Der wandernde Park

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Ellinor

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Der wandernde Park

In einer großen Stadt gab es einen Park, den die Menschen angelegt hatten, um sich in ihrer Freizeit in ihm zu erholen. In dem Park gab es Wiesen, Bäume, Blumen, Sträucher, Büsche und kleine Seen. Er war für die Menschen sehr wichtig, denn in ihm hatten sie die Möglichkeit, ihre Alltagslast abzustreifen.
In der Stadt gab es nicht nur den großen Park, sondern auch Fabriken und viele Autos. Selbst durch den Park führte eine große verkehrsreiche Straße. Die Fabriken und Autos machten viel Schmutz, so dass die Luft von Abgasen und Dreckpartikelchen erfüllt war, die sich im Park auf die Bäume, Blumen und Wiesen absetzten.
Diese wurden krank davon, was die Menschen aber nicht so recht merkten, und denen, die es wussten, wollte niemand glauben. Die meisten dachten, dass ihre Fabriken und Autos wichtiger seien als der Park. Sie rechneten nicht damit, daß der Park sich einen Tages zur Wehr setzen könnte. Die Menschen ahnten nicht, dass die Bäume, Büsche und Blumen in der Lage waren, sich untereinander zu verständigen.
Eines Nachts sprachen sie wieder miteinander über die Erkrankungen, die unter ihnen herrschten. Sie wussten, warum so viele von ihnen krank waren und sie sprachen über ihren Ärger, den sie auf die Menschen hatten, die so wenig Rücksicht übten. Der Park beschloss, etwas zu unternehmen.

Eine große, stattliche Eiche hatte die Idee auszuwandern. Sie wollten in ein Land gehen, in dem es sauberes Wasser, reine Luft und keine Fabriken und Autos gab. Die Eiche erbot sich, selbst loszugehen, um das Land zu suchen. Wenn sie es gefunden hatte, wollte sie zurückkommen, um die anderen zu holen.
Sogleich machte sie sich auf den Weg und schlich sich aus der Stadt, was gar nicht so einfach war, da ihr immer wieder Menschen begegneten. Kam ihr jemand entgegen, blieb sie einfach stehen und fiel als Baum nicht weiter auf, da in der Stadt überall welche standen.
Sie erzählte den anderen Bäumen, die an den Straßenrändern standen, was der Park vorhatte, so dass diese beschlossen mitzugehen, wenn die Eiche einen anderen Ort gefunden hätte.

Als der Morgen graute, war sie aus der Stadt heraus und hatte freies Land erreicht. Sie spürte, dass die Luft dort schon etwas klarer war, aber das Rechte war es doch noch nicht, und so wanderte sie munter drauf los.
Die Menschen in der Stadt merkten gar nicht, dass in ihrem Park ein so großer Baum fehlte, bis auf einen kleinen Jungen, der seine Mutter danach fragte. Die sagte ihm, dass er sich irre, denn dort hätte niemals ein Baum gestanden.
Die Eiche befand sich immer noch auf der Suche nach einem gesunden Ort für den Park. Sie wanderte über Berge und durch Täler, kam durch Wälder, denen es noch schlechter ging als ihrem Park zu Hause. Schließlich kam sie an die Grenze ihres Landes und hatte immer noch keinen besseren Ort gefunden. Sie durchstreifte sogar Landstriche, in denen es keine Wälder mehr gab.
Nach langer Wanderung fand sie doch noch ein Land, in dem es keine Städte und nur wenig Menschen gab. Sie merkte gleich, dass in diesem Land die Luft sauber und klar war. Es gab viel Platz in ihm, die Seen waren klar und trugen vielerlei Leben in sich. In den Wäldern gab es Tiere, die sie noch nie gesehen hatte.

Sie blieb eine Weile in dem gefundenen Land und suchte einen Ort, an dem noch Platz für ihren Park war. Bald hatte sie eine Stelle gefunden, die groß genug war, um den Park aufzunehmen. Sie erholte sich noch eine Weile von ihrer langen Reise und ging dann zurück in ihre Heimat.
Über ein Jahr ist die Eiche fort gewesen, so dass der Park nicht mehr an ihre Rückkehr glaubte. In dieser Zeit sind in der Stadt noch neue Fabriken und Straßen gebaut worden.
Im Park waren einige Bäume und Sträucher gestorben und viele waren sehr krank. Die Eiche merkte, dass es höchste Zeit war, aus der Stadt wegzugehen. Sie berichtete dem Park von dem schönen Land, das sie entdeckt hatte und alle, selbst die Schwachen und Kranken, wollten sich auf den Weg machen.
Sie wussten, dass sie es innerhalb einer Nacht schaffen mussten aus der Stadt zu kommen, weil die Menschen es nicht merken durften. Der Park plante alles ganz genau, denn jedes kleine Pflänzchen, und auch die Seen, sollten mit. Keiner wollte zurückgelassen werden.
Für die Wasser war es kein Problem wegzukommen, denn sie konnten einfach davon fließen. Schwer würde es für die kleinen Büsche und Bäume werden, weil sie nicht so schnell laufen konnten. Aber alle großen Bäume und Büsche wollten die Kleinen tragen. Sie beschlossen, in einer besonders dunklen Nacht zu gehen.
Ein paar Nächte später kam die Gelegenheit. Der Mond war auf eine kleine Sichel in sich zusammengeschmolzen und Regenwolken standen davor. Da machte sich der Park auf ganz leisen Sohlen davon. Niemand sah ihn, da der Regen in Sturzbächen vom Himmel fiel, so dass die Menschen in ihren Häusern blieben.
Es sah gespenstisch aus wie der Park durch die Stadt schlich. Die anderen Bäume der Stadt schlossen sich dem geisterhaften Zug an. Alle kamen mit, selbst die ganz kleinen Keimlinge wurden davongetragen. Auch die Wiesen mit ihren kurzen Beinchen liefen mit und wurden von den Bäumen hochgenommen, wenn sie nicht mehr konnten.
An dem Ort, wo der Park gestanden hatte, würde nie wieder etwas wachsen, weil selbst der Erdboden mit verschwand.
In den frühen Morgenstunden, als die ersten Sonnenstrahlen vom Himmel winkten, hatte der Park es geschafft, aus der Stadt zu kommen, ohne aufgehalten zu werden. Das war nur möglich, weil die Starken den Kleinen und Schwachen halfen.
Auf das freie Land gekommen konnte der Park aufatmen, denn nun war er in Sicherheit.
Er kam gut und heil in dem von der Eiche gefundenen Land an und wuchs bald zu einer wunderbaren Landschaft heran. Alle Schwachen und Kranken wurden stark, viele Tiere fanden sich ein und die Seen füllten sich mit Leben. Für den Park war alles gut ausgegangen.
Für die Menschen wurde nun klar, dass sie den Park brauchten, aber es war nicht zu ändern. Sie hatten ihre Oase verloren, weil niemand auf sie geachtet hatte. Sie mussten sich damit abfinden, ohne Bäume und Blumen zu leben, weil in ihrer Stadt nie wieder etwas wachsen sollte.
 

pablo

Mitglied
Liebe Ellinor,

deine Geschichte ist sehr gut und kindgerecht geschrieben.

Der wandernde Park hat noch rechzeitig das Weite gesucht, bevor die Fabriken ihm, mit all seinen Bäumen und Seen, endgültig den Garaus machen konnten.

Man kann gar nicht früh genug die lieben Kleinen auf genügend Umweltbewusstsein hinweisen und sie lehren, die Natur zu würdigen.

Ganz liebe Grüße
Pablo
 



 
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