Dichtung

H

Heidi Hof

Gast
Ich weiß, was es bedeuten soll,
und kann es auch nachempfinden.
Dennoch beißen sich die Bilder,
denn ich kann Liebe und Verzweifelung
gut voneinander unterscheiden.

Aber vielleicht ist das gewollt
und der Grund, warum ich jetzt hier
solange sitze und immer wieder Deine Zeilen lese.
 
Hallo Heidi,

du hast recht, die Worte beißen sich, und ich sitze
auch schon länger vor dem Gedicht, als mir lieb ist.
Es liegt wohl daran, dass ich in letzter Zeit eine Art
Bilanz ziehe, und mich nur ein paar meiner Gedichte
wirklich noch überzeugen, zuviel Gefallsucht, zuviel
Eitelkeit, zuviel dichterische Sünden, und zuviel Fragen,
auf die es statt Antworten nur Kosmetik gibt.
Das soll nicht zu negativ klingen, ich denke nur
an Nietzsches Worte: „Die Dichter lügen zuviel!“
Und da hab ich keine Lust mehr zu, und so frag ich mich,
unter anderem, ist Liebe, ist Kunst eine Stärke,
oder nur der Wunsch, dem Tod eine Entschädigung
abzuringen?
Aber lass dir nicht zu sehr davon den Kopf verdrehen!

Liebe Grüße

black sparrow
 

pipi-barfuss

Mitglied
mh

hallo black,

mh, spontan dachte ich wahre worte aber wo bleibt dann die liebe?? muss dir in bezug auf nietzsche recht geben. ich finde liebe und kunst zusammen-das ist eine stärke. es auszudrücken, sich mitteilen, tiefer zu gehen.nicht wie manch anderer an der oberfläche "rumdümpeln"
gehört die eitelkeit,gefallsucht nicht zum leben wie die luft zum atmen?? und ohne die,wie würden dann einige "dichterische-werke" aussehen?? denke da grade an jefferson.

nachdenkliche grüße
und einen schönen abend, ;-)

pass auf dich auf

l.g. pipi

ach, deine "dichtung" ist zwar sehr wiedersprüchlich aber ansonsten gelungen.
 
Hallo pipi,

ich muss gestehen, dass ich nicht ganz verstehe,
was du meinst...
Aber Gefallsucht und Eitelkeit sind schlechte
Angewohnheiten, Fallen, in die man reintappt,
und die einem Text eine Menge Aufrichtigkeit nehmen.
Wichtig ist die Verarbeitung von Sinneseindrücken,
und die Verbindung, die es zwischen Autor und Leser
schafft. Das Ego ist dabei eher hinderlich und eigentlich
eine Illusion. man ist doch nur ein zu füllendes Gefäß
Den Verweis auf Jeffers versteh ich nicht, denn er
ist nun wirklich der uneitelste Dichter, den ich kenne.

Liebe Grüße

black sparrow

P.S.: Wenn ich Liebe sage, meine ich nicht die Beziehung
zwischen zwei Menschen, bzw. nicht in erster Linie, sondern
Liebe als Akzeptanz des Lebens.
 

anemone

Mitglied
hallo black,

Zweifel klingen aus deinen Zeilen,
Verzweiflung weil immer wieder etwas dazwischen kommt?
So lese ich deinen Text.

lG
 
H

Heidi Hof

Gast
black sparrow,

schreibe immer das, was Du schreiben möchtest.
Ich weiß, dass dann einige Werke nicht gerne gelesen werden, keine Beachtung finden oder schlechte Bewertungen bekommen. Aber man muss mit sich selber im Reinen bleiben, was nützen schöne Worte, wenn das Werk nur Kosmetik ist.


PS Falls Deine Worte mir dann den Kopf schwindelig machen, was soll`s, dann habe ich was zum Grübeln.


Liebe Grüße,
 
B

Betty Blue

Gast
Guten Morgen black sparrow


Dein Text lädt zur Eigenanalyse ein ... ich denke darüber nach, was mich "antreibt" ... wie ich meinen Motor definiere ... ich nenne ihn Liebe.

Du schreibst, dass Eitelkeit und Gefallsucht negative Eigenschaften sind ... aber sind sie nicht in gesundem Maße auch positiv und spiegeln sie dann nicht ein ausgewogenes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl wieder.

Was bedeutet Eitelkeit und Gefallsucht für dich?

Für mich bedeutet es, dass ich mir nicht gleichgültig bin, aber es heißt nicht, dass ich den ganzen Tag vor dem Spiegel stehe, oder nur darauf aus bin, anderen zu gefallen.

Und was ist negativ daran, wenn diese Eigenschaften mit in ein künstlerisches Werk einfließen (dass sehe ich übrigens genau wie Pipi Barfuss) ... es macht das Werk ehrlicher, denn keiner ist frei von diesen Eigenschaften und je mehr jemand versucht, dies aus seinen Werken herauszulassen, umso unechter wird und wirkt es.

Mir ist es lieber, etwas zu lesen, das all diese anscheinend "negativen" Eigenschaften wie Eitelkeit, Arroganz, Neid etc. enthält, als etwas, das voll ist von unehrlicher Selbstbeweihräucherung, oder zusammengeschusterter "Blümchendichtung", die nur darauf aus den Leser für dumm zu verkaufen ... "people ain´t no good", das weißt du doch...lächel.

Wenn ich etwas lese, dann will ich den Künstler darin spüren können ... in seiner Vielfalt und dazu gehören nun einmal auch die "negativen" Eigenschaften.

Denk doch alleine mal an Hank ... er gefällt mir so, gerade weil er ehrlich geschrieben hat und sich in seiner ganzen Person eingebracht hat und nicht versucht hat, seine "negativen" Eigenschaften zu vertuschen.

Puh....soviel wollte ich gar nicht schreiben, aber ich gestehe, dass es mich aufgeregt hat, zu lesen, was du geschrieben hast....smile.

Du hast eine These aufgestellt, die ich nicht so für mich annehmen will.

Die Verzweiflung treibt mich nicht ... sie hindert mich und hält mich auf, wenn ich ihr zuviel Raum gebe.

Die Liebe (für mich: die Akzeptanz meines Ichs in seiner Ganzheit)ist ein Antrieb, aus ihr kann ich Kraft schöpfen und diese Kraft hilft mir, die Verzweiflung, die ja auch ein Teil des Ganzen ist, anzunehmen und ihr den Schrecken zu nehmen.

Ich wünsche dir einen schönen Tag.


Ein sehr, sehr nachdenklicher Gruß von Betty Blue

PS. Was hältst du davon, deinen Text in die "Ich-Form" zu bringen?


"Es ist nicht die Liebe, die mich treibt..."
 

pipi-barfuss

Mitglied
hallo black,

ich merke das wir aneinander vorbei geschrieben haben.
du weißt wie ich zum thema kunst, liebe, und das leben in seiner ganzen form stehe*lächel*
dem künstler gebe ich recht....
ein tag später kann ich schon ein körnchen wahrheit darin sehen,wenn man von dem "großen ganzen", der welt und dem leben an sich ausgeht.du hast mich schon ein wenig überzeugt.
ich weiß das du deine werke nicht so gerne erklären möchtest. ist auch ok.(weiß ja was du meinst)
schön finde ich es, das du mich mit einigen deiner sachen zum nachdenken anregst.wie immer....
danke.

lieben gruß, diesmal gar nicht nachdenlich*lächel*
und pass auf dich auf,

pipi( künstler UND mensch)

p.s grüß mir dein papagei*zwinker*
 
Hallo Betty,

ich weiß nicht so recht, was ich noch sagen soll,
denn ich werd langsam müde, und wenn man Gedichte erklärt,
fängt man immer an zu schwafeln, und manchmal machen
die Kommentare das Gedicht kaputt.
Lies das Gedicht wie es da steht.
Missverständlich sind meine Antworten,
als Zeichen meiner Unzulänglichkeit.

Natürlich bin ich auch eitel und genieße Erfolge,
hab meine Schwächen und Fehler, und mach keinen Hehl
draus. Aber es heißt „Dichtung“ und darum geht’s, und unsere
Motivation ist Leiden und dessen Überwindung, mit dem
Wissen, sie nie zu erreichen, und das macht das Leben
zum Witz. Und wenn man Oben ist, dann lacht man drüber,
und wenn man unten ist, dann eben nicht.
Aber Eitelkeit ist, wenn man denkt: „Ich will auf die Bühne
und bewundert werden.“
Das führt , politisch gesehen, zum Faschismus und künstlerisch in die Bedeutungslosigkeit und Blümchenpoesie.
Das versteh ich unter Eitelkeit, oder wie du sagst,
Selbstbeweihräucherung (und Fremdbeweihräucherung).
Und da du „Hank“erwähnst: Gerade er hat geschrieben, weil es ihn vom Selbstmord abgehalten hat, und wohl auch viele seiner Leser, weil er sich uneitel so präsentiert hat, wie er war.
Es geht darum, ehrlich ein Zeugnis abzulegen, und sein Ego nicht zu wichtig zu nehmen.
Also sag ich, uns treibt Verzweiflung, und Liebe ist eine Kraft, die aus einem Mangel entsteht. Also ist sie Stärke oder Schwäche?
Darauf gibt es keine Antwort. Und fänden wir die Antwort, gäb es keine Kunst. Da haben die Tiere uns was voraus!
Und ich weiß genau, dass du genauso kämpfst wie ich, täglich, jeder in seiner eigenen Hölle, die wir für den Himmel halten, weil sie so schön warm ist.
Und mehr kann ich nicht sagen, es waren doch nur fünf kleine Zeilen!
Vielleicht noch ein Zitat:

„Was ich manchmal fälschlicherweise für Ekstase halte, ist nur die Abwesenheit von Trauer.“ (Sarah Kane-Gier)

Machs gut

black sparrow
 



 
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