Der Schläger

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Blueghost

Mitglied
Der Schläger

Du bist doch krank, ich glaub es nicht
schlägst Deiner Liebsten ins Gesicht
drückst mit der Hand die Gurgel zu
willst nichts mehr hören, jetzt sei Ruh'

sie ist so liebenswert und klug
wie oft warst Du's, der sie so schlug
wenn sie erläutert' blaue Flecken
mit Fahrradsturz auf Einkaufsstrecken

na los, sieh' mal auf Deine Hände
wie oft schlugen sie sie gegen Wände
bis sie schon fast bewußtlos war
die Augen angstvoll weit und starr

Du hast so eine nette Frau
doch Du schlägst sie nur grün und blau
trotz allem scheint sie Dich zu lieben
und Du bedankst Dich stets mit Hieben

wie oft willst noch Dich so gebährden
Du wirst ihr Leben einst gefährden
Du gehst an sie so grausam ran
ist das denn würdig einem Mann?

Du solltest sie vielmehr beschützen
und sinnvoll Deine Kräfte nützen
doch Du, Du prügelst auf sie ein
was mußt Du für ein Arschloch sein
 
W

willow

Gast
Hallo,

da musste ich doch ein wenig nachdenken, schlucken, noch mal nachdenken. Aber dein Gedicht gefällt mir. Es ist kraftvoll und voller Wut- es gefällt mir wirklich gut.

Nur zwei kleine Anmerkungen hätte ich:

"na los, sieh' mal auf Deine Hände
wie oft schlugen sie sie gegen Wände
wie oft schlugst du sie gegen Wände
(finde ich nicht so holprig)

bis sie schon fast bewußtlos war
die Augen angstvoll weit und starr"

(...)

"wie oft willst noch Dich so gebährden
Du wirst ihr Leben einst gefährden
"einst" hat für mich Vergangenheitsbezug
Was hältst du von "noch"?

Du gehst an sie so grausam ran
ist das denn würdig einem Mann?"

Ansonsten finde ich vor allem die kraftvolle Aussage, die sich durch das gesamte Gedicht zieht, ziemlich klasse.

Einen lieben Gruß,

willow
 

Blueghost

Mitglied
ich lach mich schief und schabbelig...

Liebe willow,

da bin ich ja jetzt mal echt geneigt vor lachen vom Stuhl zu fallen!

Du hast genau das wieder reinverbessert, was ich rausverbessern wollte. Übernehme ich Deine Änderungsvorschläge, dann habe ich quasi wieder den Urtext und zwar wortwörtlich! :)

Ich habe aus "Du sie" "sie sie" gemacht, damit der Bezug nicht mehr auf Hände liegt. Man versteht zwar, was gemeint ist, aber der Bezug läge auf Hände gegen die Wand schlagen.

Mit dem Vergangenheitsbezug hast Du streng genommen auch Recht, aber dann steht in zwei aufeinander folgenden Versen "noch". Auch das wollte ich vermeiden.

Ich werde darüber nachdenken, vielleicht ändere ich es doch noch zurück. Wenn mir nichts besseres einfällt, werde ich wohl einen Kompromiss wählen müssen. Oder hast Du vielleicht noch eine Idee?

Auf jeden Fall freut es mich sehr, daß Dir der Text gefällt!

Hoffnungsvolle, liebe Grüße,
Blue
 
M

margot

Gast
inhaltlich begrüße ich deinen text.
mit der form kann ich mich nicht richtig anfreunden.
die form ist mir für dieses grausame thema zu
soft.
vielleicht hätte es mir vor 20 jahren gefallen.
egal, horizonte verändern sich. deshalb will ich
ausschließlich den inhalt bewerten, und der ist
in vielen fällen traurig aber wahr. ich glaube,
keine frau muß in der heutigen zeit in unserem
land einen solchen "schläger" auf dauer ertragen.
darum kratze ich mich bei diesem thema oft am kopf:
warum lassen sich manche frauen, intelligente, liebens-
werte frauen von ihren männern so lange demütigen und
quälen? oft wechseln sie von einem schläger zum nächsten.
(man könnte den verdacht bekommen, sie bräuchten die
haue ...) das schrieb ich bewußt in klammern, weil
es provokativ mein unverständnis und meine ohnmacht
ausdrückt.

beste grüße
ralph
 
S

Stoffel

Gast
Hallo Blueghost,

da bekommt man ne richtige Wut auf solch Typen!
Inhalt gefällt mir und die Umsetzung auch.
Nur paar Gedanken dazu:

"Sie ist so liebenswert, auch klug"?
"sie-sie" finde ich nicht so gut.(Ansichtssache)
habe keine Alternative.
"fast/halb-bewusstlos sie dann war"?
(dann käme das nächste "sie" etwas später in der Zeile)

"Wie oft willst Du Dich so gebärden?
wirst einst ihr Leben noch gefährden,
Du gehst an sie arg grausam ran...."

Stoffel
 
B

Betty Blue

Gast
Hallo Blueghost,

ein brisantes und allzeit aktuelles Thema.

Aber ich empfinde die Reimform als unangemessen, weil sie den explosiven Inhalt begrenzt und bagatellisiert.

Ein Gruß von Betty Blue
 
S

Stoffel

Gast
Hallo Betty,

darum reime ich z.B. nicht über Themen, wie 11.September.
Hier aber empfinde ich es nicht so, wie Du.
Sonst hätte ich nichts kommentiert.
Ok, Ansichtssache.:)

Stoffel
 
W

willow

Gast
Hallo,

nein, ich finde die Reimform perfekt... eben weil sie zunächst einmal so gar nicht dazu passen will. Ich meine, eine ungereimte Form als Monolog hätte nicht die gleiche Kraft, wie dieses, übrigens perfekt gereimte Gedicht.

Leider fällt mir auch nichts dazu ein, wobei ich zumindest die beiden "nochs" als nicht schlimm empfinde.

Einen lieben Gruß,

willow
 

Blueghost

Mitglied
Hallo allerseits!

Und zunächst einmal danke, daß Ihr Euch mit meinem Text beschäftigt habt!

@ margot:

Über die Form läßt sich möglicherweise tatsächlich streiten. Nur ist es eben die, mit der ich persönlich noch am besten (alles relativ) umgehen kann.
Ich teile Deine Ansicht des Unverständnisses. Aber wie läßt sich z.B. erklären, daß oftmals Entführungsopfer eine (subjektiv) positive Beziehung zu ihren Peinigern aufbauen? Viele Frauen geben sich denke ich selbst irgendwann die Schuld an dem, was ihnen widerfährt, und werden Stück für Stück in ihrem Selbstwertgefühl zerbrochen. Bei vielen mag ein subjektives Abhängigkeitsgefühl dazukommen. Aber auch mir bleibt es ein Rätsel.

@ Stoffel:

Danke, für die Änderungsvorschläge. Ich grüble und bastle noch. Aber gerade Dein letzter Absatz war recht hilfreich. Andererseits ist mir das "noch" im ersten Vers dieser Strophe sehr wichtig. Die Frage ist nicht wie oft, sondern wie oft noch, bis er endlich zur Vernunft kommt.

@ Betty Blue:

Ich bin mir nicht sicher, ob die Reimform den Inhalt "begrenzt und bagatellisiert". Ein nicht gereimtes Gedicht hätte meiner Meinung nach den gleichen Effekt. Viele Songtexte (gerade deutsche) greifen brisante Themen in gereimter Form auf und verfehlen doch nicht ihr Ziel. Welche Form hälst Du für angebrachter? Eine Kurzgeschichte?
Am ehesten vielleicht noch einen Erlebnisbericht. Aber zu dem fehlt mir Gott Lob die eigene Erfahrung.
Gedichte sind für mich ver-dichtete Texte, die den Inhalt und seine Aussage in komprimierter Form rüber bringen sollten. Aber es ist sicherlich Ansichtssache.

@ willow:

Nur eines: DANKE!

Ich war schon geneigt anzunehmen, ich hätte besser doch kein Gedicht aus dem Thema gemacht.

Liebe Grüße
Blue
 
B

Betty Blue

Gast
Reim oder nicht Reim

Hallo Blueghost,

dichten heißt bedeutet nicht unbedingt "reimen".

Es gibt Themen, die meiner Meinung nach nicht durch den Reim "eingeengt" werden sollten, weil dann (zumindest bei mir) das Gefühl entsteht, dass das "heiße Eisen" mit Topflappen angefasst wird, damit "man" sich daran nicht zu sehr verbrennt.

Über den Inhalt will ich mich hier lieber nicht auslassen, da empfehle ich nur Camille Paglia "Die Masken der Sexualität".


Ein Gruß von Betty Blue
 

Blueghost

Mitglied
Hallo Betty Blue!

Gut, also lassen wir den Inhalt zunächst mal außen vor.

Natürlich ist mir bewußt, daß "dichten" und "reimen" nicht ein und dasselbe sind und einander auch nicht gegenseitig bedingen. Deine Vorbehalte gegenüber der Reimform in gerade diesem Kontext halte ich für recht subjektiv. Mag sein, daß ich aus Deiner Sicht nicht in der Lage war, die Brinsanz des Themas ungepuffert rüberzubringen, indem ich nicht auf Reime verzichtete. Dann muß ich wohl noch üben. ;) Aber ich halte es für unwahrscheinlich, daß die Reimform als solche Schuld daran ist. Vielleicht hätte ich nicht gerade einen Paarreim wählen dürfen (wie unter anderem Max & Moritz ihn enthält). Andererseits gibt er dem ganzen Text die Geschwindigkeit, die er braucht. Wäre ein Gedicht ohne Reime wirklich unbedingt besser bei diesem Thema? Oder ist der Stilbruch im Kopf entstanden? Es gab viele große Autoren, die jedes Thema in Reimform angingen. Mit Erfolg würde ich sagen. Tja, ich bin leider nur ein kleiner Hobby-Autor, trotzdem reizt es mich, es auszuprobieren. Schade eben nur, wenn es nicht so geklappt hat.

Und wenn ich ehrlich bin, gibt es hier meiner Meinung nach Unmengen von "Gedichten" die schlagartig zu Briefen oder Tagebucheinträgen mutierten wenn man nur den Zeilenumbruch löschte. Wobei auch ich immer wieder richtig gute Werke finde, die nicht einen einzigen Reim enthalten. Vermutlich wäre das mal ein gutes Thema für eine allgemeine Diskussion.

Wie auch immer, ich übe eben noch.

Sonnige Grüße,
Blueghost
 
B

Betty Blue

Gast
Hallo Blueghost,

natürlich ist mein Kommentar subjektiv.

Ich habe dies ja auch deutlich geschrieben (siehe im Text:...meiner Meinung nach...).

Was mich nachdenklich macht, ist die Tatsache, dass du dein Werk für nicht gelungen hälst, nur weil ich (es könnte auch jemand Anders sein) eine andere Ansicht zum Thema Reimen in diesem Zusammenhang habe.

Es gibt doch auch positive Kommentare dazu.

Ich wollte nicht, dass der Eindruck entsteht, dass ich dein Werk für misslungen halte...im Gegenteil, das Thema reizt mich.

Ein lieber Gruß von Betty
 

anemone

Mitglied
zum Thema

lege den Stein des Anstoßes aus der Hand und du wirst ihn nicht werfen.
außerdem: mit kleinen Schritten kommt man auch voran,
das gilt besonders dort, wo die Sache aussichtslos scheint
und du wirst sehen: Jeder kleine Fortschritt und jedes winzige Fünkchen Vertrauen bringt dir mehr Freude, als jede Menge Sex mit denen, die es nicht verdienen.

kleine Hilfe zur Selbsthilfe für den Leser.

lG
anemone
 



 
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