Der Kuß

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Der Kuß

Die Seele deines Kusses
ist wie Nacht über dem Meer
sanft berührt der Wind mein Haar
als will er mich forttragen über das Wasser
lautlos mit der nie endenden Welle.

So habe ich eine Nacht gesehen
die ein Vergessen hat für den Tag
mit dem Mond auf den Lippen
und in den Augen die Sterne
brechen die Wellen an mir.

So bin erfüllt von ewigem Schweigen
das sich verbirgt hinter dem Rhythmus der Nacht
und in der unendlich großen Weite
habe ich am Strand ein Feuer entfacht
das leuchtet hoch in den Himmel.
 

Venus

Mitglied
Aktuell läuft hier bei mir im Hintergrund irische Musik, liebe Löwin, und die Stimmung, zusammen mit deinen Worten ist perfekt.

Es ist nicht leicht, deine "alte Sprache" zuzulassen und sie mit Neuzeit zu verbinden.
Doch wenn man es will und kann, dann darf es so bleiben.

Mit dem Mond auf den Lippen
brechen sich die Wellen an mir

So wünsche ich mir von Herzen jeden Widerstand in Nichts gelöst -

Recht herzlich,
Gabi
 
liebe venus,

ich fühle dem nach - stimmt - es passt.

außerdem fürchte ich, gehöre ich nur zum teil in diese zeit, in der der umgang mit sprache eine andere ist. ich lebte einmal 2 jahre abgeschieden und fast ohne kontakt. DA hättest du mich lesen sollen - lächel!

ich wiederhole mich ungern, aber ich denke, mit dem zulassen ist es so, wie mit allen dingen. man kann und will und findet gefallen oder eben nicht - wir wissen doch: man kann es nie allen recht machen und der versuch ist geradezu sträflich :)

hab dank für deinen kommentar.

liebe grüße an dich.
 
H

Harald

Gast
Liebwertheste Freifrau!

Zwischen den Zeilen klingt die Seele Deines Kusses, die sanft berührt wie zarte Musik, lebendig vertraute Worte des Grußes, der uns zum Klang der Sterne entführt.

Ein Rest bleibt ungesagt – und das ist das Schöne daran.

@Freifrau von Löwe & Venus

Ihr beide werft hier ganz locker eine Frage auf, die ich – speziell im Rahmen der Leselupe – für sehr wichtig halte: welche Bedeutung hat schon „alte“ oder „neue“ Sprache?

Beides und sämtliche Mischformen haben ihre Daseinsberechtigung. Ich bin nur gegen eines, dass man nämlich ein Werk nach „alt“ oder „neu“ beurteilt. Wichtig ist doch die Aussage.

Nehmen wir zur Verdeutlichung eine andere künstlerische Ausdrucksform, z.B. Musik und Regie (in der Oper), dann könnten wir die Musik, das Werk an die Stelle der Sprache setzen und die Regie anstelle des Sprachstils gelten lassen.

Es ist völlig unerheblich, ob die Regie einen traditionellen oder modernen Weg geht, ihre vornehmste Aufgabe ist es, dem Werk, der Musik zu dienen, es zu unterstützen und erlebbar zu machen. Wie oft treffen wir aber auf Regisseure, auch sehr namhafte, die in erster Linie sich selbst verwirklichen wollen und zwar auf Kosten des Werkes. Regie wird Selbstzweck.

Dasselbe passiert, wenn wir das Stilmittel „Sprache“ und seine gewiss hoch komplizierten Wortbedeutungszusammenhänge zu sehr in den Vordergrund rücken und vor lauter Wort-Neuschöpfungen sozusagen „das Kind mit dem Bade ausschütten“. Dieses Kind ist nämlich das "Urbild" des Werkes (erinnerst Du Dich, Venus?).

Das Wertvollste aber auch Schwerste ist sicher, mit einfachsten Worten das klingendste Bild zu malen. Und dieses Ziel sollten wir alle doch immer und immer wieder zu verfolgen suchen. Was meint Ihr?

Liebe Grüße
Harald
 
merci

teuerster Harald,

habe dank für deinen kommentar.

ich stimme dir zu, dass ein werk nicht nach dem gebrauch von alter oder neuer sprache beurteilt werden sollte, aber ich denke, das hat venus so auch nicht gemeint. vielleicht ist es eine frage der gewohnheit. vielleicht benutzen wir sprache heute weniger diffenrenziert wie früher?

ich persönlich kann sogenannter "experimenteller lyrik" wenig abgewinnen, auch wenn ich wortschöpfung mag, wo sie passen.

ich wünschte, ich könnte ein besserer diener sein - seufz. meine herren gebärden sich mitunter ganz ungestüm und zerren und ich kann nichts tun... oder nur ungenügend.

liebe grüße

die liebenswerteste freifrau :D
 
H

Harald

Gast
„Nemt, frouwe, disen kranz!“ *)

Der herren Minne getrouw min sprach
Wer wol beginne den liben tag. **)
Euch here frouwe von Loewenin
Mag stet min herze getriuwe sin.

Noch ein kleiner Scherz zur Spätnachmittagsstunde:
Du behauptest: „Ich glaube an Alles noch nie Gesagte.“
Da hätte ich was für Dich: „Humpumpermurlis Hurkenquell ist so gesund wie spindelhell!“
Du kennst den Werbespruch noch nicht? Dann glaube bitte an ihn!

Mit wohlfeilen Grüßen
der „teuerste“ Harald
(zu Ausverkaufspreisen)

*) Walther von der Vogelweide (um 1200)
**) „ich wünschte, ich könnte ein besserer diener sein - seufz. meine herren gebärden sich mitunter ganz ungestüm und zerren und ich kann nichts tun... oder nur ungenügend.“
 
huldvoll angenommen

mein getreuer herr harewald,

habt dank für die minniglich worte.

ich mache mir einen sport daraus, mich täglich ad absurdum zu führen und werde heute frohen herzens glauben, was du mir erzählst, da du für wenige silberlinge zu haben bist...mein teurer kommentator :D

gehabt euch wohl
 
H

Harald

Gast
Huldvolle Herrin!

Dein getreuester Knecht leidet bittere Qual,
ihm klingt´s wie ein Märchen: Es war einmal –
des Minnesangs Freuden, des Minnesangs Leid
begehren der Dichtkunst verfängliches Kleid.

Nur eines gewähr´ mir, in Wahrheit verübt:
Was frohes Herz glaubet, des frohes Herz liebt!

In minnig-geketteter Allgewalt
Der Ritter von der traurig´ Gestalt
(Don Qixote)
 

gareth

Mitglied
Liebe Freifrau,

auch wenn ich gleich maustechnisch behaupten werde, es handele sich bei meinem Kommentar um Textarbeit, so ist es doch wohl eher eine Äußerung des Gefühls und der Überzeugung.
Mir gefällt dieses Gedicht. Es ist schön und stark. Für mich entwickelt es sich mit jedem Vers weiter und gewinnt an Tiefe und Reife. Der letzte Vers ist ein wunderbarer Abschluss mit seinen beiden gereimten Zeilen und dem mächtigen Feuer.

Liebe Grüße
 
ein danke an dich lieber gareth,

dass du so viel neugier besaßest, so früh am morgen noch zu schauen, was ich so schreibe und für die mühe, es zu kommentieren, obwohl du doch so müde warst.

freut mich, dass es dir gefällt. der schluss gefällt mir auch. erst ist offen und gleichtzeitig alles.

liebe grüße
 
S

Stoffel

Gast
guten Morgen,

bitte nicht haun, aber mir sagt es SO nicht zu und ich erkenne auch keine "alte Sprache".
Es ist mir zu unlyrisch, es fehlt eine "Melodie". Das ist nur mein persönliches Empfinden.
Habe unten mal nur was umgestellt, so wie es mir gefallen würde. Ist zwar nicht fertig und perfekt, soll auch nur zeigen, was ich meine:)

Spontan fiel mir "Leuchtfeuer" ein.
Titel..hm..wenn, dann nicht eher "Dein Kuss"?

lG
Stoffel

Deines Kusses Seele
wie die Nacht über dem Meer
sanft berührt der Wind mein Haar
als wolle er mich forttragen
lautlos mit nie endender Welle.

So sah ich eine Nacht
die des Tages Vergessen barg
mit seinem Mond auf den Lippen
und in den Augen die Sterne
brechen die Wogen an mir.

Bin erfüllt von ew'gem Schweigen
verborgen hinter Nachtes Rhythmus
und in der unendlich großen Weite
entfachte ich ein Feuer am Strand,
das hoch in den Himmel leuchtet.
 
liebe stoffel,

hab dank für deinen kommentar und für die auseinandersetzung mit dem gedicht.

ich belasse es so, wie es ist.

es heißt nicht "dein kuß", weil es zwar ein kuß ist, den ich von einem "du" bekomme, der gleichzeitig aber auch losgelöst ist von einem du und als "wesen" mich über das wasser trägt, dass du in deiner interpretation ganz weggelassen hast.

ich habe versucht, deinen vorschlag so zu lesen, als wäre es nicht mein gedicht, um so unvoreingenommen es geht, zu lesen, was du meinst.

ich habe keine verbesserung des leserhythmus bemerkt.

danke trotzdem.
 



 
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