Der Rezeptmörder

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Kaiser Nero

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Herr Dr. Friedrich Hagestolz junior, seines Zeichens langhaariger Erbsensammler und Bezirksmeister im Teppichklopfen, war gerade dabei seine Osterrezepte alphabetisch zu sortieren als sein Schäferhund zum 4. Mal bellte.
Während sich Friedrich die Schrontflinte schnappte dachte er längst nicht mehr an goldig glänzende Osterstriezeln und friedlich aussehnde Lämmer, die von einer freundlichen Oma mit Zucker bestreut werden.
4 Mal schoss er, für jedes Mal Bellen ein Schuss. Das macht er immer so, bei jedem Hund. Es war noch nicht einmal Ostern und nun muss er schon wieder ins Tierheim und sich einen neuen holen. Dr. Hagestolz trug die Überreste des Hundes zu den anderen in den Garten, in die sogenannte "Hundehütte". "Jetzt ruhst du dich erstmals ein wenige in deiner kleinen Hütte aus", murmelte Friedrich zynisch zu dem toten Vieh, während er es, die Gebeine der Vorgänger mit seinen Schuhen beseitigend, in die Hütte warf. Herr
Dr. Hagestolz war ein überaus freundlicher und netter Mensch und ein äußerst liebenswerter Hundefreund, aber wenn er eines nicht ausstehen konnte, dann Hunde die bellen. "Wenn ich eines nicht ausstehen kann, dann Hunde die bellen", flüsterte er etwas genervt zu sich selbst, während er die Flinte gleich neben das kleine rosa Kinderfahrrad zurück in den Kasten stellte, um sich nun wieder seinen Rezepten zu widmen.
3 mal drückte er ab. Eigentlich dachte er 2 Schüsse würden genügen. Schließlich war sie erst 7 Jahre alt, Melanie, seine kleine Tochter. "Wenn ich eines nicht leiden kann, dann Kinder die weinen" seufzte er, während er das blutüberströmte Kind schulterte und in das Nebenzimmer ging. Er legte seine kleine tote Tochter gleich neben das geöffnete Fenster, schließlich war der Gestank seines ältesten, schon fast 4 Stunden toten Sohnes unerträglich. Er betrachtete die leblosen Körper kurz. Dann verschob er sie
etwas im Raum, um die Feng-Shui Ordnung wieder herzustellen. Leonard versuchte die Wunden mit alten Pullovern zu bedecken, schließlich soll der Fußboden nicht schmutzig werden, denn heute hatte er schon genug Ärger und sich dann auch noch die Meckerei seiner ohnehin immer aufgeregten Frau anhören zu müssen, wenn sie entdeckt , dass das Blut ihrer Kinder im Schlafzimmer klebt, nein, dazu hatte er heute, nach diesem Stress, wahrlich keine Lust mehr.
Von Rezepten hatte er erstmal genug. Er legte sich neben seinen vor kurzen erschossenen Kinder auf sein Bett und schnappte sich, fröhlich pfeifend ein Buch, um sich die Zeit zu verkürzen, bis seine Frau vom Einkauf nach Hause kommen würde. "Rezeptmörder" hieß gleich die erste Geschichte. Er las einige Zeilen, bevor er das Buch zuschlug und gelangweilt in die Ecke warf. "Wenn ich eines nicht leiden kann, dann sind es schlechte Geschichten ohne Handlung", sagte er.
 

Renee Hawk

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Hallo Nero,

*gg* der letzte Satz ist der beste in der ganzen Geschichte ... nein so schlimm ist es nicht. Ich fand sie schon ok, zumal der letzte Satz das Ganze nochmal richtig ausdrücke, diese Sinnlosigkeit. War gut.

liebe Grüße
Reneè
 



 
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