Der letzte Dialog

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othello

Mitglied
Zwei Hände greifen nach mir und heben mich unsanft empor.
Das grelle Licht ist ungewohnt, Kälte schlägt entgegen
und ich spüre wie das Blut in den Adern stockt.
Ein kurzer Ruck – noch fühle ich Leben in mir und merke wie ich falle. Es folgt eine unsanfte Landung, danach
ein lauter Knall und dann umgibt mich undurchdringbare Dunkelheit.
Unter mir wird es feucht und der Geruch von Schnaps nebelt mich ein. Die Blutlache, in der ich liege, wird immer größer. Das rote Lebenselixier sickert unaufhaltsam aus mir heraus. Zwei Fragen beschäftigen mich.
Was ist passiert und wo bin ich?
Während ich versuche wenigstens eine Antwort zu finden kommt ein Lichtstrahl in die Finsternis und gleich darauf fällt ein feuchtes und zischendes Etwas brutal auf mich.
Erneut folgt der Knall und die Dunkelheit.
Durch die Schwere auf mir verliere ich nun schneller die kostbare, lebenserhaltende Flüssigkeit.
„Entschuldigen Sie“, stöhnt es, „aber ich kann nichts dafür, man warf mich einfach hier rein“.
„Schon gut“, antworte ich, „mir erging es auch nicht anders“.
„Mein Name ist Samt – oder besser gesagt, war Samt“, zischt es von oben.
„Ich hieß Sonders“.
„Freut mich“.
„Sie sind sehr schwer“, quetsche ich mühsam raus.
„Ja ich weiß, das ist der Teerbelag in mir und warum riechen Sie so nach Formalin?“
„Das ist kein Formalin, das ist der Restalkohol, den Sie aus meinen Zellen drücken“.
„Ach herrje – eine Säuferleber! Das hat mir gerade noch gefehlt!“
„Was soll das denn heißen? Sie haben es gerade notwendig zu lästern. Seitdem Sie hier sind kommt man sich vor, als läge man in einem Aschenbecher.
Ich habe mir mein Ende auch anders vorgestellt – als unter einer Raucherlunge zu verbluten!“
„Nun regen Sie sich mal wieder ab, aber Alkoholiker waren für mich schon immer ein Albtraum.“
„Sucht ist Sucht“, schleudere ich ihm wütend entgegen.
„Aber für mich hat der Staat eine Kampagne gemacht“, antwortet die Lunge eingebildet, „für den Alkoholkonsum nicht!“
„Der Vater Staat lebt von uns ganz gut. Er wäre verrückt, würde er beide Kühe schlachten! Stellen Sie sich nur mal in Bayern auf jeder Bierflasche den Aufkleber – Saufen macht doof – vor! Oder auf dem Wiesen-Fest, als Anhänger an jedem Krug!
„Na - es würde einiges erklären!“
Das Dasein beginnt sich zu verabschieden, ich fange an zu frieren. Jetzt so ein kleiner Schnaps, der mich erwärmt – wäre schon eine feine Sache.
Aus dem Teerorgan über mir, ertönen auch nur noch kurze, zischende Laute. Das Ende ist zum greifen nah.
Da öffnet sich wieder der Deckel des Mülleimers und ein ellenlanger Darm macht sich über uns breit.
„Unsere Lage ist ziemlich beschissen“, höre ich noch,
und dann kommt die unendliche Stille.
 
T

Thys

Gast
Nu ja. Humor... Satire. Da muss ich wohl noch was üben gehen (oder ersatzweise in den Keller), um die zu erkennen. Und wieso heißen die Samt und Sonders. Ist da irgendwo eine verborgene Botschaft oder Doppeldeutigkeit oder was weiß der Teufel, dass die jetzt so heißen müssen?

Ich hab's nicht so richtig gemocht, das G'schichtl.

Gruß

Thys
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Ich finde die Satire gar nicht so übel.
Aber der ellenlange Darm (Elle = ca. 30 cm) scheint sich nicht so recht breitmachen zu können. Aber sonst...

VG Thomas
 



 
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