Rostbraun. Generator. Schiefer. Weiche. Kohle. Bleigrau. Moderholz.
Das waren einige der Begriffe, die ihr einfielen, wenn sie auf den Verladebahnhof unter sich hinabblickte. Moderholz war ein neuer. Die anderen waren ihr schon in den letzten Tagen eingefallen, wenn sie stundenlang das Gewirr von Schienen und Gerätschaften betrachtete. Sie wusste nicht, warum sie das erste Mal hergekommen war. Aber sie wusste, dass sie noch oft hier sitzen würde.
Sie war auf eine eigenartige Weise froh um diesen Ort, der sich so seltsam ausnahm inmitten der restlichen Stadt, die sie kannte. Denn auch, wenn er nicht weit entfernt vom Zentrum lag, schien er einfach nicht hierher zu gehören. Und trotzdem: irgendwie hatte sie alles, das es hier gab, schon einmal gesehen, soviel war ihr klar. Nur schienen die Dinge an diesem Ort eine andere Bedeutung zu bekommen. Oder sie zu verlieren. Dieser Gedanke brachte sie ein wenig durcheinander und ließ ein aufregendes Kribbeln über ihre Arme kriechen.
Über ihr hing ein von hellgrauen Wolkenbändern durchzogener Himmel wie eine lackierte Kulissenwand, drückend und unwirklich. Dass kein Wind ging, verstärkte den Eindruck einer Scheinwelt und zufrieden schloss sie für einen Moment die Augen. Das Gesicht ein Grinsen. Gerüche wie von einem anderen Stern. Seufzen.
Moderholz, sagte sie plötzlich. Lauschen. Und wieder: Moderholz. Manchmal sprach sie die Worte, die ihr eingefallen waren aus. Am liebsten die neuen Begriffe, sie wollte wissen, wie sie klingen. Gefielen sie ihr und fand sie den Klang besonders schön, wiederholte sie das Wort auch mehrmals. Das machte sie zwar auch mit geschlossenen Augen, meist jedoch, während sie gerade ansah, was sie meinte. Moderholz. Ein dunkles Wort aber nicht schlecht, dachte sie. Zähflüssig kam es ihr vor und rund - es war ein gutes Wort. Ob es überhaupt ein richtiges Wort war? Keine Ahnung, sie würde es zuhause nachschlagen und sichergehen.
Da erschrak sie - wie spät war es denn? Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie noch Zeit hatte, kein Grund sich zu hetzen.
Doch irgendwie war ihre Ruhe nun doch fort, vielleicht würde sie sich besser gleich auf den Weg machen. Ausserdem habe ich Hunger, dachte sie.
Langsam stand sie auf und schlüpfte in ihren Anorak. Ihre Schultasche, wie üblich wahnsinnig schwer, warf sie sich mit geübtem Schwung auf ihre rechte Schulter. Einen letzten Blick ließ sie noch über den alten Verladebahnhof streifen und dabei freute sie sich schon auf den nächsten Tag, wenn sie wieder hier sitzen und den Dingen dabei zusehen konnte, wie sie ihren Sinn veränderten oder verloren, wenn sie mit den Worten spielte durfte.
Aus dem Augenwinkel sah sie ein paar Raben heran fliegen und sich mit flatternden Geräuschen auf dem Kies zwischen den Schienen niederlassen. Gefiedert, dachte sie.
Das waren einige der Begriffe, die ihr einfielen, wenn sie auf den Verladebahnhof unter sich hinabblickte. Moderholz war ein neuer. Die anderen waren ihr schon in den letzten Tagen eingefallen, wenn sie stundenlang das Gewirr von Schienen und Gerätschaften betrachtete. Sie wusste nicht, warum sie das erste Mal hergekommen war. Aber sie wusste, dass sie noch oft hier sitzen würde.
Sie war auf eine eigenartige Weise froh um diesen Ort, der sich so seltsam ausnahm inmitten der restlichen Stadt, die sie kannte. Denn auch, wenn er nicht weit entfernt vom Zentrum lag, schien er einfach nicht hierher zu gehören. Und trotzdem: irgendwie hatte sie alles, das es hier gab, schon einmal gesehen, soviel war ihr klar. Nur schienen die Dinge an diesem Ort eine andere Bedeutung zu bekommen. Oder sie zu verlieren. Dieser Gedanke brachte sie ein wenig durcheinander und ließ ein aufregendes Kribbeln über ihre Arme kriechen.
Über ihr hing ein von hellgrauen Wolkenbändern durchzogener Himmel wie eine lackierte Kulissenwand, drückend und unwirklich. Dass kein Wind ging, verstärkte den Eindruck einer Scheinwelt und zufrieden schloss sie für einen Moment die Augen. Das Gesicht ein Grinsen. Gerüche wie von einem anderen Stern. Seufzen.
Moderholz, sagte sie plötzlich. Lauschen. Und wieder: Moderholz. Manchmal sprach sie die Worte, die ihr eingefallen waren aus. Am liebsten die neuen Begriffe, sie wollte wissen, wie sie klingen. Gefielen sie ihr und fand sie den Klang besonders schön, wiederholte sie das Wort auch mehrmals. Das machte sie zwar auch mit geschlossenen Augen, meist jedoch, während sie gerade ansah, was sie meinte. Moderholz. Ein dunkles Wort aber nicht schlecht, dachte sie. Zähflüssig kam es ihr vor und rund - es war ein gutes Wort. Ob es überhaupt ein richtiges Wort war? Keine Ahnung, sie würde es zuhause nachschlagen und sichergehen.
Da erschrak sie - wie spät war es denn? Ein Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie noch Zeit hatte, kein Grund sich zu hetzen.
Doch irgendwie war ihre Ruhe nun doch fort, vielleicht würde sie sich besser gleich auf den Weg machen. Ausserdem habe ich Hunger, dachte sie.
Langsam stand sie auf und schlüpfte in ihren Anorak. Ihre Schultasche, wie üblich wahnsinnig schwer, warf sie sich mit geübtem Schwung auf ihre rechte Schulter. Einen letzten Blick ließ sie noch über den alten Verladebahnhof streifen und dabei freute sie sich schon auf den nächsten Tag, wenn sie wieder hier sitzen und den Dingen dabei zusehen konnte, wie sie ihren Sinn veränderten oder verloren, wenn sie mit den Worten spielte durfte.
Aus dem Augenwinkel sah sie ein paar Raben heran fliegen und sich mit flatternden Geräuschen auf dem Kies zwischen den Schienen niederlassen. Gefiedert, dachte sie.