Der Mensch ist zwei

HajoBe

Mitglied
"Hörst du mir überhaupt zu?"
Lippen bewegen sich unmerklich. Fragen gemurmelt.
"Ja, sicher höre ich zu. Habe dir immer zugehört, wenn du mir vorgelesen hast."
Es liest nicht aus einem "Buch". Es liest seine Gedanken für mich... auswendig.
Seiten eines Gedankenbuches, welches das Leben schrieb.
In letzter Zeit liest es öfter vor als beabsichtige es den Inhalt vor dem Vergessen zu bewahren. Merkfähigkeit liegt in ständiger Wiederholung, bewirkt Einprägsamkeit.
Es begleitet mich übrigens schon lange. Eigentlich seit meiner Geburt. Damals lernten wir uns zufällig kennen.
Zeit verging bis wir uns gegenseitig das Vertrauen aussprachen. Irgendwann haben wir uns das Du angeboten, gingen näher aufeinander ein. Nannten es Selbstvertrauen. Vertrauen in den jeweils Anderen in uns.
Wir sehen uns - nebenbei bemerkt - öfter mal im Spiegel....
In letzter Zeit stellt es mir häufiger die Frage:
"Soll ich dir mehr vorlesen aus dem Lebensbuch?"
Ich stimme zu - kenne ich doch seine Befürchtungen die Buchseiten könnten vergilben, der Buchrücken den aufrechten Halt verlieren. Gedenkenflucht drohte...gar Gedankenverlust.
Obwohl ich kenne, was es vorlesen wird, sage ich:
"Bruder lies, ich höre!"
Oder sollte ich sagen "Schwester"? Eine Frau mein zweites Ich?
Verlockende Vorstellung. Könnte sie zu meiner Geliebten machen...ständige Begleiterin...Eigenliebschaft.

Beim Hören der inneren Stimme: <Wie sie wohl aussehen mag?>
Wie ich bin oder wie ich mich sehen möchte?
Eher wie ich immer sein wollte...Äußerlichkeit unbedeutend?
Im Spiegel betrachtet nichts Neues von mir. Gleichbleibend das Ebenbild bei auffälliger Ähnlichkeit.
Muss die Frage umformulieren: <Wer ist ich? Bin ich Zwei?>
Oder allgemein gefragt: <Sind wir nicht alle Zwei?>
Zwiespältigkeit in der zweiflerischen Auseinandersetzung mit uns selbst zwingt uns zu überlegen welcher Weg der richtige ist. Oder... lieber aus harmonischer Ergänzung gemeinschaftlich Kräfte gewinnen?

Habe ich Sie verunsichert mit dem was ich schreibe?
Ich glaube Sie denken ähnlich....
Der, die oder das Andere in uns ist wohlgesonnen, kontrolliert uns zwar, scheint aber nützlich. Wir akzeptieren es, obwohl es uns kritisch den Spiegel vorhält, unser Tun im Leben ins Gedankenbuch notiert, um uns hin und wieder daraus vorzulesen.

Solches bedenkend schätze ich mein zweites Ich, meinen Bruder, meine Schwester, meine Geliebte und höre zu wenn sie mir erzählen, mein Leben für mich vor dem Vergessen bewahrend erinnern - eventuell daran - dass ich noch lebe.

Wenn die Nächte lang werden, der Schlaf gelegentlich die Freundschaft aufkündigt, hören wir in uns hinein in die leise beschwörende Stimme unseres zweiten Ich - wie sie Fragen aufwirft.
Fragen, auf die wir allzu gern die Antwort schuldig bleiben - aus Ratlosigkeit. Aus Vergesslichkeit nie. Das zweite Ich vergisst nicht, zwingt uns immer wieder zu erinnern was wir richtig oder falsch angepackt haben.

Dauerte bis mir klar wurde, dass diese zweite Stimme das Gewissen ist. Hat etwa Aufdringliches in seinem Wesen, Beharrliches in seiner Beständigkeit.
Der Leser wird mir zustimmen, dass es sich in schlaflosen Nächten meldet, aufrüttelt und manche Schweißperle ins Kopfkissen rinnt. Wir sind zwiespältig ob wir darauf eingehen sollen was es uns zuflüstert oder es nicht beachten mit dem Wunsch so schnell wie möglich darüber hinweg zu schlafen.
Aufschieben von gewissensgeleiteten Entscheidungen. Das machen wir - ehrlich gesagt - am liebsten...

Am Morgen im Bad: Aus dem Spiegel grinst es uns an - unser zweites etwas verschlafenes Ich, das sich zum Gewissen gemausert hat. Die heiße Dusche schwemmt uns in die Realität des frühen Tages. Der vom Dunst der Dusche getrübte Spiegel verschleiert ein wenig. Als Kinder haben wir darauf herumgemalt und geschmiert nicht ahnend was sich dahinter verbirgt. Haben Herzchen und Gesichter in die Feuchte gezeichnet, dem Gewissen ein kindlich-unschuldiges Antlitz aufgesetzt. Und sehen Sie mal, wie sich manches im Leben gewandelt hat, auch zur Fratze.

Möchte es als Freund, das zweite Ich-Gesicht, dass es lächelt...oder mir hin und wieder wenigstens versöhnlich zuzwinkert...
 

HajoBe

Mitglied
"Hörst du mir überhaupt zu?"
Lippen bewegen sich unmerklich. Fragen gemurmelt.
"Ja, sicher höre ich zu. Habe dir immer zugehört, wenn du mir vorgelesen hast."
Es liest nicht aus einem "Buch". Es liest Gedanken für mich... auswendig.
Seiten eines Gedankenbuches, welches das Leben schreibt.
In letzter Zeit liest es öfter vor als beabsichtige es den Inhalt vor dem Vergessen zu bewahren. Merkfähigkeit liegt in ständiger Wiederholung, bewirkt Einprägsamkeit.
Es begleitet mich übrigens schon lange. Eigentlich seit meiner Geburt. Damals lernten wir uns zufällig kennen.
Zeit verging bis wir uns gegenseitig das Vertrauen aussprachen. Irgendwann haben wir uns das Du angeboten, gingen näher aufeinander ein. Nannten es Selbstvertrauen. Vertrauen in den jeweils Anderen in uns.
Wir sehen uns - nebenbei bemerkt - öfter mal im Spiegel....
In letzter Zeit stellt es mir häufiger die Frage:
"Soll ich dir mehr vorlesen aus dem Lebensbuch?"
Ich stimme zu - kenne ich doch seine Befürchtungen die Buchseiten könnten vergilben, der Buchrücken den aufrechten Halt verlieren. Gedenkenflucht drohte...gar Gedankenverlust.
Obwohl ich kenne, was es vorlesen wird, sage ich:
"Bruder lies, ich höre!"
Oder sollte ich sagen "Schwester"? Eine Frau mein zweites Ich?
Verlockende Vorstellung. Könnte sie zu meiner Geliebten machen...ständige Begleiterin...Eigenliebschaft.

Beim Hören der inneren Stimme: <Wie sie wohl aussehen mag?>
Wie ich bin oder wie ich mich sehen möchte?
Eher wie ich immer sein wollte...Äußerlichkeit unbedeutend?
Im Spiegel betrachtet nichts Neues von mir. Gleichbleibend das Ebenbild bei auffälliger Ähnlichkeit.
Muss die Frage umformulieren: <Wer ist ich? Bin ich Zwei?>
Oder allgemein gefragt: <Sind wir nicht alle Zwei?>
Zwiespältigkeit in der zweiflerischen Auseinandersetzung mit uns selbst zwingt uns zu überlegen welcher Weg der richtige ist. Oder... lieber aus harmonischer Ergänzung gemeinschaftlich Kräfte gewinnen?

Habe ich Sie verunsichert mit dem was ich schreibe?
Ich glaube Sie denken ähnlich....
Der, die oder das Andere in uns ist wohlgesonnen, kontrolliert uns zwar, scheint aber nützlich. Wir akzeptieren es, obwohl es uns kritisch den Spiegel vorhält, unser Tun im Leben ins Gedankenbuch notiert, um uns hin und wieder daraus vorzulesen.

Solches bedenkend schätze ich mein zweites Ich, meinen Bruder, meine Schwester, meine Geliebte und höre zu wenn sie mir erzählen, mein Leben für mich vor dem Vergessen bewahrend erinnern - eventuell daran - dass ich noch lebe.

Wenn die Nächte lang werden, der Schlaf gelegentlich die Freundschaft aufkündigt, hören wir in uns hinein in die leise beschwörende Stimme unseres zweiten Ich - wie sie Fragen aufwirft.
Fragen, auf die wir allzu gern die Antwort schuldig bleiben - aus Ratlosigkeit. Aus Vergesslichkeit nie. Das zweite Ich vergisst nicht, zwingt uns immer wieder zu erinnern was wir richtig oder falsch angepackt haben.

Dauerte bis mir klar wurde, dass diese zweite Stimme unser seelisches Spiegelbild ist. Hat etwa Aufdringliches in seinem Wesen, Beharrliches in seiner Beständigkeit.
Der Leser wird mir zustimmen, dass es sich in schlaflosen Nächten meldet, aufrüttelt und manche Schweißperle ins Kopfkissen rinnt. Wir sind zwiespältig ob wir darauf eingehen sollen was es uns zuflüstert oder es nicht beachten mit dem Wunsch so schnell wie möglich darüber hinweg zu schlafen.
Aufschieben von gewissensgeleiteten Entscheidungen. Das machen wir - ehrlich gesagt - am liebsten...

Am Morgen im Bad: Aus dem Spiegel grinst es uns an - unser anderes etwas verschlafenes Ich, das sich zum zweiten Gesicht gemausert hat. Die heiße Dusche schwemmt uns in die Realität des frühen Tages. Der vom Dunst der Dusche getrübte Spiegel verschleiert ein wenig. Als Kinder haben wir darauf herumgemalt und -geschmiert nicht ahnend was sich dahinter verbirgt. Haben Herzchen und Gesichter in die Feuchte gezeichnet, dem zweiten Ich ein kindlich-unschuldiges Antlitz aufgesetzt. Und sehen Sie mal, wie sich manches im Leben gewandelt hat, auch zur Fratze.

Möchte es als Freund, das zweite Ich-Gesicht, dass es lächelt...oder mir hin und wieder wenigstens versöhnlich zuzwinkert...
 

HajoBe

Mitglied
"Hörst du mir überhaupt zu?"
Lippen bewegen sich unmerklich. Fragen gemurmelt.
"Ja, sicher höre ich zu. Habe dir immer zugehört, wenn du mir vorgelesen hast."
Es liest nicht aus einem "Buch". Es liest Gedanken für mich... auswendig.
Seiten eines Gedankenbuches, welches das Leben schreibt.
In letzter Zeit liest es öfter vor als beabsichtige es den Inhalt vor dem Vergessen zu bewahren. Merkfähigkeit liegt in ständiger Wiederholung, bewirkt Einprägsamkeit.
Es begleitet mich übrigens schon lange. Eigentlich seit meiner Geburt. Damals lernten wir uns zufällig kennen.
Zeit verging bis wir uns gegenseitig das Vertrauen aussprachen. Irgendwann haben wir uns das Du angeboten, gingen näher aufeinander ein. Nannten es Selbstvertrauen. Vertrauen in den jeweils Anderen in uns.
Wir sehen uns - nebenbei bemerkt - öfter mal im Spiegel....
In letzter Zeit stellt es mir häufiger die Frage:
"Soll ich dir mehr vorlesen aus dem Lebensbuch?"
Ich stimme zu - kenne ich doch seine Befürchtungen die Buchseiten könnten vergilben, der Buchrücken den aufrechten Halt verlieren. Gedankenflucht drohte...gar Gedankenverlust.
Obwohl ich kenne, was es vorlesen wird, sage ich:
"Bruder lies, ich höre!"
Oder sollte ich sagen "Schwester"? Eine Frau mein zweites Ich?
Verlockende Vorstellung. Könnte sie zu meiner Geliebten machen...ständige Begleiterin...Eigenliebschaft.

Beim Hören der inneren Stimme: <Wie sie wohl aussehen mag?>
Wie ich bin oder wie ich mich sehen möchte?
Eher wie ich immer sein wollte...Äußerlichkeit unbedeutend?
Im Spiegel betrachtet nichts Neues von mir. Gleichbleibend das Ebenbild bei auffälliger Ähnlichkeit.
Muss die Frage umformulieren: <Wer ist ich? Bin ich Zwei?>
Oder allgemein gefragt: <Sind wir nicht alle Zwei?>
Zwiespältigkeit in der zweiflerischen Auseinandersetzung mit uns selbst zwingt uns zu überlegen welcher Weg der richtige ist. Oder... lieber aus harmonischer Ergänzung gemeinschaftlich Kräfte gewinnen?

Habe ich Sie verunsichert mit dem was ich schreibe?
Ich glaube Sie denken ähnlich....
Der, die oder das Andere in uns ist wohlgesonnen, kontrolliert uns zwar, scheint aber nützlich. Wir akzeptieren es, obwohl es uns kritisch den Spiegel vorhält, unser Tun im Leben ins Gedankenbuch notiert, um uns hin und wieder daraus vorzulesen.

Solches bedenkend schätze ich mein zweites Ich, meinen Bruder, meine Schwester, meine Geliebte und höre zu wenn sie mir erzählen, mein Leben für mich vor dem Vergessen bewahrend erinnern - eventuell daran - dass ich noch lebe.

Wenn die Nächte lang werden, der Schlaf gelegentlich die Freundschaft aufkündigt, hören wir in uns hinein in die leise beschwörende Stimme unseres zweiten Ich - wie sie Fragen aufwirft.
Fragen, auf die wir allzu gern die Antwort schuldig bleiben - aus Ratlosigkeit. Aus Vergesslichkeit nie. Das zweite Ich vergisst nicht, zwingt uns immer wieder zu erinnern was wir richtig oder falsch angepackt haben.

Dauerte bis mir klar wurde, dass diese zweite Stimme unser seelisches Spiegelbild ist. Hat etwa Aufdringliches in seinem Wesen, Beharrliches in seiner Beständigkeit.
Der Leser wird mir zustimmen, dass es sich in schlaflosen Nächten meldet, aufrüttelt und manche Schweißperle ins Kopfkissen rinnt. Wir sind zwiespältig ob wir darauf eingehen sollen was es uns zuflüstert oder es nicht beachten mit dem Wunsch so schnell wie möglich darüber hinweg zu schlafen.
Aufschieben von gewissensgeleiteten Entscheidungen. Das machen wir - ehrlich gesagt - am liebsten...

Am Morgen im Bad: Aus dem Spiegel grinst es uns an - unser anderes etwas verschlafenes Ich, das sich zum zweiten Gesicht gemausert hat. Die heiße Dusche schwemmt uns in die Realität des frühen Tages. Der vom Dunst der Dusche getrübte Spiegel verschleiert ein wenig. Als Kinder haben wir darauf herumgemalt und -geschmiert nicht ahnend was sich dahinter verbirgt. Haben Herzchen und Gesichter in die Feuchte gezeichnet, dem zweiten Ich ein kindlich-unschuldiges Antlitz aufgesetzt. Und sehen Sie mal, wie sich manches im Leben gewandelt hat, auch zur Fratze.

Möchte es als Freund, das zweite Ich-Gesicht, dass es lächelt...oder mir hin und wieder wenigstens versöhnlich zuzwinkert...
 



 
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