Die Bettgeschichte

Liselotte

Mitglied
Die Adventszeit stand vor der Tür und ich wußte, daß er diesbezüglich Pläne hatte, schließlich war er Vater eines Sohnes und Patenonkel bei der Tochter seines besten Freundes. Warum jammerte er jedes Mal bei unserem Treffen, daß er mich gern in seine Studentenbude mitnehmen würde, aber das einfache: \"komm mit\" kam nicht über seine Lippen, dabei merkte ich, daß er ja schon längst unter Zeitdruck stand. Endlich, in der letzten Adventswoche hatte er sich überwunden, wir steuerten sein Domizil im sechsten Stock des Hochhauses an. Zögernd, doch sehr mutig, stieß er die Wohnungstür auf. Irgendeine Vorstellung hatte ich mir nicht gemacht, doch was mein Auge bestaunen durfte, übertraf jede nur denkbare Illusion. Suchend wanderte mein Blick durch das Appartment, die Kleinstküche und das handtuchschmale Bad hatten wir schon mit drei Schritten hinter uns gelassen. Ein Bett konnte ich nirgends entdecken - oder doch? Sollte dieses auf einer kleinen Erhöhung liegende Styroporbündel seine Liegewiese sein? Ja, sie war es, so wurde ich sogleich von ihm unterrichtet. Mir schoß es blitzartig durch den Kopf: \"Du wirst hier keine Niederlage erleben.\" Wie sehr sollte ich mich irren!
Seither sind zwei Jahre vergangen; wieder werden wir in ein paar Wochen die Adventskerzen anzünden, und das \"Lotterbett\" ist in dieser Zeit schon oft beehrt worden. Wir lieben es beide, obwohl es seinen Standort einige Male gewechselt hat. Immer wurde seine optische Wirkung in jeder Ecke des Zimmers erprobt. Z.Zt teilt es die vordere Hälfte des Raumes in Schlafplatz mit anschließendem Wohnsalon, den seit letzter Woche ein stabiler Tisch ziert. Das vorher dort stehende Gebilde war mit einer Absturzstelle vergleichbar, und hätte eigentlich mit einem Warnschild abgesichert sein müssen.
Abstützen durfte man sich nämlich nicht. Dann hätte es passieren können, daß einem die Tischplatte samt Geschirr als nicht zu bremsendes Flugobjekt entgegengekommen wäre.
Wir pflegen unsere Kleinformateinrichtung mit der notwendigen Sorgfalt, denn verbessernde Neuanschaffungen sind wegen unserer anhaltenden Dauerdefizite auf unserem Konto nicht möglich. Das ist auch der Grund, weshalb ich bisher versuchte, all das Lustige literarisch zu verarbeiten.
 



 
Oben Unten