Dialog am Donnerstag

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Maribu

Mitglied
Dialog am Donnerstag

Manchmal fällt es mir schwer, jeden Donnerstag als für ihn gewohnten Besuchstag einzuhalten.
Wenn man noch voll im Erwerbsleben steht, kann man nicht immer Privates und Berufliches starr voneinander trennen.
Mitunter kommen Mitarbeiter anderer Niederlassungen, die ausgeführt werden wollen, oder es stellt sich abends noch ein Bewerber vor. Aber wenn ich es einrichten kann, bleibt es bei diesem Wochentag.
Er erwartet mich stets ungeduldig, begrüßt mich nur kurz und kehrt in die Küche zurück, damit wir rechtzeitig essen können.
Wenn ich mein Zeug an die Garderobe gehängt habe, verweile ich noch einen kleinen Moment im Flur. Mein Blick streift die grüne Schürze und die braunen, mit Pelz abgesetzten Hausschuhe. Ob ich will oder nicht, er ist jedesmal wieder da, diese kurze Stich in der Herzgegend, weil ich mir einbilde, dass sie noch lebt und vielleicht nur mal eben zum Einkaufen gegangen ist.
Vielleicht fühlt er ebenso und es fällt ihm schwer, sich von diesen Sachen zu trennen.
An jenem Donnerstag saßen wir einander am Wohnzimmertisch gegenüber. Der Spargel war sehr gut, nicht eine Stange schmeckte holzig. Nur das Frikassee wollte mir nicht so recht munden. Er bemerkte es und sagte trocken: "Vergiss den Bericht über das mit Antibiotikum behandelte Putenfleisch, sonst müssen wir ganz aufhören mit dem Essen!"
"Ja, aber man muss das doch nicht noch unterstützen!"
"In meinem Alter kann es mir nicht mehr schaden!"
Ich lachte. "Denk an mich und an deine Enkelkinder!"
Ich aß den Teller nur halbleer. Ihm war auch der Appetit vergangen, und er legte das Besteck geräuschvoll an den Tellerrand.
Ich besorgte uns den Kaffee aus der Küche, den er bereits vorbereitet und warm gestellt hatte und sagte im Hinausgehen: "Was machst du eigentlich den ganzen Tag über, wo du deinen alten Fernseher auf den Sperrmüll gestellt hast?"
Er hatte sich eine Zigarette angezündet und wartete, bis ich den Kaffee eingeschenkt hatte. "Wieso? Ich höre Musik, Nachrichten und Kommentare im Rundfunk!"
"Vermisst du abends den Fernseher nicht?"
"Nein! Erstens kann ich das Bild schlecht erkennen und zweitens höre ich mir fast jeden Abend ein Hörspiel an."
"Du interessiertst dich noch für Hörspiele? Die Zeiten haben sich doch geändert!"
"Ja, die Zeiten haben sich geändert!", wiederholte er. "Was früher selbstverständlich war, ist heute die Ausnahme! -
Wer bietet einem alten Mann einen Sitzplatz in der Bahn an?
Es sind Menschen deiner Generation! Die Schüler, die zum Gymnasium, zur Handels-oder Berufsschule fahren, gucken einen ganz herausfordernd und kaugummikauend an. Thema Nummer eins ist das Fernsehen. Ich habe das Gefühl, sie haben keine andere Freizeitbeschäftigung mehr! Und der am häufigsten gebrauchte Ausdruck ist das Wörtchen 'geil'! Ob es sich um einen Film handelt, um ein Mädchen oder um hautenge zerrissene Jeans. Fallen so viele Deutschstunden aus, dass man es nicht anders ausdrücken kann?"
"Ich glaube, du urteilst zu pauschal!", widersprach ich und nahm einen Schluck Kaffee. "Im Laufe der Jahre verändern sich Bedeutungen. In diesem Fall ganz harmlos zu toll oder aufregend."
Er inhalierte einen Zug und fragte nachdenklich: "Meinst du, ob die mit einem Hörspiel von Günter Eich etwas anfangen könnten? Hätten sie überhaupt die Ruhe zum Zuhören, wo sie es gewohnt sind, sich von der Glotze berieseln zu lassen?"
"Wenn sich ein paar Schüler in der Bahn hingeflegelt, dir keinen Platz angeboten haben und sie sich übers Fernsehen ausgetauscht haben, willst du doch nicht deshalb darauf verzichten?! Du kannst nicht die gesamte junge Generation verdammen!"
"Ich will nur auf ein Symptom aufmerksam machen! Heute müssen die Leute überall mit der Nase drauf gestoßen werden!
Das Jahr der Frau, des Kindes, das Jahr der Behinderten, das Jahr der Nichtraucher und so weiter! - Wie wäre es mal mit dem Slogan 'Jahr der Alten'? Ob ich mir die Sitzplätze dann aussuchen kann? Würde die Selbstmordquote unter den alten Menschen dann zurückgehen?"
Ich fing an mich aufzuregen. Das konnte doch noch nicht der Kaffee bewirkt haben! Bestimmt sagte ich: "Wenn wir es ganz realistisch sehen - nur auf deine Person bezogen - hast du keinen Grund, dich zu beklagen! Du hast das große Glück gehabt, mit Mutti die goldene Hochzeit zu erleben und bist
- Gott sei Dank - noch in der Lage, mit deinen einundneunzig Jahren, ohne fremde Hilfe in deinen vier Wänden zu leben! - Ist das etwa nichts?"
"Ich beklage mich ja gar nicht!" erwiderte er unwirsch. "Solche Redensarten muss ich mir oft am Grab deiner Mutter anhören, wenn Leute im Vorbeigehen die Inschriften am Stein entziffern. Ungeniert sagen sie dann: 'Ach, fünfundachtzig ist doch ein schönes Alter! Wer weiß, ob wir das überhaupt erreichen!' Dann möchte ich ihnen am liebsten die kleine Harke über den Schädel schlagen, weil fünf Jahre mehr für deine Mutter fünf gemeinsame und nicht einsame Jahre für mich gewesen wären!"
Er drückte die Zigarette, bis kurz vor dem Filter geraucht, in dem bunten Keramik-Aschbecher aus. "Schuld daran ist aber unser Leistungssystem! Höre dir doch nur die Werbung an!
Jung und dynamisch heißt die Devise! Dir als Personalleiter ist das doch vertraut! Wo liegt bei dir die Einstellungsgrenze?"
"In unseren Stellenanzeigen legen wir uns nicht fest. Aber von der Geschäftsleitung wurden mir fünfundvierzig
Jahre vorgegeben."
"Ist das nicht eine furchtbare Entwicklung?! Zählen Erfahrung und Beständigkeit nicht mehr? - Und mein Sohn unterstützt das!
Schämst du dich gar nicht? Hast du keine Angst, deinen Arbeitsplatz zu verlieren?!"
Einen Augenblick hatte er mich sprachlos gemacht, und ich schenkte uns betroffen Kaffee nach. Dann fragte ich unsicher: "Und was hat das mit unserer Jugend zu tun?"
"Dass sie 'altenfeindlich' erzogen wird!"
"Mein Kind aber nicht!" widersprach ich erregt. "Helga und ich geben uns alle Mühe, Sabine Respekt vor dem Alter beizubringen!"
Jetzt lachte er, steckte sich eine Zigarette an und fragte:
"Was meinst du denn, wie das mit mir weitergehen soll?"
"Nach Muttis Tod hatten wir doch darüber gesprochen. Es war doch dein Wunsch, solange wie möglich in dieser Wohnung zu bleiben. Und wenn es nicht mehr geht, werden wir schon eine Lösung finden!"
"Das Wort Lösung höre ich nicht so gerne, weil es sich so ein bißchen wie 'Endlösung' anhört!"
"Nun ist aber genug! Wenn du nicht mehr kannst, kommst du zu uns! Ich habe es Mutti am Krankenbett versprochen!"
Er lächelte weise. "Für dich ist es furchtbar einfach zu sagen, du kommst zu uns! Soll Sabine - der ihr ja Respekt vor dem Alter beigebracht habt - das Zimmer für ihren Opa räumen?"
"Wir haben doch das Gästezimmer frei", erwiderte ich zaghaft.
"Und wie ist es mit der Arbeit, die der 'Gast' verursacht?
Die erledigt selbstverständlich deine Frau! Du kommst abends aus dem Büro und fragst: 'Hallo Papa, wie geht`s?' und dann willst du deinen Feierabend genießen!"
"Das stimmt nicht! Ich werde ..."
Er unterbrach mich. "Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass ich vielleicht irgendwann das Wasser nicht mehr halten kann?! Kannst du dir deinen Vater in Gummihosen vorstellen?
Oder mit 'Pampers' zwischen den Beinen, gewindelt von deiner Frau?!"
"Was gibt es für eine Alternative?", fragte ich und hatte einen Kloß im Hals.
"Ein Pflegeheim!"
"Was sollen die Leute denken? Dein Sohn besitzt ein Haus - und du ins Heim?"
"Welche Leute werden denken? - Das 'Jahr der Alten' wird es nie geben!"
Einen Moment sahen wir einander schweigend an. Eigentlich war alles gesagt. Dann erhob er sich abrupt und schaltete das Radio ein.
"Klavierkonzert Nummer eins von Tschaikowsky", bemerkte ich sofort und war froh, an etwa anderes denken zu können. "Klingt aber gut! Bald wie im Konzertsaal!"
Er nickte nur. "Bei Hörspielen lege ich mir immer den Kopfhörer um, dann bin ich mittendrin im Geschehen! Vielleicht erwische ich nachher noch eins! Im Rundfunk bringen die wenigstens noch Problemstücke. Dienstag haben die auf Radio Bremen das preisgekrönte Stück aus dem Vorjahr wiederholt."
"Welcher Preis?"
"Preis der Kriegsblinden."
"Und welches Thema?"
"Es handelte von einer alten Frau, die aus dem Krankenhaus direkt in ein Heim eingewiesen wurde. Mit drei anderen Frauen musste sie sich ein Zimmer teilen. Ihre Wohnung wurde von ihren Kindern aufgelöst, obwohl sie nach einer gewissen Zeit wieder so erholt war, dass sie hätte zurück können.
Die eine Mitbewohnerin war geistig nicht mehr ganz da, und für die drei anderen eine große Belastung. Manchmal stritt man sich wegen Kleinigkeiten. Ein lächerlicher Stuhl im Aufenthaltsraum, näher zum Fernsehgerät postiert, wurde dann zum Kampfobjekt. - Ich kann dir nicht alle Einzelheiten aufzählen. Jedenfalls zerbrach diese Frau, die es gewohnt war, Jahrzehnte in ihrer Wohnung zu leben, an dieser Gemeinschaft. Sie schluckte Gift!"
"Das ist tragisch! Aber es war ein Hörspiel, ein konstruiertes Geschehen! Du hast ja glücklicherweise eine hohe Pension, so dass du dir ein gutes privates Heim leisten könntest!"
"Und wenn ich es mir aber nicht leisten will?"
"Sei doch nicht so stur! Du kannst doch nichts mitnehmen und für wen willst du noch sparen?!"
"Ich will es nicht besser haben, als andere in einem städtischen Heim! Wenn die Jugend schon nichts für die Alten empfindet, müssen wir untereinander wenigstens solidarisch sein!"
"Du willst mir doch nicht ernsthaft weismachen, dass du aus Solidarität in ein Vier-Betten-Zimmer eines städtischen Heims ziehst, obwohl du dir eins der besten privaten Häuser leisten könntest?!"
"Doch! Es ist mein voller Ernst, weil wir im Alter alle gleich sind. - Alle gleich einsam!"
Was konnte ich darauf noch erwidern? Ich stand auf und verabschiedete mich, und mir war ziemlich elend zu Mute.
Er begleitete mich zur Tür, noch sehr aufrecht und fest im
Gang, und keine Spur von Erregung! Unser Dialog hatte ihn weniger mitgenommen als mich. - Vielleicht hätte er seinen
Kopfhörer umlegen müssen!
Bevor mir das Eckhaus die Sicht versperrte, drehte ich mich um. Zwischen den Ästen der fast haushohen Birke hatte ich jetzt genau sein Fenster im Blickfeld. Ich erkannte deutlich sein Gesicht hinter der Scheibe, bemerkte die winkende Hand. Und wieder fragte ich mich, war es die langjährige Gewohnheit,
vermutetet er nur, dass ich jetzt wohl diese Stelle erreicht haben müsste oder konnte er mich tatsächlich aus dieser Entfernung noch ausmachen?
Mit kräftigen, kreisenden Armbewegungen winkte ich zurück.
Einmal, zweimal, dreimal. Auf Wiedersehen bis zum nächsten Donnerstag! - Wieviele noch?
 
A

aligaga

Gast
Manchmal fällt es mir schwer, jeden Donnerstag als für ihn gewohnten Besuchstag einzuhalten. [blue]Das "ihn" bezieht sich hier auf den Donnerstag und macht so keinen Sinn. Verständlich formuliert müsste es etwa "... jeden Donnerstag als den für meinen Vater gewohnten ..." heißen[/blue].
Wenn man noch voll im Erwerbsleben steht, kann man nicht immer Privates und Berufliches starr voneinander trennen. [blue]Das ist natürlich Unsinn. Ohne Erwerbsleben kann und braucht man nämlich überhaupt nicht zwischen Dienst und Schnaps unterscheiden; im Übrigen trennt man im Deutschen nicht "starr", sondern scharf. Und drittens kann man immer zwischen Dienst und Schnaps trennen - nur die Zeit, die man dafür bräuchte, nicht. Die hat man, oder man hat sie nicht. Logik![/blue]
Mitunter kommen Mitarbeiter anderer Niederlassungen, die ausgeführt werden wollen,[blue] gehört das abendliche "Ausführen" von "Mitarbeitern" zur Arbeitszeit? Was ist das für ein Job? Escort?[/blue] oder es stellt sich abends noch ein Bewerber vor. Aber wenn ich es einrichten kann, bleibt es bei diesem Wochentag.
Er [blue]"Er"? Warum immer noch so unmotivierzt rätselhaft?[/blue] erwartet mich stets ungeduldig, begrüßt mich nur kurz und kehrt in die Küche zurück, damit wir rechtzeitig essen können.
So schleppt sich der insgesamt recht umständlich und ein wenig ungeschickt ausformulierte Bericht über ein kleinbürgerliches Allerweltmilieu weiter dahin, bis der Leser erfährt, dass die Jugend von heute ihre Zeit vor der Glotze vertut, statt Hörspielen zu lauschen, die vor 50 oder mehr Jahren noch Kriegsblindenpreise gewannen.

Spätestens da fragt man sich, in welcher Zeit dieses Stückerl denn spielt. Die "Jugend von heute" hockt nämlich - zum Bedauern der Intendanten - schon längst nicht mehr vor der Glotze herum, sondern chillt ganz woanders ab. TV war vorgestern; das Durchschnittsalter dessen Publikums ist 60 plus x. Ganz offenbar ist hier nicht nur uns Opi, sondern auch das lyrische Ich des Autors nicht so recht auf der Höhe der Zeit. Ipod? Iphone? PC? Facebook?

Der Kritiker rätselt, was uns in diesem Aufsatz denn mitgeteilt werden will. Dass die Alten nicht ins Heim wollen? Dass die Erben ein schlechtes Gewissen haben, wenn's bei Opi und Omi eng zu werden droht? Dass unsere Gesellschaft altenfeindlich sei? Dass die Jugend nichts tauge? Sorry, aber das ist keine Erzählung, die einen Anfang, eine Mitte und einen Schluss hätte; es geschieht nichts und es wird nichts kommuniziert, was etwas anderes wäre als ein Gemeinplatz, an dem man jeden Tag selber ein paarmal vorbeiläuft.

Nichts gegen Schlossgespenster wie Tschaikowski und Günter Eich, aber sie allein schaffen es nicht, den Mief aus dieser drögen Szenerie zu pusten und das Lesen weniger beschwerlich zu machen. Inmitten der vielen Klischees, die du uns hier anhäufst, @Maribu, werden die beiden gleich selbst zu welchen, und am Ende bleibt gähnende Langeweile.

Wenn Omi mit 85 vor fünf Jahren dahinschied, dann muss Opi eigentlich die 90 schon überschritten haben. Wie alt ist dann der Sohn, der vorgibt, seine "Sabine" immer noch altersfürchtig zu erziehen ...*grübel*...?

Das sind die eigentlich interessanten Eckdaten, die wir hier erfahren, und die vielleicht erklären, warum das lyrische Ich in einer Zeit zu leben scheint, die es längst nicht mehr gibt.

Tipp: Die Szene plausibilisieren und nach Motiven suchen, die für den Leser attraktiver sind als die ewiggleiche Leier von der guten alten Zeit und den Unzulänglichkeiten der Nachfahren. Mach den Opi zu einem Scheusal oder zu einem Helden des Häuserblocks, den Sohn zu einem
Charakterschwein oder zu einem, der wirklich an seinem Pappi hinge und dem es nichts ausmachte, ihn ab und zu auf den Topf zu setzen. Dann käm ein bisschen Leben in die Bude!

Gruß

aligaga
 
Hallo Maribu,

Umgang mit den alten Eltern, hier mit dem alten Vater. Ein schwieriges Thema, das von dir glaubwürdig und sensibel ausgebreitet wird, mit vielen Facetten.

- Missverständnisse und Empfindlichkeiten auf beiden Seiten
- Diskrepanz zwischen selbst auferlegter Besuchspflicht und echtem Kontaktbedürfnis
- Überraschung, dass der andere sich – nach all den Jahren, die man sich kennt – plötzlich anders verhält als erwartet
- Ambivalenz, sich offen auszusprechen oder Konflikte zu vermeiden

Und immer die bange Frage: Wie lange noch?

Dein Text ist vor allem jedem zu empfehlen, der gerade in einer ähnlichen Situation steht. Sehr beeindruckend.

Viele Grüße
Stefan
 

Maribu

Mitglied
Hallo Stefan,

danke für deinen Eindruck!
Ich hatte schon gedacht, dass so ein Text bei den
Mitautoren der Ll nicht ankommt.

Ali (Gaga) der ja fast jeden Text verreißt, sieht das
ganz anders. Aber das ist ja wohl Neid bei ihm!

Liebe Grüße und noch ein schönes Wochenende
Maribu
 
A

aligaga

Gast
Ali (Gaga) der ja fast jeden Text verreißt, sieht das
ganz anders. Aber das ist ja wohl Neid bei ihm!
Ich hab deinen Text nicht "verrissen", @Maribu, sondern kritisiert, die Kritik begründet und dir Vorschläge zur Verbesserung gemacht. Vielen Dank, dass du mich die Zeit dafür aufbringen ließest!

Mit Kritikerschelte allein verbesserst du deinen Text aber nicht. Ein bisschen mehr Mühe wäre da schon nötig, wie jeder erkennen kann, der sorgfältig zu lesen imstande ist.

Neidisch auf dich oder dein Betroffenheitsstückerl, das alles andere ist als eine "Erzählung", bin ich nicht. Ich wüsste nicht, warum.

Kopfschüttelnd

aligaga
 

Vagant

Mitglied
Hallo Maribu,

ich möchte mal versuchen, an eins, zwei Beispielen zu erläutern, warum der Text bei mir nicht so richtig funzt. Das muss dir nun mal kein Kopfzerbrechen bereiten – ist nur meine persönliche Meinung.

Du beginnst mit vielen, ich sag mal so: schwammigen Begriffen: Berufsleben, Mitarbeiter, Persönliches, Privates ... usw. Das ist alles so Larifari, mir fehlt da das Konkrete.
Für mich allesamt Wörter die ich eher in einem Geschäftsbericht oder in einer sziologischen Studie lesen möchte, nicht in einer Erzählung. Dies war vielleicht ein Grund weshalb mir der Einstieg etwas schwer gefallen ist.

Die Thematik hat mir gut gefallen, die Verarbeitung ist sauber, aber eben auch so richtig Old School.
Mir ist das alles etwas zu sauber, zu ernst, zu aufgeräumt, zu behäbig erzählt. Man spricht Schriftsprache, und selbst die Gedanken (Was konnte ich darauf noch erwidern?)wirken ein wenig wie das altmodische Zurseitesprechen beim Theater.

Aber wie ich oben schon erwähnte; das ist nur mein persönlicher Eindruck.

lg Vagant.
 

Maribu

Mitglied
Hallo Vagant,

danke für deine ehrliche Meinung!

Ja, da muss ich als "älteres Semester"
mit leben! - Das Wort "funzt" ist mir
z.B. vollkommen unbekannt.

Da du ja auch ein paar positive Eindrücke
erwähnst, baut mich das wieder auf!

Lieben Gruß
Maribu
 

Ilona B

Mitglied
Hallo Maribu,

die folgenden Zeilen würde ich für meinen Geschmack ganz weglassen, sie sind für den Verlauf von keinerlei Bedeutung.
Wenn man noch voll im Erwerbsleben steht, kann man nicht immer Privates und Berufliches starr voneinander trennen.
Mitunter kommen Mitarbeiter anderer Niederlassungen, die ausgeführt werden wollen, oder es stellt sich abends noch ein Bewerber vor.
Du hast mit Deiner Geschichte in mir genau die Stimmung hervorgerufen, die ich zur Lebzeiten meiner Mutter oft empfunden habe. Ein schlechtes Gewissen, auch wenn es unbegründet war und eine Hilflosigkeit, die Umstände positiver zu gestalten.

Der Absatz
Ungeniert sagen sie dann: 'Ach, fünfundachtzig ist doch ein schönes Alter! Wer weiß, ob wir das überhaupt erreichen!' Dann möchte ich ihnen am liebsten die kleine Harke über den Schädel schlagen, weil fünf Jahre mehr für deine Mutter fünf gemeinsame und nicht einsame Jahre für mich gewesen wären!"
hat mir gut gefallen und ich muss zugeben, ich habe so eine Bemerkung auch schon mal gemacht und dabei ebenfalls nicht an die Sichtweise der Betroffenen gedacht.

Herzliche Grüße Ilona
 

Maribu

Mitglied
Hallo Ilona B.,

danke für deine Meinung!

Die beanstandete Passage sollte begründen, dass der Vater
auf den "Donnerstag" bestand. - Einmal Donnerstag, immer Donnerstag! - Alte Menschen wollen keine Veränderung!
Der Sohn, viel beschäftigt, konnte deshalb nicht auf einen
anderen Wochentag ausweichen.

Lieben Gruß
maribu
 

Galaxius

Mitglied
Mich stören die pauschalen Vorurteile auch ein wenig.
Die Jugend war den Alten auch schon immer suspekt.
Eine Jugendsprache gibt es nicht erst seit heute.
Und geil ist schon lange nicht mehr geil.
Mich wundert auch die Vorstellung, die du von einem Altersheim hast.
Zunächst heißt es nämlich nicht mehr Altenheim, sondern Seniorenstift.
Was allerdings nur Sprachkosmetik wäre, hätte sich sonst nichts geändert.
4-Bett-Zimmer gibt es schon seit Ewig nicht mehr. Und die "Alten" werden nicht nur zwischengelagert, bis sie zur "Ewigen Ruhe" geleitet werden.
In den meisten Einrichtung kümmern sich gut ausgebildete Pflegekräfte um die Bedürfnisse der Bewohner. Auch wenn uns die Medien gerne ein anderes Bild vermitteln wollen. Aber das wäre dann wieder ein neues Thema.
An der Geschichte fehlt mir auch das Ende. Was wird nun aus dem "alten Herrn"? Und hat der Sohn noch lange "Gewissensbisse" oder geht er einfach so zur Tagesordnung über?
 

rothsten

Mitglied
In den meisten Einrichtung[red]en [/red]kümmern sich gut ausgebildete Pflegekräfte um die Bedürfnisse der Bewohner.
Galaxius, schon mal was vom Betreuungsschlüssel gehört? Das hat mit der -meist vorhandenen- Qualifikation der Pflegekräfte nichts zu tun.

Dein Nick verrät, dass Du von einem anderem Stern stammst. Willkommen auf dem Planeten Erde.

Lebe lang und in Frieden und

lg
 



 
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