Der Mann neben mir

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Nachtigall

Mitglied
Der Mann neben mir

Der kommt nie an, denke ich noch. Der hinterlässt keine Spuren bei seinen Wanderungen durch die U-Bahnhöfe.
Ungeduldig lauscht er und hofft auf das Pfeifen und Dröhnen aus der Dunkelheit.
Der kommt nie an, denke ich wieder. Der wurde schon zu oft geopfert, von so genannten Freunden und Gönnern.
Der ist einer, der den täglichen Tretminen immer wieder zu entkommen sucht. Mit zusammengefalteten Mund.
Ein Alltagsheld, der sein Brot abends allein am Küchentisch isst. Er trägt keinen Ring am Finger, das Licht im Mund macht ihn kindlich.
Jetzt schlägt ihm der fremde Atem aus dem Tunnel entgegen. Fröstelnd zieht er den Kopf zwischen die Schultern.
Der lächelt nie, denke ich wieder. Sicherlich kennt er auch keine Taschenspielertricks
und zwischen seinen gelben Fingerkuppen zerrinnt ihm alles.
Wie viele Liebesbriefe kann er wohl noch zählen in seinen ausgebrannten Wohnzimmern und den überschwemmten Kellern?
Der ist Nirgends und Niemand, der verschläft den Sendeschluss. Dann ist er tot
- bis zum Morgengrauen.
 

Nachtigall

Mitglied
Danke Herb.
Ja, er ist ein Fremder und das Ich tut das was jeder Mensch über einen anderen macht. Es bildet sich eine Meinung. Hier steckt es ihn in eine Schublade, macht ihn zum Verlierer.
Ob er es wirklich ist oder projeziert das ICH sich selbst?

Liebe Grüße
Alma Marie
 
P

Prosaiker

Gast
Der kommt nie an, denke ich noch.
Der hinterlässt keine Spuren bei seinen Wanderungen durch die U-Bahnhöfe.
Ungeduldig lauscht er und
hofft auf das Pfeifen und Dröhnen aus der Dunkelheit.
Der kommt nie an, denke ich wieder.
Der wurde schon zu oft geopfert, von so genannten
Freunden und Gönnern.
Der ist einer, der den täglichen Tretminen immer wieder zu entkommen sucht.
Mit zusammengefalteten Mund.
Ein Alltagsheld, der sein Brot abends allein am Küchentisch isst.
Er trägt keinen Ring am Finger,
das Licht im Mund macht ihn kindlich.

Jetzt schlägt ihm der fremde Atem aus dem Tunnel entgegen.
Fröstelnd zieht er den Kopf zwischen die Schultern.
Der lächelt nie, denke ich wieder. Sicherlich kennt er auch keine
Taschenspielertricks
und zwischen seinen gelben Fingerkuppen zerrinnt ihm alles.

Wie viele Liebesbriefe kann er wohl noch zählen
in seinen ausgebrannten Wohnzimmern und
den überschwemmten Kellern?

Der ist Nirgends und Niemand, der verschläft den Sendeschluss.
Dann ist er tot
- bis zum Morgengrauen.
tatsächlich, ein gedicht. gefällt mir sehr gut.
viele grüße;
Prosa.
 

Nachtigall

Mitglied
Auch das ist möglich. Meine englische Fassung ist z.B. ein Gedicht. In deutsch fand ich es als Prosa mit lyrischem Einschlag fast besser. Eine erzählende Prosa wollte ich nicht.
Danke für Deinen Kommentar und die Umsetzung. Willste meine sehen?

Liebe Grüße
Alma Marie
 

Nachtigall

Mitglied
Der Mann neben mir

Der kommt nie an, denke ich noch. Der hinterlässt keine Spuren bei seinen Wanderungen durch die U-Bahnhöfe.
Ungeduldig lauscht er und hofft auf das Pfeifen und Dröhnen aus der Dunkelheit.
Der kommt nie an, denke ich wieder. Der wurde schon zu oft geopfert, von so genannten Freunden und Gönnern.
Der ist einer, der den täglichen Tretminen immer wieder zu entkommen sucht. Mit zusammengefalteten Mund.
Ein Alltagsheld, der sein Brot abends allein am Küchentisch isst. Er trägt keinen Ring am Finger, das Licht im Mund macht ihn kindlich.
Jetzt schlägt ihm der fremde Atem aus dem Tunnel entgegen. Fröstelnd zieht er den Kopf zwischen die Schultern.
Der lächelt nie, denke ich wieder. Sicherlich kennt er auch keine Taschenspielertricks und zwischen seinen gelben Fingerkuppen zerrinnt ihm alles.
Wie viele Liebesbriefe kann er wohl noch zählen in seinen ausgebrannten Wohnzimmern und den überschwemmten Kellern?
Der ist Nirgends und Niemand, der verschläft den Sendeschluss. Dann ist er tot.
 



 
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