Der Maulwurf und die Lerche

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Lyrischa

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Der Maulwurf und die Lerche/ Fabel

An einem der ersten schönen Frühlingstage gräbt der Maulwurf unter dem nur noch leicht gefrorenen Rasen seine Gänge, um an neue Nahrung - an neue Insektenlarven und frische Regenwürmer - zu kommen. Er steckt seine spitze Schnauze aus dem Bau, schnuppert Blütenduft.
Die Sonne steigt am blauen Himmel auf, lässt die Frühblüher auf dem zarten Rasen in allen Farben leuchten: Krokusse blau, gelb, weiß, violett, orange; Veilchenbeete leuchten wie der Himmel.
Wenn Mensch und Haustier noch im letzten Schlummer liegen, beginnt die Vogelwelt schon ihr tausendstimmiges Konzert. Es ist die Lebensfreude, die Liebe, es sind die Frühlingsgefühle, die sie in den Himmel jubeln.

Die Lerche sucht sich ihr Frühstück: erste zarte Rasenspitzen und winzige Larven.
„Guten Morgen, Herr Maulwurf, lassen Sie auch etwas Frühlingsluft in Ihren Bau? Ist das nicht ein schöner Tag?“!
„Was soll daran schön sein? Ich muss für Nahrung sorgen!“
„Na, bei diesem herrlichen Wetter macht es doch Freude.“
Und mit steigender Sonne steigt auch sie in den Himmel, singt unermüdlich ihren schillernden, trillernden Gesang Trlitt, dri-dri-driö. Dann fliegt sie schwingende Schleifen, schwirrt minutenlang an einer Stelle und lässt dabei ihr melodisches Flöten hören: düdl-düdl-düdl – lülülülü. So singt sie ganze Strophen, übernimmt auch mal Töne anderer Vögel. Dann schwebt sie langsam zur Erde. Es ist ein Jubeltanz!

Die Menschen, die aus ihren Häusern treten, lauschen ergriffen, hingerissen diesem Jubilieren.
Der Maulwurf spürt die warme Sonne an der Nase kitzeln und hört das Tirilieren aus der Luft. Er verzieht sein Gesicht, schüttelt sich und vor sich hin schimpfend kriecht er mürrisch wieder in sein Verließ: “Wozu soll das gut sein, zu fliegen und zu singen?“

© Marlies Kühr/16.02.2012
 

gerian

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Fabel

Hallo Marlies,

du machst Gebrauch vom Stilmittel der Fabel, welche ja wegen ihrer Einfachheit zu der volkstümlichen Erzählkunst gehört. Im Mittelpunkt stehen Tiere, die menschliche Eigenschaften besitzen, gewissermaßen Stereotype, so der Löwe als mutig, der Igel als introvertiert, der Fuchs als listig und schlau gilt. Eine Fabel belehrt und unterhält.
Du hast uns hier die Gegensätze einer unbeschwerten Lebenskunst (Vögel)einerseits und die einer griesgrämigen Gegenwelt andererseits vorgeführt.
Schön gezeichnete Bilder mit einer innigen Moral.

LG
G.
 



 
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