Der letzte Gang

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ThomasQu

Mitglied
Der letzte Gang

Vorsichtig hebe ich sie auf, trage sie die Treppe hinunter und lege sie in den Laderaum meines Kombis.
Meine Gefühle sperre ich weg, in ein Kästchen, tief verborgen in meiner Brust.

Zehn Minuten Fahrt stehen uns noch bevor. Ich weiß nicht, ob es lange oder kurze Minuten werden. Ich funktioniere nur.
Als ich sie hinein trage, schaut sie mich an, ich kann ihrem Blick nicht standhalten.

Der Arzt tut, was er tun muss. Ich bin ihr ganz nahe, streichle über das Fell, kraule ihre Ohren.
Dann schläft sie ein.

Als ich wieder im Auto sitze, explodiert das Kästchen.
 
S

steky

Gast
Hallo, @Thomas,

das hast Du sehr schön gemacht! Gut, die Form!

Was die Geschichte angeht, so muss ich gestehen, dass ich sie - noch - nicht verstanden habe.

Weiter so!

LG
Steky
 

Ji Rina

Mitglied
Eine Übung: Schreib den letzten Gang zum Tierarzt in...wieviel Worten?
Kurz ist so schwer...
Aber auch ich find, Du hast es sehr gut gemacht!
Mit Gruß,
Ji
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo steky, jetzt weißt du es ja. Vielen Dank für deinen Beitrag, trotz der Irritation von gestern.

Servus Jirina, in maximal einhundert Worten. Du kennst das ja. Danke für die Benotung, sehr fair.
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo onivido,
unter Umständen steht mir das irgendwann in hoffentlich ferner Zukunft genauso bevor,
meine Hündin wird im Mai sechzehn.
Viele Grüße, Th.
 
S

steky

Gast
Dass vom Tierarzt die Rede ist, versteht sich von selbst.

Mich irritierte die Bombenmetapher.

Entschuldige, ich habe etwas überlesen.

Ich sollte unter der Woche keine Geschichten kommentieren: Da fehlt Steky nämlich der Schlaf.

In diesem Fall habe ich hier nichts auszusetzen.

Lieben Gruß
 
S

steky

Gast
Nachtrag:

Ich lese den Text jetzt zweidimensional: zwei Fäden, die gegen Ende der Geschichte zusammenlaufen.

Einen guter Text wie dieser hier ist unantastbar.

"Kürze ist die Schwester des Talents", hat ein kluger Mann mal gesagt.

Gruß
Steky
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Meine Gefühle sperre ich weg, in ein Kästchen, tief verborgen in meiner Brust.
Hallo Thomas,

ein gelungener Text!

Einzig in der optischen Darstellung würde ich eine Änderung vorschlagen:

Meine Gefühle sperre ich weg.
In ein Kästchen, tief verborgen in meiner Brust.

Grüße von Zeder
 
K

Karn Hardt

Gast
Hallo Thomas,

gern gelesen.

Ein paar weitere Ideen zur Verdichtung (aus meiner Sicht heraus):
rot = Idee
blau = Anmerkung

[strike]Der letzte Gang[/strike]

[blue]Überschrift ist ja bereits da.[/blue]

Vorsichtig hebe ich sie auf, trage sie die Treppe hinunter und lege sie in den Laderaum meines Kombis.
[red]Behutsam trage ich sie die Treppe runter und bette sie im Kofferraum.[/red]

[blue]Warum? Das Prot. sie aufhebt, ist m.M.n. redundant. Kurzprosa funktioniert auch aus der Handlung heraus. "Laderaum meines Kombis" ist (für mich) zu umständlich beschrieben und ergo überflüssig. Weder der Laderaum noch der Kombi taucht im weiteren Handlungsverlauf auf. [/blue]


Meine Gefühle sperre ich weg, in ein Kästchen, tief verborgen in meiner Brust.
[blue]Klares Voting für Zeders Vorschlag![/blue]

Zehn Minuten Fahrt stehen uns noch bevor. Ich weiß nicht, ob es lange oder kurze Minuten werden. Ich funktioniere nur.
Als ich sie hinein trage, schaut sie mich an, ich kann ihrem Blick nicht standhalten.
[blue]Du beschreibst hier den tragischen "Cut" der Szene mit Tiefenwirkung. Kürzer! (aus meiner Sicht), z.B. wie folgt:[/blue]

[red]Zehn Minuten Fahrt! Ich weiß nicht, ob es lange oder kurze Minuten werden.
(Absatz wegen Zeitänderung zwischen Fahren und Reintragen ...)
Sie schaut mich an, während ich sie trage, ich kann ihren Blick nicht halten.[/red]

Die Idee mit dem Kästchen ist klasse! Überhaupt ist dir ein sehr gefühlvoller Text gelungen. Chapeau!

Gruß, Karn
 

ThomasQu

Mitglied
Hallo Zeder und Karn,
vielen Dank für die Anteilnahme.

Karn, Kofferraum finde ich etwas lieblos, man stellt sich gleich eine Stufenhecklimousine vor.
Vielleicht ist die Rücksitzbank besser.

Gruß Thomas
 

ThomasQu

Mitglied
Der letzte Gang

Behutsam trage ich sie die Treppe hinunter und bette sie auf die Rücksitzbank.
Meine Gefühle sperre ich weg, in ein Kästchen.
Tief verborgen in meiner Brust.

Zehn Minuten Fahrt stehen uns noch bevor. Ich weiß nicht, ob es lange oder kurze Minuten werden.
Sie schaut mich an, während ich sie hineintrage, ich kann ihrem Blick nicht standhalten.

Der Arzt tut, was er tun muss. Ich bin ihr ganz nahe, streichle über das Fell, kraule ihre Ohren.
Dann schläft sie ein.

Als ich wieder im Auto sitze, explodiert das Kästchen.
 

Ji Rina

Mitglied
Hallo Thomas!

Ich finde Karns und Zeders Vorschläge gut!

Bei:

"Zehn Minuten Fahrt"

Statt:

"Zehn Minuten Fahrt stehen uns noch bevor"

Würde ich letzteres lassen; weil es (meiner Meinung nach) die Verzweiflung des Erzählers noch stärker betont.

Herzlichen Glückwunsch zum Film "Theos Glück"! ;)
Mit Gruß.
Ji
 

ThomasQu

Mitglied
Der letzte Gang

Behutsam trage ich sie die Treppe hinunter und bette sie auf die Rücksitzbank.
Meine Gefühle sperre ich weg, in ein Kästchen.
Tief verborgen in meiner Brust.

Zehn Minuten Fahrt. Ich weiß nicht, ob es lange oder kurze Minuten werden.
Sie schaut mich an, während ich sie hineintrage, ich kann ihrem Blick nicht standhalten.

Der Arzt tut, was er tun muss. Ich bin ihr ganz nahe, streichle über das Fell, kraule ihre Ohren.
Dann schläft sie ein.

Als ich wieder im Auto sitze, explodiert das Kästchen.
 
S

steky

Gast
Mit der "Rücksitzbank" hast du leider deinen Reim verunreinigt, indem du ein richtiges durch ein falsches Puzzleteil ersetzt hast. So sehe ich das.

Nicht die Silbe ergibt den Reim, sondern das Spontane, das Ehrliche, das Fließende.

Um das zu erkennen, braucht man allerdings ein Gefühl für die Sprache.

LG
Steky
 

ThomasQu

Mitglied
Ja steky, irgendwie ist das ein Problem.
Man kann das arme Tier doch nicht einfach in den Kofferraum einladen. Unter Kofferraum verstehe ich Stufenheck. Da bekomme ich Ärger mit den Tierschützern. Daher hatte ich mir anfangs einen Kombi ausgesucht.
Ich befürchte, ich habe da eher ein Gefühl für die Wirklichkeit.
Mal schauen, war Karn dazu meint.
 
S

steky

Gast
Es geht nicht darum, wo das Tier eingeladen wird.

Es geht um den ursprünglichen Gedanken.

Perfektion kann einer Geschichte den Charme nehmen.

Als würdest du ein süßes Muttermal am Hals deiner Freundin entfernen.

Sprachlich klang der "Laderaum" am besten, weil er floss.

Gruß
Steky
 



 
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