Der Wächter der Träume

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knychen

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Der Wächter der Träume

Als die Uhr vom Schlossturm eben das zwölfte Mal schlug, schreckte Prinzessin Calotta aus dem Schlaf. Sie atmete schwer und hörte im Verklingen des Glockenschlages ihr eigenes Herz schlagen. Bis hinauf in den Hals spürte sie es.
Irgendein böser Traum hatte sie geweckt.
Sie setzte sich an den Rand des Bettes und suchte mit den Füßen ihre Pantoffeln. Dann ging sie ans geöffnete Fenster.
Unten auf dem Schlosshof war alles ruhig, nur auf der Mauer über dem großen Tor redeten leise zwei Wachsoldaten. Weit entfernt blinkte wie ein Stern das Turmlicht des Nachbarschlosses. Dort wohnte ihre Freundin Hermelina.
Die Prinzessin grübelte über diesen Traum nach, er war so fremd gewesen.
Es war etwas mit Sterben, ein Mädchen mit einem weißen Kleid hatte ihren Namen gerufen. Dreimal hatte die Prinzessin gehört: „Calotta! Calotta! Calotta!“
Dann war sie wach geworden.
Ein leichter Luftzug ließ ihre langen blonden Haare ins Innere des Zimmers flattern.
Calotta drehte sich um.
In der geöffneten Tür stand das Mädchen aus ihrem Traum.
Sie hatte lange schwarze Haare wie Schneewittchen aus dem großen alten Märchenbuch und das weiße Kleid – das erkannte sie nun – war ein Nachthemd, genau wie sie selbst eins trug.
Das Mädchen winkte mit dem Arm, wie um zu sagen: Komm mit.
Vor dem Fenster erklang der Flügelschlag eines großen Vogels.
Wieder drehte sich Calotta um.
Auf dem Fenstersims saß der Kauz, der oben unter der Turmspitze sein Nest hatte. Sie kannte ihn und hatte deshalb keine Angst.
Der Vogel trippelte ein wenig nach links und rechts, bewegte den Kopf ruckartig hin und her und dann sagte er mit einer dunklen, sehr deutlichen Stimme: „Geh mit. Geh mit.“
Ruckte nochmals mit dem Kopf und ließ sich seitlich mit ausgebreiteten Schwingen in die Tiefe fallen.
Als sich die kleine Prinzessin, denn Calotta war erst sechs Jahre alt, wieder zur Tür drehte, stand diese zwar noch offen, doch das Mädchen war nicht mehr zu sehen.
„Geh mit, “ hörte sie noch die Stimme des Kauzes und schritt zur Tür.
An der Schwelle blieb sie stehen, schob nur den Kopf in den Gang und sah zuerst nach links.
Dort war es so finster wie noch nie.
Dann drehte sie den Kopf nach rechts und ganz hinten, wo der Gang eine Ecke hatte und in der Ecke eine Fackel brannte, da stand wieder das Mädchen und winkte: Komm mit.
Calotta tat nur einen kleinen Schritt über die Türschwelle, da geschah etwas Sonderbares.
Ein warmer Wind fuhr aus ihrem Zimmer, warf dabei die Tür zu und hob die Prinzessin ein Holzscheit hoch in die Luft.
Jetzt hatte sie doch Angst, aber schreien wollte sie eigentlich nicht, denn sie war auch sehr neugierig.
Langsam schwebte sie den Gang entlang auf die Fackel zu. Ihr fiel auf, dass der Gang nicht wie sonst mit Teppichen ausgelegt war und viel Staub die rauhen Steine bedeckte.
Unter der Fackel angekommen, spähte sie nach rechts und abermals gab ihr das seltsame Mädchen von der nächsten Ecke aus ein Zeichen. Sehr lang schien dieser Gang zu sein und wurde nur von den Fackeln an seinem vorderen und hinteren Ende beleuchtet. Außerdem führte er deutlich nach unten, hatte aber keine Stufen.
Der warme Luftzug, der sie emporgehoben hatte, trug sie sachte dem Mädchen hinterher. Rechter Hand gab es gar keine Türen mehr, doch auf der linken Seite waren drei.
Große und wahrscheinlich sehr schwer zu öffnende Holztüren mit geschnitzten Köpfen und Figuren in den Ecken und mit Klinken, die wie kleine Arme heraus ragten und mit den Fingern ihrer matt schimmernden Hände den Gang hinunter wiesen. Immer drei Türen waren zwischen zwei Fackeln.
Nachdem sie um drei oder vier Ecken geschwebt war, immer rechts herum und immer ein wenig abwärts, hielt sie vor einer der Türen an.
Sie hielt nicht an, weil sie es wollte – der Wind hatte sie einfach dort abgestellt.
Kalt spürte sie den Stein unter den dünnen Sohlen ihrer Pantoffeln.
Als sie nur daran dachte, ob sie vielleicht die Tür öffnen sollte, bewegte sich schon die Klinke.
Ohne einen einzigen Laut öffnete sich die riesige Tür und die Klinke an der Innenseite machte mit ihrer Hand eine einladende Bewegung.
Calotta stellte sich auf die Schwelle und staunte.
Vor ihr und über ihr wölbte sich ein dunkelblauer Nachthimmel, wie sie ihn noch nie gesehen hatte. Die Sterne schienen zum Greifen nah und doch weit weg wie immer. Dann sah sie auch zu ihren Füßen das tiefe Blau und als sie sich mit der linken Hand am Türrahmen festhaltend ein wenig vorbeugte, war überall, rings um die Tür, nur Nacht und Sterne. Sie hatte das Gefühl, einfach die Arme ausbreiten und mitten hinein fliegen zu können und gleichzeitig die Angst, für immer zu fallen.
Erschaudernd vor dieser unendlichen Nacht, trat die kleine Prinzessin einen Schritt zurück. Die Tür schwang zu, die Hand an der Klinke griff mitten in eine geschnitzte Rose hinein, holte einen Schlüssel heraus, schloss die Tür ab und warf den Schlüssel nach oben, wo ihn ein ebenfalls geschnitzter Frosch mit seiner langen Zunge einfing und verschluckte. Dann waren Hand, Frosch und Rose wieder reglos wie alle Gestalten aus Holz.
Das Ganze war so schnell gegangen, dass Calotta nicht mal Zeit zum Fürchten hatte.
Schon hatte sie der Wind abermals hoch gehoben und an der nächsten Fackel stand wartend das Mädchen.
Als sie sah, dass Calotta folgte, bog sie um die Ecke und entschwand.
Das war auch die letzte Begegnung mit dem Mädchen, denn als die Prinzessin dieses Ende des Ganges erreicht hatte und der Richtung des Mädchens mit dem Blick folgte, war der Gang nur noch ein paar Schritte lang und endete an einer sehr kleinen Tür.
Hier, in diesem untersten Stück des Ganges, waren lächelnde Gesichter in die Steine gemeißelt. Überall - links, rechts, oben und unten schauten graue Steingesichter aus steinernen und doch lebendig scheinenden Augen auf Prinzessin Calotta.
An der Tür angekommen, hatte sie der Wind herum gedreht, so dass sie nun mit dem Rücken zur Tür stand und all die Blicke aus den Steingesichtern auf sich gerichtet sah. Einige schien sie schon einmal gesehen zu haben, vielleicht auf einem der Bilder in der großen Festhalle ihrer Eltern. Als eines der Gesichter ihr zuzwinkerte, holte sie tief Luft, wandte ihnen den Rücken zu, legte die Hand auf die Türklinke und drückte sie herunter.
Die Tür öffnete sich nach innen. Lautlos schwang sie auf und zeigte dem kleinen Mädchen einen Raum, der es an einen Tag irgendwann im letzten Sommer erinnerte. Ihr Vater, König Dlanor, wollte ihr damals die große Glocke im Schlossturm zeigen und ließ von seinen Zimmerleuten einen Laufsteg mit Geländer ganz dicht unter die Glocke bauen. Als das fertig war, stiegen die Tochter und der Vater nach oben. Erst immer im Kreis die Treppe hinauf, dann Holzstiegen und zum Schluss - da blies schon der Wind durch die Fenster, die der Vater Schalllöcher nannte - noch eine Leiter und schließlich auf den Laufsteg. Der Moment, als Calotta genau unter der Glocke stand, das im Dunklen verschwindende Innere zu sehen versuchte und die metallene Schwere des Klöppels erfühlte, an diesen Moment erinnerte sie sich jetzt.
Der Raum vor ihr verbarg sein Oberes ebenfalls in Dunkelheit und von der Mitte des Fußbodens ragte eine steinerne Säule, die aussah wie der Stamm eines uralten Baumes, in das Nichts hinein. An der runden Wand des Gewölbes waren Regale, die nur aus Büchern bestanden. Sie waren aufgestapelt und bei jeweils zwei gleich hohen Stapeln lag ein riesiges Buch quer darüber, auf welchem sich wieder die nächsten Bücher türmten. So ging das weiter bis ins Unerkennbare. Obwohl diese Bücherregale sich an der Wand des Raumes zur Mitte hin wölbten, fiel nichts aus ihnen heraus. Um die Säule in der Mitte des Raumes, sie war so dick wie der große Herd in der Schlossküche, führte ein steinerner Tisch und um diesen Tisch herum eine steinerne Bank ohne Lehne. Auf dieser Bank, mit dem Rücken zu Calotta, saß eine glatzköpfige Gestalt und schrieb mit einer weißen Feder weit nach vorn gebeugt, in einem großen Buch. Die Spitze der Feder wackelte über der rechten Schulter hin und her.
Die Gestalt hatte lange spitze Ohren und der kahle Schädel schimmerte grün. Plötzlich streckte sie den linken Arm aus, berührte die Säule, verharrte einen Augenblick in dieser Stellung, nahm die Hand zurück und schlug das Buch zu. Sie schob das Buch zur Seite, drehte den Arm nach hinten in den Raum und wie von Geisterhand flog das Buch in das Regal, ordnete sich ein und aus einem anderen Regal flog ein kleines Buch wie ein Vogel flatternd auf den Tisch. Sofort schrieb die Gestalt in diesem Buch weiter.
Hinter Calotta schloss sich die Tür mit einem leisen Geräusch.
Die Gestalt fuhr herum und starrte Calotta mit weit aufgerissenen gelben Augen an.
Es war ein uraltes Männchen, das da saß, mit moosgrüner Haut, langen spitzen Ohren und Augen in der Farbe des Honigs.
So starrten sich die Beiden eine Weile an und die Prinzessin hatte allmählich den Eindruck, dass das Männchen vor ihr genauso erschrocken war wie sie vor ihm.
Dann kam ihr eine schreckliche Idee.
„Bist du ein Vampir?“ Irgendwie war sie der Meinung, Vampire müssten grüne Haut und spitze Ohren haben.
Das Männchen begann mit den Augen zu zwinkern und stotterte dann: „Ei-ein V-V-Vampir? W-Wo ist ein Vampir? Ich? Neeeein !“
Diesen „Neeeein!“ klang so ehrlich, dass Calotta erleichtert aufatmete.
Nun fragte das Männchen ohne Stottern: „Wer bist du und wie bist du hierher gekommen?“
Man darf nicht vergessen, dass Prinzessin Calotta immerhin die Tochter von Königin Melina und König Dlanor war und sich im Schloß ihres Vaters befand. Das Jemand sie nicht kannte, war für sie völlig neu.
Sie schaute sich um.
„Wie? Du hast so viele Bücher hier und weißt nicht mal, dass ich Calotta bin?“
Das Männchen kam über die Bank gekrochen. Es stellte sich vor die Prinzessin und verbeugte sich tief.
„Entschuldigt, Prinzessin, ich habe zwar schon so viel von Euch gehört, aber ich wusste doch nicht, wie Ihr ausseht. Es kommt doch sonst niemand hierher.“
Calotta überlegte kurz.
„Und wie kannst du von mir hören, wenn niemand hierher kommt? Wer bist du überhaupt?
„Zu dienen, königliche Kleinheit“, katzbuckelte der grüne Mann „ ich bin der Wächter der Träume in Eurem Schloss, schon seit es vor achthundertdreizehn Jahren der Urahn Eures Vaters an dieser Stelle bauen ließ.“
Die Prinzessin staunte. Sie wusste zwar nicht genau, wie viel achthundertdreizehn war, aber es schien doch ganz schön viel zu sein. Sie hatte immer gedacht, ihr Vater hätte das Schloss gebaut.
„Was macht ein Wächter der Träume.“
Wieder verbeugte sich der Mann.
„Ihr Interesse ist der Ehre zuviel für mich. Seht, “ er wies mit der Hand auf die Säule in der Mitte „ dies ist der versteinerte Stamm der Hochzeitslinde, unter dem Euer Urahn seiner Gemahlin ewige Liebe schwor. Um den Stamm herum wurde das Schloss gebaut, solcherart, das in jeden Raum des Schlosses ein Zweiglein des Baumes führt. Nur im Stein natürlich, sehen kann man die Zweige nicht. Wann immer in diesem Schlosse nun geträumt wird, fließt der Traum durch die Fugen der Steine und kommt zum Schluss hier in der Rinde des Baumes an. Mit meinen langen Nägeln, “ er zeigte die Fingernägel seiner linken Hand, die wirklich Furcht erregend lang waren „ kann ich die Träume hören und schreibe sie auf. Für jeden Bewohner des Schlosses gibt es ein Buch, jeder Gast, der hier nächtigt und träumt, erhält eins und so kann ich am Ende aller Zeit sagen: Ich habe alle Träume bewahrt, denn das war meine Aufgabe.“
Bei den letzten Worten klang die Stimme des Mannes wie die des Pfarrers am Sonntag in der Kirche. Eigentlich, entschied Calotta, ist er gar kein richtiger Mann, eher ein Männchen. Denn er ist zwar größer als die Prinzessin, aber längst nicht so groß wie die Erwachsenen, die sie kannte.
„Kannst du mir sagen, was ich vorhin träumte. Es war etwas Böses, denn nur deswegen bin ich aufgewacht und der Wind hat mich hergetragen und das Mädchen hat immer gewunken. Und da war die Tür, wo die Nacht dahinter war und die Gesichter in den Steinen…und…“
Calotta begriff ein wenig, das ihr in der ganzen Nacht die seltsamsten Dinge begegnet waren und dass das alles gar nicht wahr sein könne und fing an zu weinen.
„Prinzessin, ich bitte Euch, hört auf zu weinen. Die Feuchtigkeit tut den Büchern nicht wohl und auch mir macht es das Herz traurig.“
Das Männchen streckte den Arm aus, wie um Calotta zu trösten, getraute sich dann aber doch nicht, sie zu berühren.
Dann griff er hinter sich und aus dem Regal flog ein noch recht dünnes, in braunes Leder gebundenes Büchlein.
Auf dem Deckel prangte in herrlich verschlungenen goldenen Buchstaben:
CALOTTA
Das grüne Männchen öffnete das Buch, blätterte vor und wieder ein Stück zurück, vor und wieder zurück, blickte kurz auf zur Prinzessin, murmelte Worte wie „Nix Böses dabei“ und sagte dann: „Entschuldigt vieltausendmal, Prinzessin, aber Ihr habt heute Nacht nichts Böses geträumt, Ihr habt überhaupt keinen bösen Traum in Eurem Buch zu stehen. Schaut selbst, die guten Träume schreibe ich der Unterscheidung wegen mit grüner Tinte, die langweiligen mit gläserner und die schlechten mit roter Tinte. Schaut selbst!“
Er blätterte vor ihren Augen die Seiten des Buches durch und sie sah nur grüne und leere Seiten, keine einzige rote Schrift.
Ihr stiegen wieder die Tränen ins Auge.
„Ich hab aber was Böses geträumt und ich hatte ganz große Angst!“ rief sie.
Der Traumwächter ließ den Arm mit dem Buch sinken und da fiel ein loses Blatt heraus. Es war auf beiden Seiten mit roter Schrift beschrieben und landete genau zwischen Calotta und dem Männchen. Der Mund des Männchens wurde so rund wie seine großen Augen.
„Was – was ist das? D-das darf doch nicht sein,“ stotterte es aufgeregt. Es hob das Blatt auf, begann zu lesen, hob seine linke Hand und aus der Dunkelheit kam von oben ein Buch gefallen. Ohne hin zu sehen, fing der Wächter das Buch auf, öffnete es und fand sofort die Stelle, wo ein Blatt fehlte. Es war die letzte beschriebene Seite dieses Buches gewesen. Beim Zuschlagen des Buches wirbelte ein wenig Staub auf, so dass der Wächter mit seinem Handrücken einmal über den Deckel wischen musste, um den Namen zu erkennen.
„Katharina die Bleiche, “ murmelte er.
„Verzeiht abermals, Prinzessin, und glaubt mir, dieses ist noch nie geschehen. Es ist ein Traum aus dem Buche der Katharina, der in Eurem Buche lag. Es ist mir unerklärlich, wie er dahin kam. Ich habe ihn nicht dorthinein gelegt und doch kann es niemand anderes gewesen sein, denn ich bin doch von Anbeginn allein hier.“
Da wusste Calotta jedoch Rat.
„Vielleicht war es der Ratz. In meinem Zimmer ist auch einer, der versteckt mir immer meine Spielsachen.“
Der Wächter ließ sich kurz vom Ratz erzählen und stimmte ihr dann zu.
Dann erzählte er der Prinzessin von dieser Katharina.
„Katharina war ebenso eine Prinzessin wie ihr, nur lebte sie vor ungefähr fünfhundert Jahren. Sie hatte eine unheilbare Krankheit, die sie immer blasser werden ließ, weshalb sie den Beinamen ‚die Bleiche’ bekam. Sie starb noch als Kind im Alter von neun Jahren und der Traum, der sich Euer Traumbuch verirrt hat, Prinzessin, dieser Traum war ihr Letzter, bevor sie verschied.“
„Ich habe auch vom Sterben geträumt heute Nacht“ versicherte Calotta eifrig „ und auf dem Gang hat ein Mädchen im weißen Nachthemd immer gewunken, damit ich ihr folge. War das Katharina?“
Der Wächter wiegte seinen grünen Kopf hin und her, die Augen leicht verdreht und sagte schließlich: „Ja, so könnte es gewesen sein. Allerdings geht das nur, wenn Ihr, Prinzessin, in dem gleichen Zimmer schlaft wie Katharina damals. Dann könnte sie Euer Schutzengel sein und weil sie selbst nicht an das Buch heran konnte, Euch aber ihren letzten, den bösesten aller Träume ersparen wollte, hat sie Euch hierher geführt. Ja, so könnte es gewesen sein.“
Er schickte das Buch der Katharina nach oben, räumte dicht hinter seinem Sitzplatz ein kleines Regal frei und legte dorthinein das Traumbuch der Prinzessin Calotta.
„Ich verspreche Euch, Prinzessin, nie wieder soll ein fremder Traum sich in Eure Nächte stehlen und bitte, liebste Prinzessin, verpetzt mich nicht beim König.“
Das versprach Calotta und darauf schob der Wächter sie mit den Worten: „Besucht mich wieder einmal, wenn es Euch zu langweilig ist, es tat gut, mit jemandem zu reden, “ zum Ausgang.
Er verbeugte sich und als Calotta die Schwelle des Traumzimmers überschritt, wurde sie wieder empor gehoben. Der Wächter sprach zum Abschied in einer unverständlichen Sprache etwas, das klang wie: „küruz sella!“, hob nochmals die Hand mit den langen Krallen zum Gruß und schloss die Tür. Im gleichen Augenblick verschwand die Tür und der Gang endete an ihrer Stelle mit Steinen und auf den Steinen waren kleine freundliche Gesichter. Calotta schaute sich um. Alle Gesichter ringsum hatten nun die Augen geschlossen und schienen zu schlafen.
Auch sie war plötzlich ganz müde und ganz sanft schwebte sie den Gang hinauf. Wie im Halbschlaf hob sie nur einmal kurz die Hand, nämlich als sie an der Tür vorbei kam, die sich auf dem Hinweg geöffnet hatte. Ohne Hinzusehen streifte sie mit ihrer Hand das Holz und erwachte nicht einmal, als sie sich ein ganz winziger Splitter in die Haut ihres rechten Mittelfingers bohrte. Er war aber auch gar zu klein.
Als sie der warme Luftstrom vorsichtig in ihr Bett legte und wie eine weiße Wolke die weiche Decke auf sie herabsank, da schlief Calotta schon tief und fest.
Und dabei lächelte sie.
 

claudi

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Hallo knychen,

inhaltlich gefällt mir diese fantastische Geschichte, sie wirkt auch sehr liebevoll erzählt - so, als wolle sie dem Unheimlichen das Unheimliche nehmen.

Sehr schwierig finde ich es allerdings (gerade für Kinder), die ausführlichen Beschreibungen nachzuvollziehen, z.B.
Rechter Hand gab es gar keine Türen mehr, doch auf der linken Seite waren drei. Große und wahrscheinlich sehr schwer zu öffnende Holztüren mit geschnitzten Köpfen und Figuren in den Ecken und mit Klinken, die wie kleine Arme heraus ragten und mit den Fingern ihrer matt schimmernden Hände den Gang hinunter wiesen. Immer drei Türen waren zwischen zwei Fackeln.
Nachdem sie um drei oder vier Ecken geschwebt war, immer rechts herum und immer ein wenig abwärts, hielt sie vor einer der Türen an.
Diesselbe Problematik findet sich z.B. auch bei der Beschreibung des Bücherzimmers und noch an einigen anderen Stellen.

Mitunter machst du auch für mein Empfinden zu lange und zu verschachtelte Sätze. Da das Mädchen Calotta erst 6 ist, ist die Geschichte ja wohl auch für diese Altersgruppe gedacht - und erscheint mir beim Vorlesen recht schwer verständlich, gerade wegen der teilweise umständlichen Satzkonstruktionen.
Vielleicht schaust du dir den Text dahingehend nochmal genau durch - eine Überarbeitung hätte er nämlich auf alle Fälle verdient, weil er inhaltlich sehr schön ist!

Ach ja, und was ein Ratz ist, solltest du vielleicht noch ein klein wenig erläutern - ich weiß es nämlich nicht :)

Liebe Grüße,
Claudi
 

knychen

Mitglied
hallo claudi,
die von dir angesprochenen mängel hat mir auch die familie schon vorgehalten, aber - das muß ich zu meiner verteidigung vorbringen - die geschichte basiert auf einem traum meiner tochter charlotte und ist in der wortwahl auf ihr verständnis abgestimmt. da wir zu hause ziemlich verschachtelt reden und oft wortspiele machen, hat sie sich das schnell angenommen und so auch keine probleme mit der story. logisch, war ja auch ihre. du hast aber recht; wenn ich die geschichte öffentlich mache, sollte der satzaufbau und die wortwahl der altersgruppe gerecht werden. sitze auch seit mittwoch über der korrektur.
und die sache mit dem ratz ist ähnlich gelagert. bei uns gehört er zum haushalt, deshalb habe ich überhaupt nicht daran gedacht, ihn näher zu erklären. vielleicht verschwindet er in der überarbeitung, vielleicht wird er näher erklärt, mal sehen. vorerst kann ich dich nur auf meine geschichte "der gemeine hausratz" verweisen.
gruß aus berlin und danke für's gedanken machen. knychen
 



 
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