Der Maulwurf

5,00 Stern(e) 1 Stimme

Janosch

Mitglied
Aus flauschigem erdbraunem Leib, da ragen stramme Buddelpranken
und strampeln tiefe Höhlen frei, sein Antlitz trüb, ganz schlammverschmiert,
wie wenn bandwurmbesessen man, verfressen nach dem Sattsein giert -
so weist den Mull, der bitter schwitzt und schnauft, kein Weh in seine Schranken.

Wenn Tageslicht ihn doch erwischt, arg blendend an den Augen rührt,
wälzt er den Boden sich entlang, um nicht verstört umher zu schwanken
und drückt die Gräser dadurch platt, die sich der Sonne wegen zanken -
den Kopf versenken kann er nur, wo weiche Erd’ ihn akzeptiert.

So wohlig kühl und alt vertraut, so still ist’s nur im düstren Schacht,
wo er die Welt sich frei verrückt, wo ihm nur seine Uhren ticken;
ja, diesmal gräbt er Richtung Kern, wo keine Lichter nach ihm schicken -

im tiefst verstrickten Raumsystem sind Strahlen leichte Kost der Nacht,
doch ist’s dort kahl und regungslos, dass Einsamkeit die Luft entfacht:
schon bald wird er, der mit der Lunge ringt, fad seufzen und ersticken.
 

zarah

Mitglied
Hallo Janosch,

dieses Gedicht ist für meine Begriffe sehr gut gemacht. Vielleicht können Spezialisten irgenwo am Reim herummäkeln, ich finde hier jedoch nichts, was sich ungelenk anhört. Schön zu lesen.

Ich habe beim ersten Lesen des Gedichtes spontan an einen Menschen gedacht, der an sich - wie man so sagt “rechtschaffen” ist, aber so “blind” seinen Lebensplan verfolgt, dass er dabei auch schon mal, ohne es bewusst zu wollen, andere “platt macht”.
Wahrscheinlich kennt jeder so jemanden, der nur für das offen ist, was er ohnehin schon kennt und der stur seine gewohnten Gänge geht, auch wenn es ihm und/oder seiner Umwelt nicht gut tut.
Das soll keine Interpretation Deines Gedichtes sein, ich wollte dir nur mitteilen, welche Assoziation ich beim Lesen hatte und hoffe, dass dies von Interesse für Dich ist.

LG
Zarah
 

Janosch

Mitglied
Hallo zarah,
du ahnst nicht wie sehr mich dein Kommentar freut. In dem Gedicht steckt viel Arbeit und es ist cool, dass sich das jetzt auszahlt. Bei den Reimen wechseln sich 17 und 16 Silben ab - die 17er klingen vielleicht nicht ganz rund; das Wort Schranken, passt hier leider nicht mehr auf die 4. Zeile, weshalb es extra steht, aber das hast du dir sicher schon so gedacht. :)
Assoziationen interessieren mich immer, da sie ungewollt und ungefälscht einfach nur ehrlich sind. Cool, was man da alles rauslesen kann! ;)

dankend grüßt,
Janosch
 



 
Oben Unten