Der Verstummte

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schroedeee

Mitglied
An alle, die mich nicht mehr hören
können wollen: Ich bin still.
An alle, deren Schlaf zu stören
keinem Wort, das von mir schrill
An alle ausgeschrien gelang,
aus meiner Seelenfalle:
Ich bin nicht länger von Belang
An alle, An alle!

An ihn, der mich nicht mehr erkannte
im schattenschwarzen Stummsein
An ihn, der lässig lästig nannte
mein tonloses Herumschreien
An ihn auch, der es gut zu spüren,
zumindest dann und wann schien,
zu fern, gerührt die Hand zu rühren
An Ihn! An Ihn!

An Dich, die aus dem nahen Dort bloß
mir antwortet mit Rufen.
An Dich, die jene Stille wortlos
machte, die wir schufen,
An Dich, die mit dem Rettungsring
zu spät erst sich heranschlich
an den Sumpf, der mich verschlingt
An Dich, An Dich

An Jeden, der den Kummer lieber
übersah im Scherzen,
An Jeden „Auf-demnächst-Verschieber,
die Träger träger Herzen,
An Alle, Ihn, an Dich, an jeden,
der mich nicht vermissen will:
Im Innern meiner lauten Reden
war ich stumm. Jetzt bin ich still.
 

presque_rien

Mitglied
Hi,

Die Grundidee gefällt mir sehr, auch die Struktur und einzelne Details wie "Träger träger Herzen" & "An Dich, die mit dem Rettungsring zu spät erst sich heranschlich" & "der lässig lästig nannte" - und das Ende ist sehr cool. Aber das Gedicht braucht mehr Rhytmus .

Lg, presque
 

Raul Reiser

Mitglied
Die Seelenqual, Einsamkeit usw. ist mir ein bisschen zu sehr letztlich ein Vorwurf an Andere.
Man ist immer ein bisschen selbst mit verantwortlich, was mit einem geschieht.
Das mindert etwas den sprachlich hoffnungsvollen Versuch, finde ich.
Viele Grüße
Raul
 
M

Marlene M.

Gast
bitter und bedrückend und sicherlich gibt es leider einige einsame Seelen, die vor der Gesellschaft verstummen.
Inhaltlich jedoch schließe ich mich dem Paul Reiser an- zuviel zu allegemeine Schuldzuweisung.
Formal mir ein wenig zu lang.
LG von Marlene.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Tonloses Herumschreien und stummes laut Reden hat, würd ich meinen, selten geholfen - ist ein wenig viel verlangt, alles erspüren zu sollen und anderen die Verantwortung für Hilfe aus Kummer aufzulasten mit solchem Nachdruck, vor allem, wenn anscheinend nicht deutlich Hilfe geschrien wurde... es mag Gründe geben, die das verhindern, aber zu verlangen, das andere das erahnen - genauso verkehrt...
und ein wenig Feintuning würd ich auch vorschlagen... die Grundidee hat was, sollte aber inhaltlich wie formal noch aufpoliert werden...

LG, Rhea
 



 
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