Der Wasserkater

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flammarion

Foren-Redakteur
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Der Wasserkater

Es regnete schon den ganzen Tag. Bei dem Wetter konnte ich unmöglich mit meiner Kindergartengruppe spazieren gehen. Ich musste mir etwas einfallen lassen. Nachdem wir ein paar Lieder gesungen hatten, begann ich, den Kindern von früher zu erzählen, von meiner Familie. da gehörte untrennbar ein gewisser Hausgenosse dazu - der Wasserkater.
Damals, als meine Kinder noch klein waren, hatten wir viele Haustiere. Jedes Kind hatte sein spezielles. Hamster, Meerschwein, Molche, einen Nymphensittich, ein Kaninchen und einen getigerten Kater namens Fritz. Alle waren so, wie es ihrer Art entsprach, nur der kleine Fritz nicht.
Er war das vergnügungssüchtigste Katzentier, das ich jemals kennen lernte. Wenn zum Beispiel im Winter alle Türen geschlossen waren, damit die Wärme in den Stuben bleibt, sprang er an der Tür hoch, krallte sich an der Klinke fest und fuhr so, an der Klinke hängend, in den Raum hinein.
Er kannte sogar einen Trick, den Kühlschrank auf zu bekommen. Aber er nahm sich nie selber etwas heraus, sondern wartete, dass ihm etwas gegeben wurde.
In der Mitte der Diele hatten wir einen kleinen runden Teppich zu liegen. Fritz nahm Anlauf, sprang auf den Teppich und schlitterte mit ihm zur hinteren Stubentür oder nach vorn zur Küche, je nachdem, aus welcher Richtung er gerade kam.
Er rannte an der Gardine hoch, lief die Gardinenstange entlang und flitzte am anderen Ende wieder hinunter. Und das so schnell, dass wir gar nicht dazu kamen, den auf der Gardinenstange sitzenden Nymphensittich zu warnen. Der war natürlich längst weg geflogen, bevor Fritz in seine Nähe kam.
Mit den Hamstern und Meerschweinchen war er gut Freund. Häufig kuschelten sich die kleinen Tiere an den stattlichen Kater, dass es ein Bild von einer friedlichen Familie abgab. Er beleckte die Kuscheltiere sogar.
Seine ganz besondere Liebe aber galt unserer Tochter Kathrin. Wenn sie irgendwo lief, schlang er die Vorderpfoten um ihren rechten Knöchel und ließ sich stundenlang durch s Haus schleifen. Wenn ich es nicht so oft gesehen hätte – ich würde das nicht glauben. Es hatte sein Gutes – mein Fußboden war immer frisch gewienert.
Es heißt ja, Katzen seien wasserscheu. Nicht so unser Fritz. Wenn die Kinder gebadet wurden, saß er immer mit in der Wanne und fühlte sich sichtlich wohl. Danach schüttelte er sich, legte sich in die Sonne oder an die Heizung und war eher trocken als die Kinder.
Mein Mann hatte mir ein Holzgitter gebastelt, wo ich die Wäsche zum Abtropfen über der Badewanne drauflegen konnte. Dieses Gitter nutzte auch der Kater, um den Wasserhahn aufzudrehen. Er schlug mit der Pfote nach dem Hahn und nahm auch die Zähne zu Hilfe, bis das Wasser sprudelte. Da war es beschlossene Sache, dass der Kater niemals allein im Bad bleiben darf.
Aber wenn man auf fünf Kinder achten muss und einer geregelten Arbeit nachgeht, kann so etwas schon mal in Vergessenheit geraten. Besonders schlimm war es, dass er sich nachts den Heißwasserhahn aufdrehte, nachdem wir das Bad frisch tapeziert hatten. Die teure Tapete lag, in ihrer kompletten Länge und Breite, in der Wanne und an der Erde.
Der Höhepunkt jedoch kam, als er versehentlich am Morgen im Bad vergessen wurde. Natürlich hat er den Hahn aufgedreht, aber diesmal fiel – auf welche Weise auch immer – der Stöpsel in die Wanne. Sie lief voll und sie lief über. Das ganze Haus stand unter Wasser. Für den Schaden mussten wir selber aufkommen, denn der Mann von der Versicherung glaubte uns nicht, dass der Kater das Unheil angerichtet hatte.
Im Alter wurde er ruhiger. Doch bis zu seinem Tode nahm er jede Gelegenheit wahr, zu baden.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Flammarion,

mir gefällt die Geschichte vom Wasserkater sehr und doch bin ich nicht sicher, ob sie unter Kindergeschichten richtig eingeordnet ist. Vielleicht hätte der Erzähler die Kinder einstimmen, einbeziehen können.
Vielleicht so: Den ganzen Tag regnete es schon und die Kinder der Hortgruppe schauten immer wieder betrübt zum Fenster. So gern würden sie jetzt im Garten spielen und toben. Wie konnte ich sie bloß ein wenig aufmuntern?.....
Ich würde so eine Art Rahmenhandlung vorschlagen. Die Geschichte ist aus der Sicht eines Erwachsenen geschrieben und richtet sich nach meiner Meinung auch an diese.Aber vielleicht liege ich ja auch falsch. Mal sehen, wie andere Leser es empfinden.
Ich jedenfalls habe die Geschichte mit viel Spaß gelesen.

LG Franka
 

hera

Foren-Redakteur
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Hallo flammarion,

aber wenn du noch ein bisschen feilst, finde ich die Geschichte gerade zum Vorlesen für kleinere Kinder doch recht gut geeignet.

Viele Grüße, hera
 

flammarion

Foren-Redakteur
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vielen

dank für s lesen und kommentieren. kannst mir vielleicht n kleinen tip geben, hera, wo du feilen würdest? es is nämlich ne geschichte, die mir erzählt wurde. da hab ich wohl mit deren worten weitergemacht. es fällt mir sehr schwer, etwas fremdes zu meinem eigenen zu machen.
lg
 

hera

Foren-Redakteur
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Liebe flammarion,

um die Geschichte kindgerechter zu gestalten, würde ich die Kinder einfach persönlich ansprechen. Kannst du dir das vorstellen... Das ist wirklich so geschehen, das kannst du mir glauben... Da staunst du auch, oder?
So in der Art würde ich sagen, und wo es eben passt.
Und du kannst ja auch voran stellen, dass du jetzt eine Geschichte erzählst, die du von einer Großmutter gehört hast.

Viele Grüße, hera
 

flammarion

Foren-Redakteur
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aha.

ja, mit dem gedanken hatte ich schon gespielt, hielt es dann aber für zu aufdringlich. ich denk mal drüber nach.
lg
 

Doska

Mitglied
Es muss ja keine Geschichte für kleine Kinder sein. Wie wäre es mit einer Kurzgeschichte für Jugendliche? (Zehn bis Sechzehnjährige)Dann könnte sie nämlich so bleiben, wie sie ist. In diesem Alter interessieren sich Kinder ganz besonders für wissenschaftliche Dinge. He, das wäre mal etwas, das von der enormen Intelligenz der Tiere berichten und sie begeistern würde.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hm,

ich glaube nicht, dass ich an der geschichte noch was ändern werde. ich wollte eigentlich nur die kuriosität rüberbringen, dass dieser kater nicht nur gerne badete, sondern sich das bad sogar selbst einließ. keiner will s glauben, und doch ist es wahr.
lg
 



 
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