Der Unfall

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Montag, 6.Oktober 2003

7.30 Uhr Frau Koch betritt den Umkleideraum des Lebensmittelmarktes in Warenfels.
Ihre Kolleginnen haben sich schon alle, pünktlich zum Arbeitsbeginn, versammelt.
Aufgeregt teilt Frau Koch ihnen mit: „Habt ihr eigentlich schon gehört, am Bahnübergang in Frielendorf soll ein Unfall passiert sein“ Betroffenheit macht sich breit. Um diese Zeit fährt die Regionalbahn zur 30km entfernten Kreisstadt und ist mit vielen Berufspendlern und Schülern besetzt.

8.00 Uhr Die Ladentür des Lebensmittelmarktes wird vom Filialleiter pünktlich geöffnet. Die ersten Kunden für heute betreten das Geschäft. Die Angestellten räumen Regale ein und schleppen Kartons. Frau Blöcher, seit 20 Jahren Stammkundin in diesem Laden trifft ein. Ihr täglicher Einkauf: vier Brötchen, einen Liter Milch, eine Bildzeitung für ihren Mann und ab und zu ein halbes Pfund Butter. „Guten Morgen!“ ruft sie freundlich und dreht mit dem Einkaufswagen ihre Runde. „Guten Morgen Frau Blöcher, haben sie es auch schon gehört? Ein Zugunglück! In Frielendorf, stellen sie sich mal vor es muss die Regionalbahn sein, da gab es bestimmt Verletzte, die Bahn ist ja morgens richtig gut besetzt!“, teilt ihr die Frau mit die jeden Morgen das Kühlregal sortiert. „ Mein Gott, wie tragisch“, erwidert Frau Blöcher, eilt zur Kasse, bezahlt, nicht ohne der Kassiererin mitzuteilen, wie betroffen es sie doch macht, dass solch ein großes Unglück über so viele Familien herein gebrochen ist.

8.30 Uhr Frühstück bei Familie Blöcher. Edwin Blöcher hat schon den Tisch gedeckt, zwei Frühstücksbrettchen, zwei Messer, Kaffeetassen, ein Glas Johannisbeergelee, selbstgemacht versteht sich, das Brotkörbchen und eine Kanne Kaffee. „Wo Hilde heute nur wieder bleibt“, murmelt er vor sich hin lauscht auf die Geräusche an der Haustür. „ Hilde, wo warst du so lange, ich warte schon auf meine Zeitung.“ Edwin Blöcher setzt sich an den Küchentisch, seine Frau Hilde hat die Einkaufstasche abgestellt und schüttet die Brötchen in den Korb. „Stell dir nur mal vor Edwin, im Laden sprach mich diese nette Verkäuferin an. Weißt du welche ich meine, die mit den roten Haaren die sich immer erkundigt, ob es dir gut geht und dir schöne Grüße ausrichten lässt“ plappert Hilde. Edwin füllt ihre Tassen mit heißem Kaffee und greift nach der Zeitung. „ In Frielendorf ist ein Zugunglück passiert, die vollbesetzte Regionalbahn soll beteiligt sein. Denk nur mal die vielen Menschen, es soll Verletzte gegeben haben, eventuell auch Tote. Ich sah gerade die Feuerwehr ausrücken in Richtung Frielendorf. Sie sind in einer irren Geschwindigkeit die Hauptstraße runtergefahren.“ „ Ach ja“, sagt Edwin etwas abwesend, er hat nur mit einem Ohr hingehört. „ So ein Unglück, wirklich tragisch,“ erwidert er.

9.30 Uhr Edwin Blöcher trifft sich mit seinem guten Bekannten Fritz Klein auf dem Marktplatz. „ Ja hallo, Fritz gut das ich dich treffe! Hast du schon von dem furchtbaren Zugunglück bei Frielendorf gehört..... es soll viele Schwerverletzte und Tote gegeben haben. Furchtbare Sache, nicht wahr! Unsere Feuerwehr ist mit Mann und Maus ausgerückt um Verletzte zu bergen, die haben ja jetzt auch so eine große Blechschere, damit können die Metall zerschneiden, wie du zuhause dein Butterbrötchen. „ Schrecklich, ganz furchtbar“ , sagte Fritz, schon wieder im weggehen. „Edwin schönen Tag noch! Heute habe ich ja gar keine Zeit, ich treffe mich jetzt mit meinen Kumpel vom Kegelclub „ Flotte Rentner“, verstehst du, darf nicht zu spät kommen, wir planen unseren nächsten Wandertag. Tschüss !“ „Tschüss, bis morgen Fritz!“


10.30 Uhr Die Kegelclubmitglieder schafften es in einer knappen Viertelstunde ihren Wandertag vorzubereiten, die restliche Zeit nutzten sie zur Informationsweitergabe des tragischen Geschehens und kehrten in ihre Familien zurück um die Toten zu betrauern.

Dienstag, 7.Oktober 2003

Regionalblatt der Kleinstadt

Unter der Rubrik : „ Kurznotiert“

Für einen Viehtransporter endete die Fahrt an der Schranke des Bahnüberganges in Frielendorf. Das Fahrzeug geriet, auf nasser Fahrbahn außer Kontrolle und kippte um. Sechs Schweine fielen aus dem Fahrzeug, eins war sofort tot und zwei mussten aufgrund ihrer Verletzungen getötet werden. Die übrigen wurden von der örtlichen Feuerwehr eingefangen. Die Regionalbahn kam mit einer halben Stunde Verspätung am Bestimmungsbahnhof an.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
prust!

jaja, die klatschtanten.
vor einiger zeit gab es hier eine ganz ähnliche geschichte. da bestand der unfall darin, dass dem schrankenwärter die kaffeetasse runtergefallen war . . .
lg
 
Danke für den Kommentar, Flammarion
Freut mich das es Dir gefällt, ausser den "Klatschtanten" kommt aber auch der "Klatschonkel" zum Einsatz. Ich denke die Rolle des Mannes sollte hier nicht unterschätzt werden.

Mit Augenzwinkern und lieben Grüssen
Schattenfängerin
 



 
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