Der dicke Dichter

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viktor

Mitglied
Der dicke Dichter

Der dicke Dichter Isidor
stand grade wieder kurz davor
ein Meisterwerk zu schöpfen.
Es fehlte nur die letzte Zeile,
drum fing er an, ganz ohne Eile,
zunächst sein Frühstücksei zu köpfen.

Er aß es langsam, mit Genuss,
erwartete den Musenkuss,
um flott zu finissieren.
Doch blieb die Muse noch verborgen
und er begann, sich voller Sorgen
ein dickes Schinkenbrot zu schmieren.

Dann folgte eins mit Leberwurst -
das Trockenbrot erzeugte Durst,
den galt es erst zu stillen.
Doch nach den ersten hellen Bieren
ließ sich kein Geist mehr generieren,
auch nicht beim allerbesten Willen.

So sagte er dem Werk adieu,
bestellte sich ein Cordon bleu
und schimpfte mit der Katze:
"Lass bloß dein schräges Grinsen bleiben,
du kannst doch nicht mal Prosa schreiben!",
- und sank erschöpft auf die Matratze.
 
B

Benedikt Behnke

Gast
Nette Idee, besonders die Sache mit der Katze gefällt mir! xD
Aber irgendwie stolpere ich über den wechselnden Rhythmus ... manchmal Auftakt, manchmal nicht, das passt irgendwie nicht. Vielleicht ist es ja beabsichtigt, soll seinen Fehler herausheben, vom Werk abzulassen, seinen Wankelmut darstellen. In dem Falle: Grünes Licht! =)
Ansonsten: Es ist dein Gedicht! ^^
Dann stör ich mich noch am Schinkenbrotschmieren ... Schinken kann man ja schlecht schmieren? Höchstens die Butter drunter ... aber es gibt Leute, zB mich, die essen ihre Brote ohne Butter! ^^ Marmelade, Honig, sogar Leberwurst kann man schmieren ... aber schinken? Oo Okay, ich reg mich über Kleinigkeiten auf ... aber was will ich sagen! =)
Ist doch eigentlich ganz gut gelungen und sehr witzig! ;D
 

Walther

Mitglied
Lb. Benedikt,

das Metrum sitzt perfekt. Jeweils in S3 haben wir eine dreihebigen Jambus, der - lt. vorgelesen - dem Gedicht den Speed gibt, der in S6 wieder (da vierhebig) herausgenommen wird. Das paßt übrigens genau zur Beschreibung des Problems: Erst tut er so, als wollte er jetzt ganz schnell mal anfangen mit dem Dichten, um dann ganz schnell wieder nachzulassen, um sich zu stärken.

Wieder wunderbar in der Form. Man sollte sich wahrlich davon eine Scheibe anschneiden können (Bei Dir wäre da wohl noch eine größere Scheibe nötig als bei mir, aber Du hast ja schon alterstechnisch auch noch ein wenig mehr Zeit, es zu solcher Meisterschaft zu bringen. Bei mir tickt da bereits die Uhr :D Kurz: Bei Dir besteht noch Hoffnung.)

Tja, so ist das Leben. Nicht jeder Kommentar sitzt. :)

Apropos: Das Bild "sich ein Brot schmieren" ist unabhängig vom Belag zu sehen, weil - unausgesprochenerweise - unter den Belag Schinken ja sämige Butter, in dicker Lage bitte, aufzutragen ist. Daher schmiert man sich auch ein Salamibrot. ;)

LG W.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Victor

Wie immer: Formvollendet und originell. Was ich noch zu sagen hätte, hat Walther schon gesagt.

Gruss

Jürgen
 

Ternessa

Mitglied
Ja, der dicke Dichter ist des Dichtens müde.
In der Form erinnert es an Wilhelm Busch. Es lässt sich auch so lesen.

Was ich nicht verstehe, warum hier so viele Beifallskundgebungen?

Braucht ihr dieses- sich gegenseitig Beifall zuspielen?

Als normaler Leser, sagt mir dieser Text nämlich so gar nichts. Was interessiert Mutti Normalverbraucher ein Dichter?

Oder wollte hier mal wieder gezeigt werden, wie man Form zu Wolllust macht? ( Stadler schrieb, glaube ich ,noch Wollust )

Liebe Grüße
Ternessa
 

MarenS

Mitglied
Fein, Viktor!

Werte Ternessa, ich denke es ist angebracht zu schreiben, wenn einem etwas gefällt und wenn einem etwas nicht gefällt, wozu sonst würden wir hier schreiben.
Kritik, sei sie positiv oder negativ ist immer sinnvoll. Allerdings kann man nicht zu jedem schreiben, dafür reicht die Zeit nicht.

Es grüßt die Maren
 

presque_rien

Mitglied
Ich schließe mich an, das Metrum ist toll gewählt! Beim ersten flüchtigen Lesen bin ich auch gestolpert, aber beim zweiten Lesen entfaltet sich der Sinn und es passt perfekt. Ja ja, die launische Muse - kenne ich von irgendwoher.

Grüße von presque *mir auch mal seufzend ein Brot schmier*

@Ternessa: Wo ist denn jetzt dein Problem? Übrigens lässt sich der Text auch auf andere Lebensbereiche übertragen, denn er beschäftigt sich mit einem allgemeinmenschlichen Problem, wie alle guten Texte. Bitte nutze für allgemeines Gemecker deinen Thread im Lupanum.
 

viktor

Mitglied
danke für eure aufmerksamkeit!
das metrum ist zwar ungewöhnlich, aber ebenso wie das reimschema
perfekt durchgezogen...
liebe grüße
viktor
 



 
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