Der kleine Helfer

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Gerd Geiser

Mitglied
Wer dommelt so spät im gekrümmten Rohr?
Die Rohrdommel ist´s, ich hocke davor
und höre ihr Klopfen, die Zeichen von innen,
die Nachricht, dass alles verstopft sei da drinnen.

Ein Pfropfen aus Haaren und seifigem Schlamm
bilde im Rohr einen fauligen Damm,
ein Stauwehr, das standhaft dem Waschbeckentümpel
den Abfluss verweigert. - Wo ist der Pümpel?

Du Dommel im Rohr, lass ab nun vom Dommeln,
brauchst mir nicht weiter von innen zu trommeln,
musst deines Amtes nicht länger mehr walten,
gleich kannst du aufhör´n, die Luft anzuhalten.

Bitte bleib ruhig, der Herr steht dir bei,
ich mach mit dem Pümpel den Abfluss jetzt frei
und sag mir Bescheid, wohin´s dich getragen. -
Und schick mir die Rechnung in besseren Tagen.
 
N

no-name

Gast
*Pruuuust*...

Ich geh dann mal mit den Pümplen (herum-) dümpeln...

Ein echter GG-Brüller!

no-name.
 

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Welch Stöhnen dringt dort aus dem Schilfe hervor
Das ist doch die Dommel, verlegt grad ein Rohr
Und wer mach dort drüben im Busche Rabatz
Ja das ist der bumsende kleine Drecks-Spatz
Und dort in dem Baume, ich staune nicht schlecht
Da hämmert gerade die Spechtin der Specht
Nur ich stehe einsam am Ufer herum
Und hab nichts zu vögeln, ach nee ist das dumm!

Hallo Gerd

....und wieder ein nettes kleines abstruses Wortspiel. Wie man sieht, bin ich selbst gerade etwas derber drauf :rolleyes:

LG

Jürgen
 
N

no-name

Gast
Jungs, vielleicht solltet ihr mal eine kleine Wortspielerei zu dem Begriff "Notstand" starten...
Ich kann dazu leider nix beitragen, aber vielleicht fällt euch dazu ja was ein...?! ;-P

grinst no-name.
 

Gerd Geiser

Mitglied
So in diese Richtung?:

Notstand

Steht dir die Not ins Gesicht geschrieben,
treib´s nicht zu bunt,
sonst heißt der Befund:
10 Tage Pause, weil wund gerieben.

Ich weiß nicht.
 
N

no-name

Gast
Na na na Gerd,

das Verb "stehen" sollte schon drin vorkommen, meist du nicht?! Sont fehlt doch etwas ganz entscheidendes...
Ich mein ja nur so... ;-)

JoteS ?

no-name.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Stehtdir die Not ins Gesicht geschrieben,
fällt das nicht auf,
und keiner kommt drauf,
wie gerne du würdest mal abgerieben.

So, jetzt reichts.
 
S

Spaetschreiber

Gast
Also ich wohnte mal in ner Gegend da hießen die Rohrbewohner Ratten und sie vermehren sich, vermehren sich, vermehren sich ... die hams jut ..... nun sind sie also schon beim Rohrdommelfetischismus angekommen. Sind sie jetzt überall?
Kann bei all denen die ne Meise haben, diese auch ne Ratte sein ?

LG
Tom
 

Carlo Ihde

Mitglied
Schönes Gedicht. Am Anfang mehrdeutig, in der Mitte auch, na und am Ende erst. Zwinker-zwinker.

Die Dommel trommelt also im Rohr? Im Schilfrohr? Nein. Definitiv ist sie in den Abfluss geraten. Warum macht sie sowas? Es gibt Wasservögel. Aber gibt es deshalb auch AbWasservögel? Das ist so als würde man sagen: Es gibt viele statistische Erhebungen über das durchschnittlich Vermögen. Aber wie es mit dem durchschnittlichen Unvermögen aussieht, darüber macht sich niemand Gedanken. Schade.
Aber schön, lieber Gerd, dass du dir Gedanken machst, die zwar keiner braucht, aber die lustig zu lesen sind. Danke.
 

Aragorn

Mitglied
Lieber Gerd,
mir gefällt das Teil zunächst mal recht gut.
Da es aber mehr Leute lesen als vorgetragen hören werden, plädierte ich für einen einheitlichen Rhythmus - nämlich den aus den Zeilen 3 und 4 (bzw., bei betontem Ende, den aus Z5)!

Besonders schwierig ist die dritte Strophe zu lesen!
Die Silbenzahl ist in allen 4 Zeilen gleich, aber die einsilbige Pause wandert ... (habe ich mit "[blue]*[/blue]" markiert - wobei ich in der untersten Zeile nicht weiß, welche der 2 Möglichkeiten Du meinst)!



Wer dommelt so spät im [strike]gekrümmten[/strike] [blue]syphonischen[/blue] Rohr?
Die Rohrdommel ist[strike]´[/strike][blue]e[/blue]s, ich hocke davor
und re ihr Klopfen, die Zeichen von innen,
die Nachricht, dass alles verstopft sei da drinnen.

Ein Pfropfen aus Haaren und seifigem Schlamm
[blue]der [/blue]bilde im Rohr einen fauligen Damm,
ein Stauwehr, das standhaft dem Waschbeckentümpel
den Abfluss verweigert. - Wo ist [blue]denn [/blue]der Pümpel?

Du Dommel im Rohr [blue]*[/blue], lass ab nun vom Dommeln, [blue]+1 Silbe[/blue]
[blue]*[/blue] brauchst mir nicht weiter von innen zu trommeln,[blue]+1 Silbe[/blue]
[blue]*[/blue] musst deines Amtes nicht länger mehr walten,[blue]+1 Silbe[/blue]
gleich kannst du aufhör´n [blue]*[/blue], die Luft anzuhalten.[blue]+1 Silbe[/blue] [red]oder[/red]
[blue]*[/blue] gleich kannst du aufhör´n, die Luft anzuhalten.[blue]+1 Silbe[/blue]

Ach Bitte bleib ruhig, der Herr steht dir bei,
ich mach mit dem Pümpel den Abfluss jetzt frei
und sag mir Bescheid, wohin[strike]´s dich[/strike] [blue]wardst du[/blue] getragen. -
Und schick mir die Rechnung in besseren Tagen.
Erinnert mich etwas an die Schubpferde, die - wie ich eben erfuhr - eigentlich eine Erfindung von Herrn Müller sind.
 

Gerd Geiser

Mitglied
Ein Wort in eigener Sache:

Ich weiß um die Schwäche vieler meiner Gedichte, sehr oft halten sie strengen Reimkriterien nicht stand. Das hat mit mangelndem Können zu tun, hat aber auch noch eine andere Seite, mit der ich diese Lyrik "rechtfertige". Es ist in der Regel so, dass mehr Leute diese Gedichte vorgetragen hören als dass sie gelesen werden. Im Rahmen eines einstündigen Programms ( oder auch 2 Stunden mit Partner(und Musik)) würde es wahrscheinlich ermüdend wirken, eine Aneinanderreihung dutzender formal korrekt gereimter Gedichte hören zu müssen. Ich lese Prosatexte, die Überleitungen wirken spontan, da sie nicht wirklich ausformuliert sind, und die Gedichte erzählen kleine Geschichten, es sind Erzählgedichte. Stolperstellen lassen sich "zurechtlesen", und der Erzählstil, der auch schon mal einen Rythmuswechsel beinhaltet, macht die ganze Angelegenheit weniger starr und damit geschmeidiger. Das behaupte ich mal. Ich habe schon von anderer ernst zu nehmender Seite gehört, dass vieles sich zum Lesen kaum eignet. Im Rahmen eines "Gesamtkunstwerkes", das sich über eine Stunde oder länger zieht, hat aber das mehr Erzählende seine Berechtigung. Das ist die Resonanz, die ich meistens erfahre.
Damit das nicht missverstanden wird: Konstruktive Kritik hier in der LeLu hat viel dazu beigetragen, dass sich oftmals mehr aus meinen Reimlingen heraus holen ließ. Und dafür bin ich dankbar.

Lieben Gruß,
Gerd
 

Aragorn

Mitglied
Lieber Gerd,

sollen Deine obigen Ausführungen besagen, daß Deiner Meinung nach in diesem konkreten Gedicht der Vortrag unter einer Überarbeitung nach rhythmischen Gesichtspunkten litte?

Es ist in der Regel so, dass mehr Leute diese Gedichte vorgetragen hören als dass sie gelesen werden. Im Rahmen eines einstündigen Programms ( oder auch 2 Stunden mit Partner(und Musik)) würde es wahrscheinlich ermüdend wirken, eine Aneinanderreihung dutzender formal korrekt gereimter Gedichte hören zu müssen.
Ich habe wirklich schon viele Deiner Gedichte gelesen, aber eines im "daktylischen" Rhythmus dieses Teils noch nicht.

Außerdem halten die meisten Deiner Gedichte den objektiven Kriterien durchaus stand.
"Damals, im Wilden Westen" oder das Kurnaz-Teil sind, nach einem völlig anderen Rhythmus, reimisch und rhythmisch absolut stimmig!

Solche Sachen kann man prima mit diesem Teil hier abwechseln, ohne Langeweile zu erzeugen!

lg
Ara

Und es bleibt trotzdem die Möglichkeit, Tempo rein- und raustzunehmen.
Auf Wunsch zeige ich Dir gerne Hörbeispiele!
 

Gerd Geiser

Mitglied
Hallo Arargon, danke für deine Mühen.

Natürlich lässt sich auch dieses Gedicht in einen Reimrhythmus zwängen, der mehr den Kriterien, die man an ein gereimtes Gedicht stellt, gerecht wird. Das läuft hier aber m. E. auf "Füllzel" hinaus, wie den rückbezüglichen Artikel "der", und "denn" und "ach". Im Text sind sie nicht zwingend notwendig, sie dienen nur dem rythmischen Fluss, machen für mein Empfinden das Gedicht aber nicht unbedingt besser. Entweder Sätze sind so aufgebaut, dass sie sich aus sich heraus ohne "Verrenkungen" in einem Reimschema bewegen, oder aber es ist eben kein besonders gutes Gedicht. "Damals im Wilden Westen" ist in sich stimmig, und wenn im Laufe einer Lesung hier und da ein sauber gereimtes Gedicht auftaucht, dann denkt der Zuhörer (vielleicht):" Na bitte, er kann´s doch." Die Dichtkunst fängt wohl erst da an, wo ein Text so leicht vor sich hinfließt, dass seine Struktur in den Hintergrund getreten ist. Sie ist einfach da und dem Gedichte dienlich.
Ich habe bisher alles aus einem Sprach- oder auch Musikgefühl heraus gedichtet, habe mir jetzt aber 2 Bücher zugelegt, die die Dichttheorie zum Inhalt haben. Ich hoffe, bei mir ist noch Luft nach oben.

Lieben Gruß Dir,
Gerd
 

Aragorn

Mitglied
Lieber Gerd,

bleibe besser bei Deinem Sprach- und Musikgefühl und ignoriere die Bücher.

Die rhythmisch besten Dichter, die ich kenne, haben alle derlei Dinge noch nie gelesen.
Man kann ja wissen, was ein Alexandriner, etc. ist, aber wenn man ein Gedicht in diesem Versmaß schreibt, muß´man es nicht beim Namen kennen.

Bei Deinem hiesigen Gedicht kann man z.B. auch
>>kantapperkantapperkantapperkantap(per)<<
denken.
Wozu Fachbegriffe?

Die Dichtkunst fängt wohl erst da an, wo ein Text so leicht vor sich hinfließt, dass seine Struktur in den Hintergrund getreten ist.
Schöner Satz!

Damit ist z.B. die "Bürgschaft" keine wirkliche Dichtkunst (und zwar nicht des variierenden Rhythmus' wegen), da dort das Reimschema - in jeder Strophe gleich, wirkt konstruiert - im Vordergrund steht und der ganze Text wie in diese Form gepreßt wirkt.

Beim Erlkönig hingegen wird das rhythmische Grundschema ständig variiert bzw. es gibt alternierende Pausen. Und alle diese dienen der Dramaturgie und kommen nicht etwa daher, daß dem Schreiber keine Füllwörter eingefallen wären.

Mein Sohn (*), was birgst du so bang dein Gesicht?
Siehst, Vater (*), du (*) den Erlkönig nicht?
Den Erlen(*)nig mit Kron (*) und Schweif? -
Mein Sohn (*), es ist (*) ein Nebel(*)streif.
Ein Theoretiker unter den Rhythmikern würde da wohl den Johann Wolfgang korrigieren wollen:

Mein Söhn[blue]chen[/blue], was birgst du so bang dein Gesicht?
Siehst, Vater[blue]lein[/blue], du [blue]denn [/blue]den Erlkönig nicht?
Den Erlkönig[blue], jenen[/blue] mit Kron und [blue]mit[/blue] Schweif? -
Mein [strike]Sohn[/strike] [blue]Junge[/blue], es ist [blue]wohl dem[/blue] [strike]ein[/strike] Nebel [blue]sein[/blue] Streif.
Und das wäre wohl nicht unbedingt von Vorteil ...


Mir fällt noch ein anderer Altmeister ein (um mir selber zu widersprechen):

In den Appalachen wachen
nachts die Irokesen.
Sehn sie nichts und hörn sie nichts,
dann ist auch nichts gewesen.

Und wenn nichts war, dann freun sie sich
und fangen an zu lachen
daber, dass kein sewicht
sie zwang, ihn tot zu machen.

Doch wenn die Appalachen-Wachen
nach der Nachtschicht weinen,
dann steht so manches Bleichgesicht
nicht mehr auf seinen Beinen.

Der Weiße Mann ist anders drauf:
Nach kurzem Federlesen
belacht er jedes Mal aufs Neu
den toten Irokesen.
Der Dichter wählt erst einmal Kreuzreim und alternierend vier/drei Betonungen.
Aber dem Gedichtbastler mit Fachbuch in der Hand würde niemals einleuchten, warum denn manche Zeilen betont und manche unbetont anfangen.

Der Leser hingegen, der sich auf sein Gefühl verläßt, wird dem gegenüber bemerken, daß jede Betonung und Nichtbetonung absolut stimmig ist und die Dramaturgie unterstreicht.

Meine Einwendungen machen also nur Sinn, wenn Du meine - rein gefühlten - Probleme mit dem Rhythmus nachempfinden kannst.

Vielleicht ist es so, daß ich bei kantappernden Gedichten, zumindest beim hier besprochenen, rein gefühlsmäßig ein Freund der gleichmäßigen Zeilen bin.

Wenn das Kantappern denn nicht ganz in den Hintergrund geht - wie beim Erlkönig (der ja auch immer in Jungens (männlichen, also betonten) Reimen endet).
In dem Fall müssen aber die Pausen wirklich rthythmisch zur Dramaturgie passen (und nicht zur Prosasprache).


Genug gesülzt ...
Mach, was dein Gefühl Dir sagt ...
 



 
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