Der Prinz und der Bär

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MIO

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Der Bär und der Prinz

Das ist eigentlich kein Märchen. Warum? Wirst du sicher fragen. Ganz einfach darum:
Es hat kein Happy End. Aber ich will nicht alles verraten. Lass mich erst mal beginnen.

Es war einmal ein Bär. Der lebte in einem tiefen Wald. Eines Tages kamen zwei Mädchen in den Wald. Zwillinge. Sie hießen Maja und Annika. Jede trug einen Korb mit Pilzen; Steinpilze, Birkenpilze und Maronen. Der Bär hörte sie schon von weitem.
Sie hielten sich fest an den Händen und schluchzten herzzerreißend.
„Maja, wir haben uns verlaufen“, jammerte Annika. „Wie sollen wir wieder aus dem Wald finden?“
Der Bär hielt sich die Ohren zu, aber das half nicht gegen den Lärm.
„Warum plärrt ihr so? Das ist ja nicht zum Aushalten.“ brummte er grimmig.
„Wir haben uns verlaufen, lieber Bär. Kannst du uns bitte den Weg zurück zeigen?“
„Das könnte ich schon. Aber was gebt ihr mir dafür?“
„Wir haben nichts, außer ein paar Pilzen.“
„Pilze hab ich selbst genug. Wenn ihr nichts anderes habt, kann ich euch nicht helfen.“
Maja kramte in ihren Taschen und zog ein kleines Büchlein hervor;
„Ich hab ein Buch. Da steht mein Lieblingsmärchen“Schneeweißchen und Rosenrot“ drin.“
Der Bär nahm das Buch und blätterte misstrauisch die Seiten um. Plötzlich sah er den Bären.
„Ein Bär …da ist ja ein Bär“, rief er begeistert.
Er willigte in den Handel ein, nahm das Buch und führte die beiden Mädchen an den Waldrand.
Von dort war es nicht weit bis zu ihrem Haus.

Der Bär trottete zurück und las von nun an immerfort in dem Büchlein. Er verliebte sich in die Geschichte und hatte nur einen Wunsch. Er wollte ein Prinz werden. Den ganzen Tag grübelte er darüber nach, wie er dies anstellen könnte. Zuerst ging er auf die Suche nach einem garstigen Zwerg. Aber wo er auch suchte, er fand keinen. Viele Jahre lief er durch den Wald.
Eines Tages traf er ein altes Mütterchen. Dem erzählte er von seinem Kummer.
Das alte Mütterchen war in Wirklichkeit eine böse Hexe. Sie kannte den Kummer des Bären längst, bevor er ihr davon erzählte. Sie wusste, wer so eine große Sehnsucht im Herzen hatte, würde alles geben, damit sie sich erfüllte. Sie sagte:
„Was gibst du mir, wenn ich dir helfe ein Mensch zu werden?“
„Alles was du willst“, sagte der Bär. Ich kann für dich arbeiten, sieben Jahre und mehr. Ich habe viel Kraft. Ich würde dir sogar mein erstes Kind versprechen…“
„Hör auf, das alles will ich nicht,“ sagte die Alte. „Ich will nur eins. Ich will deine abgelegte Haut.“ Der Bär lachte: „Wenn es weiter nichts ist. Die brauche ich dann nicht mehr. Die schenke ich dir.“
„Drei Tage von hier“, sagte die Alte, „liegt das Schloss Nimmerland. Dort wohnt eine wunderschöne Prinzessin. Sie wird streng bewacht, weil vorausgesagt wurde, dass eines Tages ein Bär kommt und sie heiraten würde. Die Wachen werde ich einschläfern. So kannst du ungehindert in den Turm gelangen. Die Prinzessin wird dir vor Freude um den Hals fallen.“
„Hat sie keine Angst vor mir?“
„Nein, die Prinzessin hat alles. Nur eins hat sie nicht, Angst. Wenn die Prinzessin dich berührt wird deine Haut abfallen und du kannst sie für mich vor die Tür legen.“

Der Bär dachte nicht lange nach. Frohen Mutes zog er los. Er fand das Schloss „Nimmerland“. Die Wachen schliefen, so konnte er ungehindert hinein. Die Prinzessin kam ihm entgegen. Sie umarmten sich und im selben Moment fiel die Haut von ihm ab. Er warf sie vor die Tür, wie einen alten Putzlappen. Nun könnte er zufrieden und glücklich sein und das Märchen zu Ende.

Ist es aber leider nicht, denn der Bär, der jetzt ein Prinz war fühlte sich irgendwie nackt. Ihm fehlte sein dichtes Fell, das ihm Schutz und Wärme gab. Die Hofschneider nähten ihm die schönsten Kleider und Mäntel. Er bekam die teuersten Schuhe. Es half alles nichts. Der König und die Königin verstanden ihn nicht, die Prinzessin verstand ihn nicht. Ja, der Bär verstand sich selbst nicht. Der Prinzessin wurde das Herz von Tag zu Tag schwerer. Sie konnte den Kummer ihres Geliebten nicht mehr ertragen. So entschloss sie sich eines Tages loszuziehen und die Alte zu suchen, um zu schauen, ob sie ihrem Gatten die Haut zurückholen könnte.

Lange Zeit lief sie ziellos durch die Gegend.
Bis auch ihr eines Tages ein altes Mütterchen begegnete.
„Was suchst du denn“, fragte diese.
„Ich suche das alte Mütterchen, das die Bärenhaut meines Mannes genommen hat.“
„Was willst du damit?“
„Er ist so unglücklich. Ich will sie ihm zurückgeben.“
„Das ist unmöglich, mein Kind“, sagte die Alte. Wer einmal aus seiner Haut gefahren ist, kann sie niemals zurück bekommen.“
Die Prinzessin brach in Tränen aus. Was sollte sie tun? Voller Verzweiflung lief sie in den Wald.
Sie gab sich die Schuld an der Verwandlung des Bären und an seinem Unglück.
So lebte sie fortan in einer winzigen Höhle. Im Sommer brachten ihr die Tiere Pilze und Beeren
Im Winter, wenn sie fror, legten sie sich zu ihr.

Der Prinz unterdessen, vermisste seine Frau nicht. Er sprach mit niemandem und schlief in den Tag hinein. Die restliche Zeit saß er zitternd, eingehüllt in dicke Decken neben dem verwitterten Schlossbrunnen. Eine alte Krähe, die meist auf der alten Eiche im Schlossgarten saß, hatte das alles beobachtet. Sie wollte den Beiden helfen. Deshalb flog sie herunter, setzte sich vor den eingehüllten Prinzen und sprach zornig: „Bist du ein Mann oder ein Waschlappen?“
Der Prinz sah den sprechenden Vogel entgeistert an, der unbeirrt weiter krächzte:
„Willst du den Rest deines Lebens hier herumsitzen und vor dich hin bibbern? Deine Frau ist in den Wald gelaufen, um deine Haut zu suchen. Was tust du? Ich kann das nicht mehr mit ansehen!“
Der Prinz hatte vor Schreck zu zittern aufgehört. Der Vogel hatte recht. Was tat er? Er wartete und
wusste nicht mal genau worauf.

Er warf die vielen Decken ab und machte sich auf den Weg. Unterwegs begegnete ihm wieder das alte Mütterchen. Er erkannte sie sofort.
„Du hast mir meine Haut gestohlen!“, rief er erbost. Seitdem ist mir elend kalt.“
Die Alte grinste listig: “Du hast in den Handel eingestimmt und nun beschwerst du dich bei mir.
Du wolltest ein Mensch werden und hast obendrein die schönste Prinzessin bekommen.“
Der Bär sah ein, dass sie recht hatte. Er fühlte sich schlecht. Er hatte nicht nur seine Haut verloren. Er gab sich auch die Schuld dafür, dass seine Frau in den Wald gelaufen war. Wahrscheinlich haben sie die wilden Tiere zerrissen, dachte er. So lief auch er in den Wald, weinte sich die Augen blind und bekam weder seine Haut wieder, noch fand er seine Geliebte im Dickicht des Waldes …
 

MIO

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Das ist eigentlich kein Märchen. Warum? Wirst du sicher fragen. Ganz einfach darum:
Es hat kein Happy End. Aber ich will nicht alles verraten. Lass mich erst mal beginnen.

Es war einmal ein Bär. Der lebte in einem tiefen Wald. Eines Tages kamen zwei Mädchen in den Wald. Sie glichen einander wie ein Ei dem anderen. Jede trug einen Korb mit Pilzen. Der Bär hörte sie schon von weitem.
Ängstlich hielten sie sich fest an den Händen und schluchzten herzzerreißend.
„Maja, wir haben uns verlaufen“, jammerte Annika. „Wie sollen wir wieder aus dem Wald finden?“
Der Bär hielt sich die Ohren zu. Aber das half nicht gegen den Lärm.
„Warum plärrt ihr so? Das ist ja nicht zum Aushalten.“ brummte er grimmig.
„Wir haben uns verlaufen, lieber Bär. Kannst du uns bitte den Weg zurück zeigen?“
„Das könnte ich schon. Aber was gebt ihr mir dafür?“
„Wir haben nichts, außer ein paar Pilzen.“
„Pilze hab ich selbst genug. Wenn ihr nichts anderes habt, kann ich euch nicht helfen.“
Maja kramte in ihren Taschen und zog ein kleines Büchlein hervor;
„Ich hab ein Buch. Da steht mein Lieblingsmärchen“Schneeweißchen und Rosenrot“ drin.“
Der Bär nahm das Buch und blätterte misstrauisch die Seiten um. Plötzlich sah er den Bären.
„Ein Bär …da ist ja ein Bär“, rief er begeistert.
Er willigte in den Handel ein, nahm das Buch und führte die beiden Mädchen an den Waldrand.
Von dort war es nicht weit bis zu ihrem Haus.

Der Bär trottete zurück und las von nun an immerfort in dem Büchlein. Er verliebte sich in die Geschichte und hatte nur einen Wunsch. Er wollte ein Prinz werden. Den ganzen Tag grübelte er darüber nach, wie er dies anstellen könnte. Zuerst ging er auf die Suche nach einem garstigen Zwerg. Aber wo er auch suchte, er fand keinen. Viele Jahre lief er durch den Wald.
Eines Tages traf er ein altes Mütterchen. Dem erzählte er von seinem Kummer.
Das alte Mütterchen war in Wirklichkeit eine böse Hexe. Sie kannte den Kummer des Bären längst, bevor er ihr davon erzählte. Sie wusste, wer so eine große Sehnsucht im Herzen hatte, würde alles geben, damit sie sich erfüllte. Sie sagte:
„Was gibst du mir, wenn ich dir helfe ein Mensch zu werden?“
„Alles was du willst“, sagte der Bär. Ich kann für dich arbeiten, sieben Jahre und mehr. Ich habe viel Kraft. Ich würde dir sogar mein erstes Kind versprechen…“
„Hör auf, das alles will ich nicht,“ sagte die Alte. „Ich will nur eins. Ich will deine abgelegte Haut.“ Der Bär lachte: „Wenn es weiter nichts ist. Die brauche ich dann nicht mehr. Die schenke ich dir.“
„Drei Tage von hier“, sagte die Alte, „liegt das Schloss Nimmerland. Dort wohnt eine wunderschöne Prinzessin. Sie wird streng bewacht, weil vorausgesagt wurde, dass eines Tages ein Bär kommt und sie heiraten würde. Die Wachen werde ich einschläfern. So kannst du ungehindert in den Turm gelangen. Die Prinzessin wird dir vor Freude um den Hals fallen.“
„Hat sie keine Angst vor mir?“
„Nein, die Prinzessin hat alles. Nur eins hat sie nicht, Angst. Wenn die Prinzessin dich berührt wird deine Haut abfallen und du kannst sie für mich vor die Tür legen.“

Der Bär dachte nicht lange nach. Frohen Mutes zog er los. Er fand das Schloss Nimmerland. Die Wachen schliefen, so konnte er ungehindert hinein. Die Prinzessin kam ihm entgegen. Sie umarmten sich und im selben Moment fiel die Haut von ihm ab. Er warf sie vor die Tür, wie einen alten Putzlappen. Nun könnte er zufrieden und glücklich sein und das Märchen zu Ende.

Ist es aber leider nicht, denn der Bär, der jetzt ein Prinz war fühlte sich irgendwie nackt. Ihm fehlte sein dichtes Fell, das ihm Schutz und Wärme gab. Die Hofschneider nähten ihm die schönsten Kleider und Mäntel. Er bekam die teuersten Schuhe. Es half alles nichts. Der König und die Königin verstanden ihn nicht, die Prinzessin verstand ihn nicht. Ja, der Bär verstand sich selbst nicht. Der Prinzessin wurde das Herz von Tag zu Tag schwerer. Sie konnte den Kummer ihres Geliebten nicht mehr ertragen. So entschloss sie sich eines Tages loszuziehen und die Alte zu suchen, um zu schauen, ob sie ihrem Gatten die Haut zurückholen könnte.

Lange Zeit lief sie ziellos durch die Gegend.
Bis auch ihr eines Tages ein altes Mütterchen begegnete.
„Was suchst du denn“, fragte diese.
„Ich suche das alte Mütterchen, das die Bärenhaut meines Mannes genommen hat.“
„Was willst du damit?“
„Er ist so unglücklich. Ich will sie ihm zurückgeben.“
„Das ist unmöglich, mein Kind“, sagte die Alte. Wer einmal aus seiner Haut gefahren ist, kann sie niemals zurück bekommen.“
Die Prinzessin brach in Tränen aus. Was sollte sie tun? Voller Verzweiflung lief sie in den Wald.
Sie gab sich die Schuld an der Verwandlung des Bären und an seinem Unglück.
So lebte sie fortan in einer winzigen Höhle. Im Sommer brachten ihr die Tiere Pilze und Beeren
Im Winter, wenn sie fror, legten sie sich zu ihr.

Der Prinz unterdessen, vermisste seine Frau nicht. Er sprach mit niemandem und schlief in den Tag hinein. Die restliche Zeit saß er zitternd, eingehüllt in dicke Decken neben dem verwitterten Schlossbrunnen. Eine alte Krähe, die auf der alten Eiche im Schlossgarten wohnte, hatte das alles beobachtet. Sie wollte den Beiden helfen. Deshalb flog sie herunter, setzte sich vor den eingehüllten Prinzen und sprach zornig: „Bist du ein Mann oder ein Waschlappen?“
Der Prinz sah den sprechenden Vogel entgeistert an, der unbeirrt weiter krächzte:
„Willst du den Rest deines Lebens hier herumsitzen und vor dich hin bibbern? Deine Frau ist in den Wald gelaufen, um deine Haut zu retten. Was tust du? Ich kann das nicht mehr mit ansehen!“
Der Prinz hatte vor Schreck zu zittern aufgehört. Der Vogel hatte recht. Was tat er? Er wartete und
wusste nicht mal genau worauf.

Zögernd warf er die vielen Decken ab und machte sich auf den Weg. Unterwegs begegnete ihm wieder das alte Mütterchen. Er erkannte sie sofort.
„Du hast mir meine Haut gestohlen!“, rief er erbost. Seitdem ist mir elend kalt.“
Die Alte grinste listig: “Du hast in den Handel eingestimmt und nun beschwerst du dich bei mir.
Du wolltest ein Mensch werden und hast obendrein die schöne Prinzessin bekommen.“
Der Bär sah ein, dass sie recht hatte. Er fühlte sich schlecht. Er hatte nicht nur seine Haut verloren. Er gab sich auch die Schuld dafür, dass seine Frau in den Wald gelaufen war. Wahrscheinlich haben sie die wilden Tiere zerrissen, dachte er. So lief auch er in den Wald, weinte sich die Augen blind und bekam weder seine Haut wieder, noch fand er seine Geliebte im Dickicht des Waldes …
 

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Der Bär und der Prinz

Das ist eigentlich kein Märchen. Warum? Wirst du sicher fragen. Ganz einfach darum:
Es hat kein Happy End. Aber ich will nicht alles verraten. Lass mich erst mal beginnen.

Es war einmal ein Bär. Der lebte in einem tiefen Wald. Eines Tages kamen zwei Mädchen in den Wald. Sie glichen einander wie ein Ei dem anderen. Jede trug einen Korb mit Pilzen. Der Bär hörte sie schon von weitem.
Ängstlich hielten sie sich fest an den Händen und schluchzten herzzerreißend.
„Maja, wir haben uns verlaufen“, jammerte Annika. „Wie sollen wir wieder aus dem Wald finden?“
Der Bär hielt sich die Ohren zu. Aber das half nicht gegen den Lärm.
„Warum plärrt ihr so? Das ist ja nicht zum Aushalten.“ brummte er grimmig.
„Wir haben uns verlaufen, lieber Bär. Kannst du uns bitte den Weg zurück zeigen?“
„Das könnte ich schon. Aber was gebt ihr mir dafür?“
„Wir haben nichts, außer ein paar Pilzen.“
„Pilze hab ich selbst genug. Wenn ihr nichts anderes habt, kann ich euch nicht helfen.“
Maja kramte in ihren Taschen und zog ein kleines Büchlein hervor;
„Ich hab ein Buch. Da steht mein Lieblingsmärchen“Schneeweißchen und Rosenrot“ drin.“
Der Bär nahm das Buch und blätterte misstrauisch die Seiten um. Plötzlich sah er das Bild eines Bären darin.
„Ein Bär …da ist ja ein Bär“, rief er begeistert.
Er willigte in den Handel ein, nahm das Buch und führte die beiden Mädchen an den Waldrand.
Von dort war es nicht weit bis zu ihrem Haus.

Der Bär trottete zurück und las von nun an immerfort in dem Büchlein. Er verliebte sich in die Geschichte und hatte nur einen Wunsch. Er wollte ein Prinz werden. Den ganzen Tag grübelte er darüber nach, wie er dies anstellen könnte. Zuerst ging er auf die Suche nach einem garstigen Zwerg. Aber wo er auch suchte, er fand keinen. Viele Jahre lief er durch den Wald.
Eines Tages traf er ein altes Mütterchen. Dem erzählte er von seinem Kummer.
Das alte Mütterchen war in Wirklichkeit eine böse Hexe. Sie kannte den Kummer des Bären längst, bevor er ihr davon erzählte. Sie wusste, wer so eine große Sehnsucht im Herzen hatte, würde alles geben, damit sie sich erfüllte. Sie sagte:
„Was gibst du mir, wenn ich dir helfe ein Mensch zu werden?“
„Alles was du willst“, sagte der Bär. Ich kann für dich arbeiten, sieben Jahre und mehr. Ich habe viel Kraft. Ich würde dir sogar mein erstes Kind versprechen…“
„Hör auf, das alles will ich nicht,“ sagte die Alte. „Ich will nur eins. Ich will deine abgelegte Haut.“ Der Bär lachte: „Wenn es weiter nichts ist. Die brauche ich dann nicht mehr. Die schenke ich dir.“
„Drei Tage von hier“, sagte die Alte, „liegt das Schloss Nimmerland. Dort wohnt eine wunderschöne Prinzessin. Sie wird streng bewacht, weil vorausgesagt wurde, dass eines Tages ein Bär kommt und sie heiraten würde. Die Wachen werde ich einschläfern. So kannst du ungehindert in den Turm gelangen. Die Prinzessin wird dir vor Freude um den Hals fallen.“
„Hat sie keine Angst vor mir?“
„Nein, die Prinzessin hat alles. Nur eins hat sie nicht, Angst. Wenn die Prinzessin dich berührt wird deine Haut abfallen und du kannst sie für mich vor die Tür legen.“

Der Bär dachte nicht lange nach. Frohen Mutes zog er los. Er fand das Schloss Nimmerland. Die Wachen schliefen, so konnte er ungehindert hinein. Die Prinzessin kam ihm entgegen. Sie umarmten sich und im selben Moment fiel die Haut von ihm ab. Er warf sie vor die Tür, wie einen alten Putzlappen. Nun könnte er zufrieden und glücklich sein und das Märchen zu Ende.

Ist es aber leider nicht, denn der Bär, der jetzt ein Prinz war fühlte sich irgendwie nackt. Ihm fehlte sein dichtes Fell, das ihm Schutz und Wärme gab. Die Hofschneider nähten ihm die schönsten Kleider und Mäntel. Er bekam die teuersten Schuhe. Es half alles nichts. Der König und die Königin verstanden ihn nicht, die Prinzessin verstand ihn nicht. Ja, der Bär verstand sich selbst nicht. Der Prinzessin wurde das Herz von Tag zu Tag schwerer. Sie konnte den Kummer ihres Geliebten nicht mehr ertragen. So entschloss sie sich eines Tages loszuziehen und die Alte zu suchen, um zu schauen, ob sie ihrem Gatten die Haut zurückholen könnte.

Lange Zeit lief sie ziellos durch die Gegend.
Bis auch ihr eines Tages ein altes Mütterchen begegnete.
„Was suchst du denn“, fragte diese.
„Ich suche das alte Mütterchen, das die Bärenhaut meines Mannes genommen hat.“
„Was willst du damit?“
„Er ist so unglücklich. Ich will sie ihm zurückgeben.“
„Das ist unmöglich, mein Kind“, sagte die Alte. Wer einmal aus seiner Haut gefahren ist, kann sie niemals zurück bekommen.“
Die Prinzessin brach in Tränen aus. Was sollte sie tun? Voller Verzweiflung lief sie in den Wald.
Sie gab sich die Schuld an der Verwandlung des Bären und an seinem Unglück.
So lebte sie fortan in einer winzigen Höhle. Im Sommer brachten ihr die Tiere Pilze und Beeren
Im Winter, wenn sie fror, legten sie sich zu ihr.

Der Prinz unterdessen, vermisste seine Frau nicht. Er sprach mit niemandem und schlief in den Tag hinein. Die restliche Zeit saß er zitternd, eingehüllt in dicke Decken neben dem verwitterten Schlossbrunnen. Eine alte Krähe, die auf der alten Eiche im Schlossgarten wohnte, hatte das alles beobachtet. Sie wollte den Beiden helfen. Deshalb flog sie herunter, setzte sich vor den eingehüllten Prinzen und sprach zornig: „Bist du ein Mann oder ein Waschlappen?“
Der Prinz sah den sprechenden Vogel entgeistert an, der unbeirrt weiter krächzte:
„Willst du den Rest deines Lebens hier herumsitzen und vor dich hin bibbern? Deine Frau ist in den Wald gelaufen, um deine Haut zu retten. Was tust du? Ich kann das nicht mehr mit ansehen!“
Der Prinz hatte vor Schreck zu zittern aufgehört. Der Vogel hatte recht. Was tat er? Er wartete und
wusste nicht mal genau worauf.

Zögernd warf er die vielen Decken ab und machte sich auf den Weg. Unterwegs begegnete ihm wieder das alte Mütterchen. Er erkannte sie sofort.
„Du hast mir meine Haut gestohlen!“, rief er erbost. Seitdem ist mir elend kalt.“
Die Alte grinste listig: “Du hast in den Handel eingestimmt und nun beschwerst du dich bei mir.
Du wolltest ein Mensch werden und hast obendrein die schöne Prinzessin bekommen.“
Der Bär sah ein, dass sie recht hatte. Er fühlte sich schlecht. Er hatte nicht nur seine Haut verloren. Er gab sich auch die Schuld dafür, dass seine Frau in den Wald gelaufen war. Wahrscheinlich haben sie die wilden Tiere zerrissen, dachte er. So lief auch er in den Wald, weinte sich die Augen blind und bekam weder seine Haut wieder, noch fand er seine Geliebte im Dickicht des Waldes …
 

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Der Bär und der Prinz

Das ist eigentlich kein Märchen. Warum? Wirst du sicher fragen. Ganz einfach darum:
Es hat kein Happy End. Aber ich will nicht alles verraten. Lass mich erst mal beginnen.

Es war einmal ein Bär. Der lebte in einem tiefen Wald. Eines Tages kamen zwei Mädchen in den Wald. Sie glichen einander wie ein Ei dem anderen. Jede trug einen Korb mit Pilzen. Der Bär hörte sie schon von weitem.
Ängstlich hielten sie sich fest an den Händen und schluchzten herzzerreißend.
„Maja, wir haben uns verlaufen“, jammerte Annika. „Wie sollen wir wieder aus dem Wald finden?“
Der Bär hielt sich die Ohren zu. Aber das half nicht gegen den Lärm.
„Warum plärrt ihr so? Das ist ja nicht zum Aushalten.“ brummte er grimmig.
„Wir haben uns verlaufen, lieber Bär. Kannst du uns bitte den Weg zurück zeigen?“
„Das könnte ich schon. Aber was gebt ihr mir dafür?“
„Wir haben nichts, außer ein paar Pilzen.“
„Pilze hab ich selbst genug. Wenn ihr nichts anderes habt, kann ich euch nicht helfen.“
Maja kramte in ihren Taschen und zog ein kleines Büchlein hervor;
„Ich hab ein Buch. Da steht mein Lieblingsmärchen“Schneeweißchen und Rosenrot“ drin.“
Der Bär nahm das Buch und blätterte misstrauisch die Seiten um. Plötzlich sah er das Bild eines Bären darin.
„Ein Bär …da ist ja ein Bär“, rief er begeistert.
Er willigte in den Handel ein, nahm das Buch und führte die beiden Mädchen an den Waldrand.
Von dort war es nicht weit bis zu ihrem Haus.

Der Bär trottete zurück und las von nun an immerfort in dem Büchlein. Er verliebte sich in die Geschichte und hatte nur einen Wunsch. Er wollte ein Prinz werden. Den ganzen Tag grübelte er darüber nach, wie er dies anstellen könnte. Zuerst ging er auf die Suche nach einem garstigen Zwerg. Aber wo er auch suchte, er fand keinen. Viele Jahre lief er durch den Wald.
Eines Tages traf er ein altes Mütterchen. Dem erzählte er von seinem Kummer.
Das alte Mütterchen war in Wirklichkeit eine böse Hexe. Sie kannte den Kummer des Bären längst, bevor er ihr davon erzählte. Sie wusste, wer so eine große Sehnsucht im Herzen hatte, würde alles geben, damit sie sich erfüllte. Sie sagte:
„Was gibst du mir, wenn ich dir helfe ein Mensch zu werden?“
„Alles was du willst“, sagte der Bär. Ich kann für dich arbeiten, sieben Jahre und mehr. Ich habe viel Kraft. Ich würde dir sogar mein erstes Kind versprechen…“
„Hör auf, das alles will ich nicht,“ sagte die Alte. „Ich will nur eins. Ich will deine abgelegte Haut.“ Der Bär lachte: „Wenn es weiter nichts ist. Die brauche ich dann nicht mehr. Die schenke ich dir.“
„Drei Tage von hier“, sagte die Alte, „liegt das Schloss Nimmerland. Dort wohnt eine wunderschöne Prinzessin. Sie wird streng bewacht, weil vorausgesagt wurde, dass eines Tages ein Bär kommt und sie heiraten würde. Die Wachen werde ich einschläfern. So kannst du ungehindert in den Turm gelangen. Die Prinzessin wird dir vor Freude um den Hals fallen.“
„Hat sie keine Angst vor mir?“
„Nein, die Prinzessin hat alles. Nur eins hat sie nicht, Angst. Wenn die Prinzessin dich berührt wird deine Haut abfallen und du kannst sie für mich vor die Tür legen.“

Der Bär dachte nicht lange nach. Frohen Mutes zog er los. Er fand das Schloss Nimmerland. Die Wachen schliefen, so konnte er ungehindert hinein. Die Prinzessin kam ihm entgegen. Sie umarmten sich und im selben Moment fiel die Haut von ihm ab. Er warf sie vor die Tür, wie einen alten Putzlappen. Nun könnte er zufrieden und glücklich sein und das Märchen zu Ende.

Ist es aber leider nicht, denn der Bär, der jetzt ein Prinz war, fühlte sich irgendwie nackt. Ihm fehlte sein dichtes Fell, das ihm Schutz und Wärme gab. Die Hofschneider nähten ihm die schönsten Kleider und Mäntel. Er bekam die teuersten Schuhe. Es half alles nichts. Der König und die Königin verstanden ihn nicht, die Prinzessin verstand ihn nicht. Ja, der Bär verstand sich selbst nicht. Der Prinzessin wurde das Herz von Tag zu Tag schwerer. Sie konnte den Kummer ihres Geliebten nicht mehr ertragen. So entschloss sie sich eines Tages loszuziehen und die Alte zu suchen, um zu schauen, ob sie ihrem Gatten die Haut zurückholen könnte.

Lange Zeit lief sie ziellos durch die Gegend.
Bis auch ihr eines Tages ein altes Mütterchen begegnete.
„Was suchst du denn“, fragte diese.
„Ich suche das alte Mütterchen, das die Bärenhaut meines Mannes genommen hat.“
„Was willst du damit?“
„Er ist so unglücklich. Ich will sie ihm zurückgeben.“
„Das ist unmöglich, mein Kind“, sagte die Alte. Wer einmal aus seiner Haut gefahren ist, kann sie niemals zurück bekommen.“
Die Prinzessin brach in Tränen aus. Was sollte sie tun? Voller Verzweiflung lief sie in den Wald.
Sie gab sich die Schuld an der Verwandlung des Bären und an seinem Unglück.
So lebte sie fortan in einer winzigen Höhle. Im Sommer brachten ihr die Tiere Pilze und Beeren
Im Winter, wenn sie fror, legten sie sich zu ihr.

Der Prinz unterdessen, vermisste seine Frau nicht. Er sprach mit niemandem und schlief in den Tag hinein. Die restliche Zeit saß er zitternd, eingehüllt in dicke Decken neben dem verwitterten Schlossbrunnen. Eine alte Krähe, die auf der alten Eiche im Schlossgarten wohnte, hatte das alles beobachtet. Sie wollte den Beiden helfen. Deshalb flog sie herunter, setzte sich vor den eingehüllten Prinzen und sprach zornig: „Bist du ein Mann oder ein Waschlappen?“
Der Prinz sah den sprechenden Vogel entgeistert an, der unbeirrt weiter krächzte:
„Willst du den Rest deines Lebens hier herumsitzen und vor dich hin bibbern? Deine Frau ist in den Wald gelaufen, um deine Haut zu retten. Was tust du? Ich kann das nicht mehr mit ansehen!“
Der Prinz hatte vor Schreck zu zittern aufgehört. Der Vogel hatte recht. Was tat er? Er wartete und
wusste nicht mal genau worauf.

Zögernd warf er die vielen Decken ab und machte sich auf den Weg. Unterwegs begegnete ihm wieder das alte Mütterchen. Er erkannte sie sofort.
„Du hast mir meine Haut gestohlen!“, rief er erbost. Seitdem ist mir elend kalt.“
Die Alte grinste listig: “Du hast in den Handel eingestimmt und nun beschwerst du dich bei mir.
Du wolltest ein Mensch werden und hast obendrein die schöne Prinzessin bekommen.“
Der Bär sah ein, dass sie recht hatte. Er fühlte sich schlecht. Er hatte nicht nur seine Haut verloren. Er gab sich auch die Schuld dafür, dass seine Frau in den Wald gelaufen war. Wahrscheinlich haben sie die wilden Tiere zerrissen, dachte er. So lief auch er in den Wald, weinte sich die Augen blind und bekam weder seine Haut wieder, noch fand er seine Geliebte im Dickicht des Waldes …
 



 
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