Der Nette Mann

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kevin3

Mitglied
Achtung, bitte zuerst lesen!
Dieser Text enthält viel Gewalt und zum Teil
(ein geringer Teil) auch pornographische
Elemente.
Deshalb vielleicht eine kleine Warnung,
für jene, die so etwas nicht lesen möchten.
Trotzdem finde ich, dass meine Geschichte
nicht in den Bereich "Splatter" geht,
und möchte die Moderatoren bitten, sie
nicht zu löschen! Danke!
Dazu möchte ich noch sagen, dass ich weder auf
perverse Sexpraktiken stehe, noch etwas gegen
Schwule, oder Frauen habe!
Meine kleine Einleitung ist nicht dazu da,
um möglichst viele Leser zu locken, sondern
ist durchaus ernst gemeint!



DER NETTE MANN

Simon Morino schloss die Tür seines Fords ab und und machte sich auf den Weg zur Haustür. In den letzten Tagen war es kalt geworden im US-Bundesstaat Maine und die Temperatur betrug in Portland annähernd Minus 15°C, was Morino dazu veranlasste Handschuhe und eine Wollmütze zu tragen, die er auf Grund ihrer roten Farbe kitschig fand.
Es war kurz vor Weihnachten, und die Farbe Rot bestimmte mehr oder weniger das gesamte Stadtbild Portlands.
Morino empfand eine tiefe Abneigung gegenüber Weihnachten. Gegenüber dem heutigen Weihnachten, um es genauer auszudrücken. Das Fest der Liebe war von den Medien zu einem Fest des Kitsches und vor allem des Konsums geworden. Nach seiner Einschätzung hatte dieser Vorgang Ende der 80. eingesetzt.
Das dürfte auch der Zeitraum gewesen sein, als das erste Mal Schokoladen-Nikoläuse im September in den Supermarktregalen zu finden waren.
Früher war das anders, dachte er, als er den Haustürschlüssel aus seiner Manteltasche holte und ihn ins Schloss steckte.
Früher als er noch ein kleiner Junge gewesen war, der es geliebt hatte auf den Schos seiner Mutter zu sitzen und von ihr in den Schlaf geschaukelt zu werden. Damals war es etwas Besonderes gewesen, die Stimmung war eine andere und noch heute konnte er sich an den Geruch frischgebackener Plätzchen erinnrn, die seine Mutter am ersten Weihnachtsfeiertag für ihn und seine Schwester Mary gemacht hatte.
Nach der zweiten Umdrehung gab das Schloss nach und die Tür lies sich öffnen. Wohlwollende Wärme empfing Morino, und das Erste, was er tat, war sich die Mütze vom Kopf zu ziehen und sie neben den Kleiderhaken zu werfen.
Er beschließt das elende Ding nie wieder aufzusetzen, sondern sich eine neue zu kaufen. Eine die besser zu seiner starken Persönlichkeit passt. Er fragte sich sowieso, warum er das Ding nicht bei der erstbesten Möglichkeit in den Müll geschmissen hatte.
Aber genug der negativen Gedanken, heute Abend wollte er sich etwas Erfreulicherem zuwenden. Es würde ein ganz besonderer Abend werden, in dieser Hinsicht ist er sich sicher. Er hängte seinen Mantel (er war schwarz, im Gegensatz zu rot eine geschmakvolle Farbe, wie er fand), an den Kleiderhaken.
Als nächstes ging er in die Küche und holte sich eine Flasche Pepsi aus dem Kühlschrank. Er nahm sich ein Glas aus dem Küchenschrank und goss es mit der schwarzen Flüssigkeit voll. Mit drei Schlücken trank er es leer.
Dann nahm er beides und ging ins Wohnzimmer.
Heute Abend wurde auf ABC das Spiel der Dallas Cowboys übertragen. Er mochte Football und erinnerte sich noch heute gern daran, wie er sich die Fernsehübertragungen der Spiele mit seinem Vater angeschaut hatte.
Obwohl er in Portland, Maine lebte, war er ein großer Anhänger der Cowboys, was daher rührte, dass er bis zu seinem 26. Lebensjahr in Texas gelebt hatte.
Als seine Eltern kurz hintereinander an Krebs gestorben waren, und er sein Medizinstudium beendet hatte, war er weggezogen.
Zuerst nach New York, wo er eine Stelle als Arzt im Central Park Klinikum bekommen hatte. Drei Jahre hatte Morino es dort ausgehalten, bis ihm die Großstadt zu anstrengend wurde, und er dem Lärm der Autos entkommen wollte.
Durchs Internet stieß er auf ein Haus, dass seinen Ansprüchen genügte. Etwas außerhab Portlands, also in abgelegener Stille, mit großem Grundstück, und in der Nähe eines kleinen Waldstücks.
Das Haus hatte einer alten Dame gehört, die, nachdem sie gestorben war, es ihrem Sohn vererbt hatte. Dieser wusste nichts besseres damit anzufangen, als es höchst möglich zu verhökern. So war Morino in den Besitz gekommen, und hatte schließlich ins überschaubare Portland umgesiedelt.
Es war kein Problem für ihn gewesen auch hier eine Stelle als Arzt in der Notaufnahme zu erhalten.
Seine Vorgesätzten im Cental Park Klinikum hatten ihm alle außerordentliche Referenzen bescheinigt.
Seit 14 Jahren lebte er nun schon hier, und Morino fühlte sich noch immer wohl.
Trotzdem war er nie Teil der Stadt geworden. Er ging nicht oft aus, und wenn hielt er sich von größeren Menschenansammlungen fern. Zum Teil lag das an seinem Beruf, der einen Großteil seiner Energie für sich beanspruchte, aber viel entscheidenter war, dass er die Leute nicht sonderlich mochte.
Er war auch nicht Arzt geworden, weil er - wie viele seiner Kolegen - Menschen helfen wollte, sondern weil ihn die Macht, die er in seiner Stellung über den Patienten hatte, faszinierte.
Mit einem weiteren Glas Pepsi setzte er sich auf die Couch und schaltete ABC ein. Es stand 7:0 für die Cowboys, kurz vor Ende des ersten Viertels. Ein Lächeln huschte auf sein Gesicht.
Die nächste halbe Stunde verbrachte er vor dem Fernseher, doch dann glaubte er einen gedämpften Schrei, oder zumindest ein lautes Stöhnen zu vernehmen. Er musste also aufgewacht sein!
Morino nahm die Fernbedienung und schaltete den Ton des Fernsehers aus. Nichts! Nur Stille.
Er hatte sich getäuscht. Etwas enttäuscht wendete er sich wieder dem, nun stummen Spiel zu.
Die Cowboys führten, aber das war für ihn nun mehr oder weniger zweitrangig. Er wartete auf ein Geräusch. Auf einen Laut aus dem Keller. Seine Muskeln waren vor Aufregung gespannt. Er spürte, wie Adrenalin in seine Blutbahn gepumpt wurde. Würde der Mann aufwachen, wäre es endlich soweit. Es wäre an der Zeit loszulegen.
Morinos Augen glänzten bei dieser Vorstellung. Er musste sich zwingen sitzenzubleiben und zu warten.
Er wollte mit seinem Spiel nicht eher beginnen, bevor Charles die Augen aufgeschlagen hatte, und mitbekam, was um ihn herum passierte.
Die beiden Male, die er zuvor "gespielt" hatte, war es ihm nicht gelungen, seine Lust zu zügeln, und beide Male war er nach dem Akt enttäuscht gewesen.
Schon nach seinem ersten Opfer, ein Mann der auf den schrecklichen Namen Rusty gehört hatte, war ihm bewusst gewesen, warum seine Gelüste unbefriedigt geblieben waren. Das war vor zwei Jahren gewesen. Etwa ein neun Monate später hatte Morino erneut einen Mann in seine Fittiche bekommen. Ein Schwarzer ende vierzig. Morino hatte es auf seinen Sohn abgesehen, den er mehrere Wochen lang beobachtet hatte. Sam Shilds war zu dem Zeitpunkt 17 Jahre alt gewesen. Nach einem Autounfall, bei dem ihn ein besoffener Rassist absichtlich angefahren hatte, war der Junge zu Morino's Patient geworden. Morino hatte reges Interesse an ihm gezeigt. Sam Shilds war ebenalls ein großer Footballfan gewesen, und so unterhielten sie sich über die Ergebnisse, oder tippten die Mannschaften, die das Super-Bow-Spiel bestreiten würden.
Durch ein Blick in die Krankenakte hatte Morino die Adresse der Familie Shilds in Erfahrung gebracht.
Von seiner Wohnung zu ihrem Haus, brauchte man keine zwanzig Minuten, was Morino in seinem Glauben - er hätte mit Sam Shilds das passende Opfer gefunden - stärkte.
Nachdem Sam aus dem Krankenhaus entlassen wurde, machte sich Morino daran, seine Gewohnheiten auszukundaschaften. Dafür hatte er sich extra zwei Wochen Urlaub genommen. Er hatte den Schulweg des Jungen, ausspioniert, und war ihm sogar einige Male mit seinem schwarzen Ford, Baujahr '96, zum Footballtraining gefolgt.
Er hatte am Zaun, der das Spielfeld von den Parkplätzen abgrenzte, gestanden und sich an den Bewegungen des Jungen ergötzt. Sam Shilds hatte das Spiel genauso beherrscht, wie Morino sein's beherrschte.
Nach dem Spiel (Shilds Mannschaft hatte überlegen gewonnen) war Morino hinter das kleine Vereinsheim geschlichen, mit dem Wunsch die Spieler beim Umziehen sehen zu können. Natürlich nicht ohne sich vorher zu vergewissert zu haben, dass niemand ihn sah.
Was er hinter dem kleinen Gebäude im Schutze von Hecken, die die Sicht von der Straße aus versperrten, gesehen hatte, waren die Duschräume gewesen. Die Fenster waren undurchsichtig, aber nur angelehnt gewesen.
Morino hatte bei dem Anblick der nackten Jungen gespürt, wie sich sein Penis aufgerichtet und gegen den Stoff seiner Jeans gedrückt hatte.
Nach ein, zwei Minuten hatte er es nicht mehr ausgehalten und seiner Erregung abhilfe gaschaft. Dann war er schnell zu seinem Auto gerannt, um nicht zu riskieren, dass einer der Spieler das Vereinsheim verlies, und ihn so ertappen konnte. Niemand hatte ihn gesehen.
Morino merkte, dass er mit seinem Gedanken anbgetrifftet war, und schüttelte seinen Kopf, wie um ihn wieder frei zu bekommen. Er starrte wieder auf den Bildschirm und versuchte den Bildern des Spiels zu folgen. Mit enormer Anstrengung gelang es ihm, zumindest für ein paar Minuten. Dann schaute er auf seine Hose und bemerkte, dass der Stoff in seinem Schritt ausgebeult war. Die Erinnerung an Sam Shilds und sein Erlebnis nach dem Footballspiel hatten ihn erregt. Seine Ungeduld wuchs. Lange würde er es nicht mehr aushalten. Wann würde sein Opfer endlich aufwachen. Er wollte mit seinem Spiel beginnen. Kurz flaumte in ihm die Idee auf, er könne sich selbst befriedigen und sich später dem Mann zuwenden, aber das wäre falsch gewesen. Der Mann verdiente es, dass Morino ihm all seine Lust zuwandte. Er hatte es sich einfach verdient, dass dieser Akt ein großes Ereignis würde.
Das war Morino ihm und sich einfach schuldig.
Als er wieder auf den Bildschirm schaute, war der Quarterback der Cowboys gerade dabei den Ball zu werfen.
Er schaffte es, obwohl er von drei Spielern des Gegners beträngt wurde, den Ball über 25 Yards in die Arme seines Mitspielers zu buxieren. Dieser erlief ein Touchdown, der die Cowboys mit 14:0 in Führung brachte.
Die Kamera schwenkte auf die Tribüne, wo die Menge in Jubel ausbrach.
Sam Shilds hatte sein Leben Morinos unglaublich großer Liebe zu verdanken. Als dieser in seinem Auto gesessen und den Jungen auf dem Schulhof beim Basketballspielen beobachtet hatte, war ihm warm ums Herz geworden. Er hatte blitzartig entschieden, das Leben des Jungen zu verschonen. Er hatte Sam Shilds Lächeln und die graziöse Art, wie er sich bewegte, auch vorher schon als begehrenswert empfunden, aber damals war er für Morino nicht viel mehr als ein Lustobjekt gewesen, doch in diesem Moment, in seinem Wagen, hatte Morino etwas anderes, ihm bis jetzt völlig Unbekanntes gefühlt. Liebe! Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er sich verliebt. Liebe war ein Zustand, den er zuvor nur aus Büchern und schlecht gemachten Filmen kannte. Er war sich sicher gewesen zu "perfekt" zu sein, um dieses niedere Gefühl zu empfinden. Liebe war für Morino bis dato vor allem eins gewesen:
Schwäche. Etwas, dass einem von den wichtigen Aufgaben des Lebens abhielt, und einen angreifbar/verwundbar machte. Deswegen hatten ihn seine Gefühle zu Sam Shilds zunächst verwirrt. Er hatte es für entsetzlich gehalten zu lieben. Dieses Gefühl hatte ihm zu einem Menschen gemacht, einer Kreatur, die ihm weit unterlegen war, und zunächst hatte er sich selbst dafür gehasst.
Er hatte es nicht fertig gebracht den Jungen seiner Lust zu opfern, auch wenn er insgeheim den Gedanken hägte, dass es Sam Shilds bestimmt gefallen hätte.
Trotzdem wollte er seine Arbeit mit einem Erfolg beenden. Er hatte sich nicht umsonst die Mühe gemacht Familie Shilds zu beobachten, und so war es Sams Vater gewesen, der zu Morinos zweitem Opfer geworden war.

Er hielt es nicht mehr aus, die Gedanken an den Jungen, und an das, was es mit seinem Vater gemacht hatte, ließen seinen Penis anschwellen, und er war nicht in der Lage seine Lust weiter zu zügeln.
Er beschloss in den Keller zu gehen und den Mann zu wecken. Das würde vielleicht nicht das Selbe sein, als wenn er von alleine aufwachen würde und Morino die Angst und die Verzweiflung in seinen Augen bereits sehen würde wenn er den Raum betrat, aber...
Ein Schluchzen! Ein lautes, wehklagendes Schluchzen!
Gambon war aufgewacht. Endlich konnte das Spiel beginnen. Simon Morinos Spiel!



Zu Rupert Gambons Verhängnis wurde seine Nikotinsucht. Gestern Abend hatte er, wie auch Morino, in einer Gaststätte namens Mel's gespeißt. Er hatte einen anstrengenden Arbeitstag hinter sich gehabt (sein Chef hatte eine Gehaltserhöhung, die Gambon schon seit mehreren Monaten angestrebt hatte, erneut abgelehnt) und war dabei gewesen mit Hamburgern und einer Menge Bier seinen Frust runterzuspülen.
Den kleingewachsenen Mann an seinem Nebentisch hatte er kaum wahrgenommen, bis Gambon eine Packung "Marlboro 100" auf den Tisch gelegt hatte.
"Sie wollen sich jetzt doch nicht wirklich eine von denen anstecken, oder?"
Gambon hatte seinen Tischnachbarn argwöhnisch, sogar etwas herablassend angeschaut und dann betont langsam eine Zigarette aus der Schachtel genommen.
"Haben sie nicht gehört", hatte der schmächtige Mann gefragt. "Dies ist ein öffentliches Lokal und es ist verboten hier zu rauchen." Der Ton des Mannes war alles andere als höflich, und Gambon hatte sich von ihm provoziert gefühlt.
"Gehen sie sich doch beim Inhaber beschweren, wenn es ihnen nicht passt, aber machen sie mich nicht so dumm an."
Der Inhaber des Mel's - ein stämmiger Mann ende 50, der auf den seltsamen Namen Rusty gehörte hatte - war seit etlichen Jahren mit Gambon befreundet gewesen, und so war der Mann, ohne Erfolg, wutentbrannt zurückgekommen, hatte eine 20 Dollar Note auf den Tisch gelegt und war, ohne ein weiteres Wort an Gambon zu richten, gegangen.
Eine halbe Stunde, und zwei Bier später war auch Gambol gegangen. Er hatte seinen Wagen auf dem Parkplatz des Restaurants abgestellt. Draußen war es vereits dunkel, aber vor allem verdammt kalt gewesen. Der Winter des Jahrzehnts, so hatte es ein Radiomoderator genannt, und Gambon hatte dem nichts hinzuzufügen gehabt.
Er hatte sich eine neue Zigarette angezündet und war gerade dabei gewesen den Autoschlüssel ins Schloss zu stecken, als Rupert Gambon, einen penetranten Geruch vernommen hatte. Schon war ihm ein Stofffetzen ins Gesicht gedrückt worden. CHLOROFORM, hatte sein Verstand warnend geschrieen. Doch bevor er sich hätte irgendwie wehren können, hatte in ein harter Schlag auf den Hinterkopf, das Bewusstsein verlieren lassen.

Morino hatte lange hinter seinem Versteck, einem Busch, warten müssen, bis der widerliche Mann endlich das Lokal verlassen hatte und zu seinem Wagen gegangen war. Auf Morino hatte er einen stark angetrunkenen Eindruck vermittelt, was dessen Aufgabe leichter hatte werden lassen.
Morino war leise hinter seinem Gebüsch hervorgekommen, wobei seine Hand in die Tasche seiner Jacke gewandert war, wo schon das in Chloroform getränkte Stofftaschentuch bereit gelegen hatte.
Das kleine Fläschchen mit dem Betäubungsmittel hatte er zu diesem Zeitpunkt schon seit mehr als zwei Wochen mit sich herumgeschleppt. Für einen Arzt war es nicht schwer in einem Krankenhaus an 250ml Chloroform zu gelangen. In der alltäglichen Hektik eines Hospitals fand es keine der Krankenschwestern merkwürdig, wenn sich ein Arzt an dem Medikamentenschrank zu schaffen machte. Morino hätte ohne größere Umstände härtere Stoffe entwenden können, aber das Chloroform genügte für seine Zwecke, und außerdem hatte er nicht vor, unnötige Risiken einzugehen. Auch wenn sie nur nihilistisch geringfügige Risiken waren.
Er hatte sich einem Opfer langsam von hinten genähert und ihm dann das Taschentuch ins Gesicht gedrückt.
Nach dem er ihn einen Schlag auf den Hinterkopf versetzt und sich vergewissert hatte, dass der Mann bewusstlos war, hatte Morino ihn zu seinem Ford gezogen. Er hatte versucht ihn hoch zu heben und ihn sich über die Schultern zu hängen, aber der Mann war zu schwer für Morino gewesen. Niemand hatte ihn dabei beobachtet. Das Mel's war an diesem Abend nicht gut besucht gewesen und Büsche schützten ihn von der Straße aus. Morino hatte den Mann in den Kofferraum seines Fords gequwetscht, was kein leichtes Unterfangen gewesen war, und war dann davon gefahren.
Und nun lag er in Morinos Keller, immer noch benebelt vom Chloroform, und wartete darauf, was passieren würde.



Ein schiefes Grinsen zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als er die dunkle Kellertreppe hinabstieg. Seine Finger umklammerten fest das Geländer. Nicht aus Angst, er könnte in der Dunkelheit stürzen, sondern weil er seine zitternden Finger beruhigen wollte. Die Stufen knarrten unter ihm, und Morino wusste, dass Gambon dies hören würde. Der Raum, in dem ihn Morino eingeschlossen hatte, war nur noch wenige Meter entfernt, und das Schluchzen und die wütenden Hilfeschreie wurden lauter.
>>Helfen sie mir! Wenn da jemand ist, bitte ... <<
Morino amüsierte sich über die lächerlichen Versuche, seines Opfers. Seine nächsten Nachbarn waren fast zwei Meilen entfernt. Die beiden Häuser, die an Morino's angrenzten waren schon seit Jahren unbewohnt.
>>Bitte! Helfen sie mir!<< Das Schreien ging in Weinen über. Gambons Stimme wurde leiser. Er hatte begriffen, dass der Mensch, der sich ihm näherte, nicht gewillt war zu helfen.
Morino fing an zu Summen. Es war eine Melodie, die er im Radio gehört hatte, als er heute Abend das Klinkgelände verlassen hatte. Er kannte weder den Titel, noch den Interpreten, und das Lied hatte Morino nicht wirklich gefallen, aber es war ... wie sagte man heute doch gleich? Einen Ohrwurm?
Ja, es war ein gottverdammter Ohrwurm!
Morino hatte das Ende der Treppe erreicht. Er hielt sich seine zitternden Hände vors Gesicht und begutachtete sie so gut es ging. Es war dunkel und er sah nicht viel mehr, als Umrisse, aber das Bild gefiel ihm. Seine Hände hatten ihm immer schon gut gefallen. Sie waren relativ groß, im Gegensatz zu dem Rest seines Körpers.
Er stellte sich vor, was er mit diesen Händen in wenigen Augenblicken anstellen würde, und erschauderte vor Freude.
Weiter summend, ging er einen kurzen Korridor entlang, bis er endlich vor einer schweren Stahltür zum Stehen kam.
Den Schlüssel hatte er in seiner Hosentasche verstaut, ebenso wie ein kleines Fläschchen Chloroform.
Als er den Schlüssel ins Schloss steckte und ihn zweimal drehte, leuchteten seine Augen und sein schiefes Grinsen war auf seine Lippen zurüchgekehrt.



Der Raum war kalt, es war Winter und Morino hatte es nicht für nötig gehalten dort ein Heizung zu installieren.
Wozu auch, er benutzte diesen Raum nicht sehr oft.
Als er das Licht einschaltete, sah Gambon zu ihm auf. Sein Blick drückte Angst aus, aber auch die Hoffnung jemanden begegnet zu sein, der ihn aus seiner ungünstigen Lage befreien konnte.
Morino sah in seinem Blick neben der Angst, nicht Hoffnung, sondern etwas, dass er als sexuelle Erregung deutete.
Er war sich sicher, dass es allein bisherigen Opfern Freude bereitet hatte. Und auch Rupert Gambon würde Freude empfinden.
Auch wenn er Morino im Restaurant als ein unfreundlicher, arroganter Mensch begegnet war, wusste Morino, dass er tief in sich, etwas Gutes verbarg, wie jeder Mann!
In der Mitte des riesigen Raums lag Gambon, an einem eigenartigen Holzgerüst gefesselt. Dieses Gebilde hatte die Form eines Kreuzes, mit dem Unterschied, dass an dem Ende, wo die Beine festgeschnürt waren, es etwas breiter wurde. So, dass die Beine schön weit gespreizt werden konnten. Und das waren sie bei Gambon.
Morino hatte ihn ausgezogen, bevor er ihn mit den Seilen an das Holz festgebunden hatte. So konnte Morino nun einen Blick, auf den wunderschönen Körper eines Mannes werfen.
Gambon war etwas übergewichtig, was Morino aber nicht weiter stöhrte. Stöhrend hatte er an Gambon nur die Schamhaare gefunden. Ein dicker schwarzer Pelz, den er als unerotisch empfundren hatte. Morino hatte ihn abrasiert.
Der Penis des Mannes war außergewöhnlich groß (größer als der von Morino, was ihm aber nicht weiter beschäftigte), und Morino hatte sich die gesamte letzte Nacht ausgemalt, auf welche Größe er im steifen Zustand anwachsen würde. Bald würde er es herausfinden.
An den Enden des Kreuzes waren Ketten befestigt, die allesamt an der Decke endeten. Durch eine Art Flaschenzug, neben dem Kreuz, war Morino in der Lage, sein Opfer auf die entsprechende Höhe zu bringen.
>>Bitte, bitte ... sie müssen mir helfen! Ich weiß nicht was passiert ist, aber bitte ...<<
Morino schenkte den Worten des Mannes keine weitere Bedeutung, sondern machte sich daran eine Kamera mit entsprechenden Stativ aus einem alten Arbeiterspind in der Ecke des Raums zu holen und sie vor seinem Opfer aufzubauen. Das kleine Auge der Kamera war genau auf Gambon gerichtet, so das ihm nichts entgehen würde.
Morino hatte alle seine bisherigen Opfer auf Video aufgenommen. So hatte er länger aetwas von dem Akt, den er mit allen von ihnen betrieben hatte.
Bevor er die Kamera einschaltete, holte er aus dem selben Schrank noch eine schwarze Maske, wie sie Rennfahrer immer unter ihren Helmen trugen. Damit wollte er keineswegs verhindern, dass sein Gesicht auf dem Video zu sehen war. Das Problem war, dass er fand, dass sein Gesicht auf den Videos hässlich aussah. Nur bei seinem ersten Opfer hatte er ohne Maske gefilmt, aber das Resultat war für ihn enttäuschend gewesen. Er fand die Grimassen, die er während des Akts zog grässlich. Sein Mund war vor Geilheit verzogen gewesen, und seine Augen weit aufgerissen.
Das machte das Video zu etwas Vulgären. Morino aber wollte nicht einfach nur so etwas wie einen Porno drehen, er wollte Kunst schaffen!
Deshalb die Maske, die bewirkte das Gambon erneut anfing zu schreien.
>>Bleib ruhig<<, sagte Morino zu seinem Opfer. >>Ich will dir nichts Böses. Es wird dir Freude bereiten.<<
Die Muskeln des Mannes spannten sich und er versuchte krampfhaft, sich von seinen Fesseln zu befreien. Dank der nicht geringen Menge Chloroform und des Nahrungsmangels, hatte der Mann den Großteil seiner Kräfte eingebüßt
und es war ihm unmöglich frei zu kommen. Nach einer Weile gab er schließlich auf.
Morino hatte währenddessen die Kamera eingeschaltet und begonnen sich zu entkleiden. Als er vollständig nackt war, trat er näher an Gambon und streichelte dessen Arm. Seine Finger glitten sanft über die von Schweiß befeuchtete Haut. Gambon wendete seinen Kopf angewidert ab. Morino packte ihm am Kinn und zog sein Gesicht zu sich. Er beugte sich vor, drückte mit der anderen Hand die Backen des Mannes zusammen, so dass dieser gezwungen war seinen Mund zu öffnen, und küsste ihn leidenschaftlich mit der Zunge. Dann fuhr die Hand, mit er das Kinn festgehalten hatte, an Gambons Körper herunter, bis sie bei seinem Penis angelangt war. Sie streichelte sanft darüber und wendete sich dann den Hoden zu. Ohne die Härchen fühlten sie sich gut an.
Morino war ebenfalls da unten rasiert. Es sah schöner aus, und außerdem fühlten sich die Härchen nicht gut an, wenn er in seine Opfer eindrang.
>>Bitte, was haben sie mit mir vor?<< Fragte Gambon ängstlich. >>Entpann dich einfach und genieße<<, erwiderte Morino in einem, wie er fand, übertrieben teathralischen Ton. Es würde sich in seinem Film gut machen.
Plötzlich fiel ihm ein, dass er etwas vergessen hatte. Sein Werkzeug, dass er für den heutigen Abend brauchen würde, lag noch immer in seinem Wohnzimmer.
>>Ich muss dich für einen Augenblick verlassen, bin aber gleich wieder da.<<
Morino ging zur Tür. >>Lauf aber nicht weg!<< Es war als ein kleiner Scherz gemeint, und er sagte es mit einem Lächeln, was sein Opfer wegen der Maske natürlich nicht sehen konnte. Gambon lachte nicht, was Morino zwar erwartet hatte, was ihn aber dennoch ärgerlich machte.

Als er kurze Zeit später den Kellerraum erneut betrat, hatte er eine Art Handtasche in seiner Hand. Jedenfalls musste die Tasche für Gambon so aussehen. Was dieser nicht wusste, war, dass sein Peiniger Arzt war, und in dem kleinen schwarzen Täschchen weder Lippenstift, noch Tampons aufbewarte. 4158 Er legt die schwarze Tasche auf ein kleines Schränkchen, neben der Konstruktion an der Gambon gefangen war. Die Augen des Mannes schauten ängstlich darauf.
>>Was haben sie mit mir vor?<<, fragte er. >>Wenn sie mich fick..., wenn sie mit mir Sex machen wollen ... tuen sie es ruhig, ich werde mich nicht wehren! Sie können wirklich alles mit mir machen, ehrlich Mister!<<
>>Ihr Angebot freut mich, Rupert. Bei unserer ersten Begegnung habe ich sie noch für einen unfreundlichen Proleten gehalten<<, Morino konnte förmlich sehen, wie das Gehirn des Mannes krampfhaft arbeitete und versuchte sich daran zu erinnern, wo er Morino schon einmal begegnet sein könnte, >>aber nun haben sie mir das Gegenteil bewiesen und das macht mich sehr glücklich. Ich möchte, dass es ihnen gefällt. Ich will nicht nur mir eine Freude bereiten, Mister Gambon, sondern auch ihnen. Ich weiß, dass es ihnen gefallen wird!<< Morino regestrierte nicht, dass er, während er gesprochen hatte, sich an seinem erregierten Penis gestreichelt hatte.
>>Mister, Mister ... es wird mir gefallen, ganz bestimmt. ... ich danke ihnen, dass sie mir die Freude bereiten, aber bitte lassen sie mich danach gehen! Bitte ... sie dürfen mir nichts antun! Ich habe zu Hause eine Frau und eine kleine Tochter! Sie hat letzten Monat erst Geburtstag gehabt, und ...<<
Morino hörte ihm nicht weiter zu. Er spürte, wie Zorn in ihm aufstieg. Er würde dem Mann das Schönste was er besaß geben (seine Liebe) und dieser dumme Mensch dachte an seine Frau.

Er hasste Frauen! Für Morino waren sie nicht mehr, als ein Verirrung der Natur. Sie bestanden nur aus einem Loch, welches Mediziner hochnäßig VAGINA nannten. Er selbst fand die Bezeichnung FOTZE passender. Der Ausdruck hatte etwas Widerliches an sich. Wenn er Fotze hörte musste er unweigerlich an etwas Schleimiges, Stinkendes denken, und was anderes waren ihre Fotzen natürlich nicht.
Mit ihrem ekligen Loch zwischen ihren Beinen schienen sie die Männer verrückt zu machen. Von diesem Loch schien für viele seiner Geschlechtsgenossen etwas Faszinierendes auszugehen. Vielleicht war es ihr Geruch, der die Männer dazu veranlasste ihren Schwanz hineinzustecken. Morino hatte das nie getan und er war stolz darauf, der Versuchung widerstanden zu haben. Nicht ohne Scham blickte er auf eine Zeit zurück, in der ihn ihr Loch, ihre Fotzen, erregt hatten.
Das war zu der Zeit gewesen, als seine Sexuelleentwicklung eingesetzt hatte. Etwa mit dreizehn hatte er nachts in seinem Bett gelegen und von diesem magischen Loch geträumt. Er wusste, dass seine Mutter ebenfalls ein solches hatte (er hatte es gesehen, als er auf Toilette gemusst hatte, und seine Mutter gerade aus der Badewanne gestiegen war), und er hätte es liebendgerne einmal gefühlt.
Jetzt blickte er mit Abscheu auf diese Zeit zurück, und sagte sich immer wieder, dass seine Mutter kein Loch, keine
Fotze war. Sie war nicht einfach nur eine Frau gewesen, wie alle anderen. Sie war etwas ... Besonderes, denn niemals hätte eine normale Frau, eine normale Fotze, ein Geschöpf wie ihn gebähren können.
Gleichzeitig verspürte er stolz, wenn er die Zeit, in der von ihren Löchern geträumt hatte, und sie mit heute verglich.
Er hatte sich gebessert, war gereift, war schlau geworden, unglaublich schlau.
Damals war er noch jung gewesen (verdammt jung) und war noch nicht hinter das Geheimnis ihrer Löcher gekommen, mit denen sie Männer verführten und aus ihnen willenlose Objekte machten, aber jetzt...
Für Morino gab es wahre Liebe nur unter Männern. Und nun war es an der Zeit diese Liebe mit Rupert Gambon zu vollziehen. Er würde ihn an seiner unendlichen sexuellen Energie teilhaben lassen.



Er beugte sich wieder zu Gambon hinab und gab ihm einen Zungenkuss. Zuerst zierte sich dieser, doch dann ließ er es sich ohne Gegenwehr gefallen. Morino deutete die zunächst ablehnende Haltung als Schüchternheit, in Wahrheit war es Angst und Abscheu.
Morino ließ von ihm ab und machte sich an dem Täschchen zu schaffen. Er entnahm eine Gleitcreme und einen anderen Gegestand, den Rupert aber nicht sehen konnte, weil Morinos Rücken ihm die Sicht stahl.
Den Gegenstand behielt er verborgen in einer Faust. Die Tube Gleitcreme öffnete er mit einer Hand. Dann beugte er sich an das Ende der Amatur, legte den Gegenstand auf den Boden, so, dass ihn zwar die Kamera, nicht aber Gambon sehen konnte, und verschmierte etwas Gleitcreme am After des Mannes. Dieser Stöhnte dabei leicht auf.
>>Ganz ruhig<<, sagte Morino. >>Gleich ist es soweit.<<
Er legte die Tube auf den Boden und hob den Gegenstand auf. Damit ging er zum Kopfende.
Er beugte sich erneut über Gambon und steckte ihm seine Zunge in den Mund. Gambon schloss dabei die Augen.
Morino nicht. Er hob die Hand, in der ein kleines Skalpell hielt und setzte es an Gambons Kehle an. Seine Erregung war auf dem Höhepunkt. Aus seinen Augenwinkeln blickte er noch einmal auf die Kamera zurück, um sich zu vergewissern, dass das rote Lämpchen immer noch blinkte. Es war so.
Dann tat er es. Mit einem Riss öffnete er Gambons Kehle. Dieser Riss die Augen entsetzt auf. Seine Muskeln spannten sich an und verkrampften sich. Sein Kopf schellte in die Höhe. Er hätte geschrien, wenn Morinos Zunge nicht in seinem Mund herum gespielt hätte. So entrann ihm nur ein leises Stöhnen.
Die Finger des Mannes ballten sich zu einer Faust.
Das Blut floss in Ströhmen aus der feinen Öffnung an seiner Kehle.
Morino ließ von ihm ab. Gambon begann sofort sich die Lunge aus dem Hals zu schreien. Morino lächelte und ging zum anderen Ende der Amatur. Auch an seinem Hals befand sich Blut. Rupert Gambons Blut.
Mit seinem steifen Penis drang er sanft in den After seines Opfers ein, während es seinen Todeskampf begann.
Er nahm ihn mit all der Energie, die in seinem Körper schlummerte. Immer wieder fuhr er mit seinem Penis raus und rein. Gambon schrie und schrie. Eine zarte Wunde klaffte an seinem Hals, der vollends rot gefärbt war. Auch auf seiner Brust waren rote Tröpfen. Eine Menge Blut war auf den Boden gelaufen. Es sah aus, wie nach einer Schlachtung, und, bei Gott, so was ähnliches war es ja schließlich auch, dachte Morino, während er spürte, wie er sich dem Höhepunkt seiner Lust näherte. Deshalb macht er langsamer. Er wollte erst abspritzen, wenn sein Opfer diese Welt verlassen hatte.

Gambons Todeskampf dauerte noch sechs Minuten. Er wandte sich in Qualen auf dem Folterinstrument, an das er gefesselt war, und schrie. Er schrie solange, bis Blut in seine Lunge gelangte und er langsam daran erstickte. Seine Augen standen wie Golfbälle hervor, und Morino konnte deutlich die roten Äderchen an ihnen sehen.
Das Schreien verwandelte sich in ein Keuchen. Das Keuchen wurde zu einem Röcheln, bis Gambon schließlich überhaupt keinen Laut mehr von sich gab. Zum Abschied hob er noch einmal seinen Kopf, was ihn unglaublich angestrengt haben musste, und er sah Morino noch einmal an.
Morino schaute in die weit aufgerissenen Augen und kam in dem Moment. Stöhnend und erschöpft zog er seinen Penis aus dem After des Toten.



Was war er? Wie nannte man das, was er tat? Über diese Fragen sinnte er nach, als er wieder in seinem Sessel im Wohnzimmer saß und sich die Nachrichten ansah. Er war müde. Der Akt war wunderschön gewesen, aber er hatte ihm auch jede Menge Kraft gekostet. Seine letzten beiden Opfer hatte er noch in der selben Nacht, in der er ihnen seine sexuelle Energie geschenkt hatte, entsorgt. Er hatte sie im Garten hinter seinem Haus vergraben und auch sonst alle Spuren, die auf den Akt hindeuten konnten, beseitigt.
Morino war nicht nekrophil, denn das bedeutete, dass man seine Lust an Toten befriedigt. Er tat das nicht. er ging nicht auf den Friedhof, grub eine verscharrte und bereits halb verweste Leiche aus, und machte es dann mit ihnen. Nein, sein Akt, sein Spiel, war etwas ganz anderes. Vielleicht würde ein Außenstehender zwischen ihm und einem Nekrophilen keinen Unterschied erkennen, aber für Morino gab es einen, und zwar einen entsätzlich großen:
Morino befriedigte sich nicht an Leichen, er genoss seine Lust, während seine Opfer starben.
Das war etwas ganz anderes.

Morgen würde für ihn ein anstrengender Tag werden. Er musste wieder arbeiten, zwei Schichten, was bedeutete, dass er Rupert Gambon erst spät in der Nacht beerdigen konnte.
Er dachte an den heutigen Akt zurückt, was noch einmal ein Lächeln auf seine Lippen zauberte und schlief dann glücklich in seinem Sessel ein, während der Nachrichtensprecher von irgendwelchen Unwettern in New Mexico erzählte.

By TIMO MENGEL 31. DEZEMBER 2002
 
Hallo Kevin3,

ich würde nochmal durch den Text schauen, sind einige Tippfehler drin. Bei längeren Sätzen setzt du oft das erste Komma, und vergißt das Zweite.

Stilistisch ist es etwas steif. Da könntest du durchaus dran feilen.

Nun, der Inhalt. Schwuler Arzt tötet Passanten in seinem Keller und befriedigt sich während seines Sterbens mit ein paar Nebengeräuschen. Etwas wenig, oder? Was willst du uns mit dieser, nicht sonderlich innovativen Geschichte sagen? Und warum hast du gerade solch ein recht "schwieriges Thema" gewählt?

Gruß,
Michael
 

Rainer

Mitglied
hallo kevin3,

ich muß michael schmidt beipflichten, auch mir ist unklar, worin der sinn dieser geschichte liegt. hausfrauenpsychologisch sicher nachvollziehbar, konzentriert sich der text doch ziemlich auf handlungen, die aber alle in einem engen kontext stehen. klar, es ist das horrorforum, aber american psycho ist nicht so gestrickt wie dein text. gute ansatzpunkte sehe ich vor allem in dem absatz mit dem sohn des opfers (erste liebe, deshalb verschonung, auch wenn es schwer fällt, warum eigentlich), hier solltest du tiefer gehen.

gruß

rainer
 
D

Dominik Klama

Gast
Geman Psycho aus St.-King-Land

Wo der Name Bret Easton Ellis gefallen ist: Es geht dann schon noch schrecklicher, in „Glamorama“ zum Beispiel. (Doch zuvor: „Glamorama“ ist eines der wenigen Bücher, die ich zwar, als sie recht neu waren, zum vollen Ladenpreis gekauft habe, nach ungefähr einem Drittel aber mit einem seligen Gefühl der Befreiung in den Altpapiercontainer geschmissen habe. Normalerweise gehe ich anders vor, wenn ich ein Buch nicht zu Ende lesen will. Ich bringe es als Spende in das Kaufhaus einer karitativen Einrichtung, mit der Hoffnung, jemand werde sich freuen, wenn er es spottbillig erwerben kann. Dem Roman „Glamorama“ habe ich aber keinen einzigen weiteren Leser gegönnt. Nicht so sehr wegen Szenen wie der nachfolgend beschriebenen, sondern wegen der Dichte, in welcher dort Markennamen und Preisangaben für Luxusprodukte sowie eine Fülle von Namen von Lifestyle-Prominenten auf den Leser einprasseln. Ich verstand zwar, warum Ellis es machte. Aber ich mochte es nicht.)

Dort kommen männliche Top-Models vor. Äußerst schöne und begehrte junge Männer. Zwei davon, ein Weißer und ein femininer Asiate, Sohn eines hochrangigen Diplomaten, sind ein Liebespaar gewesen. Der Weiße, sexuell wie auch sonst ein Anarchist, Egozentriker und Amoralist, hat den Asiaten verstoßen, ist jetzt mit mehreren Frauen zusammen. Der verliebte Junge erscheint, als sein „Herr“ mit den Mädchen gerade eben eine Sex- und Drogenparty begonnen hat, bekommt gesagt, dass es ihm strengstens untersagt sei, sich wieder blicken zu lassen. „Ich kann aber nicht leben ohne dich. Bitte, lass mich bei dir sein! Ich tu alles für dich. Du kannst alles machen mit mir. Aber schick mich nicht weg! Dann bring mich lieber um.“ Er muss sich ausziehen vor den Frauen, er muss Drogen schlucken, die seine Denk-, Reaktions-, Bewegungs- und Schmerzempfindungsfähigkeit einschränken. Er wird gefesselt. Er stirbt an einer ganz ähnlichen Todesursache wie Gambon in kevin3s Geschichte. Er verblutet. Während er zum letzten Mal den sexuellen Akt an ihm ausübt, schneidet sein vormaliger Lover ihm Penis und Hoden ab, so verblutet er. Die nackte Leiche verschwindet im Müll der Großstadt.

Dies als Geschichte in der Leselupe, sie wäre getilgt worden. „Glamorama“ hingegen kam erst im Hard Cover, dann als Taschenbuch in einem renommierten Verlag heraus und konnte in jeder Buchhandlung von jedem Kind gekauft werden. Wie das? Nun, zum Einen ist Bret Easton Ellis ein, wenn auch umstrittener, so doch anerkannter Autor, dessen Werke als ernstzunehmende Beiträge zur amerikanischen Gegenwartsliteratur gehandelt werden. kevin3 dagegen ist jemand, der, wenn er so etwas erfindet, sich genötigt sieht zu beteuern, Pornografie, Sexismus, Sadismus, Frauenverachtung, Homophobie lägen ihm fern. Siehe oben seinen Vorspruch.

Dann aber ist die Episode natürlich nicht der gesamte Inhalt von „Glamorama“. Wenn man das Werk liest, versteht man, dass sie eine Funktion hat innerhalb eines Schreibkonzepts, das auf Höheres zielt. Ellis attackiert die Unwichtigmachung des normalen, einzelnen, unspektakulären Menschenlebens durch die kapitalistische Konsumgesellschaft und den Popstarkult um Mediensternchen und Scheinprominenz. Von daher ein Fotomodell als Sexkiller. Erwartet hätte man das nicht unbedingt.

Nicht ganz verwunderlich, wenn ein früherer Leser hier gefordert hat, das Werk sollte mehr klar machen, warum es überhaupt existiere, was es sagen wolle, worauf es hinaus wolle. Wenn uns kevin3 in die Perspektive eines perversen Mörders lockt, der ungestraft davonkommt, dann wollen wir am Ende wissen, warum wir uns das überhaupt antun mussten.

Ich probier’s mit einer Erklärung: Weil sich und uns der Autor beweisen wollte, dass er es kann, dass er eine Mordszene schreiben kann, die wir zwar widerlich finden, aber bis zum Schluss dennoch lesen. Weil wir beide, Autor wie Leser, uns zeigen können, wie viel an Bosheit wir uns vorstellen können, wie viel Schrecken wir aber auch ertragen können, ohne weich zu werden. Es ist dieser Reiz, weswegen man sich dereinst kalte Frösche ins Bettchen kippen ließ und warum heute picklige Knaben Horrorstreifen gucken, bei denen die aufgespießten Augen, die herausgeholten, schlagenden Herzen, die zermatschten Gehirne „absolut echt“ wirken sollen.

So erklärt sich, warum er es bei „Horror“ gepostet hat, wo es doch eher dem Serienmördergenre, somit der Kriminalliteratur zugehört. Könnte auch sein, er hat das bedacht gemacht, weil die Horrorfans etwas abgebrühter sind als die Krimifans, also auch eher weniger protestieren werden.

Was er nicht hat, ist diese Verweisebene von Bret Easton Ellis, dass alles (irgendwie metaphorisch) für die Krankheit der Gesellschaft stünde. Was Krimis sonst aber gerne haben, dieses: Ich zeig euch mal, wie es wirklich zugeht auf der Welt, wie die Rücksichtslosen ihr Spiel spielen mit den Ahnungslosen. Das haut hier deswegen nicht hin, weil dieser Morino ein singulärer Freak ist. Den gibt es höchstens einmal, falls es ihn überhaupt geben kann. Darum wäre nicht nötig gewesen zu erklären, gegen Schwule habe man nichts. Wer Morino für einen typischen Schwulen hält, dem ist nicht mehr zu helfen.

Ich will die literarische Wertigkeit à la „Ich lege meinen Finger auf irgendwas, was nicht stimmt im Zusammenleben der Menschen“ gar nicht einfordern. Das wäre viel verlangt für so eine kleine Genre-Geschichte. Ich will nur sagen: Mehr, als dass einer, der sich recht abgebrüht vorkommt, uns zu schocken sucht und sagt: „Guck, so fesselnd kann ich nämlich schreiben...“ ist das nicht. Kann man festhalten.

Ich habe die Geschichte, um mit ihr leichter arbeiten zu können, in ein Word-Dokument umkopiert. Dort war sie elf Seiten lang. Die zwei ersten vergingen mit Inhalten wie: Portland, Ford, Mutter, Schwester, Pepsi, Dallas Cowboys, New York, Haus. Da stand nichts, was mich, wäre ich ein glühender Fan von harten Horror- oder Krimigeschichten besonders interessiert hätte. Ich finde das zu lang. Mir kommt ein Buch in den Sinn, das ich nie gelesen habe, von dem ich nur eine Leseprobe zu Gesicht bekam. Die ersten Sätze gingen etwa so: „Es war stockdunkel und glühend heiß unter dem Dach. Er konnte nichts sehen, aber er konnte von unten undeutlich ihre Stimmen hören. Die Fesseln, an denen sie ihn aufgehängt hatten, schnitten tief ins Fleisch. Sie hatten es so geschickt angestellt, dass er nicht die kleinste Bewegung machen konnte. Der Junge wusste, es gab keine Rettung mehr für ihn. Er würde sterben.“ So. Und jetzt kommt etwas ganz anderes. Jetzt wird erst mal ein Arzt Morino vorgestellt oder so etwas.

Krimi- und Horrorbücher machen das oft, Spannung wecken, indem sie zwischen Zeitebenen und Schauplätzen hin und her blenden. Ich hab das im Allgemeinen nicht so gern, wenn mir, um mein Leserinteresse zu ködern, etwas vorgesetzt wird, was ich nicht recht einordnen kann, was sehr spannend oder schrecklich zu werden verspricht, schnell aber abbricht, um von etwas abgelöst zu werden, was zwar einen Erzählrahmen konstituiert, sich allerdings recht zäh liest. Ich mag das hingegen viel mehr, wenn es so intelligent und professionell passiert wie bei dem Krimiromancier Elmore Leonard. Hier im „Netten Mann“, denke ich, hätte geholfen, gleich am Anfang mit dem Opfer einzusteigen. Jedoch nur so, dass wir immer noch nicht gewusst hätten, ob besagtes Opfer nun mit dem jungen Shilds identisch ist, wenn der dann ins Bild kommt.

> Schon nach seinem ersten Opfer, einem Mann, der auf den Namen Rusty gehört hatte, war ihm bewusst gewesen, warum seine Gelüste unbefriedigt geblieben waren.

Das steht auf Seite 3 von meinen 11. Das finde ich nun wieder zu früh. Steht zwar nicht explizit da, aber an dieser Stelle bin ich ziemlich sicher, dass er schon vorher mehrere Menschen ermordet hat. Das sollte der Leser erst allmählich erfahren. Er sollte zusammen mit dem Opfer im Keller noch eine Weile bangen, ob es vielleicht „nur“ um Vergewaltigung oder Verstümmelung geht. Dass Morinos Opfer nie eine Chance haben, sollte erst nach und nach klar werden. Denn jede Geschichte verliert etwas Power, je länger sie läuft, da ist es gut, wenn der Autor die Schraube immer noch ein wenig zudrehen kann.

> „ Was war er? Wie nannte man das, was er tat?“

Morino ist alles andere als ein normaler Schwuler. Aber irgendeine verrückte Art sexueller Identität, die in sich irgendwie stimmig wäre, muss er wohl doch aufweisen. Schauen wir uns das mal an.

> „Er hatte am Zaun gestanden und sich an den Bewegungen des Jungen ergötzt. Sam hatte das Spiel genauso beherrscht, wie Morino seines beherrschte. Morino hatte bei dem Anblick der nackten Jungen gespürt, wie sich sein Penis gegen den Stoff seiner Jeans gedrückt hatte. Nach ein, zwei Minuten hatte er es nicht mehr ausgehalten und seiner Erregung Abhilfe geschafft.“

Dass siebzehnjährige Jungen, die nach dem Sport nackt unter der Dusche stehen, eine Erektion bei einem Mann auslösen, kann schon mal vorkommen. So einen Mann würden wir, mal abgesehen davon, dass er hier ein Voyeur ist, einen Schwulen nennen. Genauer gesagt einen Schwulen mit einer Neigung zu jungen Erwachsenen und männlichen Jugendlichen. Ich nenne das Päderast, um es vom Gros der Schwulen zu unterscheiden, das sich eher zu Männern gleichen Alters oder aber zu älteren Männern hingezogen fühlt.

> „Für Morino gab es wahre Liebe nur unter Männern.“

Ein Satz dem einige Schwule vielleicht zustimmen werden. Ich selbst bin nicht dieser Ansicht, aber, nun gut. Aufmerken können wir allerdings etwas, weil Molino scheinbar überhaupt keinen Unterschied zwischen Männern (Gambon scheint mittleren Alters zu sein, hat einen Bauch, Mr. Shilds war der Vater eines Siebzehnjährigen, also auch mittleren Alters) und „Jungen“ macht. Das ist ein wenig merkwürdig, weil normales schwules Begehren sonst in der Welt diesen Unterschied macht. Und ja Morino auch irgendwie, der sich nämlich in den Jungen auf eine Weise „verliebt“, wie er es nie zuvor im Leben erfahren hat.

> „Sam Shilds hatte sein Leben Morinos großer Liebe zu verdanken. Als er in seinem Auto gesessen und den Jungen beobachtet hatte, war ihm warm ums Herz geworden. Er hatte Sam Shilds Lächeln und die graziöse Art, wie er sich bewegte, schon vorher begehrenswert gefunden. Doch in diesem Moment hatte Morino etwas ihm bis jetzt Unbekanntes gefühlt: Liebe. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er sich verliebt. Er hatte blitzartig entschieden, das Leben des Jungen zu verschonen. Er hatte nicht fertig gebracht, den Jungen seiner Lust zu opfern.“

Okay. Demnach würde ich sagen, Morino ist schwul mit einer Neigung zu Jungen, was ich Päderast genannt habe. Jungen können große Liebe in ihm auslösen. Allein sie von Weitem zu sehen, macht ihm warm ums Herz. Er hat es gern, wenn sie lächeln! Aber: Hier wird der Text inkonsequent. Plötzlich macht Morino einen Unterschied zwischen „Lust“ und „Liebe“, den er sonst nicht macht. Plötzlich ist er in der Lage zu merken, dass seine Lust, die er empfindet, wenn er jemanden vergewaltigt und tötet, nicht die Lust des Opfers ist, dass er dem Opfer vielmehr etwas Schreckliches antut. Was er sonst nämlich nicht erkennt. Weil er auch kein normaler Schwuler ist, sondern ein perverser Sexgangster und Serienmörder, ein komplett Verrückter, seelisch schwer Gestörter. Tut mir Leid, aber wäre die Geschichte konsequent, dann müsste er vom Tage dieses Sauluserlebnisses an nur noch gut aussehende Halbwüchsige abschlachten.

> „Sein Mund war vor Geilheit verzogen gewesen und seine Augen weit aufgerissen.“

Nämlich Morinos Gesicht beim Vergewaltigen und Morden. Perverse Lust, die sich austobt, indem sie andere Menschen demütigt, ängstigt, machtlos macht, quält, tötet. Ich sage nicht, dass es das nicht gibt, aber es passt nicht zu Obigem.

> „...wenn Morino die Angst und die Verzweiflung in seinen Augen bereits sehen würde, wenn er den Raum betrat.“

> „Morino amüsierte sich über die lächerlichen Versuche seines Opfers.“

So. Jetzt macht unser Autor aber etwas, was ich noch nicht mal falsch finde, was mir unter den Vorgaben, die dieser Text in sich trägt, sogar recht passend erscheint. Er lässt den Verrückten „wahrnehmen“, dass sich seine Opfer über das freuen, was getan wird mit ihnen. Auch sie haben Anteil an der sexuellen Erregung, die Morino empfindet. Und, da Morino es als „Liebe“ empfindet, wenn er jemanden tötet, nimmt er wahr, dass das bei den Opfern auch ankommt als solche und als Schönes empfunden wird. Mithin, dass sie letztlich gerne sterben, weil sie dabei große Liebe erfahren und ihnen große „sexuelle Energie“ geschenkt wird.

> „Morino sah in dem Blick neben der Angst nicht Hoffnung, sondern etwas, dass er als sexuelle Erregung deutete. Er war sich sicher, dass es allen seinen Opfern Freude bereitet hatte.“

> „Ich möchte, dass es Ihnen gefällt. Ich will nicht nur mir eine Freude bereiten, Mister Gambon, sondern auch Ihnen. Ich weiß, dass es Ihnen gefallen wird!“

> „Er hatte es sich verdient, dass dieser Akt ein großes Ereignis würde. Das war Morino ihm und sich einfach schuldig.“

> „Er würde dem Mann das Schönste, was er besaß geben (seine Liebe), und dieser dumme Mensch dachte an seine Frau.“

Also, das kritisiere ich gar nicht. Das finde ich gut geschrieben. Im Rahmen des Serienmördergenres. Welches uns das Innenleben einer Bestie schließlich auch nahe bringen muss.

Allein, es stimmt halt sonst so manches nicht, siehe oben. Und nun auch hier:

> „Wenn er Fotze hörte, musste er an Schleimiges, Stinkendes denken. Was anderes waren ihre Fotzen nicht. Mit dem ekligen Loch zwischen ihren Beinen schienen sie die Männer verrückt zu machen.“

Da habe ich nun eine ganz andere Wahrnehmung als Mr. Morino. Meines Erachtens sind die „Fotzen“ von Frauen und Männern einander ziemlich verwandt und vergleichbar. Ehre also beiden!

> „Etwa mit dreizehn hatte er nachts in seinem Bett gelegen und von diesem magischen Loch geträumt.“

Mit dreizehn kam er in die Pubertät, entwickelte sexuelles Verlangen und erotische Fantasien. Wenn er dabei tatsächlich Erregung bei solchen Gedanken fand, muss er sehr heterosexuell gewesen sein. Später ist er irgendwie schwul geworden. Das macht ihn wiederum zu einem alles andere als normalen Schwulen. Denn Schwule werden es nicht irgendwann, wenn sie jung sind. Sondern sind es immer schon, seit sie geboren wurden. Sie müssen dann nur noch begreifen, dass sie es sind. Und das merkt man unter anderem daran, dass einen die Gedanken an jegliche Körperteile von Frauen bei weitem nicht so erregen wie die Gedanken an männliche Körperteile. Zum Beispiel mit dreizehn. Oder auch mit dreiundzwanzig. Da kommt mancherlei vor. Aber einen Schwulen, der sich vom Körper der Frau ausgerechnet das Geschlecht vorgestellt hat, um sich zu erregen darüber, so einen habe ich noch niemals getroffen.

> „Morino packte ihn am Kinn. Er drückte mit der anderen Hand die Backen des Mannes zusammen, so dass dieser gezwungen war, seinen Mund zu öffnen, und küsste ihn leidenschaftlich mit der Zunge.“

In einem der schlechteren von den Romanen um den Detektiv Dave Robicheaux, die der Amerikaner James Lee Burke verfasst, geistert ein perverser Killer herum, von dem erst mehrfach berichtet wird, er habe ein hässliches kaputtes Gebiss und stinke aus dem Mund, dann, er habe das und das gegessen, dann, dass er ein Opfer, ich glaube, es ist eine Frau, zwingt, den Mund zu öffnen, damit er ihr die Zunge hineinstecken kann. Es heißt dann, sie könne nun seinen Speichel schmecken und die Speisebrocken fühlen, die aus seinem Mund gekommen sind. Wie auch hier bei kevin3 ist die Szene eher Fiktion als „Wirklichkeit“. Sie versinnbildlicht Vergewaltigung schlechthin, das unwillentliche Eindringen eines verabscheuten fremden Körpers in den eigenen.

Denn es dürfte schon mal schwer sein, jemanden, wenn man allein ist und nur eine Hand frei hat, gegen seinen Willen zu veranlassen, den Mund so weit zu öffnen und so lange offen zu lassen, dass man eine Zunge hineinstecken kann. Dann aber – und das stört mich hier wirklich: Wenn ich Todesangst habe und meine Gliedmaßen nicht mehr bewegen kann, dann kann ich doch wenigstens jemandem die Zunge blutig beißen, der sie mir in den Mund steckt. Das tut weh, da fließt viel Blut. Warum macht Gambon das nicht?

Mitgeteilt sei, dass „normale“ Schwule, die ja immer wieder mal Sex mit mehr oder weniger Fremden haben, in aller Regel bei diesem Sex genau die eine Praktik auslassen, die hier vorkommt: den Zungenkuss. Dies hat nun wirklich überhaupt nichts mit Angst vor Ansteckung zu tun, da es eben diese Leute, die „das“ nicht machen, durchaus darauf angelegt haben können, Sperma zu schlucken oder anal in sich aufzunehmen, was bezüglich jeglicher Krankheit riskanter ist als Zungenkuss. Es hat wohl auch nichts damit zu tun, dass Zungenküssen nicht erotisierend wirkt, die Erektion unterstützt. Nein, es hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu tun damit, dass zumindest wir in der westlich-europäischen Kultur mit dem Zungekuss eine starke emotionale Verbundenheit verbinden. Kurz: Wer sich Zungenküsse gibt, der liebt. Oder begibt sich zumindest in Gefahr, sich zu verlieben. Der sehr männlich-technische Umgang mit Körpern und Sexualität, den viele Schwule bei ihrer Sexualität mit unbekannten Partnern pflegen, schließt Küssen mehr oder weniger aus. Vielleicht erstaunt das manchen Außenstehenden, aber es ist wirklich so: Sie machen Sachen wie Fesseln, Schlagen, Analverkehr, Anilingus oder verwenden Urin, aber vor Küssen scheuen sie sich meistens. Allein dies schon zeigt, dass Morino kein üblicher Schwuler ist. Sondern jemand, der Männer, die er schön findet, entweder sehr lieben oder sehr demütigen will, was beides nicht übliches schwules Verhalten ist, soweit es sich um Sexualkontakte mit Unbekannten handelt.

> „Gambon lag an einem Holzgerüst gefesselt. Dieses Gebilde hatte die Form eines Kreuzes, mit dem Unterschied, dass, wo die Beine festgeschnürt waren, es etwas breiter wurde. So, dass die Beine weit gespreizt werden konnten.“

Solche Kreuze sind gängiges Utensil in der Sadomaso- bzw. der schwulen bzw. der schwulen Sadomaso-Szene und heißen dort Andreaskreuze. Üblicherweise liegt man nicht darauf, sondern hängt an ihnen, da die Kreuze hochkant aufgestellt sind. Allerdings, auch wenn das Kreuz „steht“, erschwert es den Zugang zu jener Körperseite des „Opfers“, das zu ihm zeigt. Morino hat es darauf abgesehen, den Gefesselten sowohl in den Mund hinein zu küssen, wie ihn anal zu penetrieren. Für Letzteres empfiehlt sich, dass der Mann mit dem Rücken zu ihm weist. (Es geht auch von vorn, aber mehr oder weniger gar nicht, wenn der Körper durch Fesseln in einer flachen Ebene fixiert ist.) Küssen könnte er ihn, wenn das Kreuz vertikal wäre und er um es herumgehen würde. Da es aber auf dem Boden liegt, wird das reichlich schwer. Er muss ihn aus dem Fußboden hervor küssen.

> „An den Enden des Kreuzes waren Ketten. Durch eine Art Flaschenzug war Morino in der Lage, sein Opfer auf Höhe zu bringen.“

Hm. Klingt für mich so, als würde der waagrecht auf dem Holz Ausgebreitete so hoch gezogen, dass er waagrecht in der Luft schwebt. Was oben beschriebene Schwierigkeiten überhaupt nicht behebt. Der Flaschenzug müsste vielmehr dazu führen, dass sich das gesamte Kreuz um 90 Grad in die Vertikale kippt. Wenn dem so wäre, würde ich es aber auch hinschreiben.

> „Er legte die Tube auf den Boden und hob den Gegenstand auf. Damit ging er zum Kopfende.“

Was ja bestätigt: Der Mann liegt, zwar etwas angehoben durch den Flaschenzug, nach wie vor waagrecht auf dem Kreuz und wurde in den Mund geküsst. Da wird das jetzt ganz schön schwierig – bis: technisch undurchführbar.

> „Der Penis des Mannes war außergewöhnlich groß. Morino hatte sich ausgemalt, auf welche Größe er im steifen Zustand anwachsen würde. Bald würde er es herausfinden.“

Auch das erscheint mehr oder weniger unmöglich. Wir erfahren, dass der Gefesselte Angst und Schrecken erlebt. Dabei wird ein Penis alles andere als steif. Später erfahren wir, dass der Mann anal vergewaltigt wird. Dieses löst auf gar keinen Fall eine Erektion, vielleicht eine unwillentliche, rein körperlich bedingte, aus. (Schon lustvoll erlebte anale Penetration führt oft eher zu Penisverkleinerung als –vergrößerung.) Die Erektion könnte nun allenfalls noch durch die unmittelbare Todesart, die Hinrichtung erklärt werden. Es scheint diesen Effekt zu geben, wenn jemand stranguliert wird, wohl auch bei Erhängen, was ja nicht Strangulieren, sondern Genickbruch bedeutet. Ich glaube ganz und gar nicht, dass der Effekt durch Öffnen der Halsschlagader und Verbluten erreicht wird. Scheint mir schlecht recherchiert.

> „Die Tube Gleitcreme öffnete er mit einer Hand.“

Eine Tube mit einer Hand halten und zugleich den Verschluss aufdrehen! Muss ihm erst mal einer nachmachen. Gut, ja, es geht. Aber wie drückt er dann mit einer Hand die Gleitcreme auf seine Finger?

Abschließend stürze ich mich in halsbrecherische Mutmaßungen und Unterstellungen. Ausgangsfrage war ja mal: Warum gibt es diesen Text? Was soll er uns oder dem Autor geben? Ich sagte, er soll uns ein „gutes“ Horrorgefühl geben. Dass wir so etwas Schreckliches lesen und aushalten können. Er soll dem Autor das gute Gefühl geben, dass er etwas denken und schreiben kann, das für den Leser glaubhaft schrecklich ist. L’art pour l’art.

Jetzt glaube ich das aber nicht, dass Texte nur das tun, nur unterhalten und faszinieren durch ihre brillante Verfertigung. Sondern ich glaube, dass sie etwas vom Inneren des Schreibers offenbaren. Und dann auch wieder von dem des Lesenden, der sich für so etwas die Zeit nimmt.

Und bezüglich des Horrorgenres oder auch des Serienkiller-Genres glaube ich, dass sich dort einerseits Ängste austoben von den unsicheren Menschen, die sich bedroht fühlen von starkem Bösen, welches dann - zumindest in Form dieser Literatur - meist besiegt und vernichtet wird. (Nicht so hier.)

Das zum Einen. Zum Anderen und in diesem speziellen Fall zum Besonderen glaube ich aber, dass in solchen Folter-, Vergewaltigungs- und Mord-Keller-Fantasien sich eine gehörige Portion Masochismus ausspricht, die derjenige, der solche Fantasien entwickelt, im Leben sonst sich nicht auszuleben getraut.

Man könnte fragen: Nicht Sadismus? Da wir fortwährend durch die Augen des Vergewaltigers aufs Opfer blicken... Ja, könnte schon auch sein. Doch ich glaube das nicht. Einfach allein darum schon nicht, weil, sofern etwas wie Sadismus oder Masochismus überhaupt eine Rolle spielt, die allermeisten Männer im „realen“ Leben, im Alltag, im Beruf, im sozialen Umgang eher sadistisch agieren, beim Sex dann aber die Masochisten sind.

Ich gehöre zwar nicht zu dieser Szene, aber ich weiß, sollte da ein Mann sein, der sich im Grunde danach sehnt, nackt an ein Kreuz gefesselt und geküsst und geschlagen und gef... zu werden, dann ist das überhaupt kein Problem. Dafür gibt es genug männliche und weibliche Prostituierte, von denen man das erhalten kann. Dafür gibt es eine gut ausgebaute schwule Leder- und SM-Szene, wo man das völlig gratis verabreicht kriegt. Und dann hat man seinen Spaß und kann die Welt mit solchen Geschichten verschonen.
 



 
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