Der verführerische Nistplatz

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flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der verführerische Nistplatz
Anna und Katja, zwei innige Freundinnen, saßen auf der Wiese und unterhielten sich: „Gestern habe ich endlich den idealen Nistplatz gefunden!“ – „Ach ja? Wo denn?“ Katja blickte sich suchend um: „Kann man von hier aus leider nicht sehen. Aber wenn wir etwas in die Höhe fliegen, dann zeige ich ihn dir“. Gesagt, getan. Aus einiger Höhe jubelte Katja: „Siehst du den Baum dort? Da ist schon ein Nest, ich muss es nur ein wenig herrichten“.
Sie fliegen wieder auf die Wiese und Anna spricht: „Da nistest du nicht!“ – „Aber warum denn nicht? Hat es nicht genau die richtige Höhe, damit Katzen nicht dran kommen können?“ – „Doch“. – „Hat es nicht genau die richtige Größe für mein Gelege?“ – „Doch“. – „Hat es nicht allen Komfort, den ich brauche?“ – „Doch“. – „Ist es nicht nahe genug am See?“ - „Doch, aber trotzdem darfst du da nicht brüten“. – „Warum nicht? Gönnst du mir etwa mein Glück nicht?“ – „Aber Katja, ich bin deine Freundin, ich gönne dir alles Glück der Welt, aber du darfst dort nicht brüten!“ – „Dann sag mir endlich, warum nicht!“ – „Weil ich da im vorigen Jahr gebrütet habe“. – „Aha, du willst das Nest für dich?“
Katja hatte schon eine dicke Zornesfalte auf der kleinen Stirn. Anna lachte: „Keine zehn Pferde bringen mich noch Mal auf diesen Baum! Du weißt ja nicht, was mir damals passiert ist!“ – „Was denn?“
Anna plustert sich das Federkleid zurecht und berichtet: „Ich war damals sehr glücklich, diesen Baum gefunden zu haben. Weil die Menschen einen Ast in der Mitte heraus gesägt hatten, bot er einen idealen Platz für ein Entennest. Genau richtig in der Größe, im Abstand zum Boden und mit einem geraden Boden. Zehn Eier legte ich in das Nest und zehn Junge kamen gesund und munter auf die Welt. Ich stand unten am Baum und wartete, dass sie herunter plumpsen und ich sie zum Wasser führen kann, in unsere schöne Entenwelt auf dem See. Als endlich alle unten waren, zogen wir los. Der See ist ja nicht weit. Aber was soll ich dir sagen – wir kamen an eine Hausmauer! Eine Mauer, elende lang! Sie nahm kein Ende! Es gab einen Knick und die Mauer ging weiter. Ich merkte, dass ich mich in die falsche Richtung bewegte und kehrte um. Aber wieder Mauer, nichts als Mauer! Ich bekam es mit der Angst zu tun. Während des Brütens hatte ich ja einige Katzen im Hof herumschleichen sehen, und Krähen und Elstern flogen auch am Himmel. Die hätten meinen Kleinen arg schaden können. Komm, wir fliegen noch Mal hinauf und ich zeige es dir“.
Sie flatterten auf und Katja sah bestätigt, was die Freundin sagte: der Baum stand mitten in einem riesigen Hof, rundum von Häusern begrenzt, die nicht den geringsten Durchlass boten. „Wenn du dort brütest, dann kommst du nicht mehr heraus mit deinen Kindern. Du kannst fliegen, aber die Kleinen nicht“. – „Und was hast du damals gemacht? Du hast doch nicht etwa deine Kinder im Stich gelassen?“ – „Nein, nein! Da waren plötzlich zwei Menschen. Zuerst hatte ich natürlich Angst vor ihnen, besonders, nachdem die Frau gleich drei meiner lieben Kleinen mit ihren großen Händen auf einmal gegriffen hatte und in eine Schachtel steckte. Eines nach dem anderen griff sie sich! Am liebsten hätte ich ihr einen Finger abgebissen, der bösen Frau! Ich fürchtete, dass Schreckliches geschehen würde. Aber nachdem wir alle in der Kiste waren, brachte uns der Mann zum See und ließ uns frei. Da war die Freude groß! Und alle meine Kinder sind gesund aufgewachsen.
Sieh Mal, da kommen zwei Menschen zu uns an den See. Was wollen die? Oh, sie packen Brotkrümel aus! Nichts wie hin! Du, ich glaube, das sind die beiden, die mir im vorigen Jahr auf so wunderbare Weise geholfen hatten. Sind eigentlich doch nett, die Menschen“.
 

claudianne

Mitglied
Hallo flammarion,

ich finde, du solltest schon zu Beginn der Geschichte erwähnen, wer - bzw. was - deine Protagonistinnen sind. Bei
Anna und Katja, zwei innige Freundinnen
denke ich ertsmal an zwei Mädchen. Dazu passt dann das Gespräch nicht. Erst in der Mitte des Textes klärst du auf, das es sich um Enten handelt.

Was ich oft schreibe: die Lesbarkeit könnte verbessert werden, wenn du Absätze einführst und deine Dialoge nicht durch Bindestriche trennst, sondern bei einem Sprecherwechsel eine neue Zeile beginnst.

Die Geschichte habe ich gerne gelesen.

Viele Grüße,
Claudia
 

Artair

Mitglied
Liebe Flammarion,
auch mich hat gestört, dass erst so spät erwähnt wurde, um was für Vögel es sich handelt und ganz am Anfang denkt man wirklich es seien zwei Mädchen. Und wie auch Claudianne schon sagte, wäre die Geschichte leichter zu lesen, wenn Du jedesmal, wenn jemand anderes spricht, eine neue Zeile beginnen würdest. Das sind doch nur Kleinigkeiten und ganz leicht zu ändern. Ach ja und der Dialog am Anfang, wo sie rät, warum das Nest nicht geeignet sei, ist mir ein bisschen zu lang. Vielleicht einmal nachfragen weglassen. Trotzdem eine schöne Geschichte!
Liebe Grüße,
Artair
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
Der verführerische Nistplatz

Anna und Katja, zwei innige Freundinnen, saßen auf der Wiese und unterhielten sich schnatternd: „Gestern habe ich endlich den idealen Nistplatz gefunden!“
„Ach ja? Wo denn?“
Katja blickte sich suchend um: „Kann man von hier aus leider nicht sehen. Aber wenn wir etwas in die Höhe fliegen, dann zeige ich ihn dir“.
Gesagt, getan. Aus einiger Höhe jubelte Katja: „Siehst du den Baum dort? Da ist schon ein Nest, ich muss es nur ein wenig herrichten“.
Sie fliegen wieder auf die Wiese und Anna spricht: „Da nistest du nicht!“
„Aber warum denn nicht? Hat es nicht genau die richtige Höhe, damit Katzen nicht dran kommen können?“
„Doch“.
„Hat es nicht genau die richtige Größe für mein Gelege?“
„Doch“.
„Ist es nicht nahe genug am See?“
„Doch, aber trotzdem darfst du da nicht brüten“.
„Warum nicht? Gönnst du mir etwa mein Glück nicht?“
„Aber Katja, ich bin deine Freundin, ich gönne dir alles Glück der Welt, aber du darfst dort nicht brüten!“
„Dann sag mir endlich, warum nicht!“
„Weil ich da im vorigen Jahr gebrütet habe“.
„Aha, du willst das Nest für dich?!“
Katja hatte schon eine dicke Zornesfalte auf der kleinen Stirn. Anna lachte: „Keine zehn Pferde bringen mich noch Mal auf diesen Baum! Du weißt ja nicht, was mir damals passiert ist!“
„Was denn?“
Anna plusterte sich das Federkleid zurecht und berichtete: „Ich war damals sehr glücklich, diesen Baum gefunden zu haben. Weil die Menschen einen Ast in der Mitte heraus gesägt hatten, bot er einen idealen Platz für ein Entennest. Genau richtig in der Größe, im Abstand zum Boden und mit einem geraden Boden. Zehn Eier legte ich in das Nest und zehn Junge kamen gesund und munter auf die Welt. Ich stand unten am Baum und wartete, dass sie herunter plumpsen und ich sie zum Wasser führen kann, in unsere schöne Entenwelt auf dem See.
Als endlich alle unten waren, zogen wir los. Der See ist ja nicht weit. Aber was soll ich dir sagen – wir kamen an eine Hausmauer! Eine Mauer, elende lang! Sie nahm kein Ende! Es gab einen Knick und die Mauer ging weiter. Ich merkte, dass ich mich in die falsche Richtung bewegte und kehrte um. Aber wieder Mauer, nichts als Mauer! Ich bekam es mit der Angst zu tun. Während des Brütens hatte ich ja einige Katzen im Hof herumschleichen sehen, und Krähen und Elstern flogen auch am Himmel. Die hätten meinen Kleinen arg schaden können. Komm, wir fliegen noch Mal hinauf und ich zeige es dir“.
Sie flatterten auf und Katja sah bestätigt, was die Freundin sagte: der Baum stand mitten in einem riesigen Hof, rundum von Häusern begrenzt, die nicht den geringsten Durchlass boten. „Wenn du dort brütest, dann kommst du nicht mehr heraus mit deinen Kindern. Du kannst fliegen, aber die Kleinen nicht“.
„Und was hast du damals gemacht? Du hast doch nicht etwa deine Kinder im Stich gelassen?“ „Nein, nein! Da waren plötzlich zwei Menschen. Zuerst hatte ich natürlich Angst vor ihnen, besonders, nachdem die Frau gleich drei meiner lieben Kleinen mit ihren großen Händen auf einmal gegriffen hatte und in eine Schachtel steckte. Eines nach dem anderen griff sie sich! Am liebsten hätte ich ihr einen Finger abgebissen, der bösen Frau! Ich fürchtete, dass Schreckliches geschehen würde. Aber nachdem wir alle in der Kiste waren, brachte uns der Mann zum See und ließ uns frei. Da war die Freude groß! Und alle meine Kinder sind gesund aufgewachsen.
Sieh Mal, da kommen zwei Menschen zu uns an den See. Was wollen die? Oh, sie packen Brotkrümel aus! Nichts wie hin! Du, ich glaube, das sind die beiden, die mir im vorigen Jahr auf so wunderbare Weise geholfen hatten. Sind eigentlich doch nett, die Menschen“.
 



 
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