Der Sonne nah

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Auf Knien
durch das Land rutschen.
Die Wege sind schon
ganz durchgescheuert --
wie die Neuronen
von meinen Gedanken.
Metertief
fressen sie sich ein.
Das Loch verschlingt
mich.
Ich wehre mich
und speie Lava
über das Land.
So bin ich nunmal.
Ich kann nicht anders.

Die Nerven folgen
den Lavaströmen.
Vom Himmel stürzt
ein Flieger.
Er kam der Sonne
zu nah.
 

HerbertH

Mitglied
Lieber Bernd,

das LyrI ist eine interessante Mischung von Bildern, Anspielungen und Metaphern:

Ein Ikarus, der Lava speit, durch die Neuronen, um sich dagegen zu wehren, in ein Loch gezogen zu werden, das die eigenen Gedanken eingeschnitten, und dann das bekannte " so bin ich nun( ein)mal, ich kann nicht anders".
Wie immer bei antiken Fliegern kommt der Gedanken Höhenflug an ein jähes Ende in der Nähe der Sonne.

Die Mischung ist gelungen, wenn auch etwas sprunghaft.

Ich assoziiere hier ein wenig die Robotermärchen ... Zufall oder Notwendigkeit ;)?

Liebe Grüße

Herbert
 

namibia

Mitglied
Lieber Bernd,

ich finde das Gedicht sehr interessant - Feuer aus der Leere oder Fülle aus der Leere könnte ich fast sagen .. Ich hatte trostlose Assoziationen, seltsamerweise habe ich den abstürzenden Flieger als Bomber phantasiert ..

Mir gefällt es sehr gut, dass sich Neuronen vor Gedanken durchscheuern können ..

All the best

Änne
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke für die Rückmeldungen. Sicher hat es einen Einfluss der Ikarus-Sage.
Auch Sprichwörter fließen ein. Die Robotermärchen kenne ich, glaube aber nicht, dass sie direkten Einfluss haben. Indirekter Einfluss ist möglich, damit meine ich unbewussten Einfluss.
Offen ist, ob der Flieger real oder ein Produkt der Phantasie ist.
 

JaneFond

Mitglied
Lieber Bernd!
Das ist ein schönes Bild der Rache. Mit einem Positionswechsel: das lyrische Ich schaut dem Sturz eines Piloten zu. Es wird nicht Ikarus sein, sondern eher der Autopilot? Jedenfalls ein Lava speiendes Ich, könnte auch ein Vulkanausbruch sein, der den Piloten verschlingt? Also ein Wutanfall? LG
JaneFond
 
N

Noemi

Gast
Dein Gedicht berührt mich irgendwie sehr tief.
Wie ich es sehe, wird hier das Innerste eines Menschen in einer Momentaufnahme beschrieben.
Und die Bilder wechseln dynamisch, man verliert sich schnell in den Spiegelungen und neigt dazu sich damit zu identifizieren.
Gefällt, gut geschrieben!

Grüße
Noemi
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Danke Euch beiden ebenfalls.
Das Gedicht erlebt mehrere Perspektivwechsel. Es verkörpert immer mehr die Natur. Das Ich wird Teil der Natur und betrachtet sie und sich.
 



 
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