Die Beichte

Sam

Mitglied
Hi Ihr!

War mein erster Versuch eine Krimi-Kurzgeschichte zu schreiben,also erwartet kein Meisterwerk.
Würde mich sehr über Kritik und Verbesserungsvorschläge freuen!

Danke, Sam


Die Beichte


Es war Donnerstag. Wie jedes Mal machte sie sich auf den Weg zur Kirche. Sie würde beichten gehen und sich danach besser fühlen. Mit leichtem Gewissen würde sie anschließend nachhause kommen, Essen machen und die Kinder ins Bett bringen. Vielleicht noch eine Flasche Rotwein gemütlich zusammen vor dem Kamin trinken und dann mit diesem wohlig warmen Gefühl der Schwere und Müdigkeit ins Bett fallen. Doch zuerst die Beichte.
Sie war fast da. Die Kirche befand sich nicht weit weg von ihrem Haus und sie pflegte zuerst die Bahn und dann den Bus zu nehmen. Eine Fahrzeit von ungefähr 15 Minuten. Nicht zu weit für das gute Gefühl danach.
Es war gegen fünf als sie die große steinerne Kirche aus dem 14.Jahrhundert erreichte. Die schwere Eichentür quietschte wie immer leise und im Inneren der Kirche war der gewohnte Duft von Weihrauch zu riechen. Das versetzte sie schon fast in weihnachtliche Stimmung und sie nahm sich vor nächste Woche mit der Weihnachtsdekoration anzufangen und Plätzchen zu backen. Vielleicht ließe sich ja noch Zeit für einen freien Nachmittag finden um sich der angenehmen Seite des Lebens zu widmen. Schon bei dem Gedanken spürte sie ein Kribbeln. Aber deswegen war sie ja hier und Pfarrer Heinrich würde wie immer Verständnis für ihre Situation haben und sie freisprechen.
Er war schon seit 15 Jahren in dieser Gemeinde und die gute Seele schlechthin. Er pflegte in dem Beichtstuhl hinten links zu sitzen und die Schäfchen seiner Gemeinde auf den rechten Weg zu führen. Sie hatte Glück und der Beichtstuhl war frei. Erleichtert setzte sie sich und murmelte die verlangten Worte. Pfarrer Heinrichs Stimme war heute undeutlicher als sonst, er klang irgendwie erkältet. Was ja auch kein Wunder ist, wenn man die ganze Zeit in dieser kalten Kirche sitzt, dachte sie. Nach der üblichen Einleitung von seiner Seite begann sie zu erzählen. Ihre Stimme zitterte schon lange nicht mehr und der reuevolle Unterton war kaum zu hören. „Vater ich habe gesündigt“ begann sie.
„Ich weiß mein Kind!Aber Gott hat Verständnis für unsere Taten. Du must doch keine Strafe fürchten. Was ist es also?“ Seine Stimme wurde sanft.
„Also, ich habe meinen Ehemann betrogen – wieder. Ich will es nicht, ich empfinde nichts für den anderen, aber es passiert trotzdem.“
„Willst du ihn verlassen, mein Kind?“ seine Stimme war jetzt eine Spur angespannter.
„Ja .Ja ich will ihn verlassen.“ Sie faltete die Hände krampfhaft auf ihrem Schoß.
„Was macht er mit dir, was dein Mann nicht tut. Ist er besser im Bett?“
Sie erstarrte. Solche Fragen pflegte Pfarrer Heinrich sonst nie zu stellen, er war immer so verständnisvoll. „Ich weiß es nicht, nein eigentlich nicht.“ Stotterte sie.
„Nein? Ich dachte immer es gefällt dir was ich tue.“ Die Stimme hinter dem Fenster klang enttäuscht. Die Worte vermochten nicht sofort in ihr Bewußtsein durch zudringen und ihr wurde schwindelig. Sie merkte nicht wie sich das Fenster im Beichtstuhl leise öffnet und nur wie einen schwarzen Schatten nahm sie die kühle Hand wahr, die sich um ihren Hals legte.
Die Hand war so stark und sie fühlte wie ihr Halswirbel brach und alles vor ihren Augen schwarz wurde. Die Handtasche entglitt ihren Händen und fiel leise zu Boden.
„Ich dachte es gefällt dir, mein Kind“ sagte er traurig als er sich zu ihr hinüberbeugte. Ihr Gesicht war blau angelaufen und ihre Augen starrten weit aufgerissen ins Leere.
„Wir hätten es so schön haben können, aber du wolltest nicht.“ Er schüttelte bedauernd mit dem Kopf und richtete sie wieder auf, so dass sie selbstständig auf der Bank sitzen blieb. Dann schloss er die Tür des Beichtstuhls und seine Schritten verhallten lautlos, als er auf dem kalten Kirchenfußboden nach draußen schritt. Er öffnete die Tür und fühlte, dass bald Weihnachten sein würde.
 

Tira Misu

Mitglied
MoshiMoshi SAM!

Mir hat deine Geschichte gefallen. Sie hatte genau den Überraschungsmoment, den ich bei Krimikurzgeschichten liebe.
Eine Wortwiederholung ist mir aufgefallen: ...sie pflegte den Zug zu nehmen... und...der pfarrer pflegte hinten links zu sitzen... .
Ich freue mich schon auf weitere Geschichten,

Sayonara, Tira Misu.
 



 
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