Der Tränensee

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Carolin.a

Mitglied
Der harte Aufprall meiner Träne auf Deinem Foto ließ mich zusammenzucken. Ich fasse es nicht. Jetzt stehe ich hier, mitten in einem überfüllten Drogeriemarkt am Samstagnachmittag, die Knie so weich wie Wattebäusche und starre auf Dein Foto. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Aber der ganze Tag fing ja auch schon grauenvoll an...
Warum auch immer hatte ich meiner Freundin Julia vor ein paar Tagen versprochen, ihrer Schwester Sabine zu helfen. Die war mit ihrem Freund zusammengezogen und nun mußte die alte Wohnung gestrichen werden. Julia wußte auch, wie sich mich überreden konnte. "Fifi, meine Gute, Du kannst sovieles und wenn ich mir Deine wunderschönen Wände anschaue...". Ihre braunen, mandelförmigen Augen brauchten nur einmal zu klimpern und schon konnte ich nicht nein sagen. Schließlich hatte ich sie in der letzten Zeit auch ständig mit meiner Christian-Story genervt. Aber ihr 'Fifi' brachte mich mal wieder zur Raserei. So nennt man vielleicht einen Hund, aber doch nicht eine ernstzunehmende Frau. Und wiedereinmal war wütend auf meine Eltern, die mir den aussergewönlichen Namen Fironia gegeben hatten. Und nur, weil sich die beiden Dickköpfe nicht zwischen Fiona und Veronika entscheiden konnten. Nur Christian war in der Lage meinen Namen so schön auszusprechen, daß die Härchen meiner Haut zu Berge standen.

Somit wurde mein ersehnter, ruhiger Samstag im Schlabberlook und Chips und Cola, natürlich light, zunichte gemacht. Nun denn, so traf ich also am frühen Morgen dort ein, total müde, einfach unlustig in alter Jeans und noch älterem Sweatshirt, die Haare mit einer lila Spange auf den Kopf gebunden und strich fremde Wände weiß.
Der junge Mann, der neben mir im engen T-Shirt die andere Wand weißelte, war der Erste, der mich anlächelte an diesem veregneten, vergeudeten Samstag. "Na, auch nicht gut drauf heute?" Wie unsinnig diese Frage zu beantworten. Jedesmal wenn sich unsere Blicke begegneten zwinkerte er mir zu. Ist es nicht gemein? Da ist mal ein netter Mann und dann, kaum wagte ich ihn anzulächeln, kommt so eine magersüchtige Schöne auf den Plan und legt demonstrativ den Arm um ihn. "Du bist sicher Fifi, die Freundin von Julia. Sage mal, was hälst Du davon, ich feiere heute abend in meinen Geburtstag rein. Wenn Du Lust hast, dann schau doch vorbei." Julia zog mich sofort beiseite und ehe ich mich versah, nickte ich auch noch seufzend zu dieser komischen Fete einer mir fremden Frau. Und warum? Weil irgendein 'nettes Teil', Julias Ausdruck für 'attraktiver Mann', auch kommen will.

Tja, und nun stehe ich hier in der Drogerie um ein Parfum für die Magersüchtige zu kaufen. "Du mußt unbedingt das Maruschk besorgen. Das ist voll im Trend," meinte Julia noch sehnsüchtig. Tja, und dann, beim Überprüfen des Inhaltes meines Geldbeutels, fand ich den Abholschein für die Fotos. Die Fotos, denen ich seit Wochen, genau genommen seit dem Streit, aus dem Weg gehe. Und eine heiße Träne trocknet gerade auf seinem Gesicht. Aber eine Beziehung auf Entfernung ist eben zum Scheitern verurteilt.

"Mama, warum weint die Frau denn?", höre ich eine piepsige Mädchenstimme. "Die ist bestimmt trauig. Du bist ja auch manchmal traurig und mußt dann weinen." Das Mädchen ließ energisch ihre braunen Locken um ihren Kopf fliegen: "Du sagst doch immer, ich soll nicht soviel weinen, sonst gibt es irgendwann einen Tränensee." Die Mutter lächelt fast entschuldigend und zieht ihre Tochter murmelnd mit sich fort.

Okay, ich, also ich höchstpersönlich, will garantiert nicht im Tränensee ertrinken. Schluß jetzt! Ich gehe auf die Fete, gutgelaunt und superschick! Jawohl! Ha, ich werde mir sogar dieses komische Maruschk-Parfum kaufen, also voll im Trend sein, und dazu einen knallroten Lippenstift auflegen. Genau. Alleine bei dem Gedanken höre ich seine wunderbar tiefe Stimme sanft am Ohr: "Meine Sternenfee, Du bist so herrlich natürlich. Kein künstlicher Geruch und vor allem kein Lippenstift. Dabei sind Deine herrlichen Lippen so wunderbar rot." Tja, mein Lieber, Du hast halt nie gewußt, wie lange ich mit den Zähnen auf den Lippen gekaut habe, damit sie die schöne rote Farbe erhalten. Aber ich bin ja so stolz auf mich. Vor kurzem erst habe ich sämtliche Telefonnummern von Dir aus meinem Handy gelöscht. Und sogar, das macht mich besonders stolz, Deine Mails aus meinem Rechner verbannt.
Okay, ich habe auch nie jemanden erzählt, das Deine Telefonnummern auf einem kleinen gelben Post It in meinem Schreibtisch kleben. Gut, all die wunderbaren Worte von Dir habe ich auf Diskette gespeichert. Aber das erfährt niemand!

Ich strecke die Schultern, ziehe den Bauch ein, stecke so würdevoll wie möglich die Bilder in die Hülle zurück und lasse sie in meinen Wagen gleiten.
Auf zum Pafümeriestand hier in der Drogerie. Wenn ich mich beeile, dann schaffe ich es noch schnell in die Boutique gegenüber und kaufe mir ein sündhaft teures Teil für heute Abend. Wer weiß, vielleicht sind ja noch ein paar weitere 'nette Teile' auf dieser Fete.

An diesem Pafümeriestand stehen auch noch etliche Leute, meist Frauen, vor mir. Shit. Und die Verkäuferin - wow. Ich bewundere ja immer diese Mädchen, die so aufgebrezelt sind. Jedes einzelne Haar liegt perfekt, das Makeup natürlich perfekt und erst die Nägel... Wie kann jemand mit so langen Fingernägeln überhaupt was anfassen. Grinsend stelle ich fest, daß sie es nicht kann. Mit leicht geöffnetem Mund steht sie hinter ihrer Theke und versucht die kleinen Parfümkartons in dieses unverkennbare 'Ich bin teuer'-Papier zu wickeln. Beim Schleifen binden zerreißt es mich förmlich vor lachen. Diese grellbunten Nägel, sieht aus wie eine Mischung aus Regenbogenfarben und Tuschkasten, auch noch mit kleinen Steinchen versehen, bleiben immer an der Schleife hängen.

Währenddessen belausche ich unfreiwillig das Gespräch der Damen vor mir: "... und dann hat sie echt mit ihm Schluß gemacht. Stell Dir das mal vor. Der arme Kerl." "Ja, und dabei hat er sich doch sogar noch nach dem Seitensprung entschuldigt. Also bei einem Mann kann das doch mal passieren," setzt ihre Begleiterin gleich ein. "Ja, zumal er ja sooo gut aussieht." Die beiden verdrehen die Augen, seufzen hingabevoll und kichern in einer Frequenz, die selbst Verona Feldbusch hätte blass aussehen lassen. Leider flüstern die beiden jetzt so sehr, daß ich nichts mehr verstehe außer ein paar Wortfetzen. Interessiert, denn neugierig bin ich ja nicht, beuge ich mich weiter vor, um doch mehr zu erhaschen, doch genau in diesem Moment höre ich eine, mir ach so vertraute, Melodie. Pippi Langstrumpf. Hektisch durchwühle ich meine große Tasche, die mir immer dann besonders groß vorkommt, wenn ich was suche, nach dem verflixten Handy. Die Damen vor mir drehen sich um und betrachten mich genauestens. Sogar das Püppchchen hinterm Tresen hält kurz inne und schaut mich mit großen Augen an. Uff, da ist es ja. Eine andere Handy-Nr. Kurz überlege ich, ob ich es nicht einfach Pippi Langstrumpf weiter trällern lasse, aber es wird sicher Julia sein. Noch was besorgen, dabei ist es schon nach halb vier. Ich brülle ein schroffes "Ja" in den Hörer und werde fast ohnmächtig "Christian hier, kann ich Dich kurz sprechen." "Christian," hauche ich in den Hörer "oh, schön Dich zu hören..." Die Damen vor mir grinsen affig und ich könnte mich selbst in den Hintern beissen. Ihn so anzusäuseln. So was blödes! "Fironia, ich komme mir zwar total dämlich vor," ich höre ihn tief Luft holen, während ich die Luft anhalte vor Spannung, "aber ich bin auf dem Weg zu Dir. Bitte sage jetzt nicht, ich soll umdrehen, wir müssen einfach miteinander reden." Ich halte mich an dem Parfümtresen fest. Festentschlossen, ihm klar und deutlich zu sagen, daß ich schon was vorhabe und er sein Auto wieder in die andere Richtung lenken kann. "Das ist aber eine fabelhafte Idee, ich habe noch ein paar Erdbeeren und Prosecco. Soll ich den mal kalt stellen?", säusele ich stattdessen. Fabelhaft habe ich das gemacht. Wie absolut eindeutig ich ihm doch die Meinung gegeigt habe. Prima.
Sein dunkles Lachen läßt mich wissen, es war die richtige Entscheidung. "Du bist eine wunderbare Frau. Und so wie ich Dich kenne, hetzt Du gleich in den nächsten Supermarkt und besorgst die Erdbeeren. Bis später... und vergiss nicht - Du bist meine schöne Sternenfee." "Ich freue mich auf Dich." schicke ihm noch zu, bevor ich die Verbindung trenne.

Für einen Augenblick genieße ich die stummen Blicke um mich herum. Und bemerke, wie sich langsam eine kleine Träne des Glücks aus meinen Augen stiehlt. Er auf dem Weg zu mir. Meine Härchen stehen immer noch zu Berge.
Ich lasse die Damen und ihre Geschichte, sowie die perfekt gestylte Verkäuferin stehen und hechte in Richtung Kasse. Wozu brauche ich noch Parfüm, viel dringender benötige ich jetzt Erdbeeren. Die piepsige Kinderstimme läßt mich innehalten "Mami, die Frau weint schon wieder. Die muß aber ganz dolle traurig sein." Ich blicke mich um, wende mich dem kleinen Mädchen zu, gehe in die Hocke und meine nur "Weißt Du Kleines, man kann auch weinen, weil man so sehr glücklich ist. Und das ist dann ein Tränensee, in dem man ganz tolle Sachen erleben kann. Die Tränen in dem See schmecken nämlich süß." Beim verlassen der Drogerie streifen sich kurz die Blicke der Mutter mit den meinigen. Und ich bemerke lächelnd, auch sie kennt so einen süßen Tränensee...

by Carolin.a

Anmerkung:
Dies ist meine erste Kurzgeschichte nach Vorgaben. Deshalb würde ich mich über konstruktive Kritik freuen. Und ich hoffe, sie ist nicht zu lang... ;-)
 
W

willow

Gast
Hallo Carolin,

du siehst mich begeistert. Deine Geschichte ist klasse, unterhaltsam in einem rasanten Tempo und mit viel Witz geschrieben. Viele kleine Ideen verteilst du liebevoll in Splittern eines hektischen Tages. Du erweckst die Personen zu Leben, von der Protagonistin, der albernen Parfümverkäuferin über "das Teil" bis hin zu dem kleinen Mädchen mit dem Tränensee. Vor allem begeistert mich die Sprache... sie ist leicht, witzig und unterhaltsam. Meine ehrliche Bewunderung für einen wirklich guten Text. Ich freue mich auf mehr...

Lieber Gruß,

willow
 
Versprochen ist versprochen *zwinker*

Hi Carolin,

Da wir uns im Chat schon über dein Werk unterhalten haben, weißt du daß ich von deiner Kurzgeschichte begeistert bin. Es leicht zu lesen und führt jeden Leser der ähnliches erlebt hat in seine eigenen Erinnerungen zurück. Vor allem die Gedankengänge zu der Umwelt fand ich sehr ansprechend. Für mich war "Tränensee" eine wunderschöne Lektüre und ich hoffe ich werde noch öfters von dir lesen.

Mach weiter so!
Anchen
 
M

margot

Gast
hi sylvia

ich überflog kurz deine geschichte über drogeriemärkte,
lackierte fingernägel und liebesfrust und natürlich
den passenden tränen dazu. es ist ganz nett. das bild
des tränensees gefällt mir. für mich etwas mühsam zu
lesen, weil ich mich gleich in der welt der tussies
wiederfand, die ich eigentlich nicht mag. schön ist,
daß scheinbar auch tussies zu tiefen gefühlen fähig sind.
ich denke, du hast das ehrlich geschrieben. dafür zolle
ich dir meine bewunderung. handwerklich nicht vom
schlechtesten. gerade so, als ob du drauf losplaudern
würdest - und kommst genau so zu den beweggründen deiner story.
naja, ich muß echt gegen meine vorurteile ankämpfen
bei der lektüre ...
schreibe weiter so ungezwungen. das ist gut.

beste grüße
margot
 
E

ElsaLaska

Gast
Hallo caro,

Deine Geschichte ist voller kleiner liebenswerter Ideen und das macht sie so interessant.
Sie ist farbenfroh bis ins Detail.
Man merkt, dass Du drauflosgeschrieben hast, aber das macht Deine Erzählweise regelrecht charmant, was ja nicht immer der Fall ist.
Mich beschäftig nur eines: Wo kriege ich die Pippi Langstrumpf Titelmelodie als Klingelton für mein Handy her???

Liebe hoppentossige Grüsse
Elsa
 

Intonia

Mitglied
Klingeltöne

Hallo Elsa,

falls Du die Melodie von Pipi Langstrumpf nicht als fertigen Klingelton findest und downladen kannst, dann schau mal in die Gebrauchsanweisung. Bei vielen Handys kann man Melodien durch Noten eingeben. Falls Du nicht musikalisch genug bist, findet sich sicher jemand, der es für Dich tut.

Hallo Carolin,
die Geschichte liest sich wirklich gut. Du schreibst, wie Dir der Schnabel gewachsen ist, wie man so sagt.
Liebe Grüsse
Intonia
 

kostho3

Mitglied
Hallo Carolin.a !
Mir gefiel Deine Story! Im Gegensatz zu mir scheinst Du ja doch Auftragswerke schreiben zu können. Bis auf die eine Stelle , wo mich in zwei aufeinanderfolgenden Sätzen das abwertende Wort "Teil" ansprang, las es sich flüssig und natürlich. Mit hoppentossigem Gruß kostho
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo,

ich schließe mich den lobenden worten meiner vorredner an und gratuliere zu der gut gelungenen geschichte. ganz lieb grüßt
 

STEFANIE

Mitglied
Tränen seh ich nicht

hallo carolin.a,

deine Geschichte gefällt mi gut, ich wollte sie aber mal aus einer anderen Perspektive, auch Christians, sehen:


Als der Wecker klingelte war ihm schlagartig klar: heute muss es sein
Seit Tagen endete jeder Gedanke immer beim selben Thema. Ob es um wichtige berufliche Entscheidungen ging oder nur um die Frage was will ich heute Abend essen, es schien so als sei in seinem Kopf nie wieder Platz für einen anderen Gedanken.
Außerdem war der Abend aussichtsreich. Eine Fete bei einem flüchtigen Bekannten, viele Leute denen man danach mühelos aus dem Weg gehen könnte.

Während er unter der Dusche stand plante er seine Vorgehensweise.
Die letzte Masche war nicht gut angekommen, er musste sich etwas anderes einfallen lassen.

Beim rasieren kam ihm ein grandioser Gedanke. Fironia, die sentimentale Episode nach dem letzten Urlaub. Kennen gelernt hatte er sie auf Kreta und zwei unbeschwerte Wochen mit ihr verlebt.
Überhaupt war es eins seiner Hauptanliegen, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen.
Nach dem Urlaub hatten sie versucht die Sache fortzuführen, was jedoch schnell an der Entfernung gescheitert war.

Seitdem er Fifi nicht mehr regelmäßig traf, war er wieder auf seinen Charme und seine Fähigkeit, in sekundenschnelle etwas geistreiches zu produzieren, angewiesen gewesen.

Mitunter führte das zu auch für ihn erstaunlichen Erfolgserlebnissen, aber es gab auch immer wieder Durststrecken, wie er sie gerade jetzt erlebte.

Aber heute war Freitag, das hieß am Mittag konnte er, dank Gleitzeit, ins Wochenende starten. Und wie einfach wäre ein kurzer Anruf...........
Der richtige Satz, mit dem richtigen Schmelz in der Stimme. Geplantes und wohl dosiertes Schweigen an der richtigen Stelle.........

Ja" blaffte Fironia in den Hörer.
"Christian hier, kann ich Dich kurz sprechen."
"Christian," jetzt hauchte sie seinen Namen fast atemlos, "oh, schön Dich zu hören..."
"Fironia, ich komme mir zwar total dämlich vor," er holte tief Luft um den Eindruck von Aufregung und freudiger Anspannung in ihr zu wecken, "aber ich bin auf dem Weg zu Dir. Bitte sage jetzt nicht, ich soll umdrehen, wir müssen einfach miteinander reden. An dieser Stelle musste er unbedingt zerknirscht wirken um glaubwürdg zu sein. "Das ist aber eine fabelhafte Idee, ich habe noch ein paar Erdbeeren und Prosecco. Soll ich den mal kalt stellen?", säuselte sie.
Er lachte dunkel und vielsagend in den Hörer, "Du bist eine wunderbare Frau. Und so wie ich Dich kenne, hetzt Du gleich in den nächsten Supermarkt und besorgst die Erdbeeren. Bis später... und vergiss nicht - Du bist meine schöne Sternenfee." "Ich freue mich auf Dich." Schickte er noch hinterher.

Über sein Gesicht zog ein siegesgewisses Grinsen. Na bitte, das Wochenende ist gerettet.

Und vielleicht war sie sogar davon zu überzeugen, wie ernst seine Absichten, wie tief seine Gefühle waren........
 

GabiSils

Mitglied
Liebe Caro,

die Geschichte ist so recht aus dem Leben gegriffen und auch entsprechend erzählt, sie ist glaubhaft, braucht keine unglaubwürdigen Zufälle und Kunstgriffe. Das gefällt mir.

Die noch vorhandenen Flüchtigkeitsfehler trüben ein wenig das Bild. Hattest du vor, selbst noch einmal daran zu arbeiten, oder soll ich mal drübersehen?

Lieben Gruß,
Gabi
 

GabiSils

Mitglied
Hier meine Hinweise

Der harte Aufprall meiner Träne auf Deinem Foto ließ mich zusammenzucken. Ich fasse es nicht. Jetzt stehe ich hier, mitten in einem überfüllten Drogeriemarkt am Samstagnachmittag, die Knie so weich wie Wattebäusche und starre auf Dein Foto. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Aber der ganze Tag fing ja auch schon grauenvoll an...
[blue] Warum auch immer[/blue] (besser: warum nur) hatte ich meiner Freundin Julia vor ein paar Tagen versprochen, ihrer Schwester Sabine zu helfen. Die war mit ihrem Freund zusammengezogen und nun mußte die alte Wohnung gestrichen werden. Julia wußte auch, wie sich mich überreden konnte. "Fifi, meine Gute, Du kannst [red]so Vieles[/red][blue],[/blue] und wenn ich mir Deine wunderschönen Wände anschaue...". Ihre braunen, mandelförmigen Augen brauchten nur einmal zu klimpern [blue] (Augen klimpern? Nicht eher die Wimpern?)[/blue] und schon konnte ich nicht nein sagen. Schließlich hatte ich sie in der letzten Zeit auch ständig mit meiner Christian-Story genervt. Aber ihr 'Fifi' brachte mich mal wieder zur Raserei. So nennt man vielleicht einen Hund, aber doch nicht eine ernstzunehmende Frau. Und wieder einmal war ich wütend auf meine Eltern, die mir den aussergewö[red]h[/red]nlichen Namen Fironia gegeben hatten[blue] [strike] . Und [/strike]nur[/blue], weil sich die beiden Dickköpfe nicht zwischen Fiona und Veronika entscheiden konnten. Nur Christian war in der Lage meinen Namen so schön auszusprechen, [blue] daß die Härchen meiner Haut zu Berge standen[/blue]. (Hm... Haare stehen zu Berge vor Schreck... Härchen sträüben sich eher?)

Somit wurde mein ersehnter, ruhiger Samstag im Schlabberlook [blue] und [/blue] mit Chips und Cola, natürlich light, zunichte gemacht. Nun denn, so traf ich also am frühen Morgen dort ein, total müde, einfach unlustig in alter Jeans und noch älterem Sweatshirt, die Haare mit einer lila Spange auf den Kopf gebunden[red] ,[/red] und strich fremde Wände weiß.
Der junge Mann, der neben mir im engen T-Shirt die andere Wand weißelte, war der Erste, der mich anlächelte an diesem ver[red] r[/red]egneten, vergeudeten Samstag. "Na, auch nicht gut drauf heute?" Wie unsinnig, diese Frage zu beantworten. [blue] Jedes Mal[/blue] wenn sich unsere Blicke begegneten zwinkerte er mir zu. Ist es nicht gemein? Da ist mal ein netter Mann und dann, kaum wagte ich ihn anzulächeln, kommt so eine magersüchtige Schöne auf den Plan und legt demonstrativ den Arm um ihn. "Du bist sicher Fifi, die Freundin von Julia. Sage mal, was häl[red] t[/red]st Du davon, ich feiere heute [red] A[/red]bend in meinen Geburtstag rein. Wenn Du Lust hast, dann schau doch vorbei." Julia zog mich sofort beiseite und ehe ich mich versah, nickte ich auch noch seufzend zu dieser komischen Fete einer mir fremden Frau. Und warum? Weil irgendein 'nettes Teil', Julias Ausdruck für 'attraktiver Mann', auch kommen will.

Tja, und nun stehe ich hier in der Drogerie[blue] ,[/blue] um ein Parfum für die Magersüchtige zu kaufen. "Du mußt unbedingt das Maruschk besorgen. Das ist voll im Trend," meinte Julia noch sehnsüchtig. Tja, und dann, beim Überprüfen des Inhaltes meines Geldbeutels, fand ich den Abholschein für die Fotos. Die Fotos, denen ich seit Wochen, genau genommen seit dem Streit, aus dem Weg gehe. [blue] Und eine heiße Träne trocknet gerade auf seinem Gesicht.[/blue](das verstehe ich nicht ganz. Wo trocknet wessen Träne?) Aber eine Beziehung auf Entfernung ist eben zum Scheitern verurteilt.

"Mama, warum weint die Frau denn?", höre ich eine piepsige Mädchenstimme. "Die ist bestimmt trau[red]r[/red]ig. Du bist ja auch manchmal traurig und mußt dann weinen." Das Mädchen ließ energisch ihre braunen Locken um ihren Kopf fliegen: "Du sagst doch immer, ich soll nicht soviel weinen, sonst gibt es irgendwann einen Tränensee." Die Mutter lächelt fast entschuldigend und zieht ihre Tochter murmelnd mit sich fort.

Okay, ich, also ich höchstpersönlich, will garantiert nicht im Tränensee ertrinken. Schluß jetzt! Ich gehe auf die Fete, gutgelaunt und superschick! Jawohl! Ha, ich werde mir sogar dieses komische Maruschk-Parfum kaufen, also voll im Trend sein, und dazu einen knallroten Lippenstift auflegen. Genau. Alleine bei dem Gedanken höre ich seine wunderbar tiefe Stimme sanft am Ohr: "Meine Sternenfee, Du bist so herrlich natürlich. Kein künstlicher Geruch und vor allem kein Lippenstift. Dabei sind Deine herrlichen Lippen so wunderbar rot." Tja, mein Lieber, [red] d[/red]u hast halt nie gewußt, wie lange ich mit den Zähnen auf den Lippen gekaut habe, damit sie die schöne rote Farbe erhalten. Aber ich bin ja so stolz auf mich. Vor kurzem erst habe ich sämtliche Telefonnummern von [red] d[/red]ir aus meinem Handy gelöscht. Und sogar, das macht mich besonders stolz, [red] d[/red]eine Mails aus meinem Rechner verbannt.
Okay, ich habe auch nie jemanden erzählt, das[red] s[/red] [red] d[/red]eine Telefonnummern auf einem kleinen gelben Post It in meinem Schreibtisch kleben. Gut, all die wunderbaren Worte von [red] d[/red]ir habe ich auf Diskette gespeichert. Aber das erfährt niemand!

Ich strecke die Schultern, ziehe den Bauch ein, stecke so würdevoll wie möglich die Bilder in die Hülle zurück und lasse sie in meinen Wagen gleiten.
Auf zum Pa[red] r[/red]fümeriestand hier in der Drogerie. Wenn ich mich beeile, dann schaffe ich es noch schnell in die Boutique gegenüber und kaufe mir ein sündhaft teures Teil für heute Abend. Wer weiß, vielleicht sind ja noch ein paar weitere 'nette Teile' auf dieser Fete.

An diesem Pa[red] r[/red]fümeriestand stehen auch noch etliche Leute, meist Frauen, vor mir. Shit. Und die Verkäuferin - wow. Ich bewundere ja immer diese Mädchen, die so aufgebrezelt sind. Jedes einzelne Haar liegt perfekt, das Makeup natürlich perfekt und erst die Nägel... Wie kann jemand mit so langen Fingernägeln überhaupt was anfassen. Grinsend stelle ich fest, daß sie es nicht kann. Mit leicht geöffnetem Mund steht sie hinter ihrer Theke und versucht die kleinen Parfümkartons in dieses unverkennbare 'Ich bin teuer'-Papier zu wickeln. Beim Schleifen binden zerreißt es mich förmlich vor [red] L[/red]achen. [blue] Diese grellbunten Nägel, sieht aus wie eine Mischung aus Regenbogenfarben und Tuschkasten, auch noch mit kleinen Steinchen versehen, bleiben immer an der Schleife hängen.
[/blue] (Verwirrender Satz. Vielleicht „diese grellbunten Nägel, die aussehen wie...“)
Währenddessen belausche ich unfreiwillig das Gespräch der Damen vor mir: "... und dann hat sie echt mit ihm Schluß gemacht. Stell Dir das mal vor. Der arme Kerl." "Ja, und dabei hat er sich doch sogar noch nach dem Seitensprung entschuldigt. Also bei einem Mann kann das doch mal passieren," setzt ihre Begleiterin gleich ein. "Ja, zumal er ja sooo gut aussieht." Die beiden verdrehen die Augen, seufzen hingabevoll und kichern in einer Frequenz, die selbst Verona Feldbusch hätte blass aussehen lassen. Leider flüstern die beiden jetzt so sehr, daß ich nichts mehr verstehe außer ein paar Wortfetzen. Interessiert, denn neugierig bin ich ja nicht, beuge ich mich weiter vor, um doch mehr zu erhaschen, doch genau in diesem Moment höre ich eine, mir ach so vertraute, Melodie. Pippi Langstrumpf. Hektisch durchwühle ich meine große Tasche, die mir immer dann besonders groß vorkommt, wenn ich was suche, nach dem verflixten Handy. Die Damen vor mir drehen sich um und betrachten mich genauestens. Sogar das Püpp[strike] ch[/strike]chen hinterm Tresen hält kurz inne und schaut mich mit großen Augen an. Uff, da ist es ja. Eine andere Handy-Nr. Kurz überlege ich, ob ich es nicht einfach Pippi Langstrumpf weiter trällern lasse, aber es wird sicher Julia sein. Noch was besorgen, dabei ist es schon nach halb vier. Ich brülle ein schroffes "Ja" in den Hörer und werde fast ohnmächtig "Christian hier, kann ich Dich kurz sprechen." "Christian," hauche ich in den Hörer "oh, schön Dich zu hören..." Die Damen vor mir grinsen affig und ich könnte mich selbst in den Hintern beissen. Ihn so anzusäuseln. So was blödes! "Fironia, ich komme mir zwar total dämlich vor," ich höre ihn tief Luft holen, während ich die Luft anhalte vor Spannung, "aber ich bin auf dem Weg zu Dir. Bitte sage jetzt nicht, ich soll umdrehen, wir müssen einfach miteinander reden." Ich halte mich an dem Parfümtresen fest. Festentschlossen, ihm klar und deutlich zu sagen, daß ich schon was vorhabe und er sein Auto wieder in die andere Richtung lenken kann. "Das ist aber eine fabelhafte Idee, ich habe noch ein paar Erdbeeren und Prosecco. Soll ich den mal kalt stellen?", säusele ich stattdessen. [blue] Fabelhaft habe ich das gemacht. Wie absolut eindeutig ich ihm doch die Meinung gegeigt habe. Prima[/blue] (Das ist klasse!).
Sein dunkles Lachen läßt mich wissen, es war die richtige Entscheidung. "Du bist eine wunderbare Frau. Und so wie ich Dich kenne, hetzt Du gleich in den nächsten Supermarkt und besorgst die Erdbeeren. Bis später... und vergiss nicht - Du bist meine schöne Sternenfee." "Ich freue mich auf Dich." schicke ihm noch zu, bevor ich die Verbindung trenne.

Für einen Augenblick genieße ich die stummen Blicke um mich herum. Und bemerke, wie sich langsam eine kleine Träne des Glücks aus meinen Augen stiehlt. Er auf dem Weg zu mir. Meine Härchen stehen immer noch [blue] zu Berge[/blue]. ( siehe oben)
Ich lasse die Damen und ihre Geschichte, sowie die perfekt gestylte Verkäuferin stehen und hechte in Richtung Kasse. Wozu brauche ich noch Parfüm, viel dringender benötige ich jetzt Erdbeeren. Die piepsige Kinderstimme läßt mich innehalten "Mami, die Frau weint schon wieder. Die muß aber ganz dolle traurig sein." Ich blicke mich um, wende mich dem kleinen Mädchen zu, gehe in die Hocke und meine nur "Weißt Du Kleines, man kann auch weinen, weil man so sehr glücklich ist. Und das ist dann ein Tränensee, in dem man ganz tolle Sachen erleben kann. Die Tränen in dem See schmecken nämlich süß." Beim verlassen der Drogerie streifen sich kurz die Blicke der Mutter mit den meinigen. Und ich bemerke lächelnd, auch sie kennt so einen süßen Tränensee...
 

Carolin.a

Mitglied
Danke !

Liebe Gabi,

ganz herzlichen Dank für die Überarbeitung meines Textes.

Die Härchen werde ich nochmal überdenken, vielleicht fällt mir ja dazu noch was ein. Und die Schreibfehler, die mir schon unangenehm sind, ändere ich natürlich ab. Zukünftig lasse ich meine Texte lieber vorher einmal lesen.

Ganz lieben Gruß
Carolin.a
 



 
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