Dichtkunst (Priamel)

Bernd

Foren-Redakteur
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Ganz kurz zur Priamel:
Sie wurde früher sehr häufig verwendet, verschwand aber fast völlig. Es gibt sie in Gedichtform, aber es gab sie auch als eine Art Aphorismus. Die meisten alten Sammlungen verwenden eine Versform.

In einer unbestimmten Anzahl von Zeilen werden miteinander verwandte Gedanken oder Beschreibungen geäußert, sie werden dann in der letzten Zeile als Pointe zusammengefasst.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein Dichter dichtet ein Sonett,
ein anderer ein Triolett,
der dritte dichtet völlig frei,
der vierte wiederkäut den Brei,
der fünfte fühlt die Muse schweben,
der sechste frönt dem Saft der Reben,
mir fällt jetzt leider nichts mehr ein:
wir alle müssen Dichter sein.
 

Bernd

Foren-Redakteur
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Version 1
Ein Dichter dichtet ein Sonett,
ein anderer ein Triolett,
dem dritten aber fällt nichts ein:
Das muss der Held der Dichtkunst sein.

Version 2
Ein Dichter dichtet ein Sonett,
ein anderer ein Triolett,
der dritte dichtet völlig frei,
der vierte wiederkäut den Brei,
der fünfte fühlt die Muse schweben,
der sechste frönt dem Saft der Reben,
mir fällt jetzt leider nichts mehr ein:
wir alle müssen Dichter sein.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Und wieder ne neue Form gelernt... danke :) Und sehr sinnig, das Ganze und dazu noch mit Humor - mag ich :D
Fänd ne Verbindung super mit ein wenig Selbstironie:

Ein Dichter dichtet ein Sonett,
ein anderer ein Triolett,
der dritte dichtet völlig frei,
der vierte wiederkäut den Brei,
der fünfte fühlt die Muse schweben,
der sechste frönt dem Saft der Reben,
[blue]zu mir fällt mir nur eines ein:
Muss wohl wie sie ein Held der Dichtung sein.[/blue]

:D

Nur ne Idee - denn ich find beide Versionen gut.
Die erste hat allerdings die Würze in der Kürze - und daher wirklich ein bisschen mehr Pfiff...

LG, Rhea
 

Bernd

Foren-Redakteur
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Hier zwei Beispiele für Priameln aus "Deutsches Lesebuch", Band 1, Ausgabe 1
Von Wilhelm Wackernagel
http://books.google.de/books?id=HrQ...&ved=0CEQQ6AEwAw#v=onepage&q=priameln&f=false
Seite 1037
Wer einen Raben will baden weiß
und darauf legt sein ganzen Fleiß,
und an der sonne schnee will dörrn,
und allen wind in ein truchen sperrn,
und unglück will tragen feil,
und narrn will binden an ein seil,
und einen kahlen will beschern:
der tut auch unnütz arbeit gern.
Zer ich, so verderb ich;
spar ich, so sterb ich:
noch ist wæger, ich zer und verderb,
wenn daz ich spar und sterb.
 
Lieber Bernd,

endlich mal wieder was Neues... :D

Mir gefällt die zweite Version sehr, obwohl ja in der Kürze die Würze liegt. Ich musste doch sehr schmunzeln. :)

Lieben Gruß,
Estrella
 

atoun

Mitglied
Ein Dichter dichtet ein Sonett,
ein anderer ein Triolett,
der dritte dichtet völlig frei,
der vierte wiederkäut den Brei,
der fünfte fühlt die Muse schweben,
der sechste frönt dem Saft der Reben,

der siebte ist mir einerlei,
der achte betreibt Quälerei,
der neunte ist ein Freund der Ode:
sie alle wird der Teufel hole'!



mir fällt jetzt leider nichts mehr ein:
wir alle müssen Dichter sein.


:D
 



 
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