Der kleine Eremit

4,00 Stern(e) 6 Bewertungen
Der kleine Eremit

Als er fünf Jahre alt war,
hätte er sie besonders gebraucht,
die Eltern.
Aber da kam das Schwesterchen,
und sie hatten keine Zeit mehr für ihn.
Jetzt war sie die Hauptperson.
Spielkameraden hatte er keine,
doch er entdeckte sein Herz
für Blumen und Käfer auf der Wiese.
Schule - Ende der Träumerei? - Das Leben ein Kampf?
Er hate schon zu lange geträumt.
Illusionen zerplatzten; er machte sich neue.
Er konnte nicht ohne sie leben.

Distanz zu den Menschen,
aber deren aufmerksamer Beobachter.

Kleiner Eremit - alter Eremit
 
A

AchterZwerg

Gast
Hallo Eberhard,
deine lyrische Prosa kann ich gut nachvollziehen. -
Ein Gebiet, das du nicht vernachlässigen solltest. ;)
LG, der8.
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo eberhardt,

schliesse mich heidrun an.

gelungenes stück prosalyrik:

der junge erinnert mich an einen jungen
aus einem stück lyrik/prosa, das ich mal geschrieben hatte:

Frühlingserwachen


Ein kleiner Junge
Steht unten im Hof
Nimmt den Eimer
Die Möhre die Kohlen
Und beweint dann leise
Im sanften Morgenlicht
Den warmen Tod
Seines Schneemanns


lg
ralf
 
K

KaGeb

Gast
Sehr schön.

Bei

"Er hate schon zu lange geträumt."

fehlt ein "h".

Anstatt "die Eltern" würde ich "seine" schreiben.

Hat mir gut gefallen.
 
Allen meinen Dank für die gute Bewertung.
Damit hatte ich nicht gerechnet.
Ich staune immer wieder darüber, wie weit die eigene Meinung von der Wertung des Lesers abweicht.
LG Eberhard
 
Der kleine Eremit

Als er fünf Jahre alt war,
hätte er sie besonders gebraucht,
seine Eltern.
Aber da kam das Schwesterchen,
und sie hatten keine Zeit mehr für ihn.
Jetzt war sie die Hauptperson.
Spielkameraden hatte er keine,
doch er entdeckte sein Herz
für Blumen und Käfer auf der Wiese.
Schule - Ende der Träumerei? - Das Leben ein Kampf?
Er hatte schon zu lange geträumt.
Illusionen zerplatzten; er machte sich neue.
Er konnte nicht ohne sie leben.

Distanz zu den Menschen,
aber deren aufmerksamer Beobachter.

Kleiner Eremit - alter Eremit
 
Hallo Allan,
vielen Dank für die freundliche Aufnahme meiner Produktion.
Nun ist mir auch endlich klar geworden, wo ähnlich geartete Gedichte ohne Metaphern hingehören, nämlich in die Kurzprosa.
Eigentlich könnte das auch für gereimte Gedichte gelten, wenn sie ohne Metaphern in nüchterner Alltagssprache verfasst sind, denn Lyrik ist sowas nach meinem Empfinden nicht.
Deine Meinung?
LG Eberhard
 

AllAN GAP

Mitglied
Hallo Eberhard,

wenn wir eine Geschichte wie diese erzählen, macht es Sinn, sie in Kurzprosa zu veröffentlichen.
Ich glaube die Krux liegt häufig darin, dass wir als Schreiber unseren Texten etwas mitzugeben meinen, was bei unserem Leser so gar nicht ankommt.
Die Interpretation wäre es mehr als wert, diskutiert zu werden. Das gibt die Chance zur Verbesserung der transaktiven Botschaft.
Leider geschieht das in Lyrik recht selten, zumindest nach meiner bescheidenen Erfahrung.
Da beißt man sich an Formeln und Algorithmen fest. Ich könnte mir vorstellen, dass die Prosa da freier ist. Wobei Kurzprosa oder Prosa überhaupt keiner Versform bedarf. Das heißt für mich, die Spielwiese wird ungleich größer. Vielleicht auch unübersichtlicher. Dennoch ein guter Text, wird, egal wo angesiedelt, immer ein guter Text sein.
Jedoch oder zum Glück finden wir hier ja auch alle Beteiligten aus anderen Foren wieder. Wenn der Regelungsbedarf reduziert wird, gewinnt unter Umständen die Aussage an größerer Bedeutung.
Ach ich bin mal wieder frech, einer Metapher ist es, denke ich! ziemlich egal, wo sie beheimatet ist. Je feinsinniger, desto mehr Herde kann sie bedienen.

Lieben Gruß

AllAN
 
Hallo Allan,
Die folgenden Ausführungen beziehen sich nicht direkt auf den Inhalt meines Gedichts, wohl aber auf die Zuordnung zur Kurzprosa.
Ich suche noch immer eine für mich befriedigende Antwort auf die Frage, was man unter Lyrik versteht.
Die Alltagssprache der Gedichte von Wilhelm Busch und Eugen Roth empfinde ich ganz überwiegend als prosaisch (also unlyrisch). Und doch sind die beiden meine absoluten Favoriten.
Im Forum Lupanum habe ich übrigens mit meinem Beitrag "Forentextentwurf" versucht, mehr Klarheit zu gewinnen. Ich hatte auch angeregt, aus praktischen Gründen den Oberbegriff Lyrik durch Gedicht zu ersetzen. Damit wären die Zuordnungsschwierigkeiten für Grenzfälle aus der Welt.
Auch Franka habe ich in einer persönlichen Mail um Stellungnahme gebeten. Die Antwort steht noch aus.
LG Eberhard
 

AllAN GAP

Mitglied
Hallo Eberhard,

danke für Deine Frage.
Für mich ergibt sich daraus folgendes Problem. Ich muss mir, wenn ich Dir gescheit antworten möchte, das Thema Lyrik intensiver vertraut machen. Wenn Du als Autor nach einer Antwort auf diese Frage suchst, könnte es dir durchaus geschehen, dass Dir die Lyrik in diesem Augenblick geschieht. Ein banaler Spruch mit einem tieferen Sinn.
Wenn ich das Thema Lyrik richtig verstanden habe, so binden wir in einen Text, ob mit oder ohne Metapher, eine Botschaft ein. Diese kann deutlich ausfallen, oder bewusst so angelegt sein, dass sie beim Leser Assoziationen weckt. Wir unterlegen unsere Sprache mit einem ebenen Rhythmus und bestimmen ein angenehmes Versmass.
Diese Definition lässt dem Autor einen großen Spielraum. An dieser Stelle entsteht fürwahr die Diskussion.
Abgesehen von verschiedenen Geschmäckern, Mentalitäten, dem differenzierten Umgang mit Sprache, gibt es eben auch unterschiedliche Reaktionen auf die Worte des Autors.
Ich denke, vollmundige Kritik, gewaltige (nicht gewalttätige, die steht keinem zu) Kritik bringt jeden von uns weiter, eine Sprache zu entwickeln, die andere Menschen beeindruckt. Doch sollte es für Lyrik eben genau keine Formel geben.
Wir sollten dem Neuen Raum geben. Wir sollten es zulassen Formen aufzubrechen, um daran zu wachsen. Menschen neigen dazu sehr schnell und ängstlich auf den Wind der Veränderung zu reagieren. Deshalb sperren sie sich sehr gern gegen genau diese Dinge. Es hat auch etwas mit der eigenen Reputation zu tun.
Damit möchte ich niemanden angreifen, der das Verständnis Sprache erlernt hat und sich in diesen Sphären bewegt. Schön wenn er es kann und mich obendrein fesselt, berührt. Dafür sage ich gern danke.
Denn das ist für mich das Wichtigste bei Lyrik. Ich möchte berührt werden. Ich möchte das mit einer sehr kurzen Geschichte Bilder in meinem Kopf entstehen. Bilder, die ich verstehe und mich vielleicht zu einer Handlung bewegen.
Dafür braucht es in der Regel eine klare Sprache, womit wir wieder bei den Formeln wären. Die helfen uns selbstverständlich dabei unsere Aussage zu verdeutlichen.
Ich möchte ganz kurz aus der rein geschriebenen Form der Texte ausbrechen. Für mich gehören ebenso Songetexte zu Lyrik. Dabei müssen mir weiß Gott nicht alle gefallen. Bei Liedern ist es so, dass sie als unterstützendes Element eine Melodie unterlegen. Es gibt Menschen, die das mit ihrer bloßen Stimme können. Das ist dann noch einmal eine andere Qualität. Was will ich damit sagen?
Ich will damit ganz deutlich darauf hinweisen, das Lyrik, so ernst und eng, wie sie von einigen gesehen wird, dennoch ein sehr breites Spectrum bedient. Sie ist einer großartigen Historie entwachsen und aus ihrer Geschichte können wir die Frage nach wirklicher Lyrik beantworten.
Aber wir schreiben sie lieber, wir sind Suchende auf dem Weg zu dem einen umwerfenden Text. Wenn wir den gefunden haben, was tun wir dann?
Würdest Du dann aufhören zu schreiben?
Ich ganz sicher nicht. Jedoch ist das ein Grund, warum ich für einen Text von mir, größeren Wert auf die Botschaft, als auf die Technik lege. Das Spiel mit Worten offenbart Dir den Blick für Lyrik aus dem lebenden Aspekt. Sie darf, sie muss sich sogar verändern, um in ihre Zeit hineinzuwachsen.
Also hat auch Wilhelm Busch nach meiner bescheiden Meinung, das Anrecht im Zuge von Lyrik genannt zu werden.
Er beherrschte Sprache so gut, dass er mir, als er mir in meinen Kinderjahren begegnete, es sehr leicht machte, ihn zu verstehen. Ich bin regelrecht in den Witz seiner Texte und Botschaften eingetaucht. Ich habe mich darüber gefreut, dass ein Autor mir sagte:
"Es ist völlig in Ordnung, dass es Lausbuben gibt. Ich kann damit Seiten fühlen und die Menschen zum Lachen bringen, ich wecke bei ihnen Emotionen und rege sie zum Sprechen an. Sie erzählen mir neue Geschichten."
Ich weiß nicht, ob Dir diese Antwort hilft, oder ob sie Dir gefällt.
Wir sollten uns nicht zu ernst nehmen, bei unserem Treiben, sondern vielmehr die Gabe, die wir da haben genießen und mit ihr auf andere Menschen zugehen, um deren Emotionen zu wecken, zu beschreiben oder vielleicht sogar zu bestätigen.
Schlussendlich ist es doch so, dass alle hier in der Leselupe mit ihren Texten verstanden werden wollen. Sonst würden sie kaum den Weg in die Öffentlichkeit suchen. Dann schrieben sie in ihrem kleinen selbstgeschaffenen Refugium für sich allein und lobten sich unter Umständen ein langes Leben selbst, anstatt sich der Kurzweil einer lebendigen Diskussion auszusetzen.
Verdammt viele Worte lieber Eberhard. Danke, dass Du mir die Gelegenheit dazu gegeben hast.

Lieben Gruß vom GAP
 
Hallo AllAN,
ich danke Dir für die ausführlichen Erläuterungen Deines Standpunktes. Ich kann Dir an keiner Stelle widersprechen. Du hast mir sehr geholfen, und ich werde mich bemühen, mich neuen Tendenzen mehr zu öffnen.
Leider bin ich kein Tastaturakrobat. Sonst hätte ich wohl noch etwas detaillierter geantwortet. Aber das Wichtige ist gesagt.
Franka hat mir übrigens geantwortet und die Zuordnung meines Eremiten zur Kurzprosa als Ausnahmefall betrachtet.
Hast Du was dagegen, wenn ich Deinen langen Text bei meinem Beitrag Forentextentwurf (im Lupanum) zitiere? Dort könnte er sicher auch einiges bewirken.
LG Eberhard
 

AllAN GAP

Mitglied
Hallo Eberhard,
mir ist heute ein Zitat untergekommen, bei dem ich sofort wieder an unsere Unterhaltung dachte.
Ich weiß nicht, ob und wie das weiterhilft, aber ich finde es sehr interessant. Da ist es...
"Die Planung im literarischen Werk gehört zur Illusion der Logiker, der Historiker und der Kritiker. Denn die Kraftlinien ordnen sich zwangsläufig Rings um den starken Pol."
Antoine de Saint-Exupéry
Gruß vom GAP
 
Hallo Allan GAP,
hier meine etwas eigenwillige Deutung des Zitats von Antoine de Saint-Exupery:
Manchmal wird man von seinen eigenen Ideen regelrecht fort getragen. Der Gaul geht mit einem durch, und die Kraftlinien um das Erzeugnis ordnen sich fast wie von selbst.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Nacharbeiten umso weniger notwendig sind, je spontaner der Einfall war.
Im Übrigen habe ich mich sehr über das Wiedersehen mit meinem "Eremiten" gefreut.
LG Eberhard
 

AllAN GAP

Mitglied
Hallo Eberhard,
das ist nicht eigenwillig. Es ist Bauch. Ich erhebe damit nicht die These zum Gesetz, freue mich aber so bekannte Unterstützung zu erlesen. Ich lese neben einigem Anderen auch dieses Bild aus dem Zitat.
Also dann lieben Gruß
AllAN
 



 
Oben Unten