Der Stift und das Blatt

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Janosch

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Der Stift liegt im Regal allein,
die Welt dort ist zum Gähnen.
Des Staubes Grau hüllt ihn schon ein,
aus Farben werden Tränen.

Was kann es sein, was macht ihn matt?
Worauf nur darf er drängen?
Am Tisch, da schmollt ein leeres Blatt,
gleich bleibt sein Blick dran hängen.

So weiß und frisch, so wunderschön -
wer malt nicht darauf gerne?
Verflucht sei`n der Regale Höh`n,
liegt`s doch in weiter Ferne.

Oh, siehe da: Das Blatt rührt sich,
es winket mit `nem Zipfel.
Ein Lächeln nun im Weißgesicht,
sehnt, ach, hinauf zum Gipfel.

Das freut den Stift, es schüttelt ihn -
der Staub verweht im Winde.
Mit Mut im Bauch und trunken Mien`,
wird er vor Sehnsucht blinde.

Da bäumt sich auf, tiefer Abgrund,
er holt nun kräftig Schwunge.
Mein tollkühn` Stift, ist das gesund? -
Jetzt setzt er an zum Sprunge!

Er fällt und fällt und kreischt und schnauft -
dem Blatt wird angst und bange.
Es wölbt den Rücken rundlich auf -
zum Aufprall nicht mehr lange.

Gleich gibt`s bestimmt `nen riesen Knall,
`ne frischgeback`ne Leiche!
Doch Blattes Wölbung dämpft den Fall -
er landet butterweiche.

Oh, endlich nun sind sie vereint -
Sie malen rauf und runter,
dass Stift vor Freude Tränen weint
und Blatt wird immer bunter.

Wer hätte eigentlich gedacht,
dass dies so glimpflich endet.
Grad schlafen beide, gute Nacht -
das Blatt hat sich gewendet.




1 von 3 Gedichten für eine Kindergartenzeitung.
Thema: Malen
 



 
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