Der Taschendieb

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Der Taschendieb

430 Euro sind in der Geldbörse. Das ist nicht schlecht. Zusammen mit der Ausbeute der letzten fünf Tage macht das fast 2.500 Euro, die er in dieser Woche gefilzt hat. Wenn Kalle so weiter macht, dann schafft er noch sein Soll von 10.000 in diesem Monat.

Der Typ war aber auch zu blöd. Trägt der doch tatsächlich seine Geldbörse in der Gesäßtasche. Und er hat die Börse noch nicht einmal mit einer Kette am Gürtel befestigt. Es geschieht ihm doch recht, wenn er dann beklaut wird.
Mal sehen, was im Fach für die Kreditkarten steckt. Gedankenverloren geht Kalle quer über die Straße. Rumms.

Was schubst ihn da an der Schulter? Kalle öffnet ganz vorsichtig die Augen. Allmählich nimmt die Gestalt über ihm klare Konturen an. Was will der Typ mit dem weißen Bart von ihm? So sieht doch kein Arzt aus.

„Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?“, brummt der Weißbärtige ihn mit sonorer Stimme an.
„Höre genau zu, was ich dir nun sage. Ich habe dir dein Leben gegeben, damit du deine Aufgaben deinen Anlagen entsprechend erfüllst. Du kannst gut rechnen, aus dir wäre ein hervorragender Kaufmann geworden. Aber was machst du aus deinem Leben? Als Taschendieb treibst du dich herum!“ Kalle ist sprachlos.

„Das Leben ist wie ein Computerspiel.“, fährt der Mann in einem strengen Ton fort. „Und du hast diesen Level nicht geschafft. Zur Strafe wirst du im nächsten Leben als Faultier wiedergeboren.“
„Ffff-aultier, aber warum das?“, stammelt Kalle erschrocken.
„Weil Faultiere langsam sind. Und weil sie keine Finger haben, sondern Krallen. Und daher können sie Anderen das Geld nicht aus der Tasche stehlen …“

„Sehr geehrte Damen und Herren, in 15 Minuten landen wir in Düsseldorf. Bitte klappen Sie Ihre Tische zurück und schnallen Sie sich an.“

Karl schreckt auf. Dabei rutschen ihm seine Papiere vom Schoß auf den Kabinenboden. „Ausgerechnet die Bankunterlagen.“, stöhnt er leise. Mit rotem Kopf sammelt er die fliegenden Blätter wieder ein und verstaut diese in einem Clip-Ordner.
"Vielleicht sollte ich das Konto in der Karibik doch auflösen und das Geld in D anmelden.“, denkt er bei sich. Puh.
 



 
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