Der Sohn

ulgess

Mitglied
Der Sohn, er möchte dem Vater gleichen,
mit Worten ungelenk hat er´s versucht.
Nicht wird er gleichen Ruhm erreichen,
sein eig´nes Buch hat er verflucht.

Der Vater will die Welt bewegen,
ihm sind der Geist, Natur nur wichtig.
Der Himmel, Erde, Donner, Regen.
Die Nähe, Kind, Weib und Haus sind nichtig.

Der Sohn ist schließlich ausgezogen,
doch brachte die Weite ihm kein Glück.
Auch Alkohol hat ihn betrogen,
nach Weimar zog ihn nichts zurück.

Er wollte endlich selber leben,
nicht eines Vaters Sohn nur sein,
aus dieser Stadt heraus nur streben,
von Enge, Hochmut sich befreien.

Im fernen Rom war´s, wo er starb.
Mit keinem Menschen mehr vereint,
der Vater war nie an dem Grab.
In Weimar hat kein Mensch geweint.

Der Grabstein auf dem protestantischen Friedhof in Rom trägt die Inschrift (übersetzt):
Goethe der Jüngere verstarb dem Vater vorangehend mit 40 Jahren 1830.
Sein Vorname war nicht vermerkt.
 

anbas

Mitglied
Hallo Ulgess,

erstmal herzlich willkommen hier auf der "Grünen Literaten Wiese" ;).


Dein Gedicht hat mich animiert, noch ein wenig zu recherchieren. Dabei habe ich diese Info auf Wikipedia gefunden: http://de.wikipedia.org/wiki/August_von_Goethe .

Zum Gedicht selber:

Ich finde es schon einer Herausforderung, eine Biografie, bzw. Teile einer Biografie in Reime zu stecken. Ohne den geschichtlichen Hintergrund würde ich diesem Text gar nichts abgewinnen können. Daher finde ich den Hinweis am Ende gut und wichtig. Stilistisch müsste für mein Empfinden noch viel überarbeitet werden, da das Versmaß sehr holperig und auch in den einzelnen Versen verschieden ist. Auch einzelne Formulierungen solltest Du noch mal überdenken.

Ich habe mich mal rangemacht und ein wenig "gebastelt". Außerdem habe ich hhier und da noch ein paar Anmerkungen gemacht. Vielleicht ist ja was dabei, das Du übernehmen möchtest, oder das Dich zu einer eigenen Lösung inspiriert:

Der Sohn er möchte dem [blue]will seinem[/blue] Vater gleichen,
[strike]mit Worten[/strike] [blue]und hat dies[/blue] ungelenk [strike]hat er´s[/strike] versucht.
[strike]Nicht [/strike]wird [strike]er [/strike][blue]niemals [/blue]gleichen Ruhm erreichen,
sein eig´nes Buch hat er verflucht.

Der Vater will die Welt bewegen,
ihm sind der Geist, Natur nur wichtig.
Der Himmel, Erde, Donner, Regen.
Die Nähe, Kind, Weib und Haus sind nichtig.

Der Vers sollte komplett neu überarbeitet werden, da das Versmaß total von den anderen Versen abweicht. Auch die Aufzählungen finde ich, so wie sie jetzt da stehen, höchst unglücklich.

Der Sohn ist schließlich ausgezogen,
[strike]doch brachte[/strike] die Weite ([blue]die Ferne?) brachte[/blue] ihm kein Glück.
Auch Alkohol hat ihn betrogen, (wie kann Alkohol betrügen???)
nach Weimar zog ihn nichts zurück.

Er wollte endlich selber leben,
nicht eines Vaters Sohn nur sein,
aus dieser Stadt heraus nur streben,
von Enge, Hochmut sich befreien.

Im fernen Rom war´s, wo er starb.
Mit keinem Menschen mehr vereint,
der Vater war nie an dem Grab.
In Weimar hat kein Mensch geweint.

Auch dieser Vers weicht vom üblichen Versmaß stärker ab. Da es aber der Abschlussvers ist, könnte er aus meiner Sicht aber auch so stehen bleiben.
Ich hoffe, dass diese Art des Kommentierens für Dich in Ordnung ist. Auf jeden Fall ist es nicht persönlich gemeint.

Liebe Grüße

Andreas
 
A

Architheutis

Gast
Auch von mir ein Herzliches Willkommen.

Lieber Ulgess, lieber Andreas,

ich möchte den Anmerkungen nur eine kleine, weitere hinzufügen. Andreas hat schon ordentlich vorgearbeitet. :)

In der letzten Strophe holpert mir der dritte Vers ein wenig zu viel.

Vorschlag:
Im fernen Rom war´s, wo er starb.
Mit keinem Menschen mehr vereint,
der Vater [strike]war nie an dem [/strike] [blue]scheut´ des Sohnes[/blue] Grab.
In Weimar hat kein Mensch geweint.
Liest sich flüssiger und "das Grab scheuen" find ich persönlich etwas kunstvoller als "war nie am Grab".

Ein nettes Erstlingsgedicht. Weiter so.

Gruß,
Archi
 
U

USch

Gast
hallo ulgess,

ich finde die Verbesserungsvorschläge von anbas und architheutis sehr gut und würde die einbauen.

lg usch
 



 
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