Die Bache Bruni kämpft (gelöscht)

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Blumenberg

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Hallo Kaso,

ich habe eben deinen Text gelesen und möchte mich fürs erste noch einer Bewertung enthalten, da mir einige Dinge aufgefallen sind und der Text auf mich noch ein wenig unfertig wirkt.

Die Idee eine Geschichte aus der Perspektive einer Bache und ihrer Frischlinge zu schreiben finde ich im Prinzip gu. Du solltest aber aufpassen, dass du nicht zu sehr menschliche Eigenschaften und Verhaltensweisen hineinlegst.
Beispielsweise:

Eine Welle von Selbstvertrauen durchbrach den Fluchtinstinkt.
Du schilderst vollkommen richtig den Fluchtinstinkt der zunächst ausgelöst wird, allerdings ist eine Welle von Selbstvertrauen hier ein sehr pathetischer und menschlicher Ausdruck, der nicht so recht passen will. Flucht kommt nicht in Frage also bleibt nur der Kampf um seine Jungen zu schützen, dass hat mit Selbstvertrauen nicht unbedingt etwas zu tun, eher mit Ausweglosigkeit.

Jetzt leitete sie alle nur noch der Instinkt. Bruni haute mutig drauf, um nicht zu sagen tollkühn, was sie bisher nie getan hatte. Einzig das Überleben ihrer Frischlinge rechtfertigte das Blutvergießen.
Wildschweine sind, wenn ich es Recht weiß ganz schön aggressiv, wenns um ihre Jungtiere geht. Da wirken die Skrupel die du hier einfürhst für mich nicht passend, sondern eherscheinen eher als gekünsteltes Moment um die Heldenrolle deiner Bache zu betonen.

Als zweites ist mir die etwas eigenartige Verteilung der Rollen bei den Frischlingen aufgefallen. Drei haben keine Namen und werden auch sonst überhaupt nicht erwähnt. Außerdem wundert man sich als Leser, dass der Frischling Dator, der in den reißenden Fluss geschleudert wurde am Ende, ohne weitere Erläuterung, einer der beiden Überlebenden sein soll.

Daneben sind mir noch ein paar sprachliche Fehlerchen aufgefallen.

Furchtlos stand sie jetzt da, sie scharrte mit den Hufen und schnaufte, als das Rudel wilder Hunde sie erreichten.
Hier muss es erreichte heißen, da es sich auf das Rudel bezieht.

Doch der Schein trug. Die Mordlust der Wildhunde erlangte die überhand. Mit irre, glänzenden Augen griffen sie an.
Hier muss es trügte heißen statt trug. Die Überhand wird groß geschrieben und es muss entweder "irren, glänzenden" oder "irre glänzenden" heißen.

Ich hoffe du nimmst die Kritik nicht zu schwer. Ich finde die Idee für die Geschichte wirklich gut und glaube du kannst da noch viel mehr rausholen.

Beste Grüße

Blumenberg
 

Kaso

Mitglied
Lieber Blumenberg,
im Gegenteil, ich freue mich über deine Antwort, denn du hast dich mit meinem Text auseinandergesetzt. Das ist sehr hilfreich. Danke.
Das war meine erste Kampfszene, die ich geschrieben habe. Es war total spannend beim Schreiben (schmunzel). Sie kam mir "unrund" vor, auch, ob von der Spannung was rüberkommt, deswegen habe ich sie hier reingestellt und werde sie natürlich noch weiter bearbeiten.
Liebe Grüße
Kaso
 
W

WilliWieberg

Gast
Lieber Kaso,
auch ich finde ja deine Perspektive aus der Sicht eines Tieres sehr spannend. Leider traue ich mir selbst eher nicht zu, andere Texte kompetent zu bewerten, aber Blumenberg hat ja schon viele gute Sachen geschrieben, die ich gerne noch etwas ergänzen würde.
Gelungen finde ich Passagen wie

Ein fremder Geruch lag im Wind
oder

Viele! Sie kamen von Osten, vielleicht von der Grasebene. Sie hetzten durch das Birkenwäldchen, direkt auf sie zu.
die sofort Kopfkino bei mir in Gange setzen und gut zu einer szenischen Beschreibung passen. Szenisches Schreiben aus Tierperspektive finde ich ohnehin schwierig, weil man hier komplett auf wörtliche Rede verzichten muss und die "action" mit eigentlich narrativen Elementen - oder einem quasi inneren Monolog - herstellen muss, der dann oft sehr vermenschlicht wirkt. Besser ist vielleicht, man beschreibt ausschließlich, was das Tier konkret TUT.

Das Bellen wurde von einem durchdringenden Knurren abgelöst, Geifer troff von den Lefzen. Standhaft zeigten die Frischlinge ihre Zähne und sträubten das Fell, denn ihre Mutter vermittelte ihnen Mut.
Hier finde ich das gut gelöst: Auch wenn im letzten Satzstück interpretiert wird, dass das Verhalten der Mutter den Frischlingen Mut gibt, kommt es glaubwürdiger an.

Kleine Logikfehler wie ein Nachtessen im Schatten versuche ich zu vermeiden, indem ich mir die Szene möglichst bildlich (manchmal male ich sie sogar), vorstelle. Klappt bei mir auch nicht immer, aber dafür gibt es hier ja Leute, die einen darauf aufmerksam machen. :)

Auf jeden Fall macht es Spaß, deine Texte zu lesen!

Viele Grüße

Willi
 

Kaso

Mitglied
Lieber Willi,
ganz herzlichen Dank!
Deine Idee, nur das zu schreiben was sie tun ist super. Ich werde mein Augenmerk bei der Neufassung darauf richten.
Liebe Grüße
Kaso
 

Eremit

Mitglied
Ich bin nicht so gut im Korrekturlesen. Mir fehlt das Auge für das Detail. Aber den Eindruck, den dein Text macht, möchte ich gerne wiedergeben. Zunächst finde ich gut, dass der Text nicht sentimental ist, obwohl er ein sehr trauriges Thema hat. Er vermittelt, dass Leben, Töten und Kämpfen eben ein Teil der Natur ist. Dass die Frischlinge ihre Mutter verlieren, wird nicht weiter gefühlsmässig ausgeschlachtet. Die Bache stirbt, aber sie stirbt aus einem wichtigen Grund. Und das ist ja schon fast so etwas wie eine (kleine) Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens, die wir uns alle stellen. :)
 

Kaso

Mitglied
Lieber Eremit,
Du hast es richtig erkannt, ich habe nicht deutlich gemacht, das es bei Bruni um Mut geht, den sie sich wünschte. Als Wildschwein, hilft der Instinkt.
Liebe Grüße Kaso
 
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