Der Totentanz (gelöscht)

FrankK

Mitglied
Hallo Markus

Eine eindrucksvolle Szene, gruselig romantisch.
Eine wundervoller, getragener Erzählstil.

Nur, bitte, lass mich eines Anmerken:

Da stand die Angebetete kerzengerade zwischen den Zypressen an der Friedhofsmauer und grinste:
... und grinste.
Abgesehen von der physikalischen Tatsache, das „grinsen“ ein Gesichtsausdruck und damit ein Spiel von Haut und Muskeln ist, welches die bleiche Lady nicht mehr besitzt.
Dieses „... und grinste“ passt überhaupt nicht in den Erzählstil. Für meinen Geschmack:
Es stört nachhaltig. Wie ein Schlagloch auf der Autobahn.
Oder in deinem Stil, etwas poetischer Ausgedrückt:
„Wie ein winziger Fleck schwarzer Tusche auf einer makellosen, cremefarbenen Seidenbluse.“
Schon beim ersten Lesen hallte dieses „und grinste“ den ganzen Rest des Textes in mir nach.

Ach ja, fällt erst nach mehrmaligen Lesen auf, sozusagen eine „Bügelfalte an der falschen Stelle“, nicht unbedingt störend, eher etwas irritierend:

„Ach, wäre sie doch eine Lebende, dann könnte ich sie mir wenigstens holen.“ Mit diesen Worten zog Gevatter Tod die Kapuze über den Schädel ...
Irgendwann war „sie“ doch wohl mal eine „Lebende“ und ist(!) demzufolge irgendwann mal von „ Gevatter Tod“ schon geholt worden.

Plastische Schilderung, liebreizende Anblicke aus der Sicht eines Skelettes.

Während er von ihr erforscht wurde, erblühte in ihren Augenhöhlen etwas wie schwarze Rosen.
Gänsehaut-Produzierend.


Grüßende Verneigung

Frank
 

Markus Saxer

Mitglied
Hallo Frank

Freut mich, dass Dir meine ‚Corpse Bride-Romantik’ gefällt. Ein kurzer Text – der aber sehr viel Arbeit gegeben hat. Die Dialoge klingen wohl ziemlich altmodisch und romantisch, aber ich fand es dem Sujet entsprechend als angemessen. Was das Grinsen der Skelettdame anbelangt, kann ich Dir nicht ganz zustimmen. Google mal unter ‚grinsender Totenkopf’, da findest Du zig Einträge und Bilder dazu. Auch der Begriff ‚Totenkopfgrinsen’ scheint mir ein nicht ungeläufiger Begriff zu sein. Ein Totenkopf grinst also praktisch schon von Natur aus :) Vielleicht hätte ich es anders formulieren können: … und zeigte ihr Totenkopfgrinsen … (besser klingt das allerdings nicht).
Wo ich Dir aber Recht geben muss ist, dass die Skelettfrau natürlich bereits vom Tod geholt wurde und er sie sich ergo nicht ein zweites Mal holen kann. Muss mir mal überlegen, ob ich da im Text was ändern (sprich: ausbügeln) will. Danke jedenfalls für den scharfsinnigen Hinweis.

Mit einer höfischen Verneigung grüsst Dich:
Markus
 

FrankK

Mitglied
Seid gegrüßt, Markus

Hab ich mich etwas ungeschickt ausgedrückt?
Das ein Totenschädel „scheinbar grinst“ ist mir durchaus bewusst.
Das es kein wirkliches Grinsen ist, dürfte auch „Gevatter Tod“ wissen.
Im Kontext der Geschichte wirkt es als „Mimik“, wozu ein Totenschädel nicht fähig ist.
Ich schrieb aber „Abgesehen von der physikalischen Tatsache...“

Die Ausdrucksweise, diese gehobene Sprache, derer du dich in diesem Stück bedienst, ist so zart und fein.
Die Formulierung des „und grinste“ passt für meinen Geschmack nicht dort hinein.
Ich hatte den Text so verstanden, das er aus der Sicht von „Gevatter Tod“ spielt.
Er würde doch niemals glauben, das seine Angebetete einfach nur grinst.
Ich könnte mir eine angemessenere Formulierung eher so vorstellen:
„Das Spiel aus Licht und Schatten zauberte den Hauch eines Lächelns auf ihre alabasternen Wangenknochen.“
Oder so ähnlich.

Erfurchtsvolle Grüße

Frank
 

Markus Saxer

Mitglied
Lieber Frank

Danke vielmals für Deinen erneuten Kommentar. Ich werde wohl hinsichtlich des Grinsens meines Knochenmädchen nochmals über die Bücher gehen müssen. Deine vorgeschlagene Formulierung klingt jedenfalls sehr schön + poetisch. Allerdings will ich das 'alabastern' auch nicht überstrapazieren ...

LG, Markus
 

FrankK

Mitglied
Mache er es so, wie er es für sich als recht erachte.

Iss schließlich dein Geschreibsel.

PS: Anstelle von "alabastern" geht auch wunderbar "Perlmutten"

Gutes gelingen

Frank
 

Markus Saxer

Mitglied
grüss dich frank
perlmutt, albaster, elfenbein ... - nein, das ist eindeutig zu viel für solch einen kurzen text! danke aber trotzdem für deine kreativen vorschläge. als dank daür reiche ich dir einen becher voll funkelnder poesie. wohl bekomm's!
lg, markus
 



 
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