Des einen Leid, des anderen Freud´

Eine Groenendael-Hündin erzählt von ihrem Rudel:

Hallo, Freunde in Nah und Fern!

Hier meldet sich die Groenendael-Dame Denise von Black Bandit´s. Jawohl! Ihr habt richtig gelesen. Ich schrieb DAME! Darauf bestehe ich neuerdings, nachdem ich kräftig abgespeckt habe. Frauchen meint natürlich, das läge daran, dass ich so viel Unterwolle verloren habe, doch es hätte mich auch gewundert, wenn sie mit mir einer Meinung gewesen wäre. Das ärgerliche an der Sache ist nur, dass sie immer noch viel zu wenig Futter für mich herausrückt. Wenn das so weitergeht, dann muss ich bei den nächsten Herbststürmen Angst haben, davongeweht zu werden.
Hin und wieder habe ich allerdings auch großes Glück. Dann nämlich, wenn Frauchen vergisst, die Tür zu unserer Futterkammer zu schließen, in der sie meine herrlichen, getrockneten Fleischsachen aufbewahrt. Nein, nein, versteht mich jetzt nicht falsch! Ich klaue nicht! Aber ihr seit doch sicherlich einer Meinung mit mir, dass ich mir von meinen Dingen nehmen darf, so viel, wie ich möchte!? Das habe ich mir schließlich verdient, bei der schweren Arbeit, die ich mit meinen drei flegelhaften Jungs habe.
In letzter Zeit wird mein kleiner Rondo immer aufmüpfiger, kneift, und zerrt mich am Schwanz. Dann meint Ainuk auch noch, ihm helfen zu müssen und steht laut bellend vor mir. Dabei versucht er, blitzschnell in meine Vorderpfoten zu beißen. Als wenn das nicht schon genug wäre, springt Douglas laut heulend um uns herum und wartet auf die beste Gelegenheit, mich ins Hinterteil zu zwicken!
Oh, keine Bange!
Ich teile auch kräftig aus! Keiner von ihnen kommt ohne eine Ohrfeige davon! Nach diesem ausgelassenen Spiel jagen wir dann über die Wiese, um den Komposthaufen herum, rempeln uns gegenseitig an und versuchen, den anderen auf den Rücken zu werfen. Es ist wohl klar, dass ich bei diesem herrlichen, wilden Spiel immer den Sieg davontrage! Meine Jungs sind halt nicht so kräftig und durchtrainiert wie ich!
Gestern Abend habe ich wieder eine Maus gefangen! Mit Schnelligkeit und Intelligenz! Der kleine Käsefresser rannte um unseren großen Wassernapf vor der Terrasse herum. Ich habe mich angeschlichen, dem fast leeren Napf einen Schlag mit der Vorderpfote versetzt, dass er hochflog und umgekehrt wieder herunterkam. Volltreffer! Die Maus saß in der Falle und ich schob den Napf vorsichtig mit der Nase vor mir her. Es war für mich ein Riesenspaß, die Maus darunter quietschen und rennen zu hören! Welcher Hund hat schon so einen lustigen, lebendigen Wassernapf? Irgendwann wurde mir dieses Spiel aber langweilig und ich beendete es. Naja, langweilig ist vielleicht übertrieben, aber mir fiel ein, wenn ich Frauchen eine Maus bringe, dass ich dann ein herrliches Leckerchen bekomme. Ihr seht: ich arbeite wirklich hart für mein Fressen!
Nur vor ein paar Tagen, da war es anders. Ich habe gelebt, wie im Schlaraffenland. Unser lieber Schlachter hatte für jeden von uns einen dicken Rinderknochen mit viel Fleisch daran eingepackt, die Frauchen auch gleich an uns verteilte. Glücklich legten Ainuk und ich uns auf die Wiese und zogen und zerrten an dem Fleisch. Doch dann wurde es für mich interessanter, Rondo zu beobachten, der mit großen Augen vor seinem Knochen saß und glücklich lachte. Schließlich packte er ihn jubelnd und wollte ihn verspielt in die Luft werfen. Tja, er hatte nicht das Gewicht des Knochens berechnet, welcher ungefähr 3 Kilo wog und auch nicht die Schwerkraft! Das Stückchen Fleisch, an welchem er ihn gepackt hielt, riss ab und der Knochen fiel herunter. Es wäre ja nicht schlimm gewesen. Nur leider stand Rondos Pfote bei seinem Landeanflug im Weg! Sein glückliches Lachen ging jedenfalls im gleichen Augenblick in lautes Schmerzgeheul über und jammernd hielt er seine Pfote hoch. Um Mitleid bettelnd sah er unser Frauchen an, die aber vor Lachen nicht in der Lage war, ihn zu trösten. Voller Wut biss er schließlich in den Knochen. Es dauerte nicht lange, bis ihn dieses herrliche Leckerchen von seinen Schmerzen und seinem Zorn ablenkte und er glücklich und zufrieden kaute. Auf jeden Fall hat er an diesem Tag gelernt, dass sich auch ein Knochen noch wehren kann!
Gestern stand mein brauner Freund Douglas vor dem Wohnzimmerfenster und sah hinaus. Er beobachtete die Kinder, die auf ihren Pferden vor unserem Haus vorbeiritten. Ich glaube, er wundert sich noch immer, warum diese großen Hunde so merkwürdige Laute von sich geben und nicht vernünftig bellen. Douglas entdeckte aber auch die Blumen, die auf der Fensterbank stehen. Und da er seine dicke Nase überall hineinstecken muss, roch er an einer von ihnen. Frauchen entfernte ihm dann hinterher voller Mitgefühl den Stachel aus der Nase und Douglas hat dadurch gelernt, dass eine Kaktee nicht riecht!
Ja, Freunde – das war mal wieder das Neuste von meinem Ostfriesenrudel. Ihr seht, uns vier Belgiern gehen die Geschichten nicht aus. Und wie heißt es so schön? Des einen Leid ist des anderen Freud!
Bis bald!
Eure stolze Groenendael-Dame
Denise von Black Bandit´s
 



 
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