Der Tod und der Schneider
In des Waldes tiefsten Stellen
Wo das Käuzchen furchtbar schreit,
Wo die wilden Hunde bellen
Ist der Tod auch nicht sehr weit.
Lauert heimlich hinter Büschen,
Hämisch hinter jedem Blatt,
Spielt mit jedem gern Verstecken
Solang der noch sein Leben hat.
Mancher lustige Geselle,
Mancher brave Wandersmann,
Blieb schon tot an dieser Stelle
Weil der Tod das Spiel gewann.
Jeder dacht er hätt’s geschafft,
Der Gevatter sei besiegt.
Sie wehrten sich mit aller Kraft.
Am Ende er doch jeden kriegt.
Eines Tages kam ein Schneider
Durch den großen dunklen Tann.
Macher wunderschöner Kleider,
Manchen Preis er schon gewann.
Wollt zur nahen Stadt zum Feste.
Im Gepäck, Nadel und Zwirn,
Einige Bündel Kleiderreste,
Mit guten Plänen im Gehirn.
Doch der Tod saß im Verstecke,
Als der Schneider pfeifend naht.
Sprang hervor hinter der Hecke
Seine Sense schon parat.
Doch da reißt es laut und kräftig.
Erschrocken guckt der Knochenmann.
An seinem Mantel, der sehr prächtig,
Hängt die halbe Hecke dran.
Schaurig klingt des Todes Fluch.
Sein schöner Umhang der ist hin.
Denn ein großes Stück vom Tuch
Hängt in der Dornenhecke drin.
Doch unser Schneider der ist helle,
Nimmt sofort beim Tode Maß,
Schwingt voll Eifer seine Elle
Er fast ganz den Tod vergaß.
Und mit Nadel und mit Faden
Geht der Schneider flink zur Hand.
Schnell beseitigt er den Schaden
Er dann auch sehr flink verschwand.
Folgen wollt der Tod ihm schnell,
Doch er stellt fest, dass es nicht geht.
Denn unser pfiffiger Gesell
Hatte ihn gut festgenäht.
Wütend zerrt er seine Kleider
Womit er fest hängt in der Hecke.
Fluchend schimpft er auf den Schneider,
Doch der war längst schon um die Ecke.
©RT