Der Tod is ein meister der Liebe

T

Tabasco

Gast
Der Tod ist ein Meister der Liebe


1.

Und plötzlich war da nichts mehr, was ich hätte atmen können. Alles schien mir gleich. Doch mocht ich stets Luftunterschiede, zwischen abends, morgens, warm und weich. Jetzt war alles Funken dessen, was Genuss versprochen hatte, lähmte mich, vergas mich schweigend, in eingestaubter Hängematte. Und immer hoffte ich auf Sommer, die Matte aus dem Schrank zu kramen, sie aufzuhängen zwischen Bäumen, zu denen auch die Vögel kamen, um vor der Hitze Schatten zu suchen.
Noch bevor ich diesen Suchtgedanken zu sehr auf mich wirken lies, sah ich mich, wie ich auch jenen zur Hängematte im Wandschrank stieß, ohne einen Blick zu riskieren, wie viele meiner kleinen Wünsche bereits im Schrank vor sich hinvegetieren. Fragt sich was noch nötig ist, damit ich dem ein Ende setze oder wunderlicher Weise vielleicht auch neue Dinge schätze, die ich bisher noch nicht sah.


2.

Wie theatralisch, wie tränendrüsen-drückend, in Selbstmitleid zerfließend. Und das ohne jene Form von Schuld, sich schuldlos selbst erschießend. Zurück bleibt „ich“, bleibt „du“ und sonst noch wer. Und beide vermissen wir ihn sehr. Wenn der Pfarrer dann die Worte spricht, werden wir uns erstmals sehen, wie werden erste Worte wechseln und werden versuchen es zu verstehen. Wir telefonieren hin und wieder, verziert in unsere Trauer gehüllt und reden weiter über das Sterben, das meistens unsre Gespräche erfüllt, zwischen unbegabtem Schweigen.
Nach ein paar Wochen kommst du zum Kaffee vorbei und wir versuchen’s einmal anders, lachen, albern, Blicke tauschen. Fühlt komisch, doch ich kann das! Ein erster Kuss, eine Nacht bei mir, eine bei dir und öffentliches Outen. Und plötzlich findet jeder gut, was wir machen, dass wir uns lieben und dass wir uns trauten, es zuzugeben.
Für uns beide zählt eigentlich nur, dass wir uns gefunden haben, dass der Lauf der Dinge so ist wie er ist. Und schweigend denken wir im Innern, „Danke dass du gestorben bist“.


3.

Noch vor 4 Wochen dachte ich nicht, dass ich mich so vergessen kann, und nicht nur mich, nein auch den Mann, den ich einst liebte, immer noch liebe und frage mich nun, ob es auch richtig ist, was wir hier tun. Ist es nicht vielleicht auch so, dass wir uns in Träume saugen, uns gegenseitig Liebe schenken, um noch nicht daran zu glauben, dass er niemals wieder kommt? Doch Angst, dass er uns niederbombt, wenn er nur wüsste, wie ich dich küsste. Und wäre Glück nur Illusion, genieß ich es und kenn es schon, aus längst vergangnen Tagen, als ich und er auch glücklich waren, so wie wir beide hier im Jetzt.


4.

Der Tod ist nicht schwierig, man kann ihn erklären. Ist man geboren, versucht man zu wehren, was jeden von uns ereilen wird.
Ein Mensch der lebt, er sinnt, er spinnt, er klammert sich, an irgendwas, kennt Liebe und Hass, weiß dies und das und jede Erinnerung, die ihn einst prägte, wird mit ihm sterben, wenn er nichts sähte, was nach ihm noch vom Nutzen ist.
Der Tod hat viele Eigenschaften. Verantwortung ist keine davon, selbst dann nicht, wenn Kinder ins Leben gekomm’, denn am Ende ist niemand des anderen Licht und wenn du gelebt hast, vergisst man dich nicht. Es gibt keine Lebenserhaltungspflicht. Und Schicht für Schicht wächst Generation aus dem was nur ein Leben war. Es werden viele, verkettet, umwoben, vernetzend, verwirrend, doch eines ist klar: Sind hinter und vor dir bereits alle weg, sind irgendwo anders schon Neulinge da. In einigen wirst du wen wiedererkennen, andere wirst du neu kennenlernen, noch fremde Personen werde Plätze einnehmen, von denen du dachtest, dass sie ewig leer wären. An einem bedeutungslosen Tag wirst du selbst dann an der Reihe sein, wirst alles vergessen und schläfst wieder ein, als hättest du nichts gesehen, als wäre zwischen Geburt und Tod nie etwas geschehen.


5.

Ich habe mal eine Geschichte gelesen, von Menschen die sich auch nach dem Tod liebten, die sich in ihrer Zweisamkeit in einem neuen Leben wiegten, mit nichts gewesnem zu vergleichen.
Es war bestimmt ein Märchen, doch möchte ich dem gern glauben schenken. Ich möchte, dass die Wege des Todes mein Schicksal ebenso märchenhaft lenken. Vielleicht fehlt mir der nötige Glaube, mit dem ich Geisterhand erlaube, mich ähnlich besegnen, doch vorerst müsst ich erst einmal dem Menschen für ewige Liebe begegnen. Letztendlich stellt sich dann die Frage, ob es falsch ist wenn ich sage, dass erst jemand sterben muss, für einen erst gemeinten Kuss, der uns dann zusammenführt, und zuckersüßer Wolkentaumel die Trauer um den Verstorbenen schnürt. Bis dahin bleibt mir nur das Warten, denn morden kann ich nicht. Wie lange kann ein Mensch denn warten, bevor er an Einsamkeit zerbricht? Wenn Änderung nicht sichtlich wird und ich mich selbst nicht mehr ertrage, bin ich vielleicht der Todesfall mit Amors Liebesgabe, für glückerfüllte Paare. Solche die ich Lebenszeit stets mit Neid betrachtet habe.


Tabasco © 2003
 
K

kaffeehausintellektuelle

Gast
Liebe/r Tabasco


Warum schreibst du im Titel „is“ ohne t und „meister“ klein?

Überhaupt hab ich das gefühl, dass der text zwar sehr poetisch ist, aber doch eher in die rubrik „tagebuch“ passt.
Trotzdem. Ich hab ihn gelesen, obwohl das nicht immer leicht war.

Irgendwie find ich den Text schön und er berührt mich. Die Gedanken sprechen mich an. Manche Bilder, die du zauberst, gehen mitten ins Herz.
Aber ich weiß nicht, ob die fehler, die darin vorkommen, absichtlich sind oder nachlässig. Ich zähl dir mal ein paar stellen auf, die mich irritiert haben und auch vom inhalt abgelenkt haben, bzw. es mir schwer gemacht haben, mich auf den inhalt zu konzentrieren.


Doch mocht
Jetzt war alles Funken dessen...
vergas mich
lies
Fühlt komisch
wenn er nichts sähte
mit dem ich Geisterhand erlaube, mich ähnlich besegnen,
für einen erst gemeinten Kuss,
Solche die ich Lebenszeit stets mit Neid betrachtet habe.

Ja. Das wars vorerst von
Der k.
 

lapismont

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Tabasco,

die K. hat scho Recht - es ist nicht so recht richtig im Poesie Forum.
Tagebuch - ich glaube es ist in Kurzgeschichten besser aufgehoben.
Wer sagt denn, das es persönlich ist?

Ich glaube, säte statt sähte in 4. wäre korrekt?
Und Gewesenem würde ich gross schreiben.

cu
lap
 



 
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