Der Samstag ist gelaufen

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Stocky

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Es ist Samstag und wie jeder deutsche Mann fahre ich mit meinem Auto in eine Waschstrasse. An der Waschstrasse angekommen, reihe ich mich in die Schlange der Wartenden ein. Sechs Fahrzeuge vor mir.
Plötzlich überkommt mich Kaffeedurst.
Es dauert bestimmt noch bis ich an der Reihe bin. In der Nähe der Kasse ist ein kleiner Aufenthaltsraum mit Kaffeeautomat. Es ist noch einer von der alten Sorte. Mit fünfzig Cent ist man dabei.
Über dem Schlitz für das Geld steht für die DAUS\'s geschrieben, wie man den Automaten zu bedienen hat. DAU bedeutet \"dümmster anzunehmender User\".
Ich werfe einen Euro in den Schlitz, denn der Apparat kann auch Geld wechseln. Nun wähle ich das Getränk Kaffee mit Milch, drücke die Taste drei. Gespannt schaue ich in den Schacht aus dem ich meinen heiß ersehnten Becher mit Kaffee nehmen kann.
Im Schacht geht ein Licht an. Der Automat fängt an zu brummen. Ich habe das Gefühl, durch den Euro habe ich den Automaten zum Leben erweckt.
Ängstlich schaue ich mich um, doch keiner der Anwesenden macht Anstalten zu fliehen.
Im Schacht blinkt jetzt das Licht. Das Brodeln und Zischen hat aufgehört zu Gunsten eines saugenden Geräuschs. Danach fällt das Pulver in den Schacht, gefolgt von der Milch. Dann läuft heißes Wasser in den Schacht und zum Schluss fällt der Becher. Nicht ganz richtig, denke ich mir. Aber bei einem alten Apparat passiert das mal.
Ein Blick nach draußen, ich muss mein Auto einen Platz nach vorne fahren.
Zurück im Aufenthaltsraum werfe ich erneut fünfzig Cent ein und drücke Taste drei. Der Becher von eben steht noch im Schacht. Sollte es so sein wie eben, habe ich den Automaten überlistet. Läuft es dann doch richtig, habe ich zwei Becher. Ist dann nicht so heiß, wenn ich den Becher mit Kaffee aus dem Schacht nehme. Konzentriert schaue ich in den Schacht. Denn läuft es schief, muss der Becher mit Kaffee aus dem Schacht, bevor der zweite Becher kommt.
Wie beim ersten Mal geht das Licht im Schacht an, es brummt, zischt und brodelt. Danach blinkt das Licht wieder im Schacht und die Geräusche ändern sich.
Dann fällt der Becher in den Schacht so unglücklich, denn er wirft den ersten Becher um und beide Becher fallen zu Boden. Hektisch versuche ich einen Becher aufzuheben und in den Schacht zurück zu stellen. Doch bis ich einen Becher in den Schacht stellen kann, ist alles vorbei. Vor dem Automaten hat sich eine Pfütze aus Kaffee mit Milch gebildet. Es folgt ein unschöner Kraftausdruck meinerseits, der mein Missfallen ausdrücken soll.
Es hupt draußen. Wieder muss ich mein Auto einen Platz nach vorne fahren.
Wieder im Aufenthaltsraum, mein Kaffeedurst ist noch größer als vorher, sehe ich einen anderen Kunden vor dem Automaten stehen. Mit einem Kopfschütteln schaut er auf die Pfütze. Schadenfroh lächelnd, denn ich weiß ja was passiert, beobachte ich ihn.
Er wirft eine Münze ein, drückt auch die Taste drei. Das Licht geht im Schacht an, die gleichen Geräusche kommen aus dem Apparat. Der Schacht blinkt, es fällt der Becher, es kommt der Kaffee, die Milch, das heiße Wasser. Der Kunde nimmt den Becher heraus und es duftet wunderbar nach Kaffee. Mit einem Kopfnicken in meine Richtung verlässt der Kunde in den Becher pustend den Aufenthaltsraum.
Es geht, denke ich mir, was der kann, kann ich auch.
Kurz konzentriert, werfe ich erneut die Münze in den Schlitz. Souverän drücke ich die Taste drei. Das Licht geht an und es brodelt und zischt wieder. Doch bilde ich mir das ein? Brodelt und zischt es jetzt nicht ein bisschen anders als vorhin?
Im Schacht fängt es an zu blinken. Der Becher fällt. In mir steigt die Vorfreude auf einen Kaffee mit Milch. Doch was ist das? Im zweiten Schacht, der für Kaltgetränke, läuft konzentrierter Orangensaft heraus, danach das Wasser zum verdünnen. Das ganze vermischt sich mit der Kaffeepfütze vor dem Automaten. Der verstummt und mein Becher im Schacht für warme Getränke bleibt leer. Erneut erfolgt ein Kraftausdruck meinerseits, jedoch etwas schlimmer als vorher. Meine Fäuste ballen sich. Draußen hupt es erneut.
Ich fahre mein Auto wieder einen Platz nach vorne. Noch drei Autos vor mir.
Zurück im Aufenthaltsraum sehe ich eine Frau, wie sie gerade die Pfütze vor dem Automaten entfernt.
\"TSTSTS, Leute gibt es\" sage ich Kopfschüttelnd zu ihr \" können nicht mal einen Kaffeeautomaten bedienen.\"
\"Jaja. Das soll es geben. Dabei ist es so einfach\"
\"Steht ja auch dran, wie es geht\" kommentiere ich mit einem Kopfschütteln.
Die Frau ist fertig, nimmt ihren Eimer und geht wieder hinter die Kasse.
Nun stehe ich wieder alleine vor dem Automaten.
Ganz alleine.
Nur er und ich.
Ich streichle den Automaten ganz sanft. Soll helfen, habe ich gehört.
Die Münze fällt in den Schlitz. Mein rechter Zeigefinger drückt erneut und noch souveräner die Taste drei für Kaffee mit Milch. Ich mache einen Schritt zurück um besser in den Schacht schauen zu können.
Es geht das Licht an. Es brodelt und zischt wieder.
Dann fällt der Becher, es kommt der Kaffee, die Milch, das heiße Wasser.
Der Duft von heißem Kaffee steigt mir in die Nase. Von meinem Kaffee.
Ich gehe leicht in die Hocke und nehme mit einem Siegeslächeln den Becher aus dem Schacht. Dabei schließe ich die Augen und genieße den Duft des Kaffees. Langsam erhebe ich mich und drehe mich in Richtung Ausgangstür um.
Der nächste Kunde steht hinter mir.
Mit ihm stoße ich zusammen.
Der Becher in meiner Hand wird an meine Brust gedrückt, an der er dann zerplatzt. Der Kaffee läuft über meine Jacke. Nicht einen Schluck von dem Kaffee konnte ich genießen.
Der Mann sagt nur \"Entschuldigung\".
Mordgelüste steigen in mir auf. Doch was kann der Mann dazu?
Es hupt draußen. Meine rechte Hand tut ein wenig weh. Ich wische mir die Hand an meiner Jacke ab. Ist ja sowieso schon dreckig. Draußen fahre ich wiederum einen Platz nach vorne.
Fünfzig Cent habe ich noch. Ein Auto steht noch vor mir, eins fährt gerade in die Wachstrasse. Zeit habe ich und immer noch Kaffeedurst.
Es kommt ein Mann aus dem Kassenbereich mit einer dampfenden Tasse mit Kaffee. Dieser Umstand beflügelt mich in meinem bestreben, es noch einmal mit dem Automaten aufzunehmen.
Langsam aber siegessicher schreite ich auf den Automaten zu. Irgendwie habe ich das Gefühl, der Automat grinst als er mich sieht.
Selbstsicher hole ich die letzte fünfzig Cent Münze aus meiner Tasche. Locker werfe ich sie in den Schlitz. Die Taste drei lässt sich ganz leicht eindrücken.
Das Licht im Schacht geht an.
Der Becher fällt. Das erste Hindernis ist geschafft.
Es folgt das Kaffeepulver, danach die Milch.
Nun ertönt erneut das saugende Geräusch. Langsam zeichnet sich ein Lächeln in meinem Gesicht ab.
Das heiße Wasser läuft in den Becher. Es läuft und läuft. Es hört gar nicht mehr auf zu laufen.
Was mache ich jetzt?
Hilflos schaue ich zur Verkäuferin.
Das Wasser schwappt jetzt über den Becher auf den Boden.
\"Der Automat. Das Wasser läuft und läuft. Was mache ich jetzt?\" frage ich hilflos die Verkäuferin.
\"Was? Schon wieder? Einen Moment, ich komme.\"
Am Automaten angekommen, ballt die Verkäuferin ihre Faust und haut auf die rechte Seite des Automaten. Das Wasser hört schlagartig auf zu laufen. Durch den Schlag fällt der Becher aus dem Schacht auf den Boden.
\"Das passiert manchmal\", sagt die Verkäuferin und drückt mir eine fünfzig Cent Münze in die Hand.
\"Probieren Sie es noch mal.\"
Draußen hupt es. Ich gehe zu meinem Auto. Jetzt bin ich an der Reihe und fahre in die Waschstrasse.
Zu Hause fragt mich meine Frau, ob ich einen Kaffee möchte und wo ich meine Jacke so dreckig gemacht habe.
\"Nein, danke. Ich möchte keinen Kaffee. Das mit der Jacke geht Dich nichts an\", antworte ich etwas genervt.
Meine Frau ist danach sauer. Der Samstag ist gelaufen.
 
T

TanjaF

Gast
Überschrift

Hallo Stocky.

In Deiner Überschrift ist Dir ein Fehler unterlaufen. Statt "Der Samstag..." steht da "Des Samstag...".

Liebe Grüße,
Tanja
 
Zu berechenbar...

Zu berechenbar, und damit unlustig. Nicht nur geschriebener Humor lebt auch immer davon, dass das Unerwartete passiert, der Kurzschluss zweier entgegengesetzter Gedanken. Seit den legendären Duellen zwischen Kaffeeautomat und Polizeipräsident in der Serie "Kottan", muss man sich schon gehörig anstrengen, um das zu übertreffen.

Diesem Text fehlt eindeutig das Überraschungselement, ich kann bereits nach dem ersten Absatz ausrechnen, was weiter passieren wird.

Marius
 



 
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