchenschrank war heruntergefallen und mein ganzes Geschirr war auf dem gefliesten Küchenboden zerbrochen.
Es sah ungefähr aus wie bei einem Polterabend.
Während ich zum Besen griff, um wieder Ordnung zu schaffen, legte ich mir schon eine Erklärung zurecht, um den Nachbarn den Krach aus meiner Wohnung zu erklären.
Als mich am nächsten Tag ein Freund besuchte und ich ihm zeigte, was sich am gestrigen Abend in meiner Küche zugetragen hat, war der Grund dafür schnell erklärt, warum mein Schrank am Boden lag und ich mir einen neuen Satz an Geschirr kaufen musste.
Die betreffende Wand in meiner Küche war nämlich nicht gemauert, sondern erst nachträglich an der Stelle eingezogen, sie war nur wenige Zentimeter stark und es wären wirklich Spezialdübel notwendig gewesen, um große Lasten dort aufzuhängen.
Warum habe ich nur nicht auf die weisen Worte des freundlichen Verkäufers Stunden zuvor gehört.
Aber nicht genug, dass der Schrank sich von der Wand gelöst hatte, er ist beim Auftreffen auf die Kaffeemaschine auch noch nach vorne gekippt, wodurch sich die Tür öffnete und dadurch mein schönes Geschirr auf den Boden fiel und schließlich zerbrach.
Eines weis ich seit dieser Zeit aber genau: Einen Küchenschrank werde ich ohne den Rat von Fachleuten nie mehr alleine aufhängen.
 

Deminien

Mitglied
Hallo Chris,


eine schöne Schmunzelgeschichte, die Du da geschrieben hast :)


"Warum habe ich nur nicht auf die weisen Worte des freundlichen Verkäufers Stunden zuvor gehört."

"tags zuvor" wäre glaub ich passender.

"Weiß" bitte mit "ß".

Die Pointe, daß die Dübel verkehrt waren ist einem im Verlauf der Schilderung bereits klar geworden.
Daher wirkt die Erklärung am Ende doppelt gemoppelt. Besser würde es wirken, wenn die Protagonistin, die herausgezogenen Dübel sieht und da bereits den Schluss zieht, daß sie wohl besser auf den Fachmann gehört hätte. Alternativ kann sie ihr Erlebnis einem Freund schildern, der sie dann "auslacht". Ohne nähere (überflüssige) Erklärungen, warum.


Gruß
Deminien
 

triplezero

Mitglied
naja

Für meinen Geschmack ist die Geschichte ein bißchen zu durchschaubar. Ich lasse mich halt gerne überraschen. Hier war eigentlich schon imBaumarkt klar, was passieren würde, und richtige Spannung kam dadurch nicht auf. Ansonsten aber sehr nett geschrieben!
 
S

Sanne Benz

Gast
Hallo Chris,
Du hast es es sehr gut ge-beschrieben..
gefällt mir..was so in Dir abging und um Dich herum.
Aber eines ist glaube ich, doppeltgemoppelt(?)
Du gings in die Küche und es war ein Bild des Grauens. Denn das ganze Geschirr lag auf dem gefliesten Boden.
Am Schluss beschreibst Du (für mich überflüssig) das der Schrank auf die Kaffeemaschine nach vorne kippte..und das Geschirr heraus gefallen war und zerbrach.
Oder habe ich da etwas missverstanden?

Ich, als alter Heimwerkler kann Dir raten..klopfe einfach die Wände immer vorher ab..mit dem Knöchel Deines Zeigefingers..das langt meist schon, um zu hören,was sich dahinter verbirgt.
Ja, ich weiß..
Jetzt bist ja schlauer ;)

lG
Sanne
 



 
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