Der kleine Bär feiert Weihnachten

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Eine Weihnachtsgeschichte für Kinder im Kindergarten, Vorschul- und eventuell noch Grundschulalter


Der kleine Bär feiert Weihnachten


»Bist du traurig?« Prüfend betrachtete Sammy, eine dunkel gefärbte Tigerkatze, den kleinen Bären. Der zuckte nur mit den Schultern, drehte ihr seufzend seinen pelzigen Rücken zu und starrte auf die hohen Bäume, die die Bergwiese säumten. Dort trafen sich von Zeit zu Zeit die Tiere der nahe gelegenen Bauernhöfe mit den Tieren des Waldes.
»Du hast doch was«, begann sie von neuem und Fritzi beschloss, ihr besser zu antworten, denn aus Erfahrung wusste er, dass diese Katze ausgesprochen hartnäckig sein konnte.
»Ich habe noch nie Weihnachten gefeiert«, platzte er nun heraus.
»Hä«, kläffte Nepomuk, der Schäferhund erstaunt, sorgsam darauf bedacht, einen gewissen Sicherheitsabstand zu den Katzenkrallen einzuhalten, mit denen er schon so manches Mal unangenehm in Berührung gekommen war. »Weihnachten ist doch jedes Jahr!«
»Aber ich war noch nie dabei«, murmelte der kleine Bär traurig.
»Und warum nicht? Wenn man fragen darf«, piepste Fips, die Haselmaus, die soeben ihr Köpfchen aus dem Mausloch streckte, neugierig.
»Weil ich da immer schlafe«, stieß der kleine Bär mit hängendem Kopf hervor.
»Ach so«, entgegnete Nepomuk, ließ sich in das herbstlich braune Gras plumpsen und legte gelangweilt den Kopf auf die Pfoten, »wenn es weiter nichts ist! Dann musst du halt einfach wach bleiben.«
»So einfach ist das nicht», erklärte die Katze. »Bären halten Winterschlaf. Von Oktober bis März!«
»Das wusste ich nicht.«
»Ich auch nicht«, mischte sich die Maus wieder ein.
»Das wundert mich jetzt allerdings überhaupt nicht«, beteiligte sich nun auch noch Coco, eine vorwitzige, eitle Blaumeise, an der Unterhaltung. »Mäuse sind ja nicht gerade für ihr breit gefächertes Wissen bekannt.«
»Was meinst du damit«, hakte Fips misstrauisch nach, denn meistens hatte sie unter dem Spott des Vogels zu leiden, der mit leicht geneigtem Kopf auf einem Zweig eines Haselstrauches saß und sich betont gelangweilt das Gefieder putzte; jedoch stets bereit aufzufliegen, sollte sich die Tigerkatze nähern.
»Sie hält dich für dumm«, erklärte Sammy, warf dem vorwitzigen Vogel einen warnenden Blick zu, wetzte an dem Haselstrauch spielerisch ihre Krallen, und freute sich diebisch, als sie sah, dass der Vogel aufflog und sich einen höheren Ast aussuchte. »Das stimmt aber gar nicht. Du weißt nur andere Dinge als wir.«
»Und was sollte das bitteschön sein«, wollte Coco wissen.
»Trotzdem«, beharrte der Bär, ohne auf das Geplänkel einzugehen, »ich möchte so gerne einmal Weihnachten erleben!“ Er deutete auf ein Rudel junger Füchse, die sich in der Nähe balgten. »Ich habe gehört, wie sich über Weihnachten unterhalten haben. Und ich habe keine Ahnung!«
»Also, die Menschen«, brummelte Nepomuk verschlafen, und öffnete lediglich ein Auge, »finden Weihnachten ziemlich anstrengend.«
»Nur die Erwachsenen und auch da nicht alle«, entgegnete Sammy und putzte sorgfältig ihr glänzendes Fell. »Die Kinder finden Weihnachten toll! Die Kerzen am Weihnachtsbaum, die Plätzchen und sonstigen Naschereien, von denen sie dann Bauchweh bekommen, und natürlich nicht zu vergessen, die Geschenke!«
»Geschenke«, fragte Fritzi neugierig.
»Ja, klar«, verkündete Fips aufgeregt und ihre braunen Knopfaugen leuchteten. »Am Heiligen Abend gibt es Geschenke! Also zumindest für die Kinder! Die meisten kriegen sogar ziemlich viel.«
»Die liegen dann schön verpackt unter dem Christbaum«, ergänzte Sammy und Nepomuk fügte gähnend hinzu: »Meine Menschen gehen vorher immer noch in die Kirche, zur Christmette! Muss man aber nicht.«
»Gehört aber dazu«, ertönte da eine schnarrende Stimme aus dem Baumwipfel einer alten Kiefer. Amalie, ein Steinkauz, blinzelte sie mit orangefarbenen Augen an, »denn schließlich ist der Sinn von Weihnachten ja nicht, möglichst viele Geschenke zu bekommen. Auch wenn das viele Menschen vergessen haben.« Acht Augenpaare starrten schweigend nach oben und warteten auf eine Erklärung, die ihnen auch prompt geliefert wurde. »Weihnachten ist das Fest der Liebe! Ein christliches Fest, an dem die Menschen sich daran erinnern, dass Gottes Sohn geboren wurde. Auch wenn dieses Ereignis selbstverständlich nicht am 24. Dezember stattgefunden hat.«
»Dann weiß du ja auch bestimmt, warum es dann da gefeiert wird«, flötete die Blaumeise.
»Wahrscheinlich wählte man die dunkle Jahreszeit, um den Leuten Hoffnung zu geben. Gottes Sohn ist Licht und das benötigt man in der Finsternis am meisten!«
Die Tiere dachten über das soeben Gehörte nach, als eine tiefe Stimme rief: »Fritzi! Friiiitzi! Es ist Zeit!«
»Friitzi«, äffte Coco die Bärenmutter nach, »die Mama ruft! Husch, husch nach Hause!«

Der kleine Bär drehte sich wortlos um und trottete mit hängendem Kopf fort. Nicht nur, dass er noch nie Weihnachten feiern durfte, musste er auch noch so einen blöden Namen haben. Andere Bären hießen Kuno, Urs oder Herkules, wie seine Brüder zum Beispiel, und er? Fritz! Pah, und meistens wurde er nur Fritzi gerufen! Er schüttelte sich, doch er machte sich brav auf den Heimweg, um die nächsten Monate schlafend in einer kuscheligen Höhle zu verbringen.

Die Monate vergingen, ein strahlender Oktober wurde von einem zu warmen November und einem regnerischen Dezember abgelöst und erst Ende Januar, als bereits die ersten Schneeglöckchen aus der Erde spitzten, kam der, vor allem von den Kindern, lang ersehnte Schnee. Und mit dem Schnee legte sich Eiseskälte über das Land, sorgte für glatte Straßen, viele Auffahrunfälle, zugefrorene Seen und Eisblumen an den Fenstern.
Davon bekam die Bärenfamilie nichts mit, denn sie ruhte in ihrer Höhle, deren Eingang, inzwischen tief verschneit, von außen nicht zu sehen war.

Mitte März zog sich der Winter Stück für Stück zurück. In den tieferen Lagen streckte der Frühling bereits seine Fühler aus, während die Gebirge nach wie vor unter einer dicken Schneedecke lagen und die Sonne sich noch schwer tat, das Eis dort zum Schmelzen zu bringen.
Doch genau zu der Zeit räkelten sich die Bären in ihrem Winterschlafquartier und begannen sich zu regen. Bald hielt es die Familie nicht mehr drinnen und die Bärenkinder rutschten auf den verschneiten Hügeln hinunter, kugelten übereinander, tollten umher und hatten ihren Spaß. Natürlich stets unter den wachsamen Augen ihrer Mutter.
Fritzi saß hinter einem Busch und wartete auf die Gelegenheit sich auf seinen Bruder zu stürzen. Doch gerade als er losspringen wollte, sprach ihn jemand an. Suchend blickte er sich um, dann fiel sein Blick auf den kleinen Ahornbaum, der direkt hinter ihm stand.
»Du bist«, er überlegte kurz, »Coco, die Blaumeise!«
»Stimmt«, bestätigte der Vogel, nickte mit dem Köpfchen, und flatterte auf einen der unteren Äste. »Ich soll dir etwas ausrichten. Von Sammy, der Tigerkatze!«
»So, so«, brummte der kleine Bär, sah Coco jedoch aufmerksam an.
»Du sollst heute, wenn es dunkel wird, zu uns kommen, genauer gesagt auf die kleine Lichtung beim Bachlauf. Der Stubentiger ist der Ansicht, du wüsstest, was gemeint ist und findest dorthin.«
»Weiß ich«, gab Fritzi zurück, »und natürlich kenne ich den Weg.«
»Also, nicht vergessen«, mahnte die Blaumeise, gab noch ein melodisches Tschilpen von sich und flog davon.
Ungeduldig wartete der kleine Bär auf die Dämmerung und suchte eine passende Gelegenheit sich heimlich davon zu schleichen. Doch es war wie verhext. Die Bärenmutter schien ihre Augen überall zu haben und konnte wohl auch Gedanken lesen, denn immer, wenn er glaubte, sie sähe ihn nicht, schien sie zu ahnen, was er vorhatte.
Grübelnd saß er ihm Schnee und überlegte hin und her. Schließlich trottete er zu seiner Mutter, setzte sich aufrecht vor sie hin.
»Ich muss noch einmal kurz weg«, brummte er und wagte es kaum, sie dabei richtig anzusehen. »Es ist wirklich wichtig!«
»In Kürze ist es stockfinster«, gab die Bärenmutter zu bedenken. »Du weißt, es ist gefährlich für ein Jungtier so ganz alleine draußen.« Fritzi blieb stumm und starrte vor sich auf den Boden. »Wohin musst du denn noch so spät?«, hakte sie nach.
»Sammy, die Tigerkatze hat mir ausrichten lassen, dass ich heute bei Einbruch der Dunkelheit auf die Lichtung kommen soll. Sammy ist meine Freundin, sie würde so etwas nicht sagen, wenn mir dabei etwas passieren könnte«, setzte er fast trotzig hinzu.
Da sein Blick immer noch in Richtung Erde ging, bemerkte er das leise Lächeln seiner Mutter nicht, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete.
»Gut«, entschied die Bärin, »dann gehen wir alle!«
Der kleine Bär riss erstaunt die Augen auf.
»Wir alle«, rief er und vollführte vor Begeisterung einen Luftsprung. »Du meinst das ernst?«
»Ja, natürlich«, entgegnete die Bärenmutter, rief ihre Rasselbande zusammen und die Familie machte sich auf den Weg zum angegebenen Treffpunkt.

Fritzi hüpfte vor Aufregung hin und her, als ob er einen Gummiball verschluckt hätte und musste etliche Male ermahnt werden, darauf zu achten, wo er hintrat, denn sobald die Sonne unterging, sank die Temperatur rapide, der geschmolzene Schnee gefror wieder und verwandelte die Flächen in gefährliche Rutschbahnen.

Es war schon fast ganz dunkel, als sie die Lichtung erreichten, und der kleine Bär blieb so abrupt stehen, dass seine beiden Brüder Urs und Herkules nicht mehr bremsen konnten und alle drei auf ihrem, zum Glück gut gepolsterten, Bärenpo landeten und durcheinander kugelten.
Staunend sahen sie sich um. Die Lichtung war kaum wiederzuerkennen. In den Büschen und Bäumen leuchteten helle Sterne und irgendjemand hatte den kleinen Tannenbaum, der am Rand der Wiese stand, über und über mit Äpfeln, Nüssen und allerlei Glitzerkram behängt.
Ehrfürchtig kam die Bärenfamilie näher, da ertönte von irgendwoher »Stille Nacht, heilige Nacht«. Sammy, die Tigerkatze saß plötzlich neben dem kleinen Bären und rief: »Fröhliche Weihnachten wünschen wir euch!«
»Aber, aber«, stotterte Fritzi verdattert, »Weihnachten ist doch schon lange vorbei! Das verschlafen wir doch immer.«
»Genau«, nickte die Katze. Fips, die Haselmaus, rannte herbei und erklärte strahlend: »Deswegen haben wir beschlossen eine Nachweihnachtsfeier zu organisieren. Alle Tiere des Waldes«, sie machte eine weit ausholende Geste, »sind gekommen.« Als Sammy ihr einen scharfen Blick aus ihren grünen Katzenaugen zuwarf, beeilte sich Fips noch ein »und natürlich die Tiere von den umliegenden Höfen« hinterherzuschicken.
»Und die Musik?« Neugierig sahen die Bärenkinder sich um.
Sammy grinste und deutete auf ein kleines schwarzes, flaches Kästchen. »Habe ich mir ausgeliehen! Bringe ich später zurück.«
»Wenn man da drauf drückt«, erklärte die Haselmaus wichtig und demonstrierte es sofort, »hört man das nächste Lied!«
»Wie kommt es eigentlich«, wollte Fritzi wissen, »dass du keine Angst vor der Katze oder der Eule hast? Ich habe noch nie gesehen, dass eine Maus sich freiwillig neben eine Katze setzt!«
»Das«, lächelte Nepomuk, der Schäferhund, und ließ sich neben Sammy nieder, »ist der geheime Zauber der Weihnachtsnacht.«
»Und das gilt auch«, brummte die Bärenmutter, »wenn die Heilige Nacht eigentlich schon längst vorbei ist?«
»Ja«, erklärte Amalie, und der Steinkauz landete fast geräuschlos neben ihnen. »Die meisten Menschen feiern Weihnachten am 25. Dezember, doch in manchen Kulturen ist es der 6. Januar. Das Datum scheint also keine große Rolle zu spielen. Aber die Botschaft von Weihnachten, die ist wichtig und überall gleich. Es wird nämlich auch das Fest der Liebe genannt. Und deshalb konnten die Hirten in der Weihnachtsgeschichte auch ihre Schafherden unbeaufsichtigt auf den Feldern lassen. Sie wussten, es würde ihnen nichts geschehen.«
»Von welcher Weihnachtsgeschichte sprichst du«, fragte Herkules, Fritzis Bruder. »Und meinst du die Herde, die hier im Sommer auf der Südweide grast?«
Die Eule verdrehte die Augen. So viel Unwissenheit! Doch bevor sie antworten konnte, kam Sammy ihr zuvor: »Sie verschlafen doch die ganze Weihnachtszeit, die Heilige Nacht, alles halt. Und wenn ihnen niemand davon berichtet, woher sollten sie es dann wissen?«
»Genau«, pflichtete Fips bei und wackelte eifrig mit dem Mauseköpfchen.
»Na, dann«, nickte der alte Steinkauz bedächtig, »wollen wir euch mal die Weihnachtsgeschichte erzählen, so wie die Menschen es jedes Jahr wieder an Weihnachten tun.«
Und Amalie begann: »Es begab sich aber zu der Zeit, da ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging ...«
Andächtig lauschten die Tiere der Weihnachtsgeschichte und noch lange amüsierten sie sich bei der Nachweihnachtsfeier.

Und von nun an feierten die Tiere mit dem kleinen Bären jedes Jahr Weihnachten, nur nicht am 24. oder 25. Dezember, sondern, wenn die Bären ihren Winterschlaf beendet hatten.
 

Ji Rina

Mitglied
Hallo Christa,
Ich kenne solche Geschichten eigentlich nicht. Als Kind wurden sie mir nicht vorgelesen und auch später habe ich sie nicht kennengelernt. Was mich immer wieder beeindruckt, ist wie liebvoll und detailliert so manch Erwachsener für die Kinder schreibt. Hier geht´s um den kleinen Bären, der endlich mal Weihnachten feiern darf, auch wenn es erst nach seinem Winterschlaf sein wird. Ich fands eine zarte liebvolle Geschichte, die so einige Bilder in meinem Kopf erzeugt haben. Denn Du hast hier ja eine ganze “Bande” ‘bunter Vögel’ zusammengewürfelt. Das einzige was mir während des lesens aufgefallen ist, sind die vielen Erklärungen, die beim “auftauchen” jedes neuen Protagonisten hinzukommen und die mich hier und da ein bisschen aus dem Lesefluss gerissen haben. Aus einer Dialog Zeile wird dann ein sehr langer Absatz.Ich weiss nicht, ob man diese nicht ein bisschen kürzen und / oder in separate Sätze schreiben könnte. Dies ist aber nur am Anfang, später, im zweiten Teil, nicht mehr. Und das Wort "Glitzerkram". Die Geschichte ist so süss geschrieben, da würd ich das Wort "Kram" gegen eine ausführlichere Beschreibung austauschen.
Sachen gibts...Was? Jeder Leser empfindet´s halt auf seine Art.
Ich jedenfalls habs gern gelesen!
Lieben Gruss,
Ji

»Bist du traurig?« Prüfend betrachtete Sammy, eine dunkel gefärbte Tigerkatze, den kleinen Bären. [red]Der zuckte nur mit den Schultern, drehte ihr seufzend seinen pelzigen Rücken zu [/red][red]und starrte auf die hohen Bäume, die die Bergwiese säumten.[/red] Dort trafen sich von Zeit zu Zeit die Tiere der nahe gelegenen Bauernhöfe mit den Tieren des Waldes.
»Du hast doch was«, [red]begann sie von neuem und Fritzi beschloss, ihr besser zu antworten,[/red] [red]denn aus Erfahrung wusste er, dass diese Katze ausgesprochen hartnäckig sein konnte.[/red]
»Ich habe noch nie Weihnachten gefeiert«, platzte er nun heraus.
»Hä«, kläffte Nepomuk, der Schäferhund erstaunt, [red]sorgsam darauf bedacht, einen gewissen Sicherheitsabstand zu den Katzenkrallen einzuhalten, mit denen er schon so manches Mal[/red] [red]unangenehm in Berührung gekommen war[/red]. »Weihnachten ist doch jedes Jahr!«
»Aber ich war noch nie dabei«, murmelte der kleine Bär traurig.
»Und warum nicht? Wenn man fragen darf«, piepste Fips, die Haselmaus, die soeben ihr Köpfchen aus dem Mausloch streckte, neugierig.
»Weil ich da immer schlafe«, stieß der kleine Bär mit hängendem Kopf hervor.
»Ach so«, entgegnete Nepomuk, [red]ließ sich in das herbstlich braune Gras plumpsen und legte gelangweilt den Kopf auf die Pfoten,[/red] »wenn es weiter nichts ist! Dann musst du halt einfach wach bleiben.«
»So einfach ist das nicht», erklärte die Katze. »Bären halten Winterschlaf. Von Oktober bis März!«
»Das wusste ich nicht.«
»Ich auch nicht«, mischte sich die Maus wieder ein.
»Das wundert mich jetzt allerdings überhaupt nicht«, beteiligte sich nun auch noch Coco, [red]eine vorwitzige, eitle Blaumeise, [/red]an der Unterhaltung. »Mäuse sind ja nicht gerade für ihr breit gefächertes Wissen bekannt.«
 
Eine Weihnachtsgeschichte für Kinder im Kindergarten, Vorschul- und eventuell noch Grundschulalter


Der kleine Bär feiert Weihnachten

»Bist du traurig?« Prüfend betrachtete Sammy, eine dunkelgefärbte Tigerkatze, den kleinen Bären. Der zuckte nur mit den Schultern und drehte ihr seufzend seinen pelzigen Rücken zu. Niedergeschlagen starrte er auf die hohen Bäume, die die Bergwiese säumten. Dort trafen sich von Zeit zu Zeit die Tiere der nahe gelegenen Bauernhöfe mit den Tieren des Waldes.
»Du hast doch was«, begann sie von neuem und Fritzi beschloss, ihr besser zu antworten. Aus Erfahrung wusste er, dass diese Katze ausgesprochen hartnäckig sein konnte.
»Ich habe noch nie Weihnachten gefeiert«, platzte er nun heraus.
»Hä«, kläffte Nepomuk, der Schäferhund erstaunt. Er achtete sorgsam darauf, einen gewissen Sicherheitsabstand zu den Katzenkrallen einzuhalten, mit denen er schon so manches Mal unangenehm in Berührung gekommen war. »Weihnachten ist doch jedes Jahr!«
»Aber ich war noch nie dabei«, murmelte der kleine Bär traurig.
»Und warum nicht? Wenn man fragen darf«, piepste Fips, die Haselmaus, die soeben ihr Köpfchen aus dem Mausloch streckte, neugierig.
»Weil ich da immer schlafe«, stieß der kleine Bär mit hängendem Kopf hervor.
»Ach so«, entgegnete Nepomuk. Er ließ sich in das herbstlich braune Gras plumpsen und legte gelangweilt den Kopf auf die Pfoten. »Wenn es weiter nichts ist! Dann musst du halt einfach wach bleiben.«
»So einfach ist das nicht», erklärte die Katze. »Bären halten Winterschlaf. Von Oktober bis März!«
»Das wusste ich nicht.«
»Ich auch nicht«, mischte sich die Maus wieder ein.
»Das wundert mich jetzt allerdings überhaupt nicht«, beteiligte sich nun auch noch Coco, eine vorwitzige, eitle Blaumeise, an der Unterhaltung. »Mäuse sind ja nicht gerade für ihr breit gefächertes Wissen bekannt.«
»Was meinst du damit«, hakte Fips misstrauisch nach, denn meistens hatte sie unter dem Spott des Vogels zu leiden, der mit leicht geneigtem Kopf auf einem Zweig eines Haselstrauches saß und sich betont gelangweilt das Gefieder putzte; jedoch stets bereit aufzufliegen, sollte sich die Tigerkatze nähern.
»Sie hält dich für dumm«, erklärte Sammy, warf dem vorwitzigen Vogel einen warnenden Blick zu, wetzte an dem Haselstrauch spielerisch ihre Krallen, und freute sich diebisch, als sie sah, dass der Vogel aufflog und sich einen höheren Ast aussuchte. »Das stimmt aber gar nicht. Du weißt nur andere Dinge als wir.«
»Und was sollte das bitteschön sein«, wollte Coco wissen.
»Trotzdem«, beharrte der Bär, ohne auf das Geplänkel einzugehen, »ich möchte so gerne einmal Weihnachten erleben!“ Er deutete auf ein Rudel junger Füchse, die sich in der Nähe balgten. »Ich habe gehört, wie sich über Weihnachten unterhalten haben. Und ich habe keine Ahnung!«
»Also, die Menschen«, brummelte Nepomuk verschlafen, und öffnete lediglich ein Auge, »finden Weihnachten ziemlich anstrengend.«
»Nur die Erwachsenen und auch da nicht alle«, entgegnete Sammy und putzte sorgfältig ihr glänzendes Fell. »Die Kinder finden Weihnachten toll! Die Kerzen am Weihnachtsbaum, die Plätzchen und sonstigen Naschereien, von denen sie dann Bauchweh bekommen, und natürlich nicht zu vergessen, die Geschenke!«
»Geschenke«, fragte Fritzi neugierig.
»Ja, klar«, verkündete Fips aufgeregt und ihre braunen Knopfaugen leuchteten. »Am Heiligen Abend gibt es Geschenke! Also zumindest für die Kinder! Die meisten kriegen sogar ziemlich viel.«
»Die liegen dann schön verpackt unter dem Christbaum«, ergänzte Sammy und Nepomuk fügte gähnend hinzu: »Meine Menschen gehen vorher immer noch in die Kirche, zur Christmette! Muss man aber nicht.«
»Gehört aber dazu«, ertönte da eine schnarrende Stimme aus dem Baumwipfel einer alten Kiefer. Amalie, ein Steinkauz, blinzelte sie mit orangefarbenen Augen an, »denn schließlich ist der Sinn von Weihnachten ja nicht, möglichst viele Geschenke zu bekommen. Auch wenn das viele Menschen vergessen haben.« Acht Augenpaare starrten schweigend nach oben und warteten auf eine Erklärung, die ihnen auch prompt geliefert wurde. »Weihnachten ist das Fest der Liebe! Ein christliches Fest, an dem die Menschen sich daran erinnern, dass Gottes Sohn geboren wurde. Auch wenn dieses Ereignis selbstverständlich nicht am 24. Dezember stattgefunden hat.«
»Dann weiß du ja auch bestimmt, warum es dann da gefeiert wird«, flötete die Blaumeise.
»Wahrscheinlich wählte man die dunkle Jahreszeit, um den Leuten Hoffnung zu geben. Gottes Sohn ist Licht und das benötigt man in der Finsternis am meisten!«
Die Tiere dachten über das soeben Gehörte nach, als eine tiefe Stimme rief: »Fritzi! Friiiitzi! Es ist Zeit!«
»Friitzi«, äffte Coco die Bärenmutter nach, »die Mama ruft! Husch, husch nach Hause!«

Der kleine Bär drehte sich wortlos um und trottete mit hängendem Kopf fort. Nicht nur, dass er noch nie Weihnachten feiern durfte, musste er auch noch so einen blöden Namen haben. Andere Bären hießen Kuno, Urs oder Herkules, wie seine Brüder zum Beispiel, und er? Fritz! Pah, und meistens wurde er nur Fritzi gerufen! Er schüttelte sich, doch er machte sich brav auf den Heimweg, um die nächsten Monate schlafend in einer kuscheligen Höhle zu verbringen.

Die Monate vergingen, ein strahlender Oktober wurde von einem zu warmen November und einem regnerischen Dezember abgelöst und erst Ende Januar, als bereits die ersten Schneeglöckchen aus der Erde spitzten, kam der, vor allem von den Kindern, lang ersehnte Schnee. Und mit dem Schnee legte sich Eiseskälte über das Land, sorgte für glatte Straßen, viele Auffahrunfälle, zugefrorene Seen und Eisblumen an den Fenstern.
Davon bekam die Bärenfamilie nichts mit, denn sie ruhte in ihrer Höhle, deren Eingang, inzwischen tief verschneit, von außen nicht zu sehen war.

Mitte März zog sich der Winter Stück für Stück zurück. In den tieferen Lagen streckte der Frühling bereits seine Fühler aus, während die Gebirge nach wie vor unter einer dicken Schneedecke lagen und die Sonne sich noch schwer tat, das Eis dort zum Schmelzen zu bringen.
Doch genau zu der Zeit räkelten sich die Bären in ihrem Winterschlafquartier und begannen sich zu regen. Bald hielt es die Familie nicht mehr drinnen und die Bärenkinder rutschten auf den verschneiten Hügeln hinunter, kugelten übereinander, tollten umher und hatten ihren Spaß. Natürlich stets unter den wachsamen Augen ihrer Mutter.
Fritzi saß hinter einem Busch und wartete auf die Gelegenheit sich auf seinen Bruder zu stürzen. Doch gerade als er losspringen wollte, sprach ihn jemand an. Suchend blickte er sich um, dann fiel sein Blick auf den kleinen Ahornbaum, der direkt hinter ihm stand.
»Du bist«, er überlegte kurz, »Coco, die Blaumeise!«
»Stimmt«, bestätigte der Vogel, nickte mit dem Köpfchen, und flatterte auf einen der unteren Äste. »Ich soll dir etwas ausrichten. Von Sammy, der Tigerkatze!«
»So, so«, brummte der kleine Bär, sah Coco jedoch aufmerksam an.
»Du sollst heute, wenn es dunkel wird, zu uns kommen, genauer gesagt auf die kleine Lichtung beim Bachlauf. Der Stubentiger ist der Ansicht, du wüsstest, was gemeint ist und findest dorthin.«
»Weiß ich«, gab Fritzi zurück, »und natürlich kenne ich den Weg.«
»Also, nicht vergessen«, mahnte die Blaumeise, gab noch ein melodisches Tschilpen von sich und flog davon.
Ungeduldig wartete der kleine Bär auf die Dämmerung und suchte eine passende Gelegenheit sich heimlich davon zu schleichen. Doch es war wie verhext. Die Bärenmutter schien ihre Augen überall zu haben und konnte wohl auch Gedanken lesen, denn immer, wenn er glaubte, sie sähe ihn nicht, schien sie zu ahnen, was er vorhatte.
Grübelnd saß er ihm Schnee und überlegte hin und her. Schließlich trottete er zu seiner Mutter, setzte sich aufrecht vor sie hin.
»Ich muss noch einmal kurz weg«, brummte er und wagte es kaum, sie dabei richtig anzusehen. »Es ist wirklich wichtig!«
»In Kürze ist es stockfinster«, gab die Bärenmutter zu bedenken. »Du weißt, es ist gefährlich für ein Jungtier so ganz alleine draußen.« Fritzi blieb stumm und starrte vor sich auf den Boden. »Wohin musst du denn noch so spät?«, hakte sie nach.
»Sammy, die Tigerkatze hat mir ausrichten lassen, dass ich heute bei Einbruch der Dunkelheit auf die Lichtung kommen soll. Sammy ist meine Freundin, sie würde so etwas nicht sagen, wenn mir dabei etwas passieren könnte«, setzte er fast trotzig hinzu.
Da sein Blick immer noch in Richtung Erde ging, bemerkte er das leise Lächeln seiner Mutter nicht, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete.
»Gut«, entschied die Bärin, »dann gehen wir alle!«
Der kleine Bär riss erstaunt die Augen auf.
»Wir alle«, rief er und vollführte vor Begeisterung einen Luftsprung. »Du meinst das ernst?«
»Ja, natürlich«, entgegnete die Bärenmutter, rief ihre Rasselbande zusammen und die Familie machte sich auf den Weg zum angegebenen Treffpunkt.

Fritzi hüpfte vor Aufregung hin und her, als ob er einen Gummiball verschluckt hätte und musste etliche Male ermahnt werden, darauf zu achten, wo er hintrat, denn sobald die Sonne unterging, sank die Temperatur rapide, der geschmolzene Schnee gefror wieder und verwandelte die Flächen in gefährliche Rutschbahnen.
Es war schon fast ganz dunkel, als sie die Lichtung erreichten, und der kleine Bär blieb so abrupt stehen, dass seine beiden Brüder Urs und Herkules nicht mehr bremsen konnten und alle drei auf ihrem, zum Glück gut gepolsterten, Bärenpo landeten und durcheinander kugelten.

Staunend sahen sie sich um. Die Lichtung war kaum wiederzuerkennen. In den Büschen und Bäumen leuchteten helle Sterne und irgendjemand hatte den kleinen Tannenbaum, der am Rand der Wiese stand, über und über mit Äpfeln, Nüssen und allerlei Glitzerkram behängt.
Ehrfürchtig kam die Bärenfamilie näher, da ertönte von irgendwoher »Stille Nacht, heilige Nacht«. Sammy, die Tigerkatze saß plötzlich neben dem kleinen Bären und rief: »Fröhliche Weihnachten wünschen wir euch!«
»Aber, aber«, stotterte Fritzi verdattert, »Weihnachten ist doch schon lange vorbei! Das verschlafen wir doch immer.«
»Genau«, nickte die Katze. Fips, die Haselmaus, rannte herbei und erklärte strahlend: »Deswegen haben wir beschlossen eine Nachweihnachtsfeier zu organisieren. Alle Tiere des Waldes«, sie machte eine weit ausholende Geste, »sind gekommen.« Als Sammy ihr einen scharfen Blick aus ihren grünen Katzenaugen zuwarf, beeilte sich Fips noch ein »und natürlich die Tiere von den umliegenden Höfen« hinterherzuschicken.
»Und die Musik?« Neugierig sahen die Bärenkinder sich um.
Sammy grinste und deutete auf ein kleines schwarzes, flaches Kästchen. »Habe ich mir ausgeliehen! Bringe ich später zurück.«
»Wenn man da drauf drückt«, erklärte die Haselmaus wichtig und demonstrierte es sofort, »hört man das nächste Lied!«
»Wie kommt es eigentlich«, wollte Fritzi wissen, »dass du keine Angst vor der Katze oder der Eule hast? Ich habe noch nie gesehen, dass eine Maus sich freiwillig neben eine Katze setzt!«
»Das«, lächelte Nepomuk, der Schäferhund, und ließ sich neben Sammy nieder, »ist der geheime Zauber der Weihnachtsnacht.«
»Und das gilt auch«, brummte die Bärenmutter, »wenn die Heilige Nacht eigentlich schon längst vorbei ist?«
»Ja«, erklärte Amalie, und der Steinkauz landete fast geräuschlos neben ihnen. »Die meisten Menschen feiern Weihnachten am 25. Dezember, doch in manchen Kulturen ist es der 6. Januar. Das Datum scheint also keine große Rolle zu spielen. Aber die Botschaft von Weihnachten, die ist wichtig und überall gleich. Es wird nämlich auch das Fest der Liebe genannt. Und deshalb konnten die Hirten in der Weihnachtsgeschichte auch ihre Schafherden unbeaufsichtigt auf den Feldern lassen. Sie wussten, es würde ihnen nichts geschehen.«
»Von welcher Weihnachtsgeschichte sprichst du«, fragte Herkules, Fritzis Bruder. »Und meinst du die Herde, die hier im Sommer auf der Südweide grast?«
Die Eule verdrehte die Augen. So viel Unwissenheit! Doch bevor sie antworten konnte, kam Sammy ihr zuvor: »Sie verschlafen doch die ganze Weihnachtszeit, die Heilige Nacht, alles halt. Und wenn ihnen niemand davon berichtet, woher sollten sie es dann wissen?«
»Genau«, pflichtete Fips bei und wackelte eifrig mit dem Mauseköpfchen.
»Na, dann«, nickte der alte Steinkauz bedächtig, »wollen wir euch mal die Weihnachtsgeschichte erzählen, so wie die Menschen es jedes Jahr wieder an Weihnachten tun.«
Und Amalie begann: »Es begab sich aber zu der Zeit, da ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging ...«
Andächtig lauschten die Tiere der Weihnachtsgeschichte und noch lange amüsierten sie sich bei der Nachweihnachtsfeier.

Und von nun an feierten die Tiere mit dem kleinen Bären jedes Jahr Weihnachten, nur nicht am 24. oder 25. Dezember, sondern, wenn die Bären ihren Winterschlaf beendet hatten.
 
Hallo Ji,

Vielen Dank für das Feedback.
Du hast recht. Da die Geschichte für Kinder gedacht ist, sollte man lange Schachtelsätze vermeiden. Die meisten der rot angestrichenen Sätze habe ich deshalb geändert bzw. mehrer kurze daraus gemacht.

VG Christa
 

molly

Mitglied
Hallo Christa,

wie versprochen, habe ich die Geschichte jetzt noch einmal gelesen. Sie passt nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern ist auch eine Geschichte über Freundschaft. Ohne seine Freunde hätte der kleine Bär nie Weihnachten kennen gelernt.
Ich habe sie gerne gelesen.

Versuch doch mal noch ein paar unnötige Füllwörter zu streichen, wie z.B. gewisser Sicherheitsabstand,

oder: Dann musst du halt einfach wach bleiben.«

Und noch andere.

Vielleicht könntest Du aus diesem Satz auch 2 machen, die Geschichte liest sich dann auch besser und ist verständlicher für die Kinder.

»Sie hält dich für dumm«, erklärte Sammy, warf dem vorwitzigen Vogel einen warnenden Blick zu, wetzte an dem Haselstrauch spielerisch ihre Krallen, und freute sich diebisch, als sie sah, dass der Vogel aufflog und sich einen höheren Ast aussuchte. »Das stimmt aber gar nicht. Du weißt nur andere Dinge als wir.«

Viele Grüße
molly
 



 
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