Die Begegnung

1,80 Stern(e) 5 Bewertungen

Chris

Mitglied
Er war in Eile. Das war für ihn zwar nichts besonderes, aber an jenem Tag war es irgendwie anders.
An diesem Bahnhof, den er so gut kannte.
Es war ungewohnt für ihn. Nicht dass er mit dem Zug fahren musste, nein sein Ziel war ungewöhnlich: Er musste nach Cadolzburg, zum ersten Mal überhaupt.
Zu einem Vorstellungsgespräch.
Endlich - Nach Jahren der Arbeitslosigkeit!
Mit zusammen gekniffenen Augen las er (Sein Name war Helmut) aufmerksam den Fahrplan, um zu sehen, wann und auf welchem Gleis sein Zug abfahren würde.
Nur noch wenige Minuten Zeit, wo aber war der richtige Bahnsteig?
Unzählige Fragen schossen ihm durch den Kopf, Fragen wie:
Bin ich auch gründlich genug auf das Gespräch vorbereitet?
Ist mein Outfit in Ordnung?
Was wird mich erwarten?
Helmut war so in Gedanken, dass er nichts von dem Trubel um sich herum wahr nahm.
Es waren unzählige Reisende an diesem frühen Nachmittag unterwegs, studierten Fahrpläne, hetzten eilig mit großen Koffern oder Aktentaschen umher.
Helmut passte, ohne es zu wissen, genau in dieses Bild, wie er mit dunkler Flanellhose, dem braunen Sakko, einem weißen Hemd und einer zum Sakko passenden Krawatte bekleidet auf der Suche nach dem richtigen Bahnsteig umher lief.
Plötzlich aber stand dieser Mann direkt vor Helmut und versperrte ihm den Weg.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht sagte er in vertrautem Tonfall: "Mensch Helmut, wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen, wie Geht es Dir?"
Helmut stand wie angewurzelt da und sah den Mann verwirrt an.
Mit einem Male war die ganze Hektik, die ihn vorher so angetrieben hatte verschwunden.
Helmut erkannte diesen Mann sofort, natürlich, es war Georg.
„Was fragt der mich eigentlich so dumm, wie´s mir geht, wir haben uns doch erst gestern Abend in der Clique getroffen,“ dachte Helmut und sprach den Mann auch darauf an.
„Welche Clique“ fragte der Mann erstaunt zurück und nannte Helmut seinen Vor- und Zunamen.
Natürlich hieß der Mann nicht Georg, hätte das Helmut nicht wissen müssen?
Er kannte diesen Mann sehr gut, aber woher nur?
Jetzt wollte es Helmut aber wissen und fing damit an den Mann auszufragen.
Nacheinander nannte er alle Orte, an denen sich die beiden Männer begegnet sein konnten.
"Du hast doch hier studiert?" fragte Helmut, oder "Du wohnst doch hier?", aber der Mann beantwortete jede dieser Fragen mit einem schlichten "Nein!" und erklärte, dass er sein Leben ausschließlich in Regensburg verbracht und niemals irgendwo irgendetwas studiert hatte.
In Regensburg lebt er also dachte Helmut, einer Stadt, die er nicht einmal kannte.
Es war einfach Verrückt, da sah er in das Gesicht eines Menschen, das ihm so vertraut war, dass er meinte er würde diesen Mann jeden Tag sehen, wusste aber weder seinen Namen, noch woher sie sich kannten.
Und der andere Mann überlegte genauso, ihm ging es wie Helmut, nur dass er zumindest dessen Namen kannte.
Nach einigem Überlegen kamen die beiden zum Ergebnis, dass sie sich nur bei der Bundeswehr getroffen haben konnten, aber das schied schließlich auch aus, denn sie waren in verschiedenen Städten stationiert:
Helmut in München, der Mann dagegen in Regensburg.
Und dabei hätte doch alles gestimmt, beide waren sie Zeitsoldaten, beide zur gleichen Zeit beim Bund und beide sahen sich gegenseitig vor ihrem geistigen Auge genau in Uniform.
Die beiden hätten noch Stunden lang überlegen können, woher sie sich kannten, aber Helmut musste zum Zug und der Mann hatte etwas in der Stadt zu erledigen.
So trennten sich ihre Wege und Helmut überkam die selbe Hektik und Unruhe wie zuvor.
Auch jetzt, also Jahre später, hat Helmut keine Ahnung, wer ihm damals am Bahnhof begegnet war.
Er denkt noch oft über den fremden Mann nach. Woher nur kannte er ihn, Woher?
*** ***
 
A

Arno1808

Gast
Hallo Chris,

irgend jemand hat deinen Text als 'bearbeitungsbedürftig' eingestuft.
Das sehe ich grundsätzlich genauso, allerdings - und das geht an die Adresse des Bewerters - finde ich es nicht sehr fair, eine solche Klassifizierung abzugeben und sich dann kommentarlos aus dem Staub zu machen.
Das hilft recht wenig!

Ich hoffe, es ist dir recht, wenn ich den Text durchgehe und dir einfach ein paar Vorschläge mache.


Ursprünglich veröffentlicht von Chris
Er war in Eile. Das war für ihn zwar nichts [red][strike]b[/strike] B[/red]esonderes, aber an jenem Tag war es irgendwie anders.
An diesem Bahnhof, den er so gut kannte.
Es war ungewohnt für ihn. Nicht [red],[/red]dass er mit dem Zug fahren musste, nein sein Ziel war ungewöhnlich: Er musste nach Cadolzburg, zum ersten Mal überhaupt.

Wo ist der Bezug zwischen der Tatsache, dass er nicht mit dem Zug fahren mußte und sein ungewöhnliches Ziel Cadolzburg war?

Zu einem Vorstellungsgespräch.
Endlich - Nach Jahren der Arbeitslosigkeit!
Mit zusammen gekniffenen Augen las er (Sein Name war Helmut)

Diese Information wirkt hier deplatziert

aufmerksam den Fahrplan, um zu sehen, wann und auf welchem Gleis sein Zug abfahren würde.
Nur noch wenige Minuten Zeit, wo aber war der richtige Bahnsteig?
Unzählige Fragen schossen ihm durch den Kopf, Fragen wie:
Bin ich auch gründlich genug auf das Gespräch vorbereitet?
Ist mein Outfit in Ordnung?
Was wird mich erwarten?
Helmut war so in Gedanken, dass er nichts von dem Trubel um sich herum wahr nahm.

Das erscheint mir unlogisch, nachdem er sich gerade gefragt hat, wo der richtige Bahnsteig ist. Würde er sich da nicht trotz der unzähligen Fragen umschauen und dabei zwangsläufig den Trubel wahrnehmen?

Es waren unzählige Reisende an diesem frühen Nachmittag unterwegs, studierten Fahrpläne, hetzten eilig mit großen Koffern oder Aktentaschen umher.
Helmut passte, ohne es zu wissen, genau in dieses Bild, wie er mit dunkler Flanellhose, dem braunen Sakko, einem weißen Hemd und einer zum Sakko passenden Krawatte bekleidet auf der Suche nach dem richtigen Bahnsteig umher lief.

Diese detaillierte Beschreibung ist gar nicht nötig. Der Hinweis, dass er dazu paßt, hätte hier völlig gereicht.

Plötzlich aber stand dieser Mann direkt vor Helmut und versperrte ihm den Weg.
Mit einem breiten Grinsen im Gesicht

das ist eher umgangssprachlich

sagte er in vertrautem Tonfall: "Mensch Helmut, wir haben uns ja ewig nicht mehr gesehen, wie Geht es Dir?"
Helmut stand wie angewurzelt da und sah den Mann verwirrt an.
Mit einem Male war die ganze Hektik, die ihn vorher so angetrieben hatte verschwunden.
Helmut erkannte diesen Mann sofort, natürlich, es war Georg.
„Was fragt der mich eigentlich so dumm, wie´s mir geht, wir haben uns doch erst gestern Abend in der Clique getroffen,“ dachte Helmut und sprach den Mann auch darauf an.
„Welche Clique“ fragte der Mann erstaunt zurück und nannte Helmut seinen Vor- und Zunamen.
Natürlich hieß der Mann nicht Georg, hätte das Helmut nicht wissen müssen?
Er kannte diesen Mann sehr gut, aber woher nur?

Moment - noch einmal zum Verständnis: Er erkennt einen Mann logischerweise sofort, mit dem er sich am Vorabend getroffen hat. Gut. Aber dann stellt sich heraus, dass der es gar nicht ist? Lieber Chris, dann müßte es sich um einen Zwillingsbruder handeln, sonst nehme ich dir das nicht ab!

Jetzt wollte es Helmut aber wissen und fing damit an den Mann auszufragen.

Unschöne Formulierung! Vorschlag: Jetzt wollte es Helmut aber wissen und hakte nach.

Nacheinander nannte er alle Orte, an denen sich die beiden Männer begegnet sein konnten.
"Du hast doch hier studiert?" fragte Helmut, oder "Du wohnst doch hier?", aber der Mann beantwortete jede dieser Fragen mit einem schlichten "Nein!" und erklärte, dass er sein Leben ausschließlich in Regensburg verbracht und niemals irgendwo irgendetwas studiert hatte.
In Regensburg lebt er also dachte Helmut, einer Stadt, die er nicht einmal kannte.
Es war einfach [strike][red]V[/strike] v[/red]errückt, da sah er in das Gesicht eines Menschen, das ihm so vertraut war, dass er meinte er würde diesen Mann jeden Tag sehen, wusste aber weder seinen Namen, noch woher sie sich kannten.
Und der [strike][red]a[/strike] A[/red]ndere [strike][red]Mann[/strike][/red] überlegte genauso, ihm ging es wie Helmut, nur dass er zumindest dessen Namen kannte.
Nach einigem Überlegen kamen die beiden zum Ergebnis, dass sie sich nur bei der Bundeswehr getroffen haben konnten, aber das schied schließlich auch aus, denn sie waren in verschiedenen Städten stationiert:
Helmut in München, der Mann dagegen in Regensburg.
Und dabei hätte doch alles gestimmt, beide waren sie Zeitsoldaten, beide zur gleichen Zeit beim Bund und beide sahen sich gegenseitig vor ihrem geistigen Auge genau in Uniform.
Die beiden hätten noch Stunden lang überlegen können, woher sie sich kannten, aber Helmut musste zum Zug und der Mann hatte etwas in der Stadt zu erledigen.
So trennten sich ihre Wege und Helmut überkam die selbe Hektik und Unruhe wie zuvor.
Auch jetzt, [strike][red]also[/strike][/red] Jahre später, hat Helmut keine Ahnung, wer ihm damals am Bahnhof begegnet war.
Er denkt noch oft über den fremden Mann nach. Woher nur kannte er ihn, Woher?
*** ***
[/B]
 

Chrisch

Mitglied
Tut mir leid Chris, aber der Umstand, dass Helmut ein Vorstellungsgespräch vor sich hat, bringt den Leser auf eine völlig falsche Fährte und steht in keinem Zusammenhang mit dem eigentlichen Zweck des Textes.
Außerdem ist es in der Tat absurd und die einzige Erklärung wäre ein Zwilling, aber auch das ist nicht möglich, da Helmut ja von diesem Mann ebenfalls erkannt wird.
Auch dieses wiederholte "der Mann" ist grauenvoll. Inzwischen hätte der sich bestimmt mal vorgestellt.
Nach einigem Überlegen [blue]kamen die beiden zum Ergebnis[/blue], dass sie sich nur bei der Bundeswehr getroffen haben konnten, aber das schied schließlich auch aus, denn sie waren in verschiedenen Städten stationiert:
Das ist doch kein Ergebnis zumal sie ja noch weiter grübeln.
 

Ralf Langer

Mitglied
Kafka?

Hi Chris,
ich stimme meinen Vorrednern zu. Die Geschichte
funktioniert so nicht.
Aber ich erkenne ein verstörendes Potential in ihr, dem du dir selbst möglicherweise nicht bewusst bist.

Mein Vorschlag:

Für den Leser weg vom Bahnhof direkt ins "Vorstellungsgespräch".

Das hat für mich kafkaeske Züge.
Hier wäre dein Ansatz. Mach es grotesker.
Z.B.
Helmut sitzt im Vorraum zum Vorstellungsgespräch und trifft
quasi in seinem zukünftigen Arbeitgeber, den Fremden der ihn erkennen will.
Helmut erkennt ihn aber nicht.
Ist das ein Spiel des Arbeitgebers um seinen möglichen zukünftigen Angestellten irgend einer Form der Überprüfung zu unterziehen?
Wie muss-soll Helmut reagieren um den Arbeitsplatz zu bekommen?
Viele weitere spannende Möglichkeiten ergeben sich
Und vor allem:
Lass das Ende offen und den Leser grübeln.

Also,
setz dich nochmal dran. Da geht mehr
Lg
RAlf
 



 
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