Der Neid
von Nora Wind
Der Neid ist so alt wie die Welt.
Die biblische Schlange ist nichts weiteres als der Neid. Das Objekt, auf das man neidisch ist – sei es Gott, Lottogewinner, Filmstar oder Besitzer einer teueren Kaffeemaschine – spielt nur eine Nebenrolle. Wichtig ist, wie die Menschen handeln, die mit Neid infiziert sind, gegen den bis heute leider kein Serum gefunden wurde, und welche Folgen dieses Handeln haben kann.
[ 4]Der berüchtigte Apfel hatte zur Folge die Umleitung des menschlichen Lebens auf die Erde und in einen begrenzten Zeitraum. Hätte man den Apfel nur betrachtet und bewundert, ohne ihn zu essen, wäre das hier alles nicht passiert.
[ 4]Der Mensch, der alles „essen“ will, ist für den Neid seinerseits ein gefundenes Fressen, da die nie „satt“ werdende Konsumgesellschaft immer einen Grund haben wird, auf etwas neues, noch nicht „probiertes“ neidisch zu sein. Das ist aber nur die eine Seite des Neides – die harmlose. Gefährlich wird der Neid, wenn er nicht auf Gegenstände, sondern Land und Bodenschätze übertragen wird. In der Konsumgesellschaft ist es der Kampf um den Kunden, hier ist es der Krieg um Leben und Tod.
[ 4]Es gibt aber noch eine dritte und meiner Meinung nach die schlimmste Art des Neides: auf das fremde Glück, das unendlich viele Ausdrucksformen haben kann wie zum Beispiel ein verliebtes Paar, „frisch gebackene“ Eltern, schöne Frau, einfach ein gut gelaunter Mensch.
Wer auf so etwas neidisch ist, kann und wird nie glücklich sein, weil er/sie einfach mit sich selbst nicht zufrieden ist.
Und das Schlimmste ist, dass je netter man diesen Menschen entgegenkommt, desto misstrauischer und unfreundlicher werden sie. Wie eine Schlange „rollen“ sie sich innerlich „zusammen“ und warten auf die Gelegenheit, ihren giftigen Neid auszuscheiden. Igitt!