Die Antwort

Candice

Mitglied
Alle paar Wochen innerhalb des vergangenen Jahres kaufte sie sich die dicke Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung.
Mit einer Tasse Kaffee und einem frischen Strauß Blumen auf dem Küchentisch begann sie mit der Lektüre.
Von besonderem Interesse war dabei die Seite mit den Heiratsannoncen, Abteilung "Bekanntschaften Herren".
Eines Tages war es dann soweit. Plötzlich konnte sie sich ganz einfach dafür entscheiden auf eine dieser Anzeigen zu antworten.
"Suche starke Frau mit kleinem Ego: eigensinnig, aber introvertiert, Kumpeltyp, mat.bescheiden;weibl.-natürl., aber uneitel.Bin 40/185."
Das Lesen von Kontaktanzeigen fordert die Leserin heraus sich mit der ewig alten Frage:"Wer bin ich"? auseinanderzusetzen.Und was will ich von diesem Mann?
Sicher ist, und das kommt in den Antwortbrief:ich brauche keinen Mann, der meint, mich aus dem Dornröschenschlaf wachküssen zu müssen.Ebenso ist die betreffende Dame an einer Familiengründung nicht interessiert, da sie bereits seit einigen Jahren als alleinerziehende Mutter visionär auf die familienfreie Zeit vorausblickt um dann endlich all das zu tun, wozu jetzt oft weder Zeit noch Geld in ausreichendem Maß vorhanden sind.
Also keinen Vater für die Söhne. Keinen Prinzen.
Aber das alles scheint der Verfasser der Anzeige ja auch nicht sein zu wollen. Wer möchte er seiner Freundin sein?
Ein extrovertierter,männl.-natürl., auf Äußerlichkeiten wenig Wert legender Typ zum Pferde stehlen?
Er scheint sich nicht dafür zu interessieren ob sie schlank und attraktiv ist, beschreibt sich selbst nicht als "vorzeigbar", übt möglicherweise keinen akademischen Beruf aus und geht wahrscheinlich keiner Sportart wie Segeln oder Golfen nach.
Er spricht nicht von weiblicher Oberweite oder seiner Kinderliebe.
Die Lesende, mittlerweilen Antwortende, gerät ein bißchen in`s Schwärmen. Sie entwirft Bilder, von ihm, von sich, von einer möglichen gemeinsamen Zeit- und sie schreibt in ihrem Brief davon.
Morgen wird sie in zur Post bringen, heute nacht steht er noch auf dem kleinen Hausaltar zwischen Buddha und Tara, als könnte sie damit Einfluß ausüben auf die Verbindung die entstehen könnte.
Es ist eine Möglichkeit der Begegnung, die sie sucht.
Indem sie schreibt, zeigt sie sich.
Indem sie sich zeigt, antwortet sie.
 

anemone

Mitglied
zum Text

Ich finde, das liest sich alles ein wenig lasch. Es fehlt
der Pepp. Klingt wie ein Bericht. Wie wär es mit Spannung?
 

Candice

Mitglied
Danke für die Anregung, werde darüber nachdenken. Ich habe tatsächlich einen Hang zu sachlicher Berichterstattung, gehe davon aus, daß die Spannung in der/dem Lesenden bereits vorhanden ist, also gar nicht erzeugt werden muß. Da ich mich beim Lesen allerdings auch schon gelangweilt habe, kann da was nicht stimmen.
 



 
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