Der Steinpilz

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Perry

Mitglied
Der Steinpilz


Es roch nach frischem Myzel
zwischen Bäumen, erdigfeucht,
vermischt mit Moosduft, Moder.
Damals wie heute treibt die Lust,
den Prinzipal unter den Pilzen
im Dickicht früher Zeit zu finden.

Irgendwo ein Knacken. Deinen
Schritt zu hören gab mir Sicherheit,
Orientierung im Stangenlabyrinth.
Dann der unvergessliche Moment,
als ich ihn fand, er vor mir stand,
so bauchigweiß mit braunem Hut.

Heute streife ich allein durchs Holz,
vergeblich der suchende Blick nach
dem Schatten zwischen Bäumen.
Der Platz des Königs ist verwaist,
du nahmst in mit ins dunkle Reich.
Mir bleibt, der Geruch ferner Tage.
 
B

bluefin

Gast
ich glaube, es gibt nichts schwierigeres als ein ernst gemeintes gedicht über die hatz auf boletus edulis als metapher für verloren gegangenes. dafür, finde ich, ist's dir ganz gut gelungen, @perry!

auch wenn mit dem schatten in der letzten strophe etwas gemeint sein wird, was zuvor die zweige zum knacken brachte: unter bäumen ist's immer schattig, jedenfalls da, wo die schwammerln wachsen. ein schatten im schatten? jeder im unterholz kriechende, leidenschaftliche mycologe sieht das bauchigweiße gewächs seiner träume vom sonnenstrahl beleuchtet: inneres licht, vulgo "sammlerglück" (s. auch "hubertushirsch").

das komma in der letzten zeile wär wohl entbehrlich.

liebe grüße aus münchen

bluefin

p. s.: hoffentlich kommt's zu keinem diskurs über die politische unkorrektheit des steinpilzabschusses wie grad eben bei deinen rebhendln...
 

Perry

Mitglied
Hallo bluefin,
ja der Schatten im Schattigen ist wohl mehr ein Schemen.
Das Komma sollte einen kleinen Absatz beim Lesen reinbringen.
Danke fürs genaue Lesen und LG
Manfred
 

Perry

Mitglied
Der Steinpilz


Es roch nach frischem Myzel
zwischen Bäumen, erdigfeucht,
vermischt mit Moosduft, Moder.
Damals wie heute treibt die Lust,
den Prinzipal unter den Pilzen
im Dickicht früher Zeit zu finden.

Irgendwo ein Knacken. Deinen
Schritt zu hören gab mir Sicherheit,
Orientierung im Stangenlabyrinth.
Dann der unvergessliche Moment,
als ich ihn fand, er vor mir stand,
so bauchigweiß mit braunem Hut.

Heute streife ich allein durchs Holz,
vergeblich der suchende Blick nach
dem Schatten zwischen Bäumen.
Der Platz des Königs ist verwaist,
du nahmst ihn mit ins dunkle Reich.
Mir bleibt, der Geruch ferner Tage.
 

Perry

Mitglied
Hallo Bernd,
dann werde ich das Komma wohl streichen, wenn du es auch noch einmal anmahnst.
Freut mich, dass dir die Waldbilder gefallen haben, auch wenn sie hier nur lyrische Dekoration waren.
LG
Manfred
 



 
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