Der Lärm der Chronischen inmitten liebevoller Bedürftigkeit

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Billy Bibbit

Mitglied
Der Lärm der Chronischen inmitten liebevoller Bedürftigkeit


I.
Klaus-Peter war der Inbegriff der
verfehlten Evolution.
Er zelebrierte Kaffeekränzchen für
Selbsthilfegruppen.
Zwischen Gugelhupf und Baiser,
komponierte er degenerierende Symphonien.
Martha fand in attraktiv.
So erzählte es Klaus-Peter
an einem Abend im Badezimmer seiner Mutter.

II.
Im hintersten Winkel eines Raumes,
saß eine Frau ohne Mimik.
Sie laborierte an Lebensfreude und Hoffnung.
An manchen Tagen wurde sie
beim Essen gesehen.
Sie aß nichts.
Ein fremder Mann aus Köln soll
ihr Vater gewesen sein.
Manche Menschen forderten sie zum Streben auf.
Das wir nichts mehr mit dir, Martha
Sie fasste es als Kompliment auf
und lächelte nicht.

III.
Das kleine Zimmer war zu groß
für die Gefühle der Protagonisten.
Er berührte ihre Brust und schrie nach Sonne.
Eine Brise Verzweiflung wehte
durch ihr Haar, als sie seine Berührung
nicht spürte.
Ein Pfleger öffnete die Fenster
und ließ den Lärm der Chronischen hinein.
Die Monate ließen sich nicht zuordnen.
Irgendjemand tippte auf August.
 
Hallo Billy,
großartig eingefangen die Stimmung bei den chronisch psychisch Kranken, die für mich auch für unsere kranke Gesellschaft steht.
Übrigens in I./7. Zeilen muss es doch ihn und nicht "in" heißen.
Das eine oder andere Subjekt würde ich weglassen, um die Atmosphäre noch mehr zu verdichten.
Zum Beispiel:
Klaus-Peter war der Inbegriff der
verfehlten Evolution.
Zelebrierte Kaffeekränzchen für
Selbsthilfegruppen.

Gruß
Karl
 
A

AchterZwerg

Gast
Karls kleinen Mäkeleien schließe ich mich an.
Ansonsten wirklich großArtig. Am besten gefällt mir gleich der Anfang:
Klaus-Peter war der Inbegriff der
verfehlten Evolution.
Ist so was von Klasse :D:)
Grüßle, der 8.
 

Billy Bibbit

Mitglied
Der Lärm der Chronischen inmitten liebevoller Bedürftigkeit


I.
Klaus-Peter war der Inbegriff der
verfehlten Evolution.
Er zelebrierte Kaffeekränzchen für
Selbsthilfegruppen.
Zwischen Gugelhupf und Baiser,
komponierte er degenerierende Symphonien.
Martha fand ihn attraktiv.
So erzählte es Klaus-Peter
an einem Abend im Badezimmer seiner Mutter.

II.
Im hintersten Winkel eines Raumes,
saß eine Frau ohne Mimik.
Sie laborierte an Lebensfreude und Hoffnung.
An manchen Tagen wurde sie
beim Essen gesehen.
Sie aß nichts.
Ein fremder Mann aus Köln soll
ihr Vater gewesen sein.
Manche Menschen forderten sie zum Streben auf.
Das wir nichts mehr mit dir, Martha
Sie fasste es als Kompliment auf
und lächelte nicht.

III.
Das kleine Zimmer war zu groß
für die Gefühle der Protagonisten.
Er berührte ihre Brust und schrie nach Sonne.
Eine Brise Verzweiflung wehte
durch ihr Haar, als sie seine Berührung
nicht spürte.
Ein Pfleger öffnete die Fenster
und ließ den Lärm der Chronischen hinein.
Die Monate ließen sich nicht zuordnen.
Irgendjemand tippte auf August.
 

revilo

Mitglied
Hallo..........Herzlich willkommen..........so einen Autor wie Dich braucht die LL ganz dringend....Du verstehst es, Lyrik und Prosa zu kombinieren......Deine Sprache ist meisterhaft, Deine Metaphern sind eindrucksvoll, aber nicht übertrieben...........

LG revilo
 

Billy Bibbit

Mitglied
Danke,

bei so viel Lob, könnte ich glatt erröten.

Ich verstehe die Lyrik von heute als "das Geschichten erzählen" von früher.
Das Leben versucht uns immer wieder auf gewisse Dinge hinzuweisen.
Wir als Autoren und gerade wir als Lyriker sollten uns der Hinweise annehmen und sie aufschreiben.

Ich versuche nicht ganz in Prosa abzudriften, aber die Lyrik so weit sie es mir erlaubt, auch zu dehnen.

Es ist schön, wenn eine Leserschaft die Gradwanderung in diesen Genres erlaubt und dem Autoren ein Feedback gibt.
Dafür möchte ich wirklich sehr danken, denn normalerweise
ergeht es dem progressiven Autor in Foren eher anders.
Er muss sich um/über den Stil oder die Stilistik streiten und eine Menge Zeit damit verbringen, wie sich Lyrik heute definiert.

Hier scheint sich die Liebe zum Wort primär als Wertungskriterium Bestand zu haben und das gefällt mir sehr.

Vielleicht bleibe ich hier und versuche mich einzubringen.


BB
 

Billy Bibbit

Mitglied
Danke Karl,

ich erlaube mir in den nächsten zwei Wochen ein wenig hier zu stöbern und noch andere Meinungen zu meinem Stil zu sammeln.
In dieser Zeit verschaffe ich mir dann einen Eindruck über einzelne Autoren ( Ich möchte ungern punktuell zu einem durch Zufall entdeckten Text was schreiben ).

Dann werde ich mich einbringen und gerne auch den einen oder anderen Text rezenzieren.

Auf ein gutes Miteinander.

BB
 

Billy Bibbit

Mitglied
Auch hier freue ich mich so angenehm aufgenommen worden zu sein.

Allerdings *räusper* fehlen mir auch ein paar Rezensionen zu all der guten Laune und Freude.
Eigentlich weiss ich nicht, was am Text gefällt und was nicht.
Was haltet ihr generell von dieser Stilistik.
Bei "Wolkenstein" kategorisiert man meine Texte in die Unterrubrik "Lyrsa".
Finde ich eine charmante Rubrik, aber ist hier nicht eingeteilt.

BB
 



 
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